

Halloween-Remake: Loomis als Papa für Michaels Mordlust?
#1
Geschrieben 29. Februar 2008, 08:36
#2
Geschrieben 29. Februar 2008, 08:45
maX sagte am 29.02.2008, 08:44:
Funk_Dogg sagte am 29.02.2008, 08:36:
Hier nochmal die Bestätigung:
Zitat
Scheiße, dann muss ich mir wohl auch noch den Theatrical Cut holen.

EDIT: Ich bin außerdem immer noch erstaunt, dass alle Rezensenten meinen, Michaels Disposition würde durch den Blick auf seine Erziehung erklärt. Mir ist gestern eine Szene aufgefallen, an der man gut festmachen kann, dass das nicht stimmt, nämlich die, in der sich seine Mutter umbringt. Sie schaut sich alte Super-8-Filme ihrer Familie an. In diesen wird Michaels Kindheit nämlich gar nicht als durch Misshandlung bestimmt gezeigt, sondern im Gegenteil als sehr harmonisch dargestellt. Überhaupt ist die Existenz der William-Forsythe-Figur ja einigermaßen rätselhaft. Man fragt sich, warum sich Michaels Mutter überhaupt mit diesem Ekelpaket abgibt. Liebe scheint es nicht zu sein. Irgendwie scheint das alles ein böser Trick Zombies, um eine Psychologisierung vorzutäuschen, die gar nicht da ist.
#3
Geschrieben 29. Februar 2008, 10:04
EDIT: Und danke für die Erinnerung an die Pressereaktionen auf "Halloween". Das relativiert den "Cloverfield"-(und ein wenig auch JR-)Schock ein wenig

#4
Geschrieben 29. Februar 2008, 10:11
Kasimir sagte am 29.02.2008, 10:04:
Das wird eigentlich kaum gezeigt: Zwei Wärter kommen mit einer Patientin in seine offene Zelle, um sie durchzuorgeln. Irgendwann schaltet sich Michael ein und bringt die Wärter um. Dann begegnet ihm Danny Trejo, den er ersäuft (das war so auch in der Kinofassung, glaube ich). Dann gibt es einen Schnitt auf Loomis, der geweckt wird, weil Myers ausgebrochen sei. Die nächste Szene ist dann die mit Ken Foree an der Tankstelle.
#5
Geschrieben 29. Februar 2008, 10:15
Funk_Dogg sagte am 29.02.2008, 10:11:
Kasimir sagte am 29.02.2008, 10:04:
Das wird eigentlich kaum gezeigt: Zwei Wärter kommen mit einer Patientin in seine offene Zelle, um sie durchzuorgeln. Irgendwann schaltet sich Michael ein und bringt die Wärter um. Dann begegnet ihm Danny Trejo, den er ersäuft (das war so auch in der Kinofassung, glaube ich). Dann gibt es einen Schnitt auf Loomis, der geweckt wird, weil Myers ausgebrochen sei. Die nächste Szene ist dann die mit Ken Foree an der Tankstelle.

Ja, die Trejo-Sequenz ist innerhalb der Kinoausbruchsfassung wohl die längste, das dauert, bis er tot ist - bildlich: Blutschwaden im Wasser, wiederholtes Eintauchen und Flehen, schon der Weg dahin ... Und schon als Trejo das erste Mal ins Bild kam und sich dann auch noch so rührend um Michael kümmerte, da hatte mich Zombie schon extrem fest an der Kehle, weil man macht sich ja so seine Gedanken.
#6
Geschrieben 29. Februar 2008, 11:03
djmacbest sagte am 29.02.2008, 10:21:
Habe ich mir jetzt auch mal angeschaut: Die genannte Änderung scheint ja die größte zu sein. Die anderen kosmetischen Feinheiten, die gegenüber der Kinofassung anders sind, machen den Film aber schon ein bisschen runder - zumindest war das mein Eindruck (der zugegebenermaßen etwas schwammig ist, da die Sichtung der Kinofassung ja schon einige Monate zurückliegt). Vor allem die zusätzlichen Kommentare Loomis', die zu Schwarzweiß-Videoaufnahmen von Michael laufen, unterstreichen, dass dieser Junge schlicht das Böse ist.
#7
Geschrieben 29. Februar 2008, 11:07
maX sagte am 29.02.2008, 08:44:
Funk_Dogg sagte am 29.02.2008, 08:36:
hat mir das einschlafen dabei auch nicht wirklich leicht gemacht...

