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Und ich habe geträumt. Vom Kino.
Erstellt von Der Mann mit dem Plan, 04.06.2007, 18:38
9 Antworten in diesem Thema
#1
Geschrieben 04. Juni 2007, 18:38
Schon länger will ich es mal wieder in den Angriff nehmen, wieder regelmäßiger über Film zu schreiben. Deshalb nun ein neues Filmtagebuch von mir, das hoffentlich nicht schon nach drei Abenden in der Versenkung verschwindet. Mir fehlt es einfach ab und an nach einem Film die Möglichkeit meine Eindrücke zu fixieren. Mein Gedächtnis ist zwar gut, manche Gedankengänge aber zu sehr im Moment verhaftet, dass ich bei späteren Diskussionen kaum mehr darauf zurückgreifen kann. Vielleicht hilft das Niederschreiben und konkrete Formulieren dessen etwas.
Also, wie auch immer. Ab heute wieder Filmtagebuch. Ohne Pipapo und ohne Bilders. Das nervt eh nur und hält von dem ab, was man hier will. Gleich gibt's den ersten Eintrag. Und ja, der erste Film ist taktisch gewählt und ist was ganz, ganz, ganz Großes.
Und hier noch nachgereicht, der Link zum Kommentarthread: http://www.filmforen...showtopic=11063
Also, wie auch immer. Ab heute wieder Filmtagebuch. Ohne Pipapo und ohne Bilders. Das nervt eh nur und hält von dem ab, was man hier will. Gleich gibt's den ersten Eintrag. Und ja, der erste Film ist taktisch gewählt und ist was ganz, ganz, ganz Großes.
Und hier noch nachgereicht, der Link zum Kommentarthread: http://www.filmforen...showtopic=11063
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"Cinema is everything to me. I live and breathe films... I even eat them" - Lucio Fulci
"I ask of film what most North Americans ask of psychedelic drugs." - Alejandro Jodorowsky
"When two or more people agree on an issue, I form on the other side." - Bill Hicks
"Cinema is everything to me. I live and breathe films... I even eat them" - Lucio Fulci
"I ask of film what most North Americans ask of psychedelic drugs." - Alejandro Jodorowsky
"When two or more people agree on an issue, I form on the other side." - Bill Hicks
#2
Geschrieben 04. Juni 2007, 18:46
LE GAI SAVOIR
Die fröhliche Wissenschaft -- Frankreich 1969 -- Jean-Luc Godard
Was für ein wunderbarer Film. Die Filmographie von Godard ist wirklich ein konsekutiver Gedankenstrom. Es gibt in der Tat nichts Logischeres als LE GAI SAVOIR nach WEEK END und vor A FILM LIKE ANY OTHER. Die popkulturellen Referenzen blinzeln noch durch, die nouvelle-vague'sche Leichtigkeit sind hier und da zu vernehmen. Andererseits interessiert sich Godard überhaupt nicht mehr für "dramatische" Dialoge, sondern rekonstruiert sieben Abende, an denen Léaud und Berto assoziativ und ab und an in Interview-Form über das Verhältnis des Filmbildes zum Filmton, über die Revolution, über die Vermittlungsschwierigkeiten der Intellektuellen zu den Arbeitern, und der "Freude am Lernen" referieren. Dazu oft Schwarzbild, Godards kryptischer Voiceover, Bilder aus Comics und Wochenschauen, und ein undurchdringlicher Mischmasch aus Originalton und Archivaufnahmen. Am Ende schimmert dann auf ganz wunderbare Weise der globale Glaube der links-intellektuellen Filmemacher durch, (der Film wurde im Januar '68 gedreht) wirklich mit dem Medium etwas verändern zu können: Als Berto kurz vor Filmende bemerkt, dass ja noch etliche Szenen gar nicht gedreht wären, räumt Léaud ein, Bertolucci in Italien würde die Szenen noch drehen, und die andere würde Straub in Deutschland, und die noch andere Rocha in Brasilien drehen. Und danach wieder Godards Stimme, der einwirft, dass dies kein Film war, der gemacht werden sollte, aber gemacht wurde. Ein Film, der keine Antworten bietet, aber einen Weg weist.
