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Camelback Cinema

Tommy The Cats filmische Sternstunden




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THE WAY BACK (Peter Weir, 2010)



We've all done terrible things to survive. But don't ever lie to me again.

Nach seinem letzten Film Master and Commander nahm sich Peter Weir sieben Jahre Zeit, bevor er die Flucht von sieben Häftlingen aus einem sibirischen Gulag ins 6.500 km entfernte Indien verfilmte. Der Wahrheitsgehalt der Romanvorlage des Polen Slawomir Rawicz ist umstritten, doch scheint zumindest Weir davon überzeugt zu sein, widmet er seinen Film doch den drei Häftlingen, die 1941 Indien erreichten. Für das Funktionieren des Films ist die Frage, wieviel von der Geschichte letztlich wahr ist, nicht von Belang.

In seinen besten Zeiten stand Weir für unkonventionelle Filme, die den gängigen Hollywood-Konventionen trotzten, auch wenn dies auf seine Arbeiten ab Ende der 80er Jahre nur noch bedingt zutrifft. Doch schon mit Master and Commander besann er sich auf alte Tugenden, und The Way back macht genau da weiter. Die Inszenierung ist betont leise und zurückhaltend. Abgesehen von der kurzen Ausbruchssequenz aus dem Gulag gibt es keine Actionszenen, Musik wird nur selten und dosiert eingesetzt. Gesprochen wird wenig, was die Erschöpfung der Protagonisten umso greifbarer macht. Der eigentliche Hauptdarsteller jedoch ist die Natur. Weir zeigt ihre betörende Schönheit in ausladenden Bildern, die jedoch nicht darüber hinwegtäuschen können, dass sie die einzigen Gefahrenquellen für die Flüchtlinge bereitstellt. Und hier gibt’s die volle Breitseite: Kälte und Hitze, Sandsturm und Schneesturm, selbst Moskitos quälen die Flüchtenden. Hunger und Durst sind ohnehin ständige Begleiter. Eine der besten Szenen des Films ist jene, in der die Flüchtlinge die mongolische Grenze überschritten haben, sich zunächst in Sicherheit wähnen um dann zu erkennen, dass inzwischen auch hier der Kommunismus Einzug gehalten hat.

Über den Schluss kann man geteilter Meinung sein. Natürlich ist er kitschig, doch mit fortschreitendem Alter scheint bei mir auch die Bereitschaft zuzunehmen, mich auf derartige Dinge einzulassen. Vor zwanzig Jahren hätte ich mich wahrscheinlich geärgert, heute sehe ich milde darüber hinweg. Vielleicht erste Anzeichen einer einsetzenden Altersweisheit? Darstellerisch gibt es nichts zu beanstanden, auch wenn ich ein gewisses Unbehagen im Vorfeld angesichts solcher Namen wie Colin Farrell und Ed Harris nicht leugnen will. Doch gerade Farrell gefiel mir ausgesprochen gut in der Rolle des russischen Kriminellen Valka. Da ist es auch stimmig, dass er, der einzige nicht politische Sträfling und zudem überzeugter Stalin-Anhänger, an der russisch-mongolischen Grenze kehrtmacht und in Russland bleibt, auch auf die Gefahr hin, bald wieder in einem Arbeitslager zu landen.

Mit The Way back ist Weir ein ebenso leidenschaftliches wie überzeugendes Plädoyer für die Freiheit und gegen den Kommunismus gelungen, dessen Bildgewalt den Zuschauer die Leiden der Protagonisten beinahe physisch spüren lässt. Bleibt zu hoffen, dass sein nächster Film nicht wieder sieben Jahre auf sich warten lässt.

Peter Weir



Freue mich schon sehr auf den Film und jetzt noch ein bisschen mehr :)
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Funxton sagte am 15. Oktober 2011, 11:44:

Freue mich schon sehr auf den Film und jetzt noch ein bisschen mehr :)
:cheers:
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Tommy The Cat
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