ich weiß nicht, ob ich den film überhaupt zu ende kucken will, weil dann muss ich im ftb drüber schreiben und rede mich nachher um kopf und kragen... denn gestern, bei der ersten 1/2 bis 3/4 stunde, die ich mitbekommen habe, erscheinen mir michaels frühe morde wie so eine art "kinder-grausamkeit" - er lässt einfach seinen aggressionen freien lauf, wie kinder das schon mal tun, nur effektiver und in gewisser hinsicht durchdachter. und wie er dann da bei loomis im knast sitzt, hab' ich gedacht: da würd' ich auch zum monster werden - er will nur nach hause zu seiner mum, und der doktor bohrt in seiner seele, entzieht ihm die wärme der übriggebliebenen familie und behandelt ihn wie einen psychopathen - ich hatte den eindruck, michael ist eigentlich das produkt von loomis' wunsch nach einem "fall".


#8
Geschrieben 29. Februar 2008, 11:19

da macht nämlich auch michaels rückzug hinter die maske sinn... aber ich will dann jetzt doch mein pulver nicht verschießen.
#9
Geschrieben 29. Februar 2008, 11:20
#10
Geschrieben 29. Februar 2008, 11:23
Funk_Dogg sagte am 29.02.2008, 08:45:
#11
Geschrieben 29. Februar 2008, 11:29
Kasimir sagte am 29.02.2008, 11:20:
Der Maskierungszwang lässt sich in dieser Hinsicht schön weiterspinnen: Weil Michael mitbekommt, dass er böse ist und woher diese Bösartigkeit kommt, löscht er sich selbst (und seine Familie) aus. Er sagt ja auch zu seiner Mutter, er maskiere sich, um seine "ugliness" zu verbergen. Er geht von einer Einheit von Körper und Seele aus: Wenn er das eine versteckt, versteckt er damit auch das andere.
Sein Morden ist auch eine Art Self-fulfilling Prophecy: Wenn eh alle Welt sagt, er sei ein Dämon, dann kann er sich ja auch so benehmen.
#12
Geschrieben 29. Februar 2008, 11:36
Funk_Dogg sagte am 29.02.2008, 11:29:
Sein Morden ist auch eine Art Self-fulfilling Prophecy: Wenn eh alle Welt sagt, er sei ein Dämon, dann kann er sich ja auch so benehmen.
Ugliness, das stimmt, ist immer eine eingeredete Sache, sie vor anderen verbergen zu können (zu müssen) Teil der gesellschaftlichen Komponente, Selbst- und Fremdwahrnehmung, die Geschichte

