"Now it's dark!"
#151
Geschrieben 26. Oktober 2003, 17:23
Regie: Peter Jackson
Ich weiss nicht so recht, was ich von dem Film halten soll. Ist es vielleicht wegen dem Screen-Credit "Robert Zemeckis presents"? Hält sich Zemeckis nich heimlich still und leise für den Entdecker von PJ? Davon mal ab, fällt mir auf wie der Film manchmal in abgrundtiefe Löcher fällt, die mich heute wieder einschlafen liessen. Der Anfang ist schon recht toll, aber nachdem Frank Bannister (Michael J. Fox) die mysteriösen Morde aufzuklären versucht, die von einem Geist, den nur er sehen kann, begannen wurden, wird er manchmal zusehends langweilig. Das liegt zu einem grossen Teil an Michael J. Fox selbst, dessen mimisches Gesichtsspiel nur für zwei Ausdrücke prädestiniert ist. Seine Geisterkumpel werden zwar nett eingeführt, aber Verlauf des Films verkommen sie aber zu Kanonenfutter.
Die anderen Darsteller wie Trini Alvarado, Peter Dobson, Dee Wallace-Stone und Jeffrey Combs als Special Agent Milton Dammers können in ihren Parts hingegen überzeugen und spielen Fox jedesmal an die Wand. Jake Busey bekommt anscheinend ganz wie sein Vater immer die Rollen des Bösewichts zugeschrieben. Die Macht er allerdings genau wie sein Daddy mit enormer Spielfreude.
Ganz nett, aber meiner Meinung nach, der bisher schwächste Film von Jackson.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#152
Geschrieben 26. Oktober 2003, 21:53
Regie: Bryan Singer
Eigentlich ein ganz normaler Thriller, der fast ohne Action auskommt. Was macht den Film so interessant? Der Teenager Todd (Brad Renfro), Klassenbester, entdeckt den alten Nazi-Verbrecher Kurt Dussander (Ian McKellen) in seiner Heimatstadt. Er will jedes Detail aus dessen Tätigkeit in diversen Konzentrationslagern erfahren und droht damit, dass er ihn bei der Polizei meldet falls dieser nicht dazu bereit ist. Wieso der Streifen, nach einer Novelle von Stephen King den Titel "Musterschüler" trägt wird am Ende klar sein. Fasziniert von den detailliert erzählten Geschichten des alten Mannes, der sich am Fernseher bei "Bezaubernde Jeannie" und "Mr. Magoo" vergnügt, spuken bald nur noch Bilder aus der Vergangenheit in Todds Kopf herum. Das beeinträchtig seine schulischen Leistungen derart enorm, dass er beinahe den Abschluss der Highschool nicht schafft.
Doch er erhält Schützenhilfe. Dussander gibt sich bei einem Gespräch mit Todds Vertrauenslehrer als sein Grossvater aus und bietet an, dass Todd bei ihm lernen kann, so dass er den Abschluss doch noch schaffen kann. Hatte anfangs Todd den Nazi noch in der Hand, wendet sich das Blatt jäh. Als Dussander einen Mord an einem Obdachlosen vertuschen will, der ihn zu enttarnen droht, wendet er sich verzweifelt an Todd.
Das ist mal kein konventioneller Thriller. Die Geschichte bietet für Regisseur Bryan Singer Gelegenheit mit Bildern aufzuwarten, die ich bisher noch nicht gesehen habe. Als Todd Dussander z. B. eine SS-Uniform kauft und ihn zwingt sich diese nicht nur anzuziehen, sondern auch darin zu marschieren merkt man sofort wie der Junge, die Kontrolle über sein Opfer zu entgleiten droht. Dussander, von diesem Vorfall nicht unbeeindruckt, versucht den Abend darauf eine Katze in seinen Gasofen zu stecken. Aber auch Todd hat eine unheimliche Begegnung. Er tötet eine verletzte Taube mit einem Basketball. Das Interessanteste an dem Film ist vor allem das Ende. Denn beide kommen mit ihrem jeweiligen Vorhaben durch. Dussander entgeht der Abschiebung nach Jerusalem und Todd schafft seinen Abschluss und sorgt mit einer Erpressung seines Vetrauenslehrers für seine Sicherheit.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#153
Geschrieben 27. Oktober 2003, 18:29
Regie: David Cronenberg
Ich weiß jetzt nicht wie oft ich THE FLY gesehen habe, aber heute hat der Film, anders als sonst, mir einen gehörigen Schrecken eingejagt. Das liegt sicherlich zum größten Teil an Cronenbergs Faszination dem menschlichen Körper seine Reinheit zu entziehen und ihm Dinge hinzu zu fügen, die dort nicht unbedingt hingehören. Hier geschieht das durch die tollkühne Erfindung der Teleportation des Wissenschaftlers Seth Brundle (Jeff Goldblum). Als er sich nach unzähligen gescheiterten Versuchen mit lebenden Objekten schließlich erfolgreich selbst teleportiert, bemerkt er nicht, dass in der Telebox, die als Übertragungs- und Empfangselement dient, eine Stubenfliege mit ihm teleportiert wird. Als er kurz darauf eine ungewöhnliche Körperkraft und eine gesteigerte Libido in Verbindung mit einem hyperaktiven Auftreten entwickelt, ist seine Freundin Veronica (Geena Davis) zurecht beunruhigt. Langsam beginnt sich auch sein Äußeres zu verändern. Als Brundle schließlich die Wahrheit herausfindet, nämlich die Verschmelzung von ihm und der Fliege auf molekular genetischer Ebene, isoliert er sich aus einem falschen Instinkt heraus, der letztendlich zu seinem Untergang führen wird. Denn der animalische, insektenhafte Teil seiner Person, beginnt immer mehr den mächtigeren Einfluss auf sein Denken und Handeln auszuüben, was sich später in einen Beschützerinstinkt und dem Wunsch der Rückkehr zu einem Menschsein äußern wird.
