

Sag zum Abschied leise "Wichser!", oder: sentimentaler Abgesang auf eine geliebte Filmcommunity
von D.C.L. ·
07 August 2011
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2004 war ich 19 und ein rechter Idiot. Ich hatte gerade mein Abitur gemacht, dümpelte mit einem Deutsch- und Philosophiestudium herum, nachdem ich es erfolgreich geschafft hatte, mich um Bund und Zivi zu drücken und schaffte es einfach nicht, mir das Rauchen abzugewöhnen - Durchschnitt: anderthalb Schachteln pro Tag. Im Internet suchte ich bei Google nach Infos über den neuen Terminatorfilm. Was ich fand war die Kritik eines gewissen "Guy79" auf der Webseite www.kino.de. Ich war angefixt, fing selber an zu schreiben, irgendwann kamen sogar Kommentare zurück.
Ein paar User lernte ich im Verlauf der nächsten Monate persönlich kennen, einer wohnte in meiner Stadt, einer nur ein paar Kilometer weiter. Ein Jahr später war ich auf meinem ersten Berlinaletreffen dabei, lernte dort mehr User kennen und schätzen, wo nicht lieben. Es sollten noch viele Treffen folgen.
Das Forum erlebte derweil Höhen und Tiefen, Trolls kamen und gingen wieder, hitzige Diskussionen um Hitler- und andere "Monster"-Filme wurden ausgefochten, verstiegene Rätsel aufgestellt und gelöst, einmal jährlich gab es die große "Kino.ED"-Wahl. Gegen Ende nahm dies alles schleichend ab, bis zuletzt nur noch ein gewisser Stamm an Usern da war, die regelmäßig Beiträge lieferten.
War dies die Ursache dafür, dass die Community jetzt eingestampft wurde? Vielleicht. Ist dies eine ausreichende Begründung dafür, zehn Jahre Leben mit zigtausend Beiträgen von hunderten von Usern einfach so in die Tonne zu kloppen, als wäre nichts dabei? Scheiße, nein.
Nützt alles nichts, was vorbei ist, ist vorbei.
Heute bin ich 27 und wahrscheinlich immer noch ein rechter Idiot. Ich habe dreißig Kilo abgenommen, bin Vater geworden, habe mein Schauspielstudium abgeschlossen, mein erstes Festengagment am Theater bekommen und es immer noch nicht geschafft, mir das Rauchen abzugewöhnen - wenn auch, es auf durchschnittlich fünf Zigaretten pro Tag zu reduzieren. Es mag melodramatisch klingen, aber Kino.de hat mich begleitet und mir geholfen, das zu werden, was ich heute bin. Und es war ein Halt in guten wie in schlechten Zeiten. Dafür bin ich sehr dankbar.
Den Verantwortlichen für die Abschaltung und Löschung (habe vernommen, dass es sich dabei nicht um die Redaktion handelt) möchte ich ein altbekanntes Joschka Fischer-Zitat ans Herz legen. Ihr wisst schon, welches.
D.C.L.
Ein paar User lernte ich im Verlauf der nächsten Monate persönlich kennen, einer wohnte in meiner Stadt, einer nur ein paar Kilometer weiter. Ein Jahr später war ich auf meinem ersten Berlinaletreffen dabei, lernte dort mehr User kennen und schätzen, wo nicht lieben. Es sollten noch viele Treffen folgen.
Das Forum erlebte derweil Höhen und Tiefen, Trolls kamen und gingen wieder, hitzige Diskussionen um Hitler- und andere "Monster"-Filme wurden ausgefochten, verstiegene Rätsel aufgestellt und gelöst, einmal jährlich gab es die große "Kino.ED"-Wahl. Gegen Ende nahm dies alles schleichend ab, bis zuletzt nur noch ein gewisser Stamm an Usern da war, die regelmäßig Beiträge lieferten.
War dies die Ursache dafür, dass die Community jetzt eingestampft wurde? Vielleicht. Ist dies eine ausreichende Begründung dafür, zehn Jahre Leben mit zigtausend Beiträgen von hunderten von Usern einfach so in die Tonne zu kloppen, als wäre nichts dabei? Scheiße, nein.
Nützt alles nichts, was vorbei ist, ist vorbei.
Heute bin ich 27 und wahrscheinlich immer noch ein rechter Idiot. Ich habe dreißig Kilo abgenommen, bin Vater geworden, habe mein Schauspielstudium abgeschlossen, mein erstes Festengagment am Theater bekommen und es immer noch nicht geschafft, mir das Rauchen abzugewöhnen - wenn auch, es auf durchschnittlich fünf Zigaretten pro Tag zu reduzieren. Es mag melodramatisch klingen, aber Kino.de hat mich begleitet und mir geholfen, das zu werden, was ich heute bin. Und es war ein Halt in guten wie in schlechten Zeiten. Dafür bin ich sehr dankbar.
Den Verantwortlichen für die Abschaltung und Löschung (habe vernommen, dass es sich dabei nicht um die Redaktion handelt) möchte ich ein altbekanntes Joschka Fischer-Zitat ans Herz legen. Ihr wisst schon, welches.
D.C.L.