#13
Geschrieben 29. Februar 2008, 11:54
Funk_Dogg sagte am 29.02.2008, 11:29:
Kasimir sagte am 29.02.2008, 11:20:
Der Maskierungszwang lässt sich in dieser Hinsicht schön weiterspinnen: Weil Michael mitbekommt, dass er böse ist und woher diese Bösartigkeit kommt, löscht er sich selbst (und seine Familie) aus. Er sagt ja auch zu seiner Mutter, er maskiere sich, um seine "ugliness" zu verbergen. Er geht von einer Einheit von Körper und Seele aus: Wenn er das eine versteckt, versteckt er damit auch das andere.
Sein Morden ist auch eine Art Self-fulfilling Prophecy: Wenn eh alle Welt sagt, er sei ein Dämon, dann kann er sich ja auch so benehmen.
ich meine damit aber noch viel mehr: dass michael gar nicht böse ist! sondern dass er überhaupt erst korrumpiert wird durch die "erwartung" loomis'. kinder in seinem alter haben auch schon ihre jüngeren geschwister erstickt oder tiere gequält, ohne später zu massenmördern zu werden, und michael ist ein unkontrolliertes kind, das eine gewisse latente gewalttätigkeit in seiner umwelt vorfindet. sein aufwachsen bei der mutter und der kleinen schwester würde vielleicht überschattet von seinen taten, aber er könnte ein verständnis von richtig und falsch entwickeln, sich vielleicht bei der liebevollen mutter zu einem halbwegs normalen menschen werden. was loomis betreibt, ist ja in gewisser hinsicht deprivation - die ja bekanntermaßen zu kaputten psychen führt.
die maske ist nicht nur ein verstecken der schlechtigkeit, die ihm von loomis eingeredet wird, sondern ein verstecken vor loomis. der pfleger sagt ihm, du musst in gedanken über die mauern hinaus denken, und michael schafft sich mit den masken und der verstummung den engsten möglichen raum, den er nicht mit anderen teilen kann/muss, die ihn sozusagen an seinen tatsächlichen aufenthaltsort binden. er zieht sich vor der schlechtigkeit der ihm vorgeführten welt ebenso zurück, wie er seine eigene angenommene verbirgt.
und durch die suggestive behandlung loomis' lernt er nicht, dass er seine aggression nicht einfach ausleben kann, denn das ist nicht das, was loomis' von ihm erwartet. wie soll einer lernen, was richtiges verhalten ist, wenn nur das falsche von ihm erwartet wird?
allerdings begebe ich mich damit in gefährliche gefilde, schließlich habe ich den hinteren teil des films noch nicht gesehen.
Bearbeitet von djmacbest, 29. Februar 2008, 11:59.
#14
Geschrieben 29. Februar 2008, 11:58
Wenn man dieser Sichtweise folgen will, dann müssen Interpretationen des Films, die eine "ätiologische Spur" verfolgen (also "Die Ursache allen Unheils in der Kindheit" suchen) umso zweifelhafter dastehen. Die Frage bleibt dann aber im Raum, warum Michael sich - schon bevor er mit der Psychiatrie in Kontakt getreten ist - so "böse" verhält. Hier wäre wohl ein Blick auf die andere ordnungsgenerierende Macht-Institution des Films fällig: die Schule.
#15
Geschrieben 29. Februar 2008, 12:06
Ein Versuch: Genausowenig wie wir Gründe für die Verbindung Moon->Forsythe bekommen, erhalten wir solche für Michaels Tierquälerein oder für Loomis Getriebenheit. Deren psychische Systeme sind zwangsläufig ausgeblendet - Zombie simuliert einen Zugang zu diesen nicht einmal (selbst die Musik ist ja keine Stimmungsuntermalung, in dem Sinne Introspektion, sondern Angstkommunikation mit dem Zuschauer). Was wir Zuschauer nur tun können, ist Handlungen und Kommunikation zu beobachten. Dazu stellt Zombie einiges vor Augen und Ohren.
Was Zombie also - auch - leistet, ist die komplexe Darstellung von in der Gesellschaft sich abspielenden Gewaltprozessen. In der Hinsicht desavouiert sich schon jede Kritik an dem Film, die schlicht deterministisch und wirkungslogisch auf dessen Gewalthaltigkeit abhebt (das waren sie ja fast alle).
edit, dieses posting sollte an mein letztes anschließen.
#16
Geschrieben 29. Februar 2008, 12:14
Die neue Ausbruchsszene unterstützt aber die erstere Interpretation: Anstatt Wärter zu ermorden, die ihre Arbeit tun, bringt er eben zwei Vergewaltiger um (die Frau verschont er ja, wenn ich mich recht entsinne).
#17
Geschrieben 29. Februar 2008, 12:22
maX sagte am 29.02.2008, 11:58:
aber ich weiß gar nicht, ob ich diese frage so schwierig zu beantworten finde - wie schon gesagt, michael ist zwar natürlich sehr gewalttätig, aber ich könnte mir das auch damit erklären, dass seine - normale- faszination mit dem tod, die kindlichen allmachtsphantasien (außenseiter?) einfach unkontrolliert sind, weil er vernachlässigt ist, nicht nur mit diesen inneren umbrüchen, sondern auch mit der familiären situation. faaszination mit dem tod: offenbar ist ja auch sein vater gestorben, und eine auseinandersetzung damit, was tod ist, findet vielleicht nicht statt.
seine ratte mit dem skalpel zu töten dürfte übrigens auch noch kein zeichen für psychose sein, da in amerika ja auch die tradition der sektion im biologie-unterricht gepflegt wird. da ist es nur ein schritt vom "puppen den kopf abreißen" zu "der ratte in den bauch schauen", unter den genannten umständen... würde ich interpretieren.
#18
Geschrieben 29. Februar 2008, 12:32
Funk_Dogg sagte am 29.02.2008, 12:14:
Die neue Ausbruchsszene unterstützt aber die erstere Interpretation: Anstatt Wärter zu ermorden, die ihre Arbeit tun, bringt er eben zwei Vergewaltiger um (die Frau verschont er ja, wenn ich mich recht entsinne).
#19
Geschrieben 29. Februar 2008, 12:38
zora f. sagte am 29.02.2008, 12:22:
maX sagte am 29.02.2008, 11:58:

