

THE GIRL WITH THE DRAGON TATTOO - USA/SWE 2011, David Fincher
von Uli Kunkel ·
28 Mai 2012
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Ist ja immer so ne merkwürdige Sache, wenn sich die Amis daran machen, europäische Stoffe für das synchron- und untertitelfaule heimische Publikum nochmal neuaufzulegen und unter dem Strich sicherlich auch schon häufiger in die Hose gegangen als geglückt. Als ich vor (wahrscheinlich etwa) eineinhalb Jahren nach dem Konsum der drei schwedischen Originalverfilmungen von Stieg Larssons sogenannter 'Milleniumtrilogie' davon zum ersten Mal gehört habe, hat das zunächst mal eher zu Kopfschütteln geführt, zumal die schwedischen Filme - vor allem wegen ihrer genialen Hauptdarstellerin Noomi Rapace - schon extrem gut gelungen waren. Den Umstand, dass es David Fincher (Seven, Fight Club) sein sollte, der sich dieses Stoffes annehmen würde, fand ich dann aber schon wieder recht spannend und vielversprechend.
Ist das Ergebnis denn nun gelungen? Sagen wir mal: ja und nein. Gelungen ist Finchers Film einerseits, weil er nicht versucht hat, die Geschichte auf amerikanische Verhältnisse zu trimmen, er hat die Story da gelassen, wo sie hergekommen ist und auch vor Ort gedreht. Und das ist auch sehr stimmungsvoll und atmosphärisch dicht gelungen. Das höhere handwerkliche Niveau, die Kamera, der Schnitt, teils auch die Musik (Trent Reznor) kontrastieren da die eher etwas biedere Fernsehoptik (die Filme waren da ja auch ursprünglich fürs Fernsehen gedacht) vor allem des zweiten und dritten Teils der schwedischen Verfilmung. Fincher hat zudem inhaltlich auch kaum Kompromisse machen müssen, was für amerikanische Verhältnisse besonders im Hinblick auf die schon bei den schwedischen Filmen sexuell sehr expliziten Sequenzen erstaunlich ist. Man hört auch (ich hab die Bücher selbst leider nicht gelesen), dass der US-Film in einigen Details und auch im Aufbau der Geschichte etwas näher an der Buchvorlage dran sein soll.
Das Problem ist aber: all diese Vorzüge und positiven Seiten des Films sind immer noch kein wirklicher Grund dafür, dass man ihn unbedingt sehen müsste, wenn man die schwedische Adaption schon kennt. Der Film gewinnt der Geschichte an sich einfach nichts wesentlich neues ab und ist nur in ein paar Nebendisziplinen klar besser. Eher schwach fand ich auch die amerikanische 'Lisbeth', Rooney Mara. Das ist zwar für sich gesehen immer noch eine respektable Leistung, die Tiefe und die fast schon verstörende Glaubwürdigkeit von Noomi Rapace' Darstellung erreicht Mara aber bei weitem nicht. Da bleibt so manches einfach nur 'Behauptung' und stylishe Maskerade.
Der Film ist leider wirklich nur das, was Jochen Werner von schnitt.de als reinen "Gebrauchsfilm" für den amerikanischen Markt bezeichnet, eine rezeptfreie Krücke für den amerikanischen Durchschnittskinogänger. Und damit leider alles in allem doch eher egal.
--> 7 von 10 Golfschlägern
--> Trailer
David Fincher Verblendung Stieg Larsson
Ist das Ergebnis denn nun gelungen? Sagen wir mal: ja und nein. Gelungen ist Finchers Film einerseits, weil er nicht versucht hat, die Geschichte auf amerikanische Verhältnisse zu trimmen, er hat die Story da gelassen, wo sie hergekommen ist und auch vor Ort gedreht. Und das ist auch sehr stimmungsvoll und atmosphärisch dicht gelungen. Das höhere handwerkliche Niveau, die Kamera, der Schnitt, teils auch die Musik (Trent Reznor) kontrastieren da die eher etwas biedere Fernsehoptik (die Filme waren da ja auch ursprünglich fürs Fernsehen gedacht) vor allem des zweiten und dritten Teils der schwedischen Verfilmung. Fincher hat zudem inhaltlich auch kaum Kompromisse machen müssen, was für amerikanische Verhältnisse besonders im Hinblick auf die schon bei den schwedischen Filmen sexuell sehr expliziten Sequenzen erstaunlich ist. Man hört auch (ich hab die Bücher selbst leider nicht gelesen), dass der US-Film in einigen Details und auch im Aufbau der Geschichte etwas näher an der Buchvorlage dran sein soll.
Das Problem ist aber: all diese Vorzüge und positiven Seiten des Films sind immer noch kein wirklicher Grund dafür, dass man ihn unbedingt sehen müsste, wenn man die schwedische Adaption schon kennt. Der Film gewinnt der Geschichte an sich einfach nichts wesentlich neues ab und ist nur in ein paar Nebendisziplinen klar besser. Eher schwach fand ich auch die amerikanische 'Lisbeth', Rooney Mara. Das ist zwar für sich gesehen immer noch eine respektable Leistung, die Tiefe und die fast schon verstörende Glaubwürdigkeit von Noomi Rapace' Darstellung erreicht Mara aber bei weitem nicht. Da bleibt so manches einfach nur 'Behauptung' und stylishe Maskerade.
Der Film ist leider wirklich nur das, was Jochen Werner von schnitt.de als reinen "Gebrauchsfilm" für den amerikanischen Markt bezeichnet, eine rezeptfreie Krücke für den amerikanischen Durchschnittskinogänger. Und damit leider alles in allem doch eher egal.
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David Fincher Verblendung Stieg Larsson