Es war für mich heute erstaunlich zu bemerken, mit wie wenig Mitteln Cronenberg diesen Film realisiert hat. Er hat im Prinzip nur ein Set für den Film in einem verlassenen Gebäude bauen lassen und ansonsten sehr wenige Drehs an anderen Orten vorgenommen. Darin geht auch die sehr geringe Anzahl an Darstellern und Sprechrollen (ich habe nur derer sieben gezählt, inklusive Cronenbergs Auftritt als Gynäkologe) einher. Mehr ist aber auch sicherlich nicht von Nöten um diese Geschichte zu erzählen. Man braucht nicht großartig etwas über die Vergangenheit der Charaktere zu wissen. Das was zählt ist das Hier und Jetzt. Das genügt für diese Art von Film und die Absicht die Cronenberg verfolgt. Seine Absicht den menschlichen Körper in einer anderen Form zu präsentieren macht er schon recht früh deutlich. Als Seth und Ronnie nach ihrer ersten Liebesnacht erwachen, rammt sich Seth eine kleines Stück Platine in den Rücken. Diese Szene ist in meinen Augen schon ein Vorbote auf das Ende des Films, zumal Seth an dieser Stelle schon den genetischen Bestandteile der Fliege in sich trägt. Das wird deutlich als Ronnie das Metallteil aus dem Rücken zieht und ungewöhnlich harte Haare an anderer Stelle entdeckt.
In einer Hinsicht muss man der Geschichte einen Fehler oder aber auch eine Unachtsamkeit zurechnen. Brundle behauptet ja, dass er nur lebende Objekte teleportieren kann. Nachdem er einen Test mit einem lebendigen Pavian macht, der als wimmernder blutiger Brei endet, versucht er noch einen zweiten Test mit einem Stück Fleisch. Dieses legt er auf einen Teller und teleportiert es von einer Box zur anderen. Warum hier nicht der Teller und das Stück Fleisch eine Fusion einhergehen, aber später Brundle und die Fliege wird nicht geklärt. Nun, vielleicht hat das Brundle ja auch in der Programmierung später selbst unachtsam geändert.
Davon mal abgesehen, denke ich, dass dieser Cronenberg-Film, die beste Filmmusik von Howard Shore hat. Sie ist bombastisch, dramatisch und in der geringen Spielzeit auch nicht verschwenderisch eingesetzt. Was mir vor allem am Anfang auffiel ist, das die drei Hauptdarsteller Jeff Goldblum, Geena Davis und John Getz (er spielt Stahis Borans, den Ex-Freund von Veronica) so von Kameramann Mark Irwin sind, dass sie hochaufgeschossen wirken. Das liegt aber nicht nur an der Kamera, sondern zu einem großen Teil an Produktionsdesignerin Carol Spier, die die richtige Wahl für Sets und reale Drehorte gefunden hat.
Ein toller Film, bei dem es wie ich heute gemerkt habe, immer noch viel zu entdecken gibt.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#154
Geschrieben 28. Oktober 2003, 12:43
Regie: Chuck Russell
Der gallertartige Blob ist so ehrlich wie ein Filmmonster nur sein kann. Er will nur möglichst viele Leute absorbieren und immer größer werden. Das ganze Drumherum der diversen Filmcharaktere und ihrer Beziehungen untereinander ist sympatisch. Das Militär und der leitende Wissenschaftler sind recht fies. Die Umsetzung der Glibbereffekte ist teilweise hervorragend, bei anderen Szenen allerdings doch arg veraltet. Manche Sequenzen sind recht clever vom Schnitt gelöst worden, was man bei manchen Filmen dieser Art nicht unbedingt erwartet. Das Ende lässt aber immer noch einen potentiellen Nachfolgefilm zu.
Worüber ich heute abgelacht habe, war neben dem Standardszenen vom Kondomkauf („Gerippt!“) und den Szenen im Kinosaal vor allem der Kofferraum von einem Teenager, der ihn so ausstaffiert hat, so dass er locker flockig einen Cocktail mixen und sich kurz für sein Date in Schuss bringen kann.