Aber du hast schon recht, glaube ich: Gerade das Einblenden der Kindheit Myers' kann ja nicht "grundlos" sein. Es trägt all die Aspekte, die zu Kindheit gehören, im Rucksack: die von dir genannten ja sowieso. Dennoch würde es den Horrorfilm als solchen schmälern, meine ich, wenn das anthropologische Argument zu stark wird, wenn man in Michaelchens Verhalten also nur eine Extremausformung normalem kindlichen Verhaltens sähe. Das würde ja letztlich schon fast reaktionär das von Loomis gebrachten Argument unterstreichen, dass sich das reine Böse entwickelt, nur weil in der Kindheit etwas schief gelaufen ist (einerseits nämlich eine Ordnungsinstanz gefehlt hat, die Michael sagt, wo der Spaß aufhört, andererseits durch eigene Pathologie die Pathologie des Kindes verstärkt hat.)
@Funky: Ich finde deine Lesart auch nicht verkehrt, sondern sogar reizvoll, weil sie mit einem mehr metaphysischen Begriff von Horror operiert (eben "das Böse" als irrationale Funktion). Nachdem wir den Film gesehen hatten, habe ich ja auch dafür optiert, dass dieses "unerklärlich Böse" ein gesellschaftlicher Ausdruck, eine Metapher für eben die Art von Verbrechen ist, die Serienmörder begehen und die dem "Normalen" immer bis zur Traumatisierung unbegreiflich sein muss. Wenn Zombie seinen Michael "unbegreiflich" bleiben lässt, dann öffnet er damit eigentlich nur die Adern der nordamerikanischen Kultur, die sich verzweifelt an solche Geschichten hängt, in denen sie das "irrationale Böse" durch Rationalisierung (Profiling, Ermittlung, Psychologisierung) heim ins Reich der Ration zu holen versucht. Diese Interpretation ist aber nicht konträr zu meiner obigen, sondern läuft - als zweite Diskursanalyse - neben ihr her.
#20
Geschrieben 29. Februar 2008, 12:50
Kasimir sagte am 29.02.2008, 12:32:
Funk_Dogg sagte am 29.02.2008, 12:14:
Die neue Ausbruchsszene unterstützt aber die erstere Interpretation: Anstatt Wärter zu ermorden, die ihre Arbeit tun, bringt er eben zwei Vergewaltiger um (die Frau verschont er ja, wenn ich mich recht entsinne).
Zombie macht das ungeheuer geschickt: Loomis wird in der ersten Hälfte des Films zur Identifikationsfigur, zu einer Art Erzähler: Seine Diagnose über Michael nimmt man als Zuschauer gern an - auch unterstützt dadurch, dass Loomis eben der einzige ist, der auf Michael zuzugehen scheint und von daher nicht in den Verdacht gerät, einer hidden agenda nachzugehen. Die Verzeichnungen, die Zombie vornimmt, sind eher unauffällig: Michaels Frage, warum Loomis denn so komisch rede; Loomis' recht neunmalkluge Verbesserung als Michael Schwarz als Farbe bezeichnet; und schließlich seine Geldmacherei mit dem berühmten Fall, die seiner Freundschaftsbekundung eigentlich entgegensteht.
Diese Strategie, dem Zuschauer das anscheinend "Gewohnte" vorzusetzen, dieses aber sehr subtil zu unterlaufen, macht er auch etwa mit Michaels White-Trash-Familie und besonders dem Forsythe-Charakter, aber auch mit der aus den Sequels als Hetzjagd auf seine Schwester bekannten Suche, die den zweiten Teil des Films einnimmt. Will er sie tatsächlich töten oder nicht doch mit ihrer Hilfe seine Menshclichkeit zurückerlangen - wir wissen ja, dass er zu ihr eine besonders enge Bindung hat.
#21
Geschrieben 29. Februar 2008, 13:11
Funk_Dogg sagte am 29.02.2008, 12:50:
...zumal er sie ja nicht explizit angreift, sondern sie dem gleichen Unverständnis aufsitzt wie Loomis und zuerst mit dem Messer auf Michael einsticht.
#22
Geschrieben 29. Februar 2008, 14:07
maX sagte am 29.02.2008, 12:38:
