Sweet Dreams
#1
Geschrieben 29. Mai 2003, 12:12
"Man weiß nie, wie wichtig Schlaf ist, bis man keinen mehr bekommt."
(Stephen King: Schlaflos)
Eingepennt! Wenn es eine Fertigkeit gibt, die ich bis zur Perfektion beherrsche, dann ist es die Fähigkeit bei Filmen einzuschlafen - unabhängig von der Qualität der Filme. Auch die Lautstärke hat auf den Film-Schlaf keinerlei Einfluß. Mein Heimkino-Equipment ist geeignet, mit den ersten 30 Minuten von SAVING PRIVTAE RYAN der Nachbarschaft den Krieg zu erklären. Selbst als Roland Emmerichs GODZILLA in einer Lautstärke lief, daß ich meinte, das Mistvieh rumpelt tatsächlich draußen am Haus vorbei, fielen mir die Augen zu. Dies kann kein unbewußter Schutzmechanismus vor schlechten Filmen sein, weil, wie gesagt, diese physische Gegebenheit keinerlei Rückschlüsse auf die Qualität des gesichteten Materials zuläßt.
Denn RUANG TALOK war alles andere als schlecht. Eine Firma muß Mitarbeiter entlassen und die Entscheidung, wer gehen muß, wird per Los gefällt. Hier in D ist man noch nicht ganz so weit, aber man arbeitet gerade daran, die sozialen Kündigungskriterien abzubauen. Was dann noch zählt, ist einzig und allein die Qualifikation. Aber wenn alle gleich qualifiziert sind, ist das Losverfahren nicht die schlechteste Idee. Vielleicht sollte der Hund(t), der Arbeitgeberpräsident, mal mehr Filme schauen, dann müßte er nicht mehr nur die Ideen der Sozialdemokraten anerkennend-staunend abnicken.
Überhaupt schimmert bei RUANG TALOK eine gewisse Kapitalismuskritik durch. Wenn Menschen nur über ihre kapitalistische Verwertbarkeit definiert werden, muß man sich in Zeiten der Massenarbeitslosigkeit nicht über eine ständig steigende Suizidrate wundern. Eine andere der Entlassenen kommt nur mit Diebstählen im Supermarkt über die Runden. Wenn dann auf einmal ein Karton voller Geld vor der Tür liegt, gibt es nur eins: Zugreifen. Leider wurden die Türen aufgrund der nicht richtig befestigten Türnummer - aus 6 wird 9 - vertauscht. Folglich will jemand das Geld wiederhaben. Daraus resultiert die logische Konsequenz eines Systems, das alles und jedem einen Wert gibt: Wenn's ums große Geld geht, muß man über Leichen gehen.
An viel mehr kann ich mich nicht mehr erinnern. Ein abgesägter Unterschenkel. Weidenkörbe mit Leichenteilen, die in einem Tümpel versenkt werden. Rotes Blut, mit Wasser von weißen Fliesen gespült. Verwaschen und schlierig wie die Bildfetzen, die durch den Kopf geistern. Der ungewollte Schlaf ist der größte Bilderkiller. Auf die Wiederholung bin ich schon gespannt.
Deep Red
(Klaus Theweleit)
"I was always killing myself, but it was always the bystander who died."
(Dennis Nilsen)
#2
Geschrieben 29. Mai 2003, 16:13
it's what you wanted to see
it's who you wanted to be
(The Smashing Pumpkins: love)
Zwei Nächte habe ich gebraucht, um mir darüber klar zu werden, was sich mit MATRIX bereits andeutete. (Was schert mich das ganze sakrale Geschwurbel, das diese Trilogie mit sich bringt.)
Ich bekenne: Ja, ich liebe Trinity! Eine reine, ehrliche Liebe, wie sie nur im Kino möglich ist. Binär codiert, wie die Matrix: Ja / Nein. Es gibt kein Dazwischen. Was gäbe ich dafür, der EINE zu sein, der ihr Herz berühren darf...