Einen Schrecken habe ich heute bei der Szene mit dem Filmvorführer bekommen, der immer mit seinem Jojo spielt. Er hängt nachher vom Blob eingeölt an der Decke und plötzlich fällt überraschend eben dieser Jojo ins Bild. Eine nette Überraschung ist übrigens Jack "Eraserhead" Nance in einer kleine Nebenrolle als Arzt. Wenn er das erste Opfer des Blobs entdeckt, kriege ich mich nicht mehr ein. In Deutsch ist er sehr schlecht synchronisiert.
Ekliges und kurzweilig Vergnügen.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#155
Geschrieben 28. Oktober 2003, 18:47
Regie: René Goscinny, Albert Uderzo & Lee Payant
Auch ich gehöre zu denen, die in den 80er Jahren mit den Asterix-Comics und den Filmen aufgewachsen ist. Geben zumindest die späten Filme kaum noch Entdeckungsreichtum, da sie eine Sammlung von Geschichten aus mindestens zwei Alben war, so ist gerade in ASTERIX UND KLEOPATRA und in ASTERIX EROBERT ROM noch viel Fantasie bei Uderzo und Goscinny vorhanden, die deutlich zeigt, dass sie bemüht sind dem Film zum Comic etwas hinzu zu fügen. Die Grundgeschichte von ASTERIX UND KLEOPATRA folgt natürlich derer im Comic, aber sie hält sich nicht sklavisch daran. Vor allem am Anfang lässt sich der Film bei einer Spielzeit von 69 Minuten immerhin großzügige vier Minuten Zeit um mit einigen visuellen Scherzen aufzuwarten. Damit meine ich vor allem die Präsentation der Stadt Alexandria und ihrer Strassen, dem geschäftigen Treiben der Figuren, dem Hafen und dem Palast. Langsam findet die Animation ihren Weg durch den Palast von Kleopatra. Während die Bediensteten und wachhabenden Soldaten aufgeregt umherschwirren hört man das undeutliche Gezeter einer Frauenstimme. Es ist Kleopatra, die ihren Unmut dem großen Cäsar entgegenbrüllt. Das hängt nicht der Besetzung Ägyptens zusammen, sondern mit Cäsars Behauptung, dass die Ägypter nicht in der Lage wären großartige Paläste zu bauen. Das lässt sich die Königin mit der hübschen Nase natürlich nicht gefallen und beauftragt den Baumeister Numerobis mit dem Bau eines prunkvollen Palastes innerhalb kürzester Zeit. Falls er es nicht schafft wird er allerdings den heiligen Krokodile zum Fraß vor geworfen.
Ganz klar, dass sich der verängstigte Numerobis Hilfe von den Galliern erbittet. Immerhin kennt er Miraculix, den Druiden, noch von früher. Da ist es selbstverständlich, dass Asterix, Obelix und natürlich auch Idefix mitkommen. Aber als es an den Bau des Palastes geht, stellen sich den Freunden einige Hindernisse in den Weg. Der rivalisierende Baumeister Pyradonis lässt nichts unversucht den Bau des Palastes zu sabotieren. Einmal werden die Bauarbeiter zum Streik aufgewiegelt, dann wird der Zufuhr von Steinen mit Bestechungsgeld verhindert. Ja, sogar vor einem Anschlag mit einem vergifteten Pudding, der Kleopatra umbringen soll, schreckt Pyradonis nicht zurück. Ist er erst einmal aus dem Weg geräumt, bekommt Cäsar davon Wind, dass die unbesiegbaren Gallier ihre Hände im Spiel haben. Auch er versucht mit Spionen, Söldnern und schließlich sogar mit einem Angriff, den fristgerechten Bauabschluss zu verhindern.
Aber auch das können die Gallier mit Hilfe ihres Zaubertranks, ihres Verstandes und natürlich wegen Idefix vereiteln. Und am Ende der Geschichte sitzen alle, bis auf die Krokodile und der Löwe der Kleopatra, zusammen auf Kleopatras Galeere und halten fröhlich eine Festbankett. Das gibt es nur bei ASTERIX.
Es ist zwar schön auf der Kinowelt-DVD den französischen Originalton zu wissen, aber ich bin mit dem deutschen Ton eng verbunden. Ich liebe es wenn Edgar Ott Obelix beim Anblick der Piraten, die verdroschen werden wollen, jubeln lässt. Was den Film aber noch interessanter als das Comicalbum macht, sind die verschiedenen Musiknummern, die noch eingebaut wurden. Da wäre z. B. Kleopatra bei ihrem Bad in Eselsmilch, Obelix’ Traum von besserem Essen oder, meinem Lieblingslied in diesem Film, das Backen des Puddings mit Arsen zu nennen. Die einfallsreiche deutsche Synchronisation ist bei den Nummern eine helle Freude und lässt mich immer einzelne Passagen mitsingen. Besser kann man doch wohl nicht unterhalten werden.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#156
Geschrieben 29. Oktober 2003, 14:27
Regie: Tim Burton
Gotham City ist eine graue und alte Stadt die dringend einen farbigen Anstrich benötigt. Da kommt der Joker (Jack Nicholson) gerade recht. Ausgestattet mit einer gehörigen Portion Sadismus, Irrsinn und einem Hang zu tödlichen Humor mischt er die Stadt bei ihrer 200-Jahr-Feier gründlichst auf. Diesen Spaß will ihm Batman (Michael Keaton) aber verderben.