9/10
Die fröhliche Wissenschaft -- Frankreich 1969 -- Jean-Luc Godard
Was für ein wunderbarer Film. Die Filmographie von Godard ist wirklich ein konsekutiver Gedankenstrom. Es gibt in der Tat nichts Logischeres als LE GAI SAVOIR nach WEEK END und vor A FILM LIKE ANY OTHER. Die popkulturellen Referenzen blinzeln noch durch, die nouvelle-vague'sche Leichtigkeit sind hier und da zu vernehmen. Andererseits interessiert sich Godard überhaupt nicht mehr für "dramatische" Dialoge, sondern rekonstruiert sieben Abende, an denen Léaud und Berto assoziativ und ab und an in Interview-Form über das Verhältnis des Filmbildes zum Filmton, über die Revolution, über die Vermittlungsschwierigkeiten der Intellektuellen zu den Arbeitern, und der "Freude am Lernen" referieren. Dazu oft Schwarzbild, Godards kryptischer Voiceover, Bilder aus Comics und Wochenschauen, und ein undurchdringlicher Mischmasch aus Originalton und Archivaufnahmen. Am Ende schimmert dann auf ganz wunderbare Weise der globale Glaube der links-intellektuellen Filmemacher durch, (der Film wurde im Januar '68 gedreht) wirklich mit dem Medium etwas verändern zu können: Als Berto kurz vor Filmende bemerkt, dass ja noch etliche Szenen gar nicht gedreht wären, räumt Léaud ein, Bertolucci in Italien würde die Szenen noch drehen, und die andere würde Straub in Deutschland, und die noch andere Rocha in Brasilien drehen. Und danach wieder Godards Stimme, der einwirft, dass dies kein Film war, der gemacht werden sollte, aber gemacht wurde. Ein Film, der keine Antworten bietet, aber einen Weg weist.
9/10
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#3
Geschrieben 05. Juni 2007, 01:27
DAAI SI GIN
Breaking News -- Hong Kong/China 2004 -- Johnny To
Obwohl das grundsätzliche, zynische Weltbild nicht gerade neu ist (Verbrecher sind eloquente, gewitzte und charmante Genußmenschen, Polizisten strenge, unlustige, sklavisch-peinliche Opfer ihrer Berufung, und die Medien verbreiten eh nur Manipulation und Lügen), ist das Drehbuch spannungsstark genug formuliert, um mich nicht an der Simplizität der Grundidee und der schwachen Figur von Kelly Chen zu stören. Solide Actionunterhaltung mit großartigen To'schen Momenten, in denen er sowohl inhaltliche, als auch optische Momente als Markenzeichen unterstreichen kann.
6/10
Breaking News -- Hong Kong/China 2004 -- Johnny To
Obwohl das grundsätzliche, zynische Weltbild nicht gerade neu ist (Verbrecher sind eloquente, gewitzte und charmante Genußmenschen, Polizisten strenge, unlustige, sklavisch-peinliche Opfer ihrer Berufung, und die Medien verbreiten eh nur Manipulation und Lügen), ist das Drehbuch spannungsstark genug formuliert, um mich nicht an der Simplizität der Grundidee und der schwachen Figur von Kelly Chen zu stören. Solide Actionunterhaltung mit großartigen To'schen Momenten, in denen er sowohl inhaltliche, als auch optische Momente als Markenzeichen unterstreichen kann.
6/10
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"When two or more people agree on an issue, I form on the other side." - Bill Hicks
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#4
Geschrieben 05. Juni 2007, 13:23
SHISENJIYOU NO ARIA
The Bedroom -- Japan 1992 -- Hisayasu Sato
Mein erster Versuch mich dem Werk von Hisayasu Sato anzunähern, nachdem ich den Episodenfilm RAMPO NOIR, in dem er einen Kurzfilm beisteuerte, ganz vorzüglich fand, ging leider, in die Hose. Was bei einem pinku eiga vielleicht doppeldeutig zu verstehen sein kann, aber das ist in dem Falle nicht so. Sinnbildlich bitteschön. Die Erotikszenen haben mich dessinteressiert hinterlassen. Jedoch hab ich der rudimentär erzählten Handlung bis kurz vor Ende noch mit großzügiger Freude folgen können. Doch als am Ende dann alles wie in einem schlechten Krimiplot auf Teufel komm raus zu Ende erzählt werden muss, war's mir dann doch zu dulle. Letzten Endes lebt der Film nur von den wenigen Leinwandauftritten von Issei Sagawa, einem echten Kannibalen, der nach seiner Bluttat in Frankreich ein Prominentenexildasein in Japan führt. Und dessen Anwesenheit in Satos Film ist (hoffentlich) auch der einzige Grund, warum der Film - als einer der wenigen von Sato - internationale Distribution erfahren hat.