Deep Red
P.S.: Erinnert nur mich diese Szene an ANDY WARHOL'S FLESH FOR FRANKENSTEIN, wie Udo Kier, getrieben von seiner sexuellen Begierde, in den Körper seiner weiblichen Kreatur greift?
(Klaus Theweleit)
"I was always killing myself, but it was always the bystander who died."
(Dennis Nilsen)
#3
Geschrieben 30. Mai 2003, 00:15
"Als nächstes wird der Staatsmann billige Lügen erfinden, die die Schuld der angegriffenen Nation zuschieben, und jeder Mensch wird glücklich sein über diese Täuschungen, die das Gewissen beruhigen. Er wird sie eingehend studieren und sich weigern, Argumente der anderen Seite zu prüfen. So wird er sich Schritt für Schritt selbst davon überzeugen, daß der Krieg gerecht ist und Gott dafür danken, daß er nach diesem Prozeß grotesker Selbsttäuschung besser schlafen kann."
(Mark Twain, 1916)
Eingepennt! Oh boy, bin ich betrunken. Ist das die amerikanische Vorstellung emanzipativer Politik? Mehr kann ich da jetzt beim besten Willen nicht erkennen. Peter "Hindukusch" Struck wäre begeistert. Das muß man sich mal vorstellen, da werden Sozialhilfeempfänger quer durch die Gesellschaft als "Schmarotzer" verunglimpft und im gleichen Atemzug werden für die Bundeswehr 60 Airbus-Maschinen A400M für ca. 8,3 Millarden Euro bestellt. In welchen Irrsinn steuert diese Welt? Wie sagte doch der Simplicissimus?: Der Soldat hat nur einen Kopf oberhalb der Uniform, damit er weiß, wie hoch er die Hand zum Gruße heben muß. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Ab ins Bett, bevor mir richtig schlecht wird.
Deep Red
(Klaus Theweleit)
"I was always killing myself, but it was always the bystander who died."
(Dennis Nilsen)
#4
Geschrieben 30. Mai 2003, 10:34
"Dummheit, die man bei anderen sieht, wirkt meist erhebend aufs Gemüt."
(Wilhelm Busch)
Sagt das nicht eigentlich alles über einen Film, wenn die zwei Kurzauftritte von - einem im Gegensatz zu seiner TV-Show zugegebenermaßen gebremsten - Tom Green die Höhepunkte darstellen? 3 ENGEL FÜR CHARLIE hätte gut etwas von Tom Greens manischer Entrückheit, die er in seinen zwei Szenen zeigt, brauchen können. So bleibt lediglich ein Film der leeren Versprechungen, des Leerlaufs. Man will hip sein und hat keine Ahnung, was es heißt, hip zu sein. Scheitern auf niedrigstem Niveau. Selbst die drei Tussen sind nicht geil, sondern aufgrund ihrer (rudimentären) Charakterzeichnung einfach nur abstoßend.
Auf dem Soundtrack mein Geistesverwandter: Butt-Lover Sir Mix-A-Lot mit "Baby Got Back". Genau das hätte diesem Film gut zu, ähem, Gesicht gestanden. Ein wenig mehr T&A, dann könnte man zumindest das Prädikat "sehenswert" vergeben. (Ich gebe zu, je älter ich werde, desto bestechlicher lassen mich meine Triebe werden.)
Deep Red
(Klaus Theweleit)
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(Dennis Nilsen)
#5
Geschrieben 31. Mai 2003, 14:04
Eingepennt! Wird nachgeholt!
Deep Red
(Klaus Theweleit)
"I was always killing myself, but it was always the bystander who died."
(Dennis Nilsen)
#6
Geschrieben 31. Mai 2003, 14:06
Eingepennt! Wird nachgeholt!
Deep Red
(Klaus Theweleit)
"I was always killing myself, but it was always the bystander who died."
(Dennis Nilsen)
#7
Geschrieben 31. Mai 2003, 14:07
Zwar nicht mehr eingepennt. Irgendwann ist man dann auch mal wach. Aber nicht in Stimmung für diesen Film gewesen. Die zweite Hälfte praktisch nur noch im Internet verbracht.
