
FRANKENSTEIN
(dt. Titel: FRANKENSTEIN)
USA, 1931
Universal Pictures
Regie: James Whale
Produktion: Carl Laemmle Jr.
Buch: Garrett Fort, Francis Edward Faragoh, nach dem Roman Frankenstein: or the Modern Prometheus von Mary Shelley
Kamera: Arthur Edeson, Paul Ivano
Schnitt: Clarence Kolster
Musik: Bernhard Kaun
Darsteller: Colin Clive (Henry Frankenstein), Mae Clarke (Elizabeth), John Boles (Victor Moritz), Boris Karloff (das Monster), Edward Van Sloan (Dr. Waldman), Frederick Kerr (Baron Frankenstein), Dwight Frye (Fritz), Lionel Belmore (Bürgermeister), Marilyn Harris (kleine Maria), Ted Billings (Dorfbewohner), Mae Bruce (schreiendes Mädchen), Jack Curtis (Schauspieler), Arletta Duncan (Brautjungfer), Francis Ford (Hans), Mary Gordon (Trauernde), Soledad Jiménez (Trauernde), Michael Mark (Ludwig), Pauline Moore (Brautjungfer), Inez Palange (Dorfbewohnerin), Paul Panzer (Trauernder am Grab), Cecilia Parker (Mädchen), Rose Plumer (Dorfbewohnerin), Cecil Reynolds (Waldmanns Sekretärin), Ellinor Vanderveer (Medizinstudentin)
Erstaufführung: 21. November 1931
Filmszene
Inhalt: Wie besessen arbeitet der Wissenschaftler Henry Frankenstein (Colin Clive) an seinem neuen Experiment. Er will einem Körper, geschaffen aus verschiedensten Leichenteilen, Leben einhauchen, was ihm auch tatsächlich gelingt. Doch seine Kreatur (Boris Karloff) reagiert nicht so wie es sein Schöpfer erwartet hat und entwickelt sich zur Gefahr für sein Umfeld.
James Whales FRANKENSTEIN ist wohl der unverwüstlichste Klassiker des Modernen Horrorfilms, der nach dem im selben Jahr erschienenen DRACULA und diesem in aller Ewigkeit mit Universal Pictures assoziiert werden wird und Boris Karloff zur ersten großen Horrorikone werden ließ.
Auch wenn er heute nicht mehr so furchterregend ist, wie er dem damaligen Publikum vorkommen sein mag, so kommt man nicht drumherum festzustellen, dass ohne ihn nichts so wäre wie es jetzt ist. Der 1931er FRANKENSTEIN, zweite bedeutende Verfilmung des Stoffes nach dem stummen Einakter von 1910, zog Sequels, Remakes und Persiflagen nach sich wie sonst nur sein Kollege DRACULA. Karloffs Monstermaskerade, die von der Universal streng urheberrechtlich geschützt ist, erkennt noch heute jedes Kind. Der Begriff „Horror“ für das in Entstehen begriffene Genre entsammt der Werbekampagne, die die Produzenten zu dem Film starteten und war das prägnante Schlagwort der Werbetrailer.
Von Mary Shelleys berühmter Romanvorlage weicht die Universaladaption gravierend ab. Das hat den Hauptgrund, dass James Whales Film sich nicht direkt auf den Romanklassiker bezieht, sondern sich als Vorlage der Theaterbearbeitung von Peggy Webling bediente. Weitere künstlerische Freiheiten bei der Übertragung führten zu weiteren Unterschieden.
Bei der Nennung des Casts griff man auf einen ungewöhnlichen Kniff zurück. Während des Vorspanns wurde der Name Boris Karloff als Darsteller des Monsters nicht erwähnt, stattdessen ein Fragezeichen. Das sollte es dem Zuschauer wohl mysteriöser machen. Dafür Karloff mit dem Rest der Besetzung am Ende des Films noch einmal genannt. Auch ungewöhnlich, da es zu der Zeit noch nicht üblich war einen Abspann zu zeigen. Stattdessen wurde stets ein „The End“ eingeblendet. Auch wenn die vorliegende Lösung so zwar nicht gerade als Abspann bezeichnet werden kann, so war der Film doch ein Vorreiter hier.
Boris Karloff
Für den am 23. November 1887 in London geborenen William Henry Pratt, besser bekannt unter seinem Pseudonym Boris Karloff, bedeutete der Film die Unsterblichkeit. Bislang war Karloff nur in Nebenrollen zu sehen und versuchte nun im Tonfilm Fuß zu fassen. Er spielte das Geschöpf Frankensteins noch in zwei weiteren Filmen und wurde das Image des Horrorstars nie wieder los. So sehr störte ihn das nicht, machte es ihn doch reich und berühmt. So spielte er noch in weiteren namhaften Horrorproduktionen der Universal und traf später auf Roger Corman. Aber auch dazu werden wir noch im Laufe meines Filmtageblogs kommen.
FRANKENSTEIN wurde noch jahrzehntelang zum Gegenstand verschiedenster Zensuren. Da nützte auch der gesprochene Prolog nicht, den die Universal voransetzte, um die Härte des Streifens abzumildern. Zensiert wurde zumeist der Selbstvergleich Frankensteins mit Gott, hier bleibt die deutsche Tonspur noch heute stumm. Geschnitten wurde aber ebenso oft der „Mord“ der Kreatur an dem kleinen Mädchen. Heute ist die Szene in fast allen internationalen Versionen wieder enthalten.