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Seeing is believing

Filmnerdism und -Liebe auf ganzer Liebe. Egal ob obskur, künstlerisch, trashig oder abgefahren: fast keine filmische Schandtat wird ausgelassen.

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Nebraska Jim


Nebraska Jim, so ist der simple wie einprägsame Name des urplötzlich auftauchenden Kerls, der Marthy Hillman aus der Patsche helfen möchte. Dieser wird schon seit einiger Zeit vom Fiesling Bill Carter bedroht, da man wegen einer bestimmten Sache noch eine Rechnung offen hat. Als wäre dies noch nicht genug, ist Carter auch schon seit Jahren auf Kay, die Scheinehefrau von Marthy, scharf. Da kommt der gute Jim wie gerufen um Marthy aus der Patsche zu helfen. Leicht ist dies allerdings nicht, versucht Carter doch als Retourkutsche nach einem ersten Kennenlernen mit Jim das Duo beim ständig betrunkenen Sheriff durch verdrehte Tatsachen anzuschwärzen. Doch man hat nicht mit der Hartnäckigkeit des werten Jims gerechnet, der den Kampf auch gerne alleine gegen Carter und seine Bande aufnimmt.

Von Antonio Roman begonnener und von Mario Bava vollendeter Italowestern, dem man seinen US-Einfluss noch deutlich ansieht. Ken Clark als titelgebender Jim ist ja beinahe schon ein Überwesen, so vielseitig ist das Talent seines Charakters. Intelligent, gewitzt, zielsicher mit dem Schießeisen und mächtig ausgefuchst wird er präsentiert. Clark selbst bringt diesen Charakter einigermaßen rüber, bleibt aber etwas hölzern. Sein markantes Auftreten paßt dennoch gut in den Film, wird allerdings von Piero Lulli als Fiesling vom Dienst überstrahlt. Schon dessen erster Auftritt in komplett schwarzer Kluft und sehr finsterem Blick ist ein erstes Highlight. Lulli spielt wirklich klasse, der Rest der Mimen geht auch okay. Das geht eigentlich auch der ganze Film. Die Story ist wahrlich kein Glanzlicht in Sachen Komplexität oder Ausgefeiltheit. Einiges ist auch ziemlich vorhersehbar, trotzdem stellt Nebraksa Jim gelungene Unterhaltung dar. Trotz des amerikanischen Einflusses, merkt man hier und da später dann so typische Italoelemente. Ja sogar die Gewaltspitzen werden teilweise schon recht graphisch dargestellt. Es wäre mehr drin gewesen für einen richtig guten Film, aber knapp über dem Durchschnitt reich hier auch schon für gewisse Kurzweil.

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Das Schloss der blauen Vögel


In einem protzigen Gemäuer irgendwo in der Pampa, welches zu einem luxuriösen Sanatorium für geistig nicht ganz auf der Höhe schwimmende Damen der Upper Class umfunktioniert wurde, geht der Schrecken um. Genauer gesagt, ein Triebmörder (So der deutsche Alternativtitel) der mit den verschiedensten Waffen, die so im Gebäude rumhängen, einige der Patientinnen über den Jordan schickt. Dabei dauert es doch einige Zeit, bis sein Treiben entdeckt und die Polizei eingeschaltet wird.

Eine wirkliche Unglaublichkeit, die sich Fernando di Leo hier zusammen mit seinem Co-Autoren Nino Latino hat einfallen lassen. Dabei soll dieser Giallo sogar auf einem Werk vom ollen Konsalik beruhen, hat allerdings nichts als den Namen damit gemeinsam. Außerdem sind die Namen einiger Figuren in Buch und Film gleich, ansonsten muss man feststellen: nicht nur die Vögel sind oder waren blau, sondern auch das Autorenteam beim Verfassen des Drehbuchs. Sowas sleaziges ist man vom ansonsten so souveränen di Leo gar nicht gewohnt. Anfangs funktioniert der Film sogar ziemlich gut, immerhin hat man mit Klaus Kinski, Margaret Lee, Jane Garret und einer Rosalba Neri, die mit ihrem Charakter ein wahres Highlight des Streifens darstellt, einen illustren Cast. Die Atmosphäre ist äußerst easy und locker, der Soundtrack noch easier und mächtig charmant. Doch spätestens wenn der Mörder durch das Haus schleicht und die Frauen, welche mit nicht gerade wenigen Nuditäten den Schundfaktor des Films in die Höhe treiben, um die Ecke bringt, fällt der Film ein wenig ab. Locker-trashige Unterhaltung ist es, doch für einen astreinen Giallo mit viel Thrill und Suspense reicht es eben nicht. Knapp überm Durchschnitt anzusiedelnder Schlock.

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My Dear Killer


Ein Versicherungsvertreter wird mittels eines Schaufelbaggers geköpft. Dem Fall nimmt sich George Hilton als rotzbebremster Kommissar an, merkt aber schnell, dass da eine ganze Menge mehr dahinter steckt als ein zuerst angenommener, tragischer Unfall. Auch der Baggerführer wird nämlich schnell am nächsten Gebälk hängend aufgefunden, allerdings merkt Hilton: das ist kein Suizid, sondern Mord. Die zwei Todesfälle scheinen mit einem schon länger zurückliegenden Fall von Kindesentführung und -Mord in Verbindung zu stehen.

Mehr als ordentlicher Giallo von Tonino Valerii. Sehr routiniert in Szene gesetzt, aber mit etwas Spannungsabstinenz gesegnet. So richtig thrillt der Film nun nicht, kann aber durch seine teils recht kauzigen Figuren und netten Wendungen innerhalb der komplexen Story überzeugen. Nicht richtig erstklassig und zum Niederknien, aber ein gut unterhaltender Giallo mit ruhigem Grundton, der von zwei deftigen Mordszenen unterbrochen wird. Anders als in anderen Werken ist dies nicht mal wirklich unpassend. Überraschend, dass der Score von Meister Morricone irgendwie sehr unauffällig wirkt und fast untergeht. Obwohl er gar nicht mal so übel ist. Alles in allem ein guter Film, in der Hochphase des Genres entstanden, allerdings noch mit dessen aus dem 60ern ab und an gewohnter Behäbigkeit ausgestattet und dessen "Crime-Feeling" auslebend.

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