Deep Red
(Klaus Theweleit)
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(Dennis Nilsen)
#8
Geschrieben 31. Mai 2003, 14:09
Eingepennt! Wird garantiert nicht nachgeholt! Geschnitten ohne Ende. Der beste Schnitt: Ein Kampf wird angesagt, die zwei Hoschis verbeugen sich voreinander und in der nächsten Einstellung wird bereits der nächste Kampf angekündigt
Deep Red
(Klaus Theweleit)
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(Dennis Nilsen)
#9
Geschrieben 31. Mai 2003, 14:11
31. Mai 2003 | X-MEN 1.5 (USA 2000) | DVD (RC4)
Eingepennt! Der running gag meines Lebens. Wird nachgeholt!
Deep Red
(Klaus Theweleit)
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(Dennis Nilsen)
#10
Geschrieben 01. Juni 2003, 19:40
"Wer sich einmal dazu gebracht hat, alle die Absurditäten, die die religiösen Lehren ihm zutragen, ohne Kritik hinzunehmen und selbst die Widersprüche zwischen ihnen zu übersehen, dessen Denkschwäche braucht uns nicht arg zu verwundern."
(Sigmund Freud)
Nach all den ergebnislosen Versuchen, an diesem langen Wochenende einen Film zu schauen, habe ich mich gestern lieber einer Flasche Wein gewidmet. Was wäre diese Welt ohne Rotwein? Speziell italienischen? Valpolicella ist die Region des flüssigen Glücks. Mehrere Stunden dekantiert rollt er elegant und samtweich über den Gaumen. Fruchtig und leicht, wie diese Momente, wenn die untergehende Sonne fast den Horizont berührt und die Nacht noch ein Versprechen ist, das niemals eingelöst wird.
Von eingelöst zu losgelöst sind es nur ein paar Buchstaben. Und der Grat zwischen Normalität (die wer definiert?) und (religiösem) Wahn ist ein verdammt schmaler. Die Bilder vom diesjährigen Kirchentag in Berlin hinterlassen wieder eine Ahnung davon, wie geistig rückständig die sich an einen Glauben klammernden Menschen sind. Dafür muß man nicht einmal das Geseiere hören, das aus ihren vor Verzückung verzerrten Fratzen quillt.
Vollkommen losgelöst von meiner Welt sind jene Filme, die sich religiösen Themen widmen. Hat man sich erst einmal darauf geeinigt, daß ein jeglicher religiöser Glaube nur eine spezifische Form von Geisteskrankheit ist, kann man auch die absurdesten Ereignisse akzeptieren, ohne selbst den Verstand zu verlieren.
Man kann getrost davon ausgehen, daß die unheilige Berufsgruppentrinität aus Klerikern, Anwälten und Psychoanalytikern den größten Flurschaden in der (speziell US-)Gesellschaft hinterlassen hat. So wird es sicherlich kein Zufall sein, daß der Held dieses Films ein Psycho-Doc ist und sein bester Freund ein Anwalt mit Hang zu Taschenspielertricks. Diese Ironie der Charakterisierung weiß zu gefallen.
Cal Jamison, der Psycho-Doc, ist Katholik, doch sein Glaube ist nicht stark ausgeprägt, liegt unter der Oberfläche. John Schlesinger findet dafür ein schönes Bild:
Die Handlung reduziert auf einen Satz: Eine Voodoo-Sekte ist hinter Jamisons Sohn her. Gehen zwei Religionen auf Kollisionskurs, ist das Ergebnis, das lehrt die Geschichte, blutig, sehr blutig. "Do you believe?" ist die zentrale Frage. Und Jamison wird am Ende des Films die Frage bejahen, sein Glaubensbekenntnis mit Blut an den Händen eindringlich erneuern.
Deep Red
P.S.: Letzte Nacht habe ich von einer Fledermaus geträumt.
(Klaus Theweleit)
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(Dennis Nilsen)
#11
Geschrieben 01. Juni 2003, 21:40
"Du wirst es nicht bereuen."
(Aus: CENTER STAGE)
Oh doch! Ein Brechmittel! Aseptisch wie ein Klinikklo. Der Film riecht nicht. Die Mühen, die Qualen, die Tränen, der Schweiß: Nichts als eine einzige leere Behauptung.