4/10
The Bedroom -- Japan 1992 -- Hisayasu Sato
Mein erster Versuch mich dem Werk von Hisayasu Sato anzunähern, nachdem ich den Episodenfilm RAMPO NOIR, in dem er einen Kurzfilm beisteuerte, ganz vorzüglich fand, ging leider, in die Hose. Was bei einem pinku eiga vielleicht doppeldeutig zu verstehen sein kann, aber das ist in dem Falle nicht so. Sinnbildlich bitteschön. Die Erotikszenen haben mich dessinteressiert hinterlassen. Jedoch hab ich der rudimentär erzählten Handlung bis kurz vor Ende noch mit großzügiger Freude folgen können. Doch als am Ende dann alles wie in einem schlechten Krimiplot auf Teufel komm raus zu Ende erzählt werden muss, war's mir dann doch zu dulle. Letzten Endes lebt der Film nur von den wenigen Leinwandauftritten von Issei Sagawa, einem echten Kannibalen, der nach seiner Bluttat in Frankreich ein Prominentenexildasein in Japan führt. Und dessen Anwesenheit in Satos Film ist (hoffentlich) auch der einzige Grund, warum der Film - als einer der wenigen von Sato - internationale Distribution erfahren hat.
4/10
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#5
Geschrieben 06. Juni 2007, 05:06
KURO NO TESUTO KAA
Black Test Car -- Japan 1962 -- Yasuzo Masumura
Masumura mausert sich immer mehr zu einem meiner Lieblingsregisseure. BLACK TEST CAR ist ein düsteres Noir-Quasi-Remake von seinem sehr präzisen GIANTS AND TOYS. Masumura beobachtet die Werbung, die Industriespionage weitestgehend unzynisch und ohne empörte Galle. Dass am Ende der Abteilungsleiter Onoda (Hideo Takamatsu, der auch schon in GIANTS AND TOYS eine ähnliche Rolle hatte) nicht mehr wie ein Angestellter einer Automobilfirma wirkt, sondern wie ein Mafiaboss, dessen Instrumente zur Gewinnmaximierung und Markterschließung vor Erpressung, Prostitution und Gewalt keinen Halt machen, unterstreicht der Film glücklicherweise nicht noch durch irgendwelche zynischen Motivationen oder Plot-twists. Nein, Masumura glaubt irgendwo sogar noch an das Gute in den Menschen, zeichnet er doch Onoda nicht als den ausschließlich geldgeilen Großkapitalist, sondern wirklich "nur" als jemanden, der von seinem Produkt, dem Sportwagen "Pioneer" obsessiv überzeugt ist. Bei Masumura geht es nicht mal vordergründig darum, sich über die Industrie und deren Machenschaften zu ereifern. Diese Türen braucht er '62 nicht einrennen. Masumura scheint sich wirklich um das große Drama der Menschen zu interessieren. Und damit erinnert er mich wirklich zum wiederholten Male an Douglas Sirk.
8/10
Black Test Car -- Japan 1962 -- Yasuzo Masumura
Masumura mausert sich immer mehr zu einem meiner Lieblingsregisseure. BLACK TEST CAR ist ein düsteres Noir-Quasi-Remake von seinem sehr präzisen GIANTS AND TOYS. Masumura beobachtet die Werbung, die Industriespionage weitestgehend unzynisch und ohne empörte Galle. Dass am Ende der Abteilungsleiter Onoda (Hideo Takamatsu, der auch schon in GIANTS AND TOYS eine ähnliche Rolle hatte) nicht mehr wie ein Angestellter einer Automobilfirma wirkt, sondern wie ein Mafiaboss, dessen Instrumente zur Gewinnmaximierung und Markterschließung vor Erpressung, Prostitution und Gewalt keinen Halt machen, unterstreicht der Film glücklicherweise nicht noch durch irgendwelche zynischen Motivationen oder Plot-twists. Nein, Masumura glaubt irgendwo sogar noch an das Gute in den Menschen, zeichnet er doch Onoda nicht als den ausschließlich geldgeilen Großkapitalist, sondern wirklich "nur" als jemanden, der von seinem Produkt, dem Sportwagen "Pioneer" obsessiv überzeugt ist. Bei Masumura geht es nicht mal vordergründig darum, sich über die Industrie und deren Machenschaften zu ereifern. Diese Türen braucht er '62 nicht einrennen. Masumura scheint sich wirklich um das große Drama der Menschen zu interessieren. Und damit erinnert er mich wirklich zum wiederholten Male an Douglas Sirk.