Die Wiederbegegnung mit dem Film, der Tim Burton berühmt gemacht hat ist eine freudige und höchst Vergnügsame. Den Film konnte ich seinerzeit im Kino bewundern. Mich hat er damals schon gefangen genommen, auch wenn der Rest von Deutschland dem Batman-Virus nicht so sehr anheim fallen wollte wie die Vereinigten Staaten. Als er dann drei Jahre später im Eröffnungsmonat des Pay-TV-Senders Premiere lief, sah ich bestimmt neun Mal. So begeistert war ich von ihm. In den vergangenen Jahren ging das Wiedersehen deutlich zurück, aber im Zuge einer kleinen Burton-Retrospektive meinerseits, war es nur logisch, dass er auch folgen musste. Für mich ist der Film immer noch ein wunderbargesetztes Stück Unterhaltungskino, das einen düster strengen Look aufweist. Die Gangster sind in feschen Anzügen mit Hut und Krawatte wie im Film Noir am Werke. Der Film weist eine Menge Szenen auf, die einen direkten Bezug auf diese alte Kunstform zulassen.
Im krassen Gegensatz stehen dazu die grellen Jokerfarben Weiss, Rot und Grün, die sich markant vom Rest des Geschehens abheben und seine Anwesenheit verdeutlichen. Da sind die Clowns vor dem Rathaus, die Werbung über die vergifteten Kosmetika im TV und all die ulkig tödlichen Utensilien, die der Joker in sein Potpourri des Schreckens einbezieht.
Das darüber Batman bzw. Bruce Wayne bisweilen blass bleibt, vermiest einem manchmal das Anschauen. Man wartet förmlich darauf, den Joker wiederzusehen. Zumindest hat man in der Joker-losen Zeit die fantastisch aussehende Kim Basinger als Fotografin Vicky Vale vor Augen, so dass es nicht ganz so schlimm wiegt.
Ansonsten lobe ich mir Darsteller wie Tracey Walter als Jokers rechte Hand, Michael Gough als Butler Alfred oder den schmierig korrupten Lt. Eckhardt. Ganz besonders freue ich mich Jack Palance, wenn auch nur kurz, in der Rolle des Obergangsters Carl Grissom zu sehen. Er zeigt, neben Jack Nicholson, allen Beteiligten was eine Harke ist.
Heute fiel mir allerdings auch so manches Set-Detail von Meister Derek Meddings auf. Zu fast ¾ besteht die Gotham City nur aus Matte Paintings und Miniaturmodellen. Die schlechte Qualität der Matte Paintings ist aber auf die mangelnde Qualität der DVD-Umsetzung zurückzuführen. Da bemerkt so etwas leichter als bei einem ausgewogenen Kinobesuch. Was mir auch immer in Erinnerung bleibt ist ganz eindeutig die Songs die Prince zum Film beigesteuert hat. Zum einen „Partyman“, „Trust“ und natürlich „Scandalous“.
Danny Elfmans Musik changiert zwischen dem mächtigen Batman-Marsch, einem Todeswalzer, wilden Bassgeigenorgien und vielen Blechbläserattacken. Sogar einen Chor kann man auf der Fahrt des Batmobils zur Bathöhle vernehmen. Das sind die stärksten Erinnerungen, die ich an den Kinobesuch von vor vierzehn Jahren habe und die auch heute immer noch nachhaltig auf mich einwirken.
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#157
Geschrieben 29. Oktober 2003, 22:27
Regie: George A. Romero
So, heute habe ich mir zum zweiten Mal diesen kleinen Film von Romero gegönnt. Die zweite Sichtung hat viele enorme Stärken in diesem Film zutage geführt. Das extrem rasante, hypernervöse Tempo des Filmschnitts geht einher mit der Stimmung in der sich Wissenschaftler, Militärs und Zivilisten in der Stadt Evans City befinden. Ein Flugzeug mit dem Virus „Trixie“, einer biologischen Kampfstoff, stürzt nahe der Stadt ab und infiziert jeden der damit in Berührung kommt. Die Auswirkungen sind entweder der Tod oder ein langsames Hinabdriften in den Wahnsinn.
Während eine Militäreinheit damit beschäftigt ist, die Stadt unter Quarantäne zu stellen und die Außenbezirke abzuriegeln, suchen die Wissenschaftler gleichzeitig nach einem Gegenmittel. Das Wissen, dass vielleicht schon Infizierte vor der Abriegelung der Stadt entkommen konnten lässt die Nerven der Soldaten bis zum Zerreißen spannen. Mit dem Finger am Abzug wird jeder Zivilist, der sich abnormal verhält erschossen. Wahnsinnig gewordene, die sich einfangen lassen konnten, werden im High-School-Gebäude festgehalten.