Deep Red
(Klaus Theweleit)
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#12
Geschrieben 08. Juni 2003, 17:04
"Über die Antennen kommen die alten Dummheiten. Die Wahrheiten werden von Mund zu Mund weitergegeben."
(Brecht)
Vorgestern, Freitag, auf einer Hochzeit gewesen. Habe versucht, mich zu besaufen, hat aber nicht richtig geklappt. Ob es daran lag, weil ich wieder feststellen mußte, daß ich eigentlich in einer völlig anderen Welt lebe? Kam mir vor wie in einem Aquarium, wobei ich nicht sagen kann, auf welcher Seite der Scheibe ich mich befand. Als Dank habe ich folgendes ins Gästebuch geschrieben:
Der Tag der tausend Tode
oder:
Die Suche nach dem atmungsaktiven Jungfernhäutchen
(Zeit für das uglyhammer.gif)
Alles Gute
Deep Red
Die dumme Tusse, die vor mir ins Gästebuch schrieb, lief gleich wieder zurück, um meinen Eintrag zu checken. Den Blick von ihr werde ich mein Lebtag nicht mehr vergessen, prallte aber an dem angenehmen Summen (alkoholbedingt) im Kopf ab, weswegen ich ihr auch keine Grimasse schnitt.
Ein etwas anderes Summen im Kopf, eher schon ein richtiges Schwirren, hat mich letzten Sonntag dazu gebracht, mal wieder eine film- und vor allem fernsehfreie Woche einzulegen. Das Kopfgift, das diese Arschloch-Maschinerie TV mit sich bringt, muß in unregelmäßigen Abständen herausgefiltert werden, bevor diese lähmende Langeweile, die dieses Medium mit sich bringt, noch auf einen selbst übergreift. (Anmerkung: Die besten Filtereigenschaften besitzen Bücher.) Die einzige Ausnahme: Als Möllemann alle Stricke rissen, mußte ich doch, als Krönung der schönen Stunden, sozusagen, mal einschalten. Hatte mir ein paar Aufnahmen vom Möllematsch erhofft, wurde aber wieder enttäuscht. Nicht enttäuscht wird man in solchen Situationen von den deutschen Berufsbetroffenen, die dann immer mit dem Spruch kommen: Über Tote soll man nicht schlecht sprechen. Man mag sich gar nicht vorstellen, was diese Idioten selbst dem Hitler noch nachkübeln.
Und jetzt: STIRB AN EINEM ANDEREN TAG. Das hatte ich mir auf der Hochzeit auch gedacht. Aber wann ist schon der richtige Tag zum Sterben? Ich weiß es nicht und Bond weiß es auch nicht. Und deswegen wird diese Serie ewig weiterlaufen: Nette Gimmicks, viel Action, süffisante Dialoge und wunderschöne Frauen.
Was braucht man(n) mehr an einem Sonntagnachmittag?
Deep Red
(Klaus Theweleit)
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(Dennis Nilsen)
#13
Geschrieben 09. Juni 2003, 11:56
Mephisto oder Mephistopheles (griech.: Mephostophilis = Der das Licht nicht liebt)
Robert Duvall und John Travolta auf dem Gerichtsflur. Als Duvall eine 20-Dollar-Note aus seiner Tasche zieht und sie Travolta zuschiebt, fragt er ihn verführerisch, wie es denn wäre, würde er für einen Vergleich noch sechs Nullen an die 20 anhängen und es nicht zu einem Prozeß kommen müsse. Da meint man, der Teufel will sich eine Seele kaufen. Wenn Travoltas zynisch-genialischem Gegenspieler eine Akte zugestellt wird, dann hockt er, im Schein einer Lichtfunzel, ganz tief unten in einem Archivlabyrinth: Der Mephistopheles aus der Aktenhölle.
Ein zu Recht sehr düsteres Bild der amerikanischen Justiz zeichnet Steven Zaillian in seinem Film, weit jenseits des John-Grisham-Mülls. Travolta, der sich vom Saulus zum Paulus wandelt - und trotzdem scheitert.