8/10
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#6
Geschrieben 06. Juni 2007, 08:40
OLD JOY
Old Joy -- USA 2007 -- Kelly Reichhardt
Nahezu perfekt. Die völlig undramatische, von allen Zwängen des amerikanischen Genrekinos befreite Beobachtung einer Freundschaft zweier Männer. Längst haben sich die Wege getrennt, und auch in Zukunft werden sich die Wege kaum wieder kreuzen. Die Idee, hinaus in den Wald zu fahren, um die gemeinsame Freundschaft bei einem Bad in einer idyllischen heißen Quelle aufzuwärmen, kommt von Kurt. Derjenige von beiden, der immer noch plant, die Platten in der Garage, die er seit zehn Jahren nicht gehört hat, mal bei Sid's zu verkaufen. Mark, derjenige, der die Gelegenheit gerne nutzt, um ein letztes Mal, kurz bevor seine Frau ihr gemeinsames Kind zur Welt bringt, in einem meditativen Zustand vor der hektischen Realität der Metropole zu flüchten, weiß längst: Sid's ist geschlossen, Sid verkauft jetzt über eBay. So unterschiedlich die beiden sind, desto wunderschöner sind die Momente, in denen ihre starke, wenn auch vergangene Freundschaft durch die Leinwand durchschimmert. Und fast noch schöner, weil voll von schnörkelloser Melancholie, sind die Momente, in denen man die Zweifel beider Männer an ihrer gemeinsamen Zukunft von ihren Gesichtern ablesen kann. So wunderschön einfach.
9/10
Old Joy -- USA 2007 -- Kelly Reichhardt
Nahezu perfekt. Die völlig undramatische, von allen Zwängen des amerikanischen Genrekinos befreite Beobachtung einer Freundschaft zweier Männer. Längst haben sich die Wege getrennt, und auch in Zukunft werden sich die Wege kaum wieder kreuzen. Die Idee, hinaus in den Wald zu fahren, um die gemeinsame Freundschaft bei einem Bad in einer idyllischen heißen Quelle aufzuwärmen, kommt von Kurt. Derjenige von beiden, der immer noch plant, die Platten in der Garage, die er seit zehn Jahren nicht gehört hat, mal bei Sid's zu verkaufen. Mark, derjenige, der die Gelegenheit gerne nutzt, um ein letztes Mal, kurz bevor seine Frau ihr gemeinsames Kind zur Welt bringt, in einem meditativen Zustand vor der hektischen Realität der Metropole zu flüchten, weiß längst: Sid's ist geschlossen, Sid verkauft jetzt über eBay. So unterschiedlich die beiden sind, desto wunderschöner sind die Momente, in denen ihre starke, wenn auch vergangene Freundschaft durch die Leinwand durchschimmert. Und fast noch schöner, weil voll von schnörkelloser Melancholie, sind die Momente, in denen man die Zweifel beider Männer an ihrer gemeinsamen Zukunft von ihren Gesichtern ablesen kann. So wunderschön einfach.
9/10
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#7
Geschrieben 08. Juni 2007, 14:37
MONSTER ROAD
Monster Road -- USA 2004 -- Brett Ingram
Sehr hübsche Dokumentation über den Meisteranimator und Filmemacher Bruce Bickford, der wohl am ehesten durch das THE AMAZING MR. BICKFORD, den er gemeinsam mit Frank Zappa inszenierte, bekannt sein dürfte. Dabei geht es der Dokumentation nicht darum technische Finnessen zu diskutieren oder eine filmographische Werkübersicht an die Oberfläche der Öffentlichkeit zu spülen, sondern eher die Familie Bickford zu porträtieren, die wohl nur noch aus Bruce und seinem alten Vater George besteht. Beide geben im Laufe der Dokumentation zu, Teil einer disfunktionalen Familie gewesen zu sein, aus der zumindest ein Selbstmord hervorging. Dabei schafft es die Dokumentation eine Verbindung zwischen Bruce Bickfords schwieriger Vergangenheit und seinen ultrabrutalen Knetanimationen zu schaffen, ohne anmaßend zu wirken. Die Ausschnitte aus Bickfords grotesken Animationsfilmen und die tolle Musik der eh tollen Gruppe Shark Quest wirken dann als Kontrast zu dem eher introvertierten Filmemacher und Film.
