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Jener Sommer, das ruhigste Meer

Noruberutos zusammengewürfelte Bemerkungen zum Film und die damit zusammenhängenden Gegenstände




Foto

Ano natsu, ichiban shizukana umi (A Scene at the Sea) - KITANO Takeshi, J 1991



Wie es wohl sein mag, ein taubstummer Surfer zu sein? Den Sound der Brandung nicht zu hören?

Der Taubstumme Shigeru, beschäftigt bei der örtlichen Müllabfuhr, findet eines Tages ein kaputtes Surfbrett und wird von der Faszination des Wellenreitens gepackt. Zunächst von seiner Umgebung belächelt, erarbeitet er sich durch seine Unbeirrbarkeit den Respekt der etablierten Surfergemeinde. Schließlich kann er sich von seinem Gehalt ein ordentliches Brett leisten und nimmt sogar an Wettbewerben teil. Doch das Unheil nimmt aufgrund seines Handicaps seinen Lauf...

Keine Spur hier von Beach Boys oder Hawaii. Sondern - totale Tristesse. Schmutzig-graue Strände und Wohnsiedlungen, die einzigen Farbflecke die knallbunte Surfermode. Wiederholung und Variation des Immergleich-alltäglichen. Die Nahaufnahmen und die Totalen zeigen das Geschehen immer von Nebenher, nie ist man im Zentrum des Geschehens.

Kein Film von Kitano ist so voll von absurd-grotesk-alltäglichen Situationen wie dieser. Es ist absolut sinnlos, diese beschreiben oder erklären zu wollen. Von Surfern, die am Strand herumlungern. Vom Zusammenfalten von Kleidungsstücken. Von verlorenen Randfiguren. Vom "Überhören" entscheidender Situationen. Von Umweltverschmutzung. Von tragigkomischen Nachahmern...

Vieles von dem, was ein Jahrzehnt später in Dolls (wahrlich kein schlechte Film!) aufgesetzt und etwas gekünstelt wirkt, ist hier echt, natürlich, menschlich. Ein ruhiger, phänomenologischer Film. Vielleicht der schönste Film von Kitano, schön im Sinn von tragisch-schön? Mit Sicherheit einer seiner besten Arbeiten. Vielleicht gerade weil er selbst nicht mitspielt?

Fragen über Fragen.

Aber wie es wohl sein mag, ein taubstummer Surfer zu sein?

Surfen Behinderung Kitano