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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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RISING SUN (Philip Kaufman/USA 1993)



"Business is war."

Rising Sun (Die Wiege der Sonne) ~ USA 1993
Directed By: Philip Kaufman


Während der Fusionsverhandlungen zwischen einer kalifornischen und einer japanischen Microchipgiganten in L.A., die mit der Einweihung eines gigantischen Bürogebäudes des Nakatomi-Konzerns zusammenfallen, wird eine leichtlebige US-Schönheit (Tatjana Patitz) ermordet. Die Ermittlungen werden an den wegen Bestechungsverdachts geächteten Cop Web Smith (Wesley Snipes) und den japanophilen John Connor (Sean Connery) übergeben. Smith und Connor decken eine Industrieverschwörung auf, bei der sie selbst als Strohmänner fungieren sollten.

Die Romane von Michael Crichton markieren in der Majorität so wunderbare wie erzreaktionäre Zeitzeugnisse für die irrationalen Ängste des amerikanischen WASP-Mannes um die 40. In "Jurassic Park" ging es um die Furcht vor den unabsehbaren Auswirkungen von Gen-Manipulationen, in "Disclosure" um die maskuline Phobie betreffs weiblicher Emanzipationsanstrengungen, um nur zwei populäre, etwa zeitgleich fürs Studiokino adaptierte Beispiele zu nennen. "Rising Sun" beziffert die Panik vor der Wirtschaftsmacht Japan, die quasi durch die Hintertür die amerikanische Industrie lahmlegen und übernehmen sollte. Zwar revidiert der Ausgangspunkt der Story schlussendlich insofern den inhaltlichen Kontext, als dass sich die Urheber des delikaten Mordfalls "nur" als die gierigen Handlanger der Firmenbosse entpuppen, der umfassende Grundgedanke der Story bleibt jedoch auch nach dem Film- bzw. Romangenuss omnipräsent.
Es ist stets ein Glück für verfilmte Trivialliteratur, wenn ein geistreicher Regisseur hinter dem Projekt steht; in diesem Falle der von mir sehr geschätzte, aus dem New-Hollywood-Dunstkreis stammende, seine vordergründig populistischen Themen in der Regel mit einer nur schwer greifbaren Süffisanz und Humorkonnexion behandelnde Philip Kaufman. Dass ein Mann, der sich unmittelbar vorher an Milan Kundera und Henry Miller verlustiert hat, nun für eine Crichton-Adaption zuständig ist, spricht Bände. Und tatsächlich bestärkt sich nach und nach der Eindruck, dass die Rollenklischees, die "Rising Sun" durch die Bank bedient, bloß bewusst grobe Überzeichnungen sind: Der in Kampftechniken bewährte, afroamerikanische Machobulle hier, der weise (und weißbärtige) Papa-Gaijin-Schlumpf, der sich asiatischer gibt als Konfuzius und am Ende doch bloß so viel Japan repräsentiert wie die Form seiner Augen, der lebenslustige, sich den Verlockungen des Westens hingebende Yakuza (Cary-Hiroyuki Tagawa), der miese US-Bulle am anderen Spektrumsende (Harvey Keitel), der altehrwürdige japanische Großmogul (Mako), der kriecherische amerikanische Geldsack (Kevin Anderson), der korrupte Politiker (Ray Wise), der schleimige Reporter (Steve Buscemi). Alles drin, alles dran. Wenn man "Rising Sun" als das begreift, was er - zumindest in seiner klugen Filmgenesis - tatsächlich ist, nämlich als bitterböse Satire auf das bedingungslose, amerikanisch-imperialistische Abzielen auf allumfassende Kulturassimilierung, dann ist er hochinteressant. Als vordergründiger Wirtschaftsthriller erreicht er leider nur gehobenes Mittelmaß.

7/10

Philip Kaufman Michael Crichton Verschwoerung Los Angeles



Filmtagebuch von...

Funxton

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