Deep Red
(Klaus Theweleit)
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#14
Geschrieben 09. Juni 2003, 21:29
"Denn ich bin, ich weiß nicht, wer,
dreh' mich hin und dreh mich her,
dreh' mich her und dreh' mich hin,
möchte wissen, wer ich bin"
(Lobe/Weigel, 1986).
Verzettelt zwischen den Identitäten...
Wer bin ich?
"I'm a cop."
Erstklassiges HK-Kino!
Deep Red
(Klaus Theweleit)
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(Dennis Nilsen)
#15
Geschrieben 10. Juni 2003, 10:50
Kein Kommentar.*
Deep Red
* Dieser Eintrag - nicht wertend gemeint - wird in Zukunft immer dann zum Einsatz kommen, wenn ich keine Lust und/oder keine Zeit habe, irgendetwas zu notieren. (Hab' ja schließlich noch ein paar andere Seiten zu betreuen.) Diese Einträge dienen somit lediglich dazu, den Anspruch auf Vollständigkeit nicht aufgeben zu müssen.
(Klaus Theweleit)
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#16
Geschrieben 11. Juni 2003, 06:54
"Meine Fresse, jetzt geht das wieder los."
(Eric Cartman)
Yeah, Jean-Claude Van Damme, die Ikone des white trash, in den viel zu großen Fußstapfen Bruce Willis'. Straff inszeniert und mit der nötigen Portion Gewalt versehen, kommt hier keine Langeweile auf. Der heimliche Höhepunkt in diesem Film ist für mich immer Van Dammes Kampf gegen den Terroristen im Maskottchenkostüm. Warum? Weil ich mit dem Lifetime Achievement Award als größter Sporthasser dieser Welt ausgezeichnet wurde. Und einer meiner innigsten Wünsche ist es, einmal so einem widerlichen Maskottchen so richtig den Arsch aufzureißen.
Deep Red
(Klaus Theweleit)
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#17
Geschrieben 12. Juni 2003, 15:16
"Langsam erblühte die Welt in Wunden und Verletzungen."
(J.G. Ballard: Crash)
"Die Menschheit wird am besten genasfürt mit der Moral."
(Friedrich Nietzsche)
Gibt es den perfekten Film?
Bei jedem Durchlauf von David Cronenbergs CRASH kommt mir als erstes immer wieder dieser Satz aus der ZDF-Kinosendung "apropos film" in den Kopf. Da verstieg sich der Kritiker doch glatt zu der Aussage, daß, wenn ein Kultregisseur ein Kultbuch verfilmt, das Resultat nicht zwangsläufig ein Kultfilm werden muß. Ich denke bis heute, daß dieser Satz dazu beigetragen hat, in den folgenden Jahren die Lektüre von Filmkritiken nahezu gänzlich einzustellen. Und so einen Satz muß man wohl sagen, wenn man seinen Job beim Parteibuchsender ZDF behalten möchte. Damit erst niemand auf die "falsche" Idee kommt, nach Alternativen zu diesem verrotteten System zu suchen.
CRASH ist eine subversive Breitseite in die vollgefressene Gesellschaft der Arrivierten. Es geht um nichts weniger als die Etablierung einer radikal anderen Gesellschaftsform, in der Sex der Treibstoff ist und die Moral nur ein Bremsklotz. CRASH zeigt eine vollkommen in sich geschlossene Welt, in der nichts pervers, nichts obszön, nichts abartig erscheint. Erst der Blick von außen, der Blick des Anderen, des vermeintlich Normalen, des sexuell Genormten, denunziert die Schönheit.
"So here you are at the nerve center."
Roadmaps zu den Psychen der Protagonisten
Gibt es den perfekten Film? Manchmal ist man geneigt, diese Frage zu bejahen.
Deep Red
(Klaus Theweleit)
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(Dennis Nilsen)
#18
Geschrieben 12. Juni 2003, 20:19
"Different colours, different shades"
(Joy Division: New dawn fades)
"The others. The others."