7/10
Monster Road -- USA 2004 -- Brett Ingram
Sehr hübsche Dokumentation über den Meisteranimator und Filmemacher Bruce Bickford, der wohl am ehesten durch das THE AMAZING MR. BICKFORD, den er gemeinsam mit Frank Zappa inszenierte, bekannt sein dürfte. Dabei geht es der Dokumentation nicht darum technische Finnessen zu diskutieren oder eine filmographische Werkübersicht an die Oberfläche der Öffentlichkeit zu spülen, sondern eher die Familie Bickford zu porträtieren, die wohl nur noch aus Bruce und seinem alten Vater George besteht. Beide geben im Laufe der Dokumentation zu, Teil einer disfunktionalen Familie gewesen zu sein, aus der zumindest ein Selbstmord hervorging. Dabei schafft es die Dokumentation eine Verbindung zwischen Bruce Bickfords schwieriger Vergangenheit und seinen ultrabrutalen Knetanimationen zu schaffen, ohne anmaßend zu wirken. Die Ausschnitte aus Bickfords grotesken Animationsfilmen und die tolle Musik der eh tollen Gruppe Shark Quest wirken dann als Kontrast zu dem eher introvertierten Filmemacher und Film.
7/10
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#8
Geschrieben 12. Juni 2007, 06:56
WHITE DWARF
Rusta - Planet der Tränen -- USA 1995 -- Peter Markle
90minütiger Pilotfilm einer nie in Produktion gegangenen Serie nach Bruce Wagner, dessen WILD PALMS ich verehre. Und ja, man merkt, dass das Skript mit seinen ausladenen, lyrischen Dialogen, der komplexen Welt und den oftmals seifenoperigen Nebenstories von Wagner stammt. Und man sieht dem TV-Film auch an, dass wieder Phedon Papamichael für die Kameraarbeit verantwortlich zeichnete. Jedoch versucht der langweilige Score von Stewart Copeland dem Soundtrackkolloss von WILD PALMS, den Ryuichi Sakamoto zimmerte, hinterherzuhinken. Und außerdem entbehrt WHITE DWARF jeglichen Subtext, jede Referenz an aktuelle Themen. WHITE DWARF ist somit nur viktorianischer Fantasykitsch mit ein paar sicherlich interessanten Ideen. Interessant, dass diesmal Wagner Francis Ford Coppola als Produzenten gewinnen konnte, hatte er doch bei WILD PALMS Oliver Stones Karriere zwei, drei zusätzliche Steine in den Weg gelegt. Als nächstes wird Wagner mit David Cronenberg zusammenarbeiten, das Skript dabei ist tatsächlich an eine Nebenfigur aus WILD PALMS angelehnt. Mal sehen, wie's Cronenbergs Karriere danach geht...
4/10
Rusta - Planet der Tränen -- USA 1995 -- Peter Markle
90minütiger Pilotfilm einer nie in Produktion gegangenen Serie nach Bruce Wagner, dessen WILD PALMS ich verehre. Und ja, man merkt, dass das Skript mit seinen ausladenen, lyrischen Dialogen, der komplexen Welt und den oftmals seifenoperigen Nebenstories von Wagner stammt. Und man sieht dem TV-Film auch an, dass wieder Phedon Papamichael für die Kameraarbeit verantwortlich zeichnete. Jedoch versucht der langweilige Score von Stewart Copeland dem Soundtrackkolloss von WILD PALMS, den Ryuichi Sakamoto zimmerte, hinterherzuhinken. Und außerdem entbehrt WHITE DWARF jeglichen Subtext, jede Referenz an aktuelle Themen. WHITE DWARF ist somit nur viktorianischer Fantasykitsch mit ein paar sicherlich interessanten Ideen. Interessant, dass diesmal Wagner Francis Ford Coppola als Produzenten gewinnen konnte, hatte er doch bei WILD PALMS Oliver Stones Karriere zwei, drei zusätzliche Steine in den Weg gelegt. Als nächstes wird Wagner mit David Cronenberg zusammenarbeiten, das Skript dabei ist tatsächlich an eine Nebenfigur aus WILD PALMS angelehnt. Mal sehen, wie's Cronenbergs Karriere danach geht...
