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Camelback Cinema

Tommy The Cats filmische Sternstunden




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JOYEUX NOËL (Christian Carion, 2005)



Ein in Ansätzen recht ansehnlicher Versuch, die bruchstückhaft überlieferten Ereignisse des Weihnachtsfriedens 1914 in Form eines Spielfilms aufzubereiten. Wie so oft leidet die Glaubwürdigkeit unter der massenkompatiblen Ausarbeitung der Details, die ihren unrühmlichen Höhepunkt in dem völlig unplausiblen Subplot um den Tenor Nikolaus Sprink und seine dänische Geliebte Anna Sörensen findet. Wenn Diane Krüger in ihrem dünnen Kleidchen, aber immerhin mit dickem Pelzmantel, engelsgleich durch den Schützengraben schwebt, möchte man sich mit der flachen Hand auf die Stirn schlagen. Nicht zu vergessen die schlecht inszenierten Playbackszenen, wenn die beiden mit aufgerissenem Mund ihre Arien schmettern oder die gemeinsame Flucht in den französischen Graben, hinein in die (freiwillige) Kriegsgefangenschaft.

Und doch: abgesehen von den oben beschriebenen Ärgernissen werden die Zwischenfälle recht glaubwürdig geschildert. Die meisten Charaktere bleiben zwar flach wie ein Zimtstern, aber es gibt eine Reihe gelungener Szenen, zu denen insbesondere die Dialoge zwischen dem deutschen Oberleutnant (Daniel Brühl) und seinem französischen Gegenspieler (Guillaume Canet) zählen und auch Gary Lewis gefällt in der Rolle des schottischen Seelsorgers. Letztlich gelingt es Carion ganz gut, das Bedürfnis der Soldaten nach Frieden und Menschlichkeit in Kontrast zum erbarmungslosen Alltag des Stellungskrieges zu setzen, ohne dabei zu sehr auf dem Offensichtlichen herumzureiten, so dass man Joyeux Noël insgesamt als durchaus gelungen bezeichnen kann. Dennoch bezeichnend, dass die kurze Eröffnungsszene, in der nacheinander drei Schulkinder die jeweils gegnerische Nation in Landessprache verfluchen, die mit Abstand stärkste Szene des ganzen Films ist.




Filmtagebuch von...

Tommy The Cat
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