Ob Alejandro Amenábar hier die Inspiration für seinen Film gefunden hat?
Deep Red
(Klaus Theweleit)
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(Dennis Nilsen)
#19
Geschrieben 13. Juni 2003, 06:26
"Künstler ist nur einer, der aus der Lösung ein Rätsel machen kann."
(Karl Kraus)
Karl Kraus wird zitiert. Damit dürfte der Durchschnitts-Pro7-Zuschauer schon überfordert sein. "Das Leben, das ist es, was ein Künstler festhalten sollte", heißt es einmal in diesem Film. Aber hier steckt nicht ein Hauch Leben drin, ausgehaucht, wie Susanna Simon. Man will viel - und kann nichts. Der traurige Abschluß eines Filmtages. Aber nach CRASH konnte es auch nur abwärts gehen.
Deep Red
(Klaus Theweleit)
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(Dennis Nilsen)
#20
Geschrieben 13. Juni 2003, 18:24
"The first man to touch her will have to come through me."
(The Rock in THE SCORPION KING)
Wer nichts erwartet, kann auch nicht enttäuscht werden.
Deep Red
(Klaus Theweleit)
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(Dennis Nilsen)
#21
Geschrieben 15. Juni 2003, 21:08
"Das Denken ist zwar allen Menschen erlaubt, aber vielen bleibt es erspart."
(Curt Goetz)
In jeder Beziehung dilettantisch. Warum meint eigentlich jeder Idiot mit 'ner Kamera auf dieser Welt die Menschen mit dem Produkt seiner geistigen Verblödung beleidigen zu müssen?
Für Geld mache ich alles
Deep Red
(Klaus Theweleit)
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#22
Geschrieben 22. Juni 2003, 09:38
Kein Kommentar.
Deep Red
(Klaus Theweleit)
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(Dennis Nilsen)
#23
Geschrieben 22. Juni 2003, 09:40
Eingepennt. Wird höchstens nachgeholt, wenn mir der Film noch mal im Original unterkommt. Die deutsche Synchro ist eine Zumutung!
Deep Red
(Klaus Theweleit)
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(Dennis Nilsen)
#24
Geschrieben 22. Juni 2003, 15:28
"Gott ist die allergrößte Scheiße!"
(Viktor Jerofejew: Herbst in Boldino)
Weinmarkt in der Stadt. Schön und gut, aber wer will schon diese deutsche Plörre saufen? Als phatte Gangstaz nehmen wir uns natürlich unseren eigenen Wein mit und schenken uns im Schatten der Kirche - der Weinmarkt findet auf dem Kirchplatz statt - unsere Gläser voll. Das hat den Vorteil, daß man bei dieser Gelegenheit auch immer fröhlich an die Kirche urinieren kann. Im nächsten Monat wird hier auch noch Stadtfest gefeiert. Die Kirche hat 'ne tolle Aktion auf Lager: "Uelzen schreibt die Bibel neu." Bin ja schon gespannt, ob die tatsächlich die Traute haben, ein Buch auszulegen, in das sich jeder verewigen kann. Dann können sich diese armen Irren auf was gefaßt machen. Die Taktik wird sein, an mehreren Tagen und mehrmals täglich antiklerikale Statements reinzuschreiben. Aus Zensurgründen eine Seite rauszureißen mag vielleicht noch möglich sein, aber das halbe Buch wegwerfen? Noch schöner wäre es natürlich, die müßten das ganze Projekt aufgrund unseres Störfeuers einstampfen. Mal sehen, wie sich das entwickelt.
Abends, wenn die Sonne tief steht und der Wein im Glas hoch, wenn der (Arbeits-)Tag seine Schrecken verloren hat, was gibt es da Schöneres als mit 'ner Freundin einen neuen Wein zu entdecken und einfach nur miteinander zu reden? Wer hat da schon Lust, seinen eskapistischen Trieben nachzugeben und vor der Glotze zu hocken? Deshalb blieb die ganze Woche der Fernseher kalt und erst gestern gab es mit PATRIOT GAMES den ersten Film seit HIDEKI. Um mich mal wieder davon zu überzeugen, daß die geistig normalen Menschen in dieser Welt in der Minderheit sind, mußte es heute ein Film mit religiöser Thematik sein.
