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Ich habe dir niemals einen Hasenbraten versprochen

Cjamangos neues Filmtagebuch




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Salon Shitty



SS Girls (GB-Video)

Unter Aufsicht Major Schellenbergs soll ein spezielles Bordell für SS-Offiziere eingerichtet werden, in dem sich die feisten Haudegen mal so richtig austoben können. Hintergedanke dieser Operation ist das Ausspionieren besagter Offiziere. Wer sich im Lendentaumel verquatscht, kommt aufs Schafott. Womit Major Schellenberg und seine Vorgesetzten nicht gerechnet haben: Die Tage des Dritten Reiches sind gezählt...

Nach über zwanzig Jahren Aktivität im Filmgeschäft, die Bruno Mattei weitgehend als Cutter und Schnittassistent verbrachte, sahen die 70er Jahre einen neuen Bruno, einen Bruno, der zum Regisseur gereift war. Neben einer flauen Sexkomödie bastelte er im Jahr 1976 diese bizarre World-War-II-Geschichte, eine Art Kasperletheater-Version von Tinto Brass´ SALON KITTY. War Brass´ opulentes Werk bereits eine Radikalkirmes auf den Spuren von Viscontis DIE VERDAMMTEN, so versucht Mattei denselben Coup, nur ohne ein nennenswertes Budget. Die etwas episodische Struktur des Brass-Vorbildes wird übernommen, die dramatische Wirkung voll und ganz an einzelne „set pieces“ delegiert. Unsäglich schmierige Einlagen (bei denen auch schon mal der große Neandertaler des italienischen Kinos, Sal Boris, durch die Betten hüpfen darf) alternieren mit melodramatischen Nazi-Passagen, die dann – nach dem Hinscheiden des Führers – in einem sogar recht gelungenen Finale kulminieren, das eine Art „Tanz in den Untergang“ der Nazi-Elite schildert: Betrunken und lüstern lallend exekutieren sich die Großkopfeten im Laufe der Szene selbst. Zieht man Matteis späteres Schaffen in Betracht, so verschlägt es einem fast die Sprache – sollten ihn hier künstlerische Ambitionen geritten haben? Jeglicher Ehrgeiz in dieser Richtung ist aber zum Scheitern verurteilt, denn als Major Schellenberg (großartiger Name!) brilliert eine mir unbekannte Knallcharge, die überdreht wie eine außer Rand und Band geratene Häckselmaschine! Bobcat Goldthwait auf Speed. Sehr hübsch anzusehen sind die Szenen, in denen der impotente Hanswurst an der Orgel sitzt und Bach drischt. Die (größtenteils wiederverwendete) Filmmusik von Gianni Marchetti orientiert sich weitgehend an Vivaldi, klingt aber eher wie Waldi angesichts der Schmiere, durch die die Protagonisten waten. Charaktermime Ivano Staccioli spielt einen besonders üblen General, der am Schluß einen RAMBO-Zusammenbruch spendiert bekommt. Vassili Karis ist ein junger Soldat – sozusagen der Nettnazi des Filmes –, der desertiert, weil er die Huren retten will. Antonio Margheritis Maskottchen Luciano Pigozzi spielt Dr. Jürgen, den Stabsarzt. Mit seinem nächsten Film begab sich Bruno erneut ins Nazisex-Genre, orientierte sich dort aber eher an Pasolinis DIE 120 TAGE VON SODOM und schuf fast Unkuckbares. SS GIRLS hingegen atmet den Geist von lustigem Mumpitz und gibt dem Nazi, was des Nazis ist. Unglaublicherweise scheint der Film in Deutschland sogar auf DVD herausgekommen zu sein, aber in Anbetracht der Firma „starmedia“ vermute ich eine Eindeutschung des Grauens...




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