@Funky: Ich finde deine Lesart auch nicht verkehrt, sondern sogar reizvoll, weil sie mit einem mehr metaphysischen Begriff von Horror operiert (eben "das Böse" als irrationale Funktion). Nachdem wir den Film gesehen hatten, habe ich ja auch dafür optiert, dass dieses "unerklärlich Böse" ein gesellschaftlicher Ausdruck, eine Metapher für eben die Art von Verbrechen ist, die Serienmörder begehen und die dem "Normalen" immer bis zur Traumatisierung unbegreiflich sein muss. Wenn Zombie seinen Michael "unbegreiflich" bleiben lässt, dann öffnet er damit eigentlich nur die Adern der nordamerikanischen Kultur, die sich verzweifelt an solche Geschichten hängt, in denen sie das "irrationale Böse" durch Rationalisierung (Profiling, Ermittlung, Psychologisierung) heim ins Reich der Ration zu holen versucht. Diese Interpretation ist aber nicht konträr zu meiner obigen, sondern läuft - als zweite Diskursanalyse - neben ihr her.
um diese beiden vielleicht auch zusammenzuführen: meine "extremausformung des kindlichen veraltens" und funkys "unerklärliches böses" vereint sich hier - denn die fähigkeit zu grausamkeit und gewalt in den gerne so gesehenen "unschuldigen" kindern ist sicher für viele menschen ein horror, den sie nicht anders zulassen können als eben durch den katalysator einer metaphysik; und wenn es nur das unbegreifliche je ne sais quoi ist, dass diese kinder schon von entstehensbeginn an von "uns normalen" unterscheiden "muss".
ich meine: dass der schrecken dieses charakters eben der ist, dass die möglichkeit eines monsters in allen menschen schlummert und manchmal die umstände zusammenkommen, dass ein solches exemplar entsteht. die metaphysik will ich dabei gar nicht außen vor lassen - denn michael verliert sozusagen seine seele, das ist ja metaphysik; gleichzeitig will ich auch nicht klingen wie ein schlechter strafverteidiger: "schwere kindheit, die gesellschaft ist schuld etc. pp." ich kann nur sagen, dass mir michael erste morde eben nicht so unerklärlich scheinen, dass ich dahinter noch nicht das seelenlose wesen sehe, welches der spätere michael sein wird.
Bearbeitet von zora f., 29. Februar 2008, 14:08.
#23
Geschrieben 29. Februar 2008, 14:24
zora f. sagte am 29.02.2008, 14:07:
Deinen französischen Einschub verstehe ich leider nicht (du Klugscheißer). Aber trotzdem scheint mir dein Ab- ein schöner Ansatz zu sein. Die Grausamkeit Michaels darf sich ja nicht "auswachsen" wie sie das bei "normalen" Kindern tut. Er wird eingesperrt, die Hoffnung auf eine Heimkehr, die er immer erfleht, wird erst weit in eine hypothetische Zukunft vorverlegt - eine Lüge Loomis', der natürlich weiß, dass dieser Junge nie mehr ein normales Leben führen können wird -, dann schließlich mit der Selbsttötung von Michaels Mutter ganz geraubt. Mit diesem Moment macht der Film ja dann auch einen Sprung in die filmische Gegenwart: Michael ist erwachsen.
zora f. sagte am 29.02.2008, 14:07:
Lustigerweise benutzt Loomis bei seinem Vortrag ja eine ganz ähnliche Phrase, wenn er davon spricht, dass bei Michael "äußere und innere Umstände" in einer Weise koinzidiert haben, die ihn eben zu dem gemacht haben, was er ist. Welche Umstände das aber sind, lässt er im Unklaren. Vor allem der Hinweis auf das Innere wirkt wie eine Leerstelle, die lediglich der Konvention geschuldet ist. In Loomis Rede offenbart sich das Phrasenhafte nicht zuletzt durch einen Widerspruch: Im einen Moment redet er von einem gestörten "Inneren", dann wiederum spricht er von der "Schwärze" und meint letztlich die Absenz jeglicher innerer Werte.
#24
Geschrieben 29. Februar 2008, 14:32
Funk_Dogg sagte am 29.02.2008, 14:24:
...
Lustigerweise benutzt Loomis bei seinem Vortrag ja eine ganz ähnliche Phrase, wenn er davon spricht, dass bei Michael "äußere und innere Umstände" in einer Weise koinzidiert haben, die ihn eben zu dem gemacht haben, was er ist. Welche Umstände das aber sind, lässt er im Unklaren. Vor allem der Hinweis auf das Innere wirkt wie eine Leerstelle, die lediglich der Konvention geschuldet ist. In Loomis Rede offenbart sich das Phrasenhafte nicht zuletzt durch einen Widerspruch: Im einen Moment redet er von einem gestörten "Inneren", dann wiederum spricht er von der "Schwärze" und meint letztlich die Absenz jeglicher innerer Werte.
"ich weiß nicht was", du rohmeriker!