4/10
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#9
Geschrieben 13. Juni 2007, 23:33
CHACUN SON CINÉMA OU CE PETIT COUP AU COEUR QUAND LA LUMIÈRE S'ETEINT ET QUE LE FILM COMMENCE
Chacun son Cinema -- Frankreich 2007 -- diverse
33 Regisseure sollen zum 60. Geburtstag von Cannes Kurzfilme drehen, die in einem Kino spielen sollen. Reizvolle Idee, denkt man sich natürlich als Kinofreund, insbesondere bei der namhaften Beteiligung. Auch wird nach der ersten halben Stunde wohlwollend abgenickt, dass sich die international arrivierten Größen des Gegenwartskinos nicht nur auf ihre eigenen Abspielstätten anstoßen, sondern auch auf die Kinoerlebnisse jenseits des Arthauses, in den Multiplexen eingehen. Da nimmt sich zum Beispiel Nanni Moretti mit einer launigen, sehr persönlichen und anekdotischen Episode heraus, in der er einfach in den Kinosesseln besondere Kinoerlebnisse rezitiert und dabei nicht vor der jüngsten ROCKY-Episode zurückschreckt oder davor, dass er mit seinem Sohn in MATRIX 2 musste. Doch dann wird's fahriger, unentschlossener und willenloser. Warum ausgerechnet Roman Polanski sich zu einem derart schlechten "gespieltem Witz" hinreißen lässt, verstehe ich nicht.
Wirklich gut fand ich Lars von Triers schön-unernste und brutale Abrechnung mit Typen, die im Kino durch Quatscherei nerven. Und natürlich David Cronenbergs radikale, wie zynische Idee, die zeigt, dass er begriffen hat, wie Kurzfilm an sich funktionieren kann, im Gegensatz zum Beispiel zu den Coens. Weiterhin war ich überrascht, dass ich die Episode von Alejandro Inarritu mochte, dem ich sonst eher skeptisch gegenüberstehe. Doch die beste Episode war zweifelsohne die von Jean-Pierre Dardenne und Luc Dardenne, in der die Poesie des Kinos heraufbeschworen wird, sowohl als Heimat des Films und der Emotionen, als auch als Ort der Begegnungen und der kollektiven Erlebnisse. Außerdem ist der Film, den man aus dem Off im Kino spielen hört, auch besonders schön: "Zum Beispiel Balthasar".
Van Sant, Assayas und Ruiz waren Enttäuschungen, Salles, Egoyan, und Wender schlecht. Wirklich erwähnenswert scheisse waren Jane Campions Kurzfilm und mit besonderer Erwähnung für ganz ekelerregende Selbstinszenierung und Egowichserei: Youssef Chahine. Insgesamt ein eher schlechtes Unterfangen, das aufgrund der enorm verschiedenen Qualitäten der Episoden, meist irgendwo zwischen Poesie, Persönlichem, Prätentiösem, Politischem und Pointiertem. Da die Grundidee natürlich irgendwie sympathisch ist, gibt's wohlwollende fünf Punkte.
Und sowieso: Warum der Film nun ausgerechnet Fellini gewidmet ist, verstehe ich auch nicht. Aber die Genugtuung folgte auf dem Fuße. Fellini wird nur einmal geglotzt, Godard gleich drei mal.