"There's a spiritual battle going on in this world and we're all part of it, every day of our lives", sagt Ian Holm in DIE PROPHEZEIHUNG. Man muß entweder Schauspieler oder Pfaffe sein, um so einen Satz auszustoßen, ohne in Gelächter auszubrechen. Zu Lachen gibt es in diesem Flicken auch nicht viel, denn dieser hingerotzte Schlunz um eine Satanssekte und ein kleines Mädchen mit göttlicher Gabe wird einem dermaßen ernst serviert, daß man spontan Lust bekommt, eine Bibel zu verbrennen.
Nun ist es ein mehr oder weniger offenes Geheimnis, daß die Kirchen auch Filme sponsorn, in denen ihr Glaube positiv bzw. als alleinseligmachender Weg dargestellt wird. Bei DIE PROPHEZEIHUNG wird man den Verdacht nicht los, daß genau dies der Fall ist. Was Chuck Russell hier einem denkenden Menschen zumutet, das spottet jeder Beschreibung. Es beginnt mit dem Möchtegern-Pfaffen als Bullen (Jimmy Smits Rolle wirkt fast wie eine reprise seiner Figur in THE BELIEVERS), weil er so das Böse besser bekämpfen kann und endet nicht mit dem Auftauchen von Engeln:
Und all das ohne jede ironische Brechung. Der Film basiert auf einem Buch der Autorin Cathy Cash Spellman. Wenn man die Kurzbiographie dieser äußerst Umtriebigen in Sachen Menschenverblödung überfliegt, dann wundert einem an diesem Film überhaupt nichts mehr. Viel interessanter aber wäre es zu erfahren, ob der Name nur ein Pseudonym ist. Und wenn nicht, ob es da eine verwandtschaftliche Beziehung zum US-Kardinal Spellman gibt, der es auch faustdick hinter den Ohren hat. Würde so manches erklären. Das muß ich noch mal genauer recherchieren.
Deep Red
(Klaus Theweleit)
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(Dennis Nilsen)
#25
Geschrieben 22. Juni 2003, 22:02
"Oberfläche, wie schön!"
(Wolfgang Joop)
Nun könnte man lange darüber schwadronieren, daß die Präsidentschaft von George W(anker) Bush einem Film wie PASSWORT: SWORDFISH eine geradezu unheimliche Brisanz und Aktualität verleiht. Denn was passiert, wenn ein Staatsassassine das patridiotische Gelaber ernster nimmt, als es Bush lieb sein könnte? Kann man den Begriff Terrorist eigentlich pervertieren? Ach, lassen wir das...
Form über Inhalt. Aber wenn es keinen Inhalt gibt, den man abziehen könnte, bleibt nichts außer der Form, der Oberfläche. Und genau dort liegt die große Verführungskraft dieses Filmes, weil es kein Darunter, keine Tiefe gibt. So kann sich der Film vollkommen auf die Perfektion der Bilder konzentrieren. Und dafür ist Dominic Sena nicht die schlechteste Wahl. Der Mann braucht bessere Produzenten und vor allem bessere Drehbücher.
Mag sein, daß Halle Berry das Ausziehen für diese Rolle, für diesen Film brauchte, um sich auf ihre großartige Darstellung in MONSTER'S BALL vorzubereiten. Mit ihrer makellosen Oberfläche paßt sie jedenfalls hervorragend in diesen Film.
Deep Red
(Klaus Theweleit)
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(Dennis Nilsen)
#26
Geschrieben 25. Juni 2003, 11:15
"Die große Masse der Frauen in der Geschichte existierte fast auf der Ebene von Tieren."
(Kate Millett)
Man muß lange suchen, um so ein erzkatholisches Stück Scheiße von einem Film zu finden. Das reaktionäre Weltbild, mit dem Splatterfilm der 1980er Jahre überwunden gemeint, das GINGER SNAPS vermittelt, würde selbst Martin Scorsese dazu bringen, seinen Rosenkranz ins Klo zu schmeißen.
