Das Leben der anderen
Meine erste „Veröffentlichung“ in diesem Forum und dann auch noch von einem deutschen Film – eine Filmsparte, der ich mich meist nur mit hochgezogener Augenbraue und unter Vorbehalt nähere. Es gibt selbstverständlich sehr gute deutsche Filme, aber meist befriedigen diese eher nicht mein filmisches Gemüt. Doch, zu gelungenen und meiner Meinung nach weiteren nicht gelungenen deutschen Kino- / TV-Produktionen, evtl. später.
Die Story werde ich anders als vielleicht manch anderer hier wiedergeben und möchte kurz (aber wirklich nur ganz kurz) zum Nachdenken anregen:
Man stelle sich einen Science-Fiction Film aus dem Jahre 3.612 vor (Jahreszahl kann beliebig ersetzt werden) in der die Menschheit in einem für die restliche Außenwelt verschlossenen Bereich von einer Organisation massiv überwacht und eingeschüchtert wird. Diese setzt zum Teil auch Foltermethoden ein, um an der Macht zu bleiben. Nun verbünden sich einige dieser Unterdrückten Menschen um einen Teil der Wahrheit ans Licht zu bringen und an die restliche Außenwelt zu übermitteln. Was diese nicht ahnen: Sie werden bereits strengstens überwacht und der Feind hört mit. Doch das feindliche Ende der Leitung scheint spontan durch einen wunderbaren Sinneswandel völlig überraschend und unspektakulär die Seiten gewechselt zu haben und gibt nicht alle notwendigen Informationen an die Zentrale weiter. Jedoch ist die Organisation natürlich nicht dumm und der Showdown lässt dann nicht mehr lange auf sich warten.
Nun zum Nachdenken: Klingt das Oskar verdächtig? Nein!
Aber: Man nehme einen Teil deutsche, allseits bereits bekannte Geschichte, und schon erhält der Streifen das Prädikat „Wertvoll“ und bekommt auch noch einen Oskar.
Sobald die deutsche Vergangenheit „groß“ in Szene gesetzt wird, scheinen andere Faktoren keine Rolle mehr zu spielen. Der Film ist automatisch ein Kunstwerk, wird von allen Seiten gelobt und das geht mir persönlich mittlerweile gewaltig auf den Zeiger.
Zugegebenermaßen ist dieser Film natürlich nicht grottenschlecht, zwischendurch ist er durchaus interessant aber bereits nach den ersten 20 Minuten erhält er eine Wende, die ich nicht nachvollziehen kann und mich mehr ins Detail blicken ließ, als vielleicht manch andere es getan haben.
Der oben im Beispiel bereits erwähnte spontane Sinneswandel ist überhaupt nicht nachvollziehbar geschweige denn angekündigt. Conan hat schließlich auch nicht nach der ersten halben Stunde mit Blumen um sich geworfen. Ein von der Regierung überzeugter Stasi Mitarbeiter, der die Seiten wechselt, sollte vorab zumindest ansatzweise menschliche Züge zeigen oder den Übergang nicht so holprig erscheinen lassen. Überhaupt spielt Ulrich Mühe den Stasi-Hauptmann Gerd Wiesler nicht unbedingt überzeugend. Sehr cool und zum Schmunzeln und mitfühlen sind lediglich sein Schlusssatz. Ulrich Tukur hingegen liefert eine sehenswerte und überzeugende Performance als Oberstleutnant Anton Grubitz ab. Sebastian Koch (als Schriftsteller Georg Dreyman) und Martina Gedeck (als Schauspielerin Christa-Maria Sieland) verblassen neben der allgemeinen Szenerie und den teilweise interessanten Einblicken in die Stasi-Welt, glänzen also nicht hervor, stören aber auch nicht sonderlich. Sehr erschreckend, wenn auch Sekunden zuvor vorhersehbar, ihre letzte Szene.
Meiner Meinung nach resultierten die Lobpreisungen und zum guten Schluss nun auch noch der Oskar einzig und allein aus dem geschichtlichen Hintergrund, ein TV-Zweiteiler kommt produktionstechnisch des Öfteren sehr ähnlich auch in den öffentlich rechtlichen.
Trotzdem bietet der Film teilweise recht gute Unterhaltung und vermag auch zu fesseln, kein Thema. Ich möchte ihn hier auch nicht ausschließlich herunterbuttern, ich würde mir nur wünschen, dass dieser Film kritischer betrachtet wird. Der "Wow, so etwas hat es wirklich gegeben" Effekt schmilzt ziemlich schnell dahin durch die zahlreichen, störenden Faktoren, für mich teils unlogischen Aktionen (in 20 Minuten ist es unmöglich eine Wohnung derart zu verkabeln, wie es am Ende offenbart wird) und menschlichen physischen Sinneswandeln.
Zum Schluss muss ich noch etwas loswerden: Der Schnitt bei diesem Film ist wohl das katastrophalste, was ich jemals zu Gesicht bekommen habe. Ich könnte jetzt sagen „Achtet beim nächsten oder erstmaligen Sichten mal darauf!“ doch dies ist völlig unnötig: Den Cutter sollte man dringend wieder zum Kabelträger degradieren.
Die Träume eines Theaters bewacht vom blinden Wächter!
Erstellt von Coils, 26.02.2007, 19:54
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