Einer kleinen Gruppe Zivilisten gelingt es, sich bis zu den Außenbezirken der Stadt durchzuschlagen. Doch auch bei Ihnen hinterlässt „Trixie“ deutliche Spuren.
Wie schon bei meiner ersten Sichtung muss ich dem Film und seinen Machern ein ganz großes Lob aussprechen. Und wieder kann ich sagen, dass ich mir den Streifen noch einmal anschauen werde.
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#158
Geschrieben 31. Oktober 2003, 07:44
Regie: Nathan Juran
Ray Harryhausens erster Farbfilm und sein erstes Rendezvous mit den Geschichten aus Tausend und einer Nacht. Aber irgendwie mag der Funke bei mir nicht so recht rüberspringen. An den tollen Effekten liegt es wahrlich nicht, auch wenn ich der Meinung bin, dass Harryhausen den Zyklopen auf der Insel Kolossa am Anfang etwas zu früh zeigt. Nach diesem Anfang dauert es eine Zeitlang, wenn man einmal von der Verzauberung der Zofe der Prinzessin absieht, bis Harryhausens Kreaturen den Bildschirm unsicher machen. Da muss dann die Rahmenhandlung den Zuschauer bei der Stange halten, aber das will sie bei mir nicht schaffen. Erstens empfinde ich Kerwin Matthews nicht gerade als Idealbesetzung für die Titelrolle und Kathryn Grant tut als geschrumpfte Prinzessin nichts anderes als lächelnd umherzutapsen. Nur Torin Thatcher als böser Magier Sokurah und Alfred Brown als Harufa, Sindbads Gefährte trösten ein wenig über die fehlbesetzten Hauptrollen hinweg.
Neben den tollen Effekten ist auch noch Bernard Herrmanns reich orchestrierte Filmmusik ein Hauptgrund sich den Film anzuschauen. Nun bleibt mir nach dem Vogel Roc, dem Drachen und dem einzelnen Skelett keine andere Wahl als JASON UND DIE ARGONAUTEN in den nächsten Tagen anzuschauen. Neben KAMPF DER TITANEN mein Lieblingsfilm von Ray Harryhausen.
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#159
Geschrieben 31. Oktober 2003, 17:39
Regie: John Moxey
Warum alle ich eigentlich jedes Mal auf diesen doofen Edgar-Wallace-Film rein? Nichts aber gar nichts ist spektakulär an diesem Filmchen. Ein Geldtransportraub auf der Londoner Tower Bridge, der ganz gut abgefilmt wurde, führt in den Zirkus Barberini, wohin ein Teil der Beute verschwindet. Einer der Räuber übergibt nämlich einen Geldkoffer an einen mysteriösen Mann im Lager des Winterquartiers des Zirkus und wird prompt von ihm mit einem Wurfmesser ermordet.
Und hier spielt dann der Rest des Films. Und viel passiert hier eigentlich nicht mehr. Ein Zwerg mit Namen Mr. Big erpresst den Löwenbändiger Gregor (Christopher Lee), dann gibt es noch eine Liebesgeschichte zwischen einem Messerwerfer und seiner Assistentin, die von viel Eifersucht geprägt ist und einen Bediensteten (Eddi Arent), der unbedingt als Magier im Zirkus auftreten will und den Direktor immer wieder Kunststücke vorführt.
Zwar ermittelt ein Kommissar eifrigst, aber das ist alles so dermaßen uninteressant, dass ich einige Male weggedöst bin. Der Film wirbt vor allem mit dem Namen Christopher Lee, aber der versteckt sich fast die ganze Zeit hinter einer schwarzen Haube, weil er angeblich entstellt ist. Falsche Fährten legt die Filmhandlung und ich bin auf eine falsche Fährte mit dem Kauf der DVD geführt worden. Da hilft es auch nichts wenn Heinz Drache, Eddi Arent und Klaus Kinski, der auch noch eine kleine Nebenrolle als Geldräuber spielt, höchstpersönlich Englisch sprechen. Das hört sich vor allem bei Eddi Arent scheußlichst an.
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#160
Geschrieben 01. November 2003, 08:21
Regie: Kinji Fukasaku
Ein Film wie eine Dampframme, der auf meinem angeschlagenen Gemüt herumtrampelt wie ein Elefant, der in einem Porzellanladen für Tohuwabohu sorgt. Wie eigentlich jede jüngere Generation rebellieren sie gegen das ältere Establishment indem sie die Schule boykottieren oder generell der Autorität mit Widerspruch begegnen. Die zunächst politischen Aspekte der japanischen Jugend, die die Erwachsenenwelt aufmischt, gerät nach dreißig Minuten zur Farce, denn dann mischen sich die Jugendlichen selbst gegenseitig auf.
Anfangs ist vom sogenannten „BR Act“ die Rede. Was soll dieses Gesetz aus den Jugendlichen machen? Zunächst einmal geraten sie in die Hände des Militärs und werden auf eine speziell präparierte Insel verfrachtet, wo sie sich gegenseitig nieder zu metzeln haben. Ganze drei Tage soll dieses Spiel dauern. Man erhält eine Karte der Insel, Proviant, einen Kompass und eine zusätzliche Tasche mit einem speziellen Ausrüstungsgegenstand. Das kann eine Waffe, etwas völlig Nutzloses oder erst später hilfreiches sein. Regeln gibt es beim Töten der Gegenspieler natürlich keine, aber damit niemand von der Insel entkommt sind um Hals der Jugendlichen Metallbänder angebracht, die bei Entfernung explodieren.