"Wenn du eine Frau siehst, denke, es sei der Teufel! Sie ist eine Art Hölle!"
(Papst Pius II.)
Ein Mädchen bekommt ihre erste Menstruation und im selben Atemzug, wortwörtlich, wird sie von einem Werwolf gebissen, dämonisiert.
"Nichts ist unreiner als eine Frau in ihrer Periode; was sie anrührt, macht sie unrein."
(Kirchenlehrer Hieronymus)
Das ganze ist nicht witzig und auch keine Komödie. Der Film meint es ernst, verdammt ernst. Konsequent ist es, daß der Junge, den sie – ungeschützt: Verhütung ist Sünde - vögelt, sich bei ihr mit dem Werwolf-Virus infiziert. Denn als Mann läßt man sich, dem christlichen Sexualkodex nach, nicht ungestraft von einer Frau vögeln.
"...oder wenn er sich unter sie legt und so die Rollen vertauscht. Diese Verirrung ist häufig der Ausdruck einer verwerflichen Lüsternheit, die sich nicht damit begnügen will, den Koitus auf hergebrachte Weise zu praktizieren."
(I.-B. Bouvier, Bischof von Le Mans, aus seinem Handbuch für Beichtväter)
Obwohl es ein wirksames Gegenmittel gegen den Werwolf-Virus gibt, bleibt am Schluß nur der Tod der Unreinen, der Sündigen. Getötet von ihrer jüngeren, noch nicht menstruierenden, reinen Schwester.
"Solange man nicht die Moral des Christentums als Kapitalverbrechen am Leben empfindet, haben dessen Verteidiger gutes Spiel."
(Friedrich Nietzsche)
Deep Red
(Klaus Theweleit)
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(Dennis Nilsen)
#27
Geschrieben 30. Juni 2003, 14:17
Sprachlos...
Deep Red
(Klaus Theweleit)
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(Dennis Nilsen)
#28
Geschrieben 01. Juli 2003, 14:45
We got the afternoon
You got this room for two
One thing I've left to do
Discover me
Discovering you
One mile to every inch of
Your skin like porcelain
One pair of candy lips and
Your bubblegum tongue
And if you want love
We'll make it
Swimming a deep sea
Of blankets
Take all your big plans
And break 'em
This is bound to be a while
Your body is a wonderland
Your body is a wonder (I'll use my hands)
Your body is a wonderland
Something 'bout the way your hair falls in your face
I love the shape you take when crawling towards the pillowcase
You tell me where to go and
Though I might leave to find it
I'll never let your head hit the bed
Without my hand behind it
You want love?
We'll make it
Swimming a deep sea
Of blankets
Take all your big plans
And break 'em
This is bound to be a while
Your body is a wonderland
Your body is a wonder (I'll use my hands)
Your body is a wonderland
Damn baby
You frustrate me
I know you're mine all mine all mine
But you look so good it hurts sometimes
Your body is a wonderland
Your body is a wonder (I'll use my hands)
Your body is a wonderland
Your body is a wonderland
(John Mayer: You're body is a wonderland)
Deep Red
(Klaus Theweleit)
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(Dennis Nilsen)
#29
Geschrieben 03. Juli 2003, 17:27
Nach all den Jahren: Immer noch ein geiler Film.
Deep Red
(Klaus Theweleit)
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(Dennis Nilsen)
#30
Geschrieben 03. Juli 2003, 21:13
Sex, Gewalt & gute Laune. Es ist Donnerstag und NAKED WEAPON genau der richtige Film, um sich aufs Wochenende einzustimmen. Macht der Film Sinn? I don’t give a fuck! Aber er hat Sex & Gewalt und macht verdammt viel Laune. Das Wochenende, dieses (wie eigentlich jedes) Mal unter dem Motto: Sex & Drugs & Rock'n'Roll, kann kommen. Ich bin bereit.
Machen Sie bitte eine typische Handbewegung
Deep Red
(Klaus Theweleit)
"I was always killing myself, but it was always the bystander who died."
(Dennis Nilsen)
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