ab dem punkt des erwachsenwerdens würde ich die weitere diskussion gerne vertagen, du weißt ja, ich hab' mich irgendwann zum schlafen umgedreht...
aber zu zwei: da kannst du jetzt bestimmt wieder klugscheißen, indem du den fachbegriff nennst, was für ein effekt das ist, dass der beobachtende notwendig das beobachtete beeinflusst. mein soziologie-vokabular ist etwas eingerostet. das ist ja wohl das, was loomis da passiert.
und dieses innere, von dem er spricht und das eben bei michael - angeblich - so verkehrt ist, das ist ja eigentlich etwas, das schon ins metaphysische geht, oder nicht?
#25
Geschrieben 29. Februar 2008, 14:45
zora f. sagte am 29.02.2008, 14:32:

ab dem punkt des erwachsenwerdens würde ich die weitere diskussion gerne vertagen, du weißt ja, ich hab' mich irgendwann zum schlafen umgedreht...
aber zu zwei: da kannst du jetzt bestimmt wieder klugscheißen, indem du den fachbegriff nennst, was für ein effekt das ist, dass der beobachtende notwendig das beobachtete beeinflusst. mein soziologie-vokabular ist etwas eingerostet. das ist ja wohl das, was loomis da passiert.
und dieses innere, von dem er spricht und das eben bei michael - angeblich - so verkehrt ist, das ist ja eigentlich etwas, das schon ins metaphysische geht, oder nicht?
Wie der Begriff heißt, den du meinst, weiß ich gerade auch nicht, ebensowenig ob es einen solchen Fachbegriff überhaupt gibt. maX?

Bei seiner Beobachtung stößt Loomis aber an eine Grenze, markiert McDowell sozusagen den Übergang zum Pleasence: Als Psychologe darf er ja nichts Metaphysisches annehmen. Dass er darauf dennoch verweist, ist ja eigentlich das Eingeständnis des Versagens seiner Instrumente. Aber dieses Versagen kostes nicht ihm den Kopf kostet (zumindest vorerst nicht), sondern eben Michael, der mit dieser Diagnose (die keine ist) zum hoffnungslosen Fall und zum Tier gestempelt wird.
#26
Geschrieben 03. März 2008, 13:52
Auch wenn sie mir nicht so gut gefällt wie die der Kinofassung - eigentlich ist es eher ihre Einbindung ins Geschehen, die ich nicht so gut gelungen finde, es bleiben einfach zu große Lücken -, in Hinblick auf die in diesem Fred erhobene Interpretation ist sie sehr stichhaltig: Das System "Psychiatrie" wird als unmenschlich und als nicht unverantwortlich bei der Verursachung von Gewaltakten gezeichnet.
#27
Geschrieben 03. März 2008, 15:00
#28
Geschrieben 04. März 2008, 18:49
bekay sagte am 03.03.2008, 15:00:
habe heute gerade bei crimelibrary.com über jeffrey dahmer gelesen... der hat ja wohl auch die skelette und sonstigen überreste kleiner tiere gesammelt...
übrigens auch interessant, dass er in seiner jugend unter verschiedenen augen- und ohr-infektionen litt... gibt es nicht auch untersuchungen dazu, dass schädigungen bestimmter hirnregionen ebenso auf die gefahr hindeuten, jemand könnte sich zu mörderischem psychopath auswachsen? wie ist da der stand der wissenschaft?
#29
Geschrieben 04. März 2008, 21:16
bekay sagte am 03.03.2008, 15:00:
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