Warum also dieses unnötige Spiel? Wollen damit die Erwachsenen die Jugend auf ihre Linie, auf Konformität bringen? Wohl kaum da sich im Laufe des Spiels, entweder Grüppchen oder Individuen heraus bilden, die jeder auf ihre ganz eigene Art umherziehen.
Was also macht diesen Film aus, dessen anfängliche politische Aussage später verpufft? Er soll Unterhaltung, wenn auch auf billigstem Niveau, bieten. Und das tut er. Hier wird geballert, mit Messern, Äxten und Macheten gemeuchelt das mir Hören und Sehen vergeht. Kaum vorstellbar, dass so ein Film jemals hier produziert worden wäre. Da werden in vielen Rückblenden einzelne Schüler in Cliquen gezeigt, die hier und da für den ein oder anderen schwärmen. Im Grunde ist Nanahara immer das Zentrum der Geschichte. Er und Noriko sind die, die man über den Grossteil des Films begleitet. Zu Beginn des Spiels schweißt sie die Trauer um einen verlorenen Freund zusammen. Am Ende ist es Liebe und die offene Rebellion gegen das Establishment.
So künstlich wie die Aussage des Films ist auch seine Umsetzung. Jedes Bild hält mir vor Augen, dass dieser Film ganz und gar nicht die Realität widerspiegelt. Obwohl man davon überzeugt sein kann, das sich jeder genauso verhalten könnte, wie diese Schüler.
Gute Unterhaltung, aber um Gottes Willen nicht ernst nehmen.
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#161
Geschrieben 02. November 2003, 00:53
Regie: Joseph Zito
Der 2. Weltkrieg ist gerade vorüber und viele US-Soldaten kehren aus Europa heim. Die meisten finden wieder zu ihren Liebsten zurück, einige jedoch nicht. Rosemary schreibt in einem Brief das sie nicht länger warten will und sich trennen will. Womit man einen ganzen Film alleine füllen könnte wird in knapp drei Minuten als Vorgeschichte und somit Motivation für den titelgebenden Killer abgehandelt. Und er metzelt bereits vor dem Vorspann ein junges Pärchen ab, das sich in einem kleinen Pavillon vergnügt hatte, um von der Heimkehrfeier der Veteranen zu entkommen.
Jetzt geht es 35 Jahre ins Hier und Jetzt (als der Film entstand war es Anfang der 1980er Jahre). Zum ersten Mal seit dem grausigen Doppelmord findet wieder eine Abschlussfeier für die örtlichen Studenten statt. Der Sheriff geht auf einen kleinen Angelurlaub und überlässt seinem Deputy die Aufgabe für kurze Zeit auf eigene Faust Entscheidungen zu treffen. Doch wie das Schicksal es nun mal so will, geht wieder ein Killer um. Und wie wir herausfinden ist es derselbe wie 1945. Da frage ich mich doch ob er nicht schon genug Rache genommen hat. Warum muss er jetzt noch weiter rummetzeln? Wie in jedem Slasher-Film der Zeit sind die Opfer bevorzugt junge Menschen, die das Zeitliche segnen. Und immer sind es die, die gerade dabei sind sich miteinander zu vergnügen. Da ist das Pärchen, welches eine gemeinsame Dusche nehmen will, das Mädchen, das ein nächtliches Bad im Swimming Pool nimmt.
Tom Savini (DAWN OF THE DEAD) zeichnet sich für die Make-up-Effekte verantwortlich. Er sollte nach diesem Filmchen noch für MANIAC, DAY OF THE DEAD und einige FRIDAY-Filme blutige Effekte kreieren. Grundsätzlich sind die Effekte derbst blutig, aber ich frage mich mit welcher Leichtigkeit man ein Messer durch die Schädeldecke rammen kann, welches schließlich dann am Hals herausguckt. So weiche Knochen kann es eigentlich nicht geben. Zwar wird ausreichend mit einem Messer gemordet, wie man es von einem Soldaten aus dem 2. Weltkrieg erwarten könnte, aber was um alles in der Welt soll diese Mistgabel?
Der Film ist aufgrund der mangelnden Motivation des Killers, als ob man die bei einem Slasher-Film überhaupt braucht, größtenteils langweilig inszeniert. Der Killer ist bereits nach dem Vorspann bekannt. Grosse Kombinationsgabe braucht man da nicht, wenn man genügend Slasher-Filme gesehen hat. Richtige Spannung kommt nur in zwei Szenen auf, ansonsten wird die Spannung durch viel zu lange Sequenzen, in denen der Deputy und seine Freundin in einem Haus nach Hinweisen suchen, zerdehnt. Das hier Farley Granger mitspielt ist eigentlich nicht von besonderem Interesse. Er hat zwar in Alfred Hitchcock’s ROPE und STRANGERS ON A TRAIN mitgewirkt, aber hier beschränkt sich seine Präsenz auf höchstens zwei Minuten. Thom Bray, bekannt aus RIPTIDE (dt. TRIO MIT VIER FÄUSTEN) und Carpenter’s PRINCE OF DARKNESS hat auch noch einen kleinen Auftritt als feiernder Abschlussstudent.
