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...und die Welt stand still





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MONSIEUR HIRE



MONSIEUR HIRE - gleichgültig gegenüber vielem, auf eigenartig einnehmende Weise für sich stehend, mit sichtbar zweckdienlichen Bewegungen ohne Schnörkel bedacht - genügt es zunächst stiller Genießer zu sein. Er will nicht aufdringlich erscheinen, mitnichten unvermittelt dazu stoßen, sich dazwischen drängen; und es erschreckt sein geisterhaftes Antlitz am Fenster, während draußen Unwetter toben, zwischen ihnen. Alice wird sich seiner bewusst, hinterlässt sodann Spuren, sucht die Nähe zu ihm; angetan von seiner unwandelbar scheinenden Treue, kühl und unbewegt erkennenden Offenherzigkeit, einfühlenden Gewalt, unanständigen Abhängigkeit von ihr. Der Freund ein Krimineller, die Dreiecksbeziehung in voraussichtlich traurig stimmender Aussicht. Hagelkörner prasseln nieder, Gewitter brauen sich zusammen überm Glatzkopf des zuviel gewollt habenden. Ihre Unfestigkeit, schwirrende Undeutbarkeit eigener Entschlüsse lässt sie sich ihm verweigern, dem fatalerweise irgendwann dann doch daran gelegen ist mehr zu wollen als nur flüchtige Berührungen und der dafür etwas zu tun bereit ist. Besitz ergreifen irgendwie. Als Hire schlussendlich eingreift, entgleitet sie ihm (so meine Lesart), wollte beide oder keinen, sogleich muss er den Halt verlieren. Was bleibt ist Michael Nyman's unermüdlich auf und abgehendes Schwärmen in Noten, endlos wiederholend, apart, zermürbend, abreißend.

CINEMA PARADISO vermittelt mir in seinen sentimentalsten Momenten derart ungehindert in mich eindringend das schmerzvoll beglückende Gefühl nostalgischer Rückbesinnung, als ob ich gar selbst dort gelebt hätte, von dort fort musste, lange nicht zurückkehren durfte, es schließlich doch irgendwann tat und die tränennassen Augen gingen über. Brüllendes, laut reklamierendes, schmachtendes Dahingeworfensein auf die Leinwand projiziert, verschränkt mit den Funkeläugigen vor ihr, pathosgeschwängerte Lobgesänge wieder und wieder ankurbelnd.

RACHEL GETTING MARRIED

Das Fest - dessen überschwängliche Gefälligkeit bezaubert - entzaubert abschweifendes Darüber-Hinaus-Sehen einer Federn lassenden Schönheit.

FLEISCH IST MEIN GEMÜSE

Was soll uns dieses Bild sagen? Vom erfolglos verheimlichten Tanzabendgrauen weich bettend eingelullt, trauert die dicke Berta ihrem jetzigen Leben nach, schwermütig humpelnd. Weinend wackelt sie gefühlvoll zu der gehörten Melodei, vor den Spielautomaten, ganz unfrei.



INGLORIOUS BASTERDS

Dem schwer lastenden Beginnen wohnt stetig ansteigende Unbeschwertheit inne. Unter ihrem Deckmantel entlädt sich der berauschend herbeigefürchtete, verhängnisvoll-finale Schlag auf höchstem Spannungskurvenniveau. Stotternd fügen sich aufreizend selbstbewusst zerlaberte, schwungvoll mit Könnerhand rechtzeitig noch ins ästhetisch-dramaturgisch „richtige" Bildkorsett zurückgeschnürte Sequenzen zum unhandlichen Konstrukt einer dreisten Vernichtungsphantasie zusammen. Gemeingefährlich grinsende, Schläger schwingende Nazikiller schälen sich aus dem Höllenhöhlendunkel; August Diehls maliziöses Nachhaken, Stören, im Verbund mit Diane Krugers unechter Schaufensterpuppenart Todesangst zu signalisieren, unterstützt von Til Schweigers nah an Versteinerung vorbeischlitternd grimassiertem Hass zuzüglich des bedrohlichen in die Ferne Schweifens Landas um sich der vielleicht verfänglichen Frage für Shosanna zu entsinnen, deren ausnahmslos rührendes Spiel zutiefst bewegt, plus ihr auf Rauchwolken projiziertes Lachen über zerschmelzende, hakenbekreuzte Bösewichte = Daniel Brühl nervt.




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