5/10
Chacun son Cinema -- Frankreich 2007 -- diverse
33 Regisseure sollen zum 60. Geburtstag von Cannes Kurzfilme drehen, die in einem Kino spielen sollen. Reizvolle Idee, denkt man sich natürlich als Kinofreund, insbesondere bei der namhaften Beteiligung. Auch wird nach der ersten halben Stunde wohlwollend abgenickt, dass sich die international arrivierten Größen des Gegenwartskinos nicht nur auf ihre eigenen Abspielstätten anstoßen, sondern auch auf die Kinoerlebnisse jenseits des Arthauses, in den Multiplexen eingehen. Da nimmt sich zum Beispiel Nanni Moretti mit einer launigen, sehr persönlichen und anekdotischen Episode heraus, in der er einfach in den Kinosesseln besondere Kinoerlebnisse rezitiert und dabei nicht vor der jüngsten ROCKY-Episode zurückschreckt oder davor, dass er mit seinem Sohn in MATRIX 2 musste. Doch dann wird's fahriger, unentschlossener und willenloser. Warum ausgerechnet Roman Polanski sich zu einem derart schlechten "gespieltem Witz" hinreißen lässt, verstehe ich nicht.
Wirklich gut fand ich Lars von Triers schön-unernste und brutale Abrechnung mit Typen, die im Kino durch Quatscherei nerven. Und natürlich David Cronenbergs radikale, wie zynische Idee, die zeigt, dass er begriffen hat, wie Kurzfilm an sich funktionieren kann, im Gegensatz zum Beispiel zu den Coens. Weiterhin war ich überrascht, dass ich die Episode von Alejandro Inarritu mochte, dem ich sonst eher skeptisch gegenüberstehe. Doch die beste Episode war zweifelsohne die von Jean-Pierre Dardenne und Luc Dardenne, in der die Poesie des Kinos heraufbeschworen wird, sowohl als Heimat des Films und der Emotionen, als auch als Ort der Begegnungen und der kollektiven Erlebnisse. Außerdem ist der Film, den man aus dem Off im Kino spielen hört, auch besonders schön: "Zum Beispiel Balthasar".
Van Sant, Assayas und Ruiz waren Enttäuschungen, Salles, Egoyan, und Wender schlecht. Wirklich erwähnenswert scheisse waren Jane Campions Kurzfilm und mit besonderer Erwähnung für ganz ekelerregende Selbstinszenierung und Egowichserei: Youssef Chahine. Insgesamt ein eher schlechtes Unterfangen, das aufgrund der enorm verschiedenen Qualitäten der Episoden, meist irgendwo zwischen Poesie, Persönlichem, Prätentiösem, Politischem und Pointiertem. Da die Grundidee natürlich irgendwie sympathisch ist, gibt's wohlwollende fünf Punkte.
Und sowieso: Warum der Film nun ausgerechnet Fellini gewidmet ist, verstehe ich auch nicht. Aber die Genugtuung folgte auf dem Fuße. Fellini wird nur einmal geglotzt, Godard gleich drei mal.
5/10
Egomania: tagebuchkommentareheimseite
"Cinema is everything to me. I live and breathe films... I even eat them" - Lucio Fulci
"I ask of film what most North Americans ask of psychedelic drugs." - Alejandro Jodorowsky
"When two or more people agree on an issue, I form on the other side." - Bill Hicks
"Cinema is everything to me. I live and breathe films... I even eat them" - Lucio Fulci
"I ask of film what most North Americans ask of psychedelic drugs." - Alejandro Jodorowsky
"When two or more people agree on an issue, I form on the other side." - Bill Hicks
#10
Geschrieben 15. Juni 2007, 14:27
HANNIBAL RISING
Hannibal Rising - Wie alles begann -- USA 2007 -- Peter Webber
Übelster Trash, der mit seiner hanebüchenen C-Movie-Dramaturgie und Rachemotiv eher an torture porn-Blockbuster erinnert, als an die SCHWEIGEN DER LÄMMER-Filme. Der Hauptdarsteller ist katastrophal, die Bildgestaltung blass.
1/10
Hannibal Rising - Wie alles begann -- USA 2007 -- Peter Webber
Übelster Trash, der mit seiner hanebüchenen C-Movie-Dramaturgie und Rachemotiv eher an torture porn-Blockbuster erinnert, als an die SCHWEIGEN DER LÄMMER-Filme. Der Hauptdarsteller ist katastrophal, die Bildgestaltung blass.
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"I ask of film what most North Americans ask of psychedelic drugs." - Alejandro Jodorowsky
"When two or more people agree on an issue, I form on the other side." - Bill Hicks
"Cinema is everything to me. I live and breathe films... I even eat them" - Lucio Fulci
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