Aber zum Glück wurde ich mit einer Szene entschädigt, für diese Schlaftablette entschädigt. Der Deputy ruft seinen Sheriff aus Verzweiflung im Lager, wo dieser seinen Angelurlaub macht, an. Der Typ der dort in dieser Nacht vor dem Schreibtisch sitzt, ist für den gesamten Humor innerhalb des Films verantwortlich. Er sitzt mampfend am Schreibtisch und legt Spielkarten aus. Er lässt das Telefon ein paar Mal klingen und schaut es gelangweilt an, so als ob er überlegt ob er sich jetzt stören lassen will. Schon alleine da habe ich gebrüllt: „Jetzt geh’ doch dran!“. Nun, das macht er dann auch endlich mal. Der Deputy verlangt nun vom ihm, dass er nachschauen soll ob der Sheriff bei ihm eingecheckt hat. Darauf hat der Typ aber überhaupt keinen Bock. Dann soll er nachschauen, ob der Sheriff in seiner Kabine ist. Der Typ legt den Hörer schön umständlich beiseite und denkt nicht daran sich in Bewegung zu setzen. Nein, er macht erst solchen Lärm, dass der Deputy glaubt, dass er nachschauen gegangen ist. Und er sitzt erst mal weiter da und mampft genüsslich auf seinem Sandwich. Danke für diese Szene. Ist das beste Stückchen in diesem Film.
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#162
Geschrieben 02. November 2003, 14:14
Regie: Franklin J. Schaffner
Steve McQueen in wie ich finde einer seiner denkwürdigsten Rollen als verurteilter Sträfling Papillon ragt für mich immer noch meilenweit unter dem Gros ähnlicher Filme heraus. Nach einer wahren Begebenheit inszeniert, zeigt der Film den unbedingten Freiheitswillen von Henri Charrière, wegen seiner Tätowierung von allen nur „Papillon“ genannt, in einem mit brutalem Regiment geführten Gefängnis von Französisch-Guayana.
Hier trifft Papillon auf den Fälscher Louis Dega (Dustin Hofmann) mit dem er sich rasch anfreundet. Gemeinsam versuchen sie nun sich das Leben in der Gefangenschaft etwas leichter zu machen in dem sie Wachpersonal, Ärzte oder andere Personen bestechen. Wie sie dabei an diese Unsummen von Geld kommen mit denen sie sich eine manchmal zweifelhafte Freiheit erkaufen ist schon erstaunlich, wird aber nirgends im Film geklärt.
Manchmal strapaziert der Film recht arg das Logikgerüst des Betrachters, aber er muss es hinnehmen zumal Charrière behauptet das alles erlebt zu haben. Dazu gehören zwei gescheiterte Fluchtversuche, die langen Jahre in der Einzelhaft, eine Episode in einem Eingeborenendorf und die Begegnung mit Leprakranken.
Die filmische Umsetzung ist ganz und gar auf die Botschaft von Charrière ausgerichtet und gibt nur in zwei Traumsequenzen Anlass an der Unschuld Papillons zu zweifeln. Mit dem unbedingten Hang zum Realismus ist der Film für einigen erschreckende Szenen gut. Das wären zum einen die vorgeführte Enthauptung eines Häftlings und vor allem die lange fast ununterbrochen zusammengesetzte Sequenz der Einzelhaft. Hier werden wir fast Zeuge von dem, was der befehlshabende Chef der Einzelhaftabteilung uns vorher ankündigt. Gefährliche Verbrecher werden zu harmlosen Menschen. Es soll keine Umerziehung stattfinden, sondern das totale Brechen des Willens des Häftlings. Anfangs erhält Papi zu seinen täglichen Essensrationen noch Kokosnüsse, die Dega hineinschmuggeln kann. Als das auffliegt werden Papi sechs Monate Dunkelhaft auferlegt. Auf halbe Essensration gesetzt und dem Wahnsinn nahe, frisst er am Ende sogar Ungeziefer um zu überleben. Doch seinen Freiheitswillen brechen sie nicht.
Auch der zweite Ausbruchsversuch geht schief, aber bevor sie Papillon einfangen kommen die Szenen, die das oben angesprochene Nervenkostüm des Zuschauers strapazieren. Von Bewohnern einer Leprakolonie erhalten Papi, Dega und ein anderer Gefangener ein Boot mit dem sie nach Honduras fliehen wollen. Sie stranden an einer Insel, wo Dega und der andere gefangen genommen werden. Papillon, von Spurenlesern verfolgt, landet schließlich in einem Eingeborenendorf, wo er einige Tage der Ruhe auskosten darf. Ein bisschen viel auf einmal, aber Regisseur Schaffner (PATTON, PLANET OF THE APES), tut nicht das Geringste das alles zu hinterfragen.
