

MENSCHEN AM SONNTAG (1930) - Curt & Robert Siodmak, E.G. Ulmer & F. Zinnemann
von Uli Kunkel ·
09 September 2010
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Ich war im August einige Tage in Berlin und habe da unter anderem an dieser recht kurzweiligen und informativen Stadtführung teilgenommen, bei der natürlich auch Billy Wilder (der zu seiner Berliner Zeit freilich noch "Billie" hieß) ein Thema war. Das hat mich dann einerseits dazu motiviert, mir nach langer Zeit nochmal ein Buch zu kaufen und sogar zu lesen (!) - halb bin ich schon durch - (Hellmuth Karaseks durchaus unterhaltsame Wilder Biographie) und zum anderen natürlich mal die Lücken im eigenen Filmarchiv zu bearbeiten - zumindest, soweit das Angebot es eben hergibt. Insofern will ich in nächster Zeit mal versuchen, mir Wilders Werk mal einigermaßen chronologisch anzusehen und das was mir dazu einfällt hier niederzuschreiben.
Den Anfang macht der Stummfilm "Menschen am Sonntag", Wilders zweite Arbeit als Drehbuchautor, der mich ungemein fasziniert hat. In diesem (quasi) Ur-Ahn der Doku-Soap verfolgen die Filmemacher (von denen später nicht nur Wilder in der Filmgeschichte noch einen nicht eben unwesentlichen Platz einnehmen sollte) mit der Kamera fünf junge Berliner (drei Frauen und zwei Männer) dabei, wie sie ihr Wochenende verbringen. Wobei der Focus auf die Protagonisten so etwas wie den Roten Faden dabei bildet, auch immer wieder mal abseits der Spur zu schauen, was der gemeine Berliner der Weimarer Republik an seinen freien Tagen so getrieben hat. Von unseren fünf Hauptdarstellern verpennt derweil eine den Sonntag im Bett (soll ja vorkommen), der Rest fährt zum Schwimmen, Tretbootfahren, schäkern und picknicken an den Wannsee. Was mich dabei so fasziniert hat war vor allem die Lebendigkeit und die Natürlichkeit mit der die überwiegenden Laiendarsteller vor der Kamera agieren, wobei ich noch nie erlebt habe, dass einem die Figuren in einem Film dieses Alters so nahe waren und so "normal" und fast schon modern erschienen. Man bekommt tatsächlich beinahe einen ungekünstelten und nicht einmal überinszenierten Eindruck davon wie es gewesen muss, zu dieser Zeit zu leben oder wie es im Begleitheft der DVD heißt, den Blick (oder auch nur die Illusion) auf eine "funktionierende Massengesellschaft", der den Weg in die Katastrophe nur wenige Jahre später nur umso unverständlicher erscheinen lässt.
Wohin dieser Weg geführt hat, ist dann etwa 18 Jahre später, in einem anderen Wilder Film zu sehen, wenn in "A Foreign Affair" gleich zu Beginn Luftaufnahmen der nahezu völlig dem Erdboden gleichgemachten Stadt zu sehen sind, die 1930 noch so voller Leben und gänzlich intakt erscheint.
10/10
Stummfilm Berlin Billy Wilder
Den Anfang macht der Stummfilm "Menschen am Sonntag", Wilders zweite Arbeit als Drehbuchautor, der mich ungemein fasziniert hat. In diesem (quasi) Ur-Ahn der Doku-Soap verfolgen die Filmemacher (von denen später nicht nur Wilder in der Filmgeschichte noch einen nicht eben unwesentlichen Platz einnehmen sollte) mit der Kamera fünf junge Berliner (drei Frauen und zwei Männer) dabei, wie sie ihr Wochenende verbringen. Wobei der Focus auf die Protagonisten so etwas wie den Roten Faden dabei bildet, auch immer wieder mal abseits der Spur zu schauen, was der gemeine Berliner der Weimarer Republik an seinen freien Tagen so getrieben hat. Von unseren fünf Hauptdarstellern verpennt derweil eine den Sonntag im Bett (soll ja vorkommen), der Rest fährt zum Schwimmen, Tretbootfahren, schäkern und picknicken an den Wannsee. Was mich dabei so fasziniert hat war vor allem die Lebendigkeit und die Natürlichkeit mit der die überwiegenden Laiendarsteller vor der Kamera agieren, wobei ich noch nie erlebt habe, dass einem die Figuren in einem Film dieses Alters so nahe waren und so "normal" und fast schon modern erschienen. Man bekommt tatsächlich beinahe einen ungekünstelten und nicht einmal überinszenierten Eindruck davon wie es gewesen muss, zu dieser Zeit zu leben oder wie es im Begleitheft der DVD heißt, den Blick (oder auch nur die Illusion) auf eine "funktionierende Massengesellschaft", der den Weg in die Katastrophe nur wenige Jahre später nur umso unverständlicher erscheinen lässt.
Wohin dieser Weg geführt hat, ist dann etwa 18 Jahre später, in einem anderen Wilder Film zu sehen, wenn in "A Foreign Affair" gleich zu Beginn Luftaufnahmen der nahezu völlig dem Erdboden gleichgemachten Stadt zu sehen sind, die 1930 noch so voller Leben und gänzlich intakt erscheint.
10/10

Stummfilm Berlin Billy Wilder