
Originaltitel: La mala educación. Spanien, 2004. Regie & Drehbuch: Pedro Almodóvar. Produktion: Augustín Almodóvar, Pedro Almodóvar, Esther García. Darsteller: Gael García Bernal (Ángel/Juan/Zahara), Fele Martínez (Enrique Goded), Daniel Giménez Cacho (Padre Manolo), Lluís Homar (Sr. Manuel Berenguer), Francisco Maestre (Padre José), Francisco Boira (Ignacio). Kamera:José Luis Alcaine. Schnitt:José Salcedo. Musik: Alberto Iglesias. Farbe, 106 Min.
Inhalt: In den frühen 60er Jahren entdecken die beiden Jungen Ignacio und Enrique die Liebe gemeinsam in einer christlichen Schule. Pater Monolo, ihr Literaturlehrer und Schulleiter, nimmt, gegen den Willen der beiden, an diesen Erfahrungen teil. Später, in den 70ern und 80ern, führt es diese drei Charaktere wieder zusammen. Enrique ist ein junger, erfolgreicher Regisseur und Ignacio angeblich ein Schriftsteller und Schauspieler. Als Ignacio Enrique darum bittet sein neustes Script, welches auf ihren gemeinsamen Kindheitserinnerungen beruht, durchzulesen und zu verfilmen, beginnt für Enrique eine kriminalistische Wahrheitssuche mit fatalen Folgen.
Rating: ******** 08/10
Kritik: Direkt von Anfang an ist klar, La Mala Educación ist kein gewöhnlicher Film. Die aufmerksamkeitserhaschende Musik und die vielen bunten Farben, die schon nur in den Opening Credits, die an ein wenig an die aus alten Hitchcock-Filmen erinnern, verwendet werden, sind definitiv ein Hingucker. Und diese Ungewohnheit, was die vielen Farben betrifft, die Musik, doch vor allem auch die Handlung, die Dialoge, die verschrobenen Charaktere wird der spanische Starregisseur Pedro Almodóvar (Alles über meine Mutter; Sprich mit ihr) noch seinen ganzen Film über beibehalten.
Handlungstechnisch gesehen hat La Mala Educación viel zu bieten, sofern man mit den folgenden Aspekten nicht seine Problemchen hat: sexuelle Belästigung Minderjähriger, etlicher Schwulensexszenen, Transvestiten, Drogenabhängiger. Nach dieser Aufzählung kann man sich denken, dass der Film keine leichte Kost, ein Melodram und ein eher spezieller Film ist, der mit Sicherheit nicht jedem zusagen wird. Dennoch ist die Handlung raffiniert gespickt mit einigen unerwarteten Wendungen, intelligenten Dialogen und wird somit nie langweilig und bleibt immer etwas besonderes. Besonders zum Ende hin spitzt sich die Lage immer mehr zu und man kann kaum drauf abwarten, wie sich erneut alles zum Schlechten oder doch zum Guten hinwenden wird. Doch nicht nur spannungstechnisch kann die Story überzeugen, denn vor allem anderen ist La Mala Educación ein gefühlsgeladener Film. Wenn man sich erst einmal auf den Film eingelassen hat, fällt es einem kaum noch schwer sich perfekt in die Charaktere, ihre Lage und ihre Gefühle hineinzuversetzen, bzw. zu denken. Sicherlich helfen da die großartigen schauspielerischen Leistungen mit. Besonders Gael García Bernal brilliert in diesem Film, da er in jeder Rolle, in die sein Charakter (der ja Schauspieler ist) schlüpf, unglaublich überzeugend und glaubwürdig spielt, sei es als Ignacio, als Juan, als Ángel oder als Transvestit Zahara. Mit dieser Glanzleistung hat er für mich nun entgültig sein Können als hervorragender Schauspieler bewiesen und zählt für mich persönlich nun als bester und vielversprechendster seiner Generation.
Auch Regietechnisch und Inszenatorisch kann La Mala Educación überzeugen. Besonders das immer leicht ungewöhnliche Setting und die bereits erwähnte Farbwahl haben es mir angetan. Diese Verschaffen dem Film einen sehr südeuropäischen, warmen Touch, was wiederum perfekt mit den Umständen der Handlung harmoniert. Auch die Musik ist wundervoll und passend gewählt. Pedro Almodóvar har hier wirklich sehr gute, solide Arbeit als Regisseur geleistet.
Auch wenn La Mala Educación mir persönlich ausgezeichnet gefallen hat, so bin ich mir sicher, dass ein ungewöhnlicher, intellektueller Film mit reichlich Transvestiten und Schwulen nicht jedermanns Geschmack ist. Almodóvar versucht hiermit Appell und Kritik an der katholischen Kirche auszudrücken. Sehr realistisch zeigt der Film das sexuelle Vergehen Pater Manolos an Ignacio und deren Folgen. Die vielen und sehr freizügigen Szenen, in welchen Almodóvar Homosexualität darstellt, sind ebenfalls ein Mittel um zu provozieren und vielleicht auch der Versuch ein wenig zu revolutionieren. Eines ist hier sicher: Sehr konservativen Zuschauern wird der Film höchstwahrscheinlich nicht gefallen. Alles in allem ist La Mala Educación mit Sicherheit ein sehr gelungener, ungewöhnlicher Film mit einem brillanten Hauptdarsteller, den sich jeder, der von den oben genannten Aspekten nicht abgeschreckt ist, einmal ansehen sollte.


