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Jener Sommer, das ruhigste Meer

Noruberutos zusammengewürfelte Bemerkungen zum Film und die damit zusammenhängenden Gegenstände




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Haru tono tabi (Harus Reise) - KOBAYASHI Masahiro, J 2010



Ein Fischer, der in einer abgelegenen Küstengegend durch sein Alter und einen Unfall (Schlaganfall?) arbeitsunfähig wird, reist mit seiner Enkeltochter in die nähere und fernere Umgebung, um seine Verwandschaft zu besuchen. Irgendwo, bei seinen Geschwistern, sollte er doch unterkommen können, damit seine Enkelin ein neues, eigenes Leben starten kann, anderswo, in der Stadt, in Tokyo?

So klappern Tadao (Nakadai Tatsuya) und Haru (Tokunaga Eri) die Geschwister des Großvaters ab; ein älterer Bruder, eine Schwester, ein jüngerer Bruder. Doch in dieser eigentümlichen Mischung aus Roadmovie und shomin-geki findet der alte Mann keine Bleibe, findet die junge Frau keine Perspektive. Es ist eine Reise des Alten in die Vergangenheit, und eine Reise der Jungen in die Zukunft. Gleichzeitig ist es aber genau umgekehrt; es ist eine Reise der jungen Haru in die Vergangenheit, und eine Reise des alten Tadao in die Zukunft...

Ein drückendes, verdrängtes Geheimnis um Harus Eltern klärt sich schließlich auf, ein Moment des möglichen Glücks blitzt auf, doch auch dieser hat keinen Bestand...

Das Ende kommt harsch und plötzlich.

Ist das wirklich Nakadai Tatsuya? Aber ja, er ist es. Jeden Moment erwarten man, daß er dieses fragend-wahnsinnige Gesicht aufsetzt und spielerisch sein katana unter dem altmodischen Mantel hervorschwingt. Aber nein. Dies ist kein wahnsinniger, wohl aber ein fragender Blick. Was hat die Vergangenheit zu bedeuten, was die Zukunft? Also nur ein fragender Blick. Ein fragender Blick des Zuschauers ebenso. Auf die japanische Gesellschaft (Vergreisung, Verstädterung, Sentimentalität). Auf die Zeit. Auf die Gewohnheit.

Die das Geschehen oft von Außen, mit starker Zoomlinse, einfangende Kamera. Gleichzeitige Nähe und Distanz. Das Unverständnis der Generationen, das in Verstehen umschlägt und zurück. Eine berührende Geschichte von Kobayashi, die aber nicht ganz an die kontemplativ ruhige, unvergleiche Erzählung von Ai no yokan ( The Rebirth von 2007) herankommt. Einige Abstriche sind auch aufgrund des ab und zu nahe am Sentimentalen vorbeischrammenden Soundtracks zu machen.

Eine große Altersrolle für Nakadai. Und, wie dem Klappentext zu entnehmen, wurde der Film in jener Region Japans gedreht, die durch die Seebeben / "Fukushima"katastrophe von 2011 vollkommen verändert wurde.

(Heute ist übrigens der 67. Jahrestag des Atombombenabwurfes auf Hiroshima)

Familie Roadmovie Nakadai Kobayashi M