
Deutsches Filmprogramm
MARY
(dt. Titel: MARY; SIR JOHN GREIFT EIN; GEHEIMNIS DER NACHT; DER PROZESS BARING)
Großbritannien/Deutschland, 1931
British International Pictures / Süd-Film AG
Regie: Alfred Hitchcock
Produktion: John Maxwell
Buch: Alma Reville, George C. Klaren, Helen Simpson, Herbert Juttke, nach dem Roman Enter Sir John von Clemence Dane
Kamera: Jack E. Cox
Darsteller: Alfred Abel (Sir John Menier), Olga Tschechowa (Mary Baring), Paul Graetz (Bobby Brown), Lotte Stein (Bebe Brown), Ekkehard Arendt (Handel Fane), John Mylong (John Stuart), Louis Ralph (Bennet), Hermine Sterler (Miss Miller), Fritz Alberti (Verteidiger), Else Schünzel, Julius Brandt, Rudolf Meinhard-Jünger, Fritz Grossman. Lucie Euler, Harry Hardt (Inspektor), Eugen Burg (Detektiv), Heinrich Gotho, Esme V. Chaplin (Staatsanwalt), Miles Mander (Gordon Moore), Hertha von Walther
Erstaufführuung: 02. März 1931
Filmszene
Inhalt: Die junge Schauspielerin Mary Baring (Norah Baring) wird verstört neben einer frischen Leiche vorgefunden und hat keine Erinnerungen an die Geschehenisse. Die Indizienlast ist erdrückend. Eine 12köpfige Jury spricht ein einstimmiges Schuldurteil aus. Nun droht ihr der Galgen. Hilfe bekommt sie von einem Schauspielkollegen, Sir John Menier (Alfred Abel), der unter den Geschworenen saß und trotz leiser Zweifel an der Eindeutigkeit der Beweislast den Schuldspruch mittrug. Jetzt will er seiner Intuition nachgehen und auf eigene Faust neue Fakten sammeln, die den Fall in einem anderen Licht zeigen sollen.
Und gleich der nächste Hitchcock. MARY ist die deutschsprachige Version seines Erfolgsthrillers MURDER! (MORD – SIR JOHN GREIFT EIN) und ist parallel in dessen Kulissen entstanden. Dabei wiederholte Hitchcock Szene für Szene den kompletten Handlungsablauf mit einer deutschsprachigen Besetzung und nahm nur mit einer Ausnahme nur unbedeutende Variationen vor. Bedeutendste Änderung gegenüber dem Original ist die Abmilderung des Täters, der in der britischen Version noch ein Zwitter war, ist hier „nur“ ein entlaufener Sträfling.
Obwohl MARY mit Alfred Abel (METROPOLIS) und Olga Tschechowa (DIE DREI VON DER TANKSTELLE) prominent besetzt ist funktioniert diese Variante einfach nicht. Hitchcock nimmt keinerlei Rücksicht auf kulturelle Unterschiede zwischen den Briten und den Deutschen, was er später auch selbstkritisch einsah. Das deutsche Publikum zieht die Originalfassung heute vor. So wäre MARY beinahe für alle Ewigkeit in Vergessenheit geraten. Jahrzehntelang schlummerte die einzige als existent bekannte Kopie im Staatsarchiv der DDR und später im Bundesarchiv.
Zu empfehlen ist MARY ausschließlich für filmhistorisch Interessierte und für Fans, die sich wirklich ausgiebig mit dem Werk Hitchcocks befassen wollen. Alle Anderen, die einfach nur einen guten Hitchcock sehen will, der greift lieber zur englischen Fassung, die ja nun auch synchronisiert vorliegt (wobei ich persönlich da aber dringend zum O-Ton rate).