Da es ein Buch und diesen Film gibt, ist es klar das Papillon die Flucht doch noch am Ende gelingt. Zurück lässt er Louis Dega im bewegenden Schlussteil des Films, vom Martyrium seiner Strafe so sehr gebrochen, dass er zu ängstlich ist am Ende mit ihm zu fliehen und schreit am Ende heiser heraus: „Hey, you bastards! I’m still here!“
Ein recht einfach gehaltenes Plädoyer für die Freiheit, die allerdings von der insgesamt guten Umsetzung, die sich aber sklavisch an Charrières Version klammert, profitiert. Von Drehbuchautor Dalton Trumbo ist man solche Geschichten aber gewohnt.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#163
Geschrieben 02. November 2003, 17:16
Regie: Michael Moore
Michael Moore befindet sich gerade auf einer anstrengenden Promotionstour für sein Buch „Downsize This“. 47 Städte in fünfzig Tagen. Und das quer durch die Vereinigten Staaten. Er nutzt dies um sich von einem Kamerateam begleiten zu lassen, die zum einen seine Treffen mit Lesern und Lesungen, als auch seine unerwarteten Besuche bei großen Unternehmen filmen, die, obwohl sie in den letzten Jahren deutlichen Profit erwirtschaftet haben, ihre Arbeitsplätze vor Ort abbauen und die Produktion ins billige Ausland verlegen.
Er zeigt in seinem Film den kranken Widerspruch in den Handlungen der Unternehmen auf, aber er tut dies immer an falscher Adresse. Nämlich bei Sicherheitspersonal oder Pressesprechern der Firmen.
Er schlägt sich ganz auf die Seite der Arbeitnehmer, die für ihren Lebensunterhalt teilweise zwei Jobs annehmen müssen um gerade mal so eben über die Runden zu kommen. Wenn man von ihnen hört, für was für Löhne sie in der Stunde arbeiten müssen, geht es uns Deutschen noch vergleichsweise gut, auch wenn ich befürchte, dass diese Verhältnisse auf jedes Industrieland zukommen werden, die sich der Globalisierung verschrieben haben.
Jetzt mag man denken, dass Moore hier wieder der Selbstinszenierung verfällt, wie es ihm sonst immer vorgeworfen wird, aber wenn er erfährt, dass sein Buch auf der Bestsellerliste der New York Times zu finden ist, muss auch er einmal in sich gehen. Immerhin wird sein Buch ja auch von einem großen Verlag herausgebracht, die seine Tour finanzieren.
Die beste Szene (Bild oben links) ist zweifellos Moores Treffen mit dem Chef von Nike, Phil Knight. Was er dem Mann vor Augen führt und versucht zum Nachdenken anzuregen, geht an ihm nicht spurlos vorüber, auch wenn dieser überhaupt nicht gewillt ist seine Handlungen zu ändern. Ist schon eine interessante Situation wenn man vor der Kamera damit konfrontiert wird, dass die Nike-Schuhe allesamt in Indonesien von Arbeiterinnen, ja sogar Kindern, für 40 Cent die Stunde hergestellt werden. Das Nike hier mit dem Terror-Regime von Ost-Timor zusammenarbeitet ist da noch die Spitze des Eisbergs.
Das Moore mit seinen Guerilla-Aktionen nur kleine Erfolge erzielt ist, davon bin ich überzeugt, dass was er eigentlich will. Kleine Erfolge sind immerhin besser als gar nichts.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#164
Geschrieben 02. November 2003, 21:54
THE BLOOD OF FU MANCHU (Spanien/Deutschland/England/USA 1969) - DVD (Blue Underground)
Regie: Jess Franco
Was für ein lächerlicher Film. Gänzlich unspannend, dilettantisch in den Action-Szenen und in vielen Rollen krass fehlbesetzt musste ich mich durch dieses Machwerk von Jess Franco kämpfen. Fu Manchu (Christopher Lee) will die gesamte Welt wieder unter seine Knute zwingen. Das ist ja durchaus verständlich, wenn man bedenkt, dass er ein ziemlich eintöniges Leben mit seinen Dienern und seiner Tochter im Dschungel führen muss. Er bringt zehn junge Frauen in seine Gewalt, die er mit dem Gift einer Schlange und Hypnose als sein Werkzeug gegen die Mächtigen der Welt und gegen seinen Erzfeind Nayland Smith (Richard Greene) einsetzten will. Ein Kuss dieser Frauen führt zur Blindheit und schließlich zum Tode.
Der Anschlag auf Nayland Smith gelingt nur zum Teil. Aber fortan muss ich Fu Manchu angeblichen Spionen erwehren, die seinen Unterschlupf ausgemacht haben. Dazu gehören zum einen der Bandit Sancho Lopez (Eli Wallach bzw. Lee van Cleef in der Sparausgabe) und der Abenteurer Karl Jansen (Götz George). Der Film wäre wesentlich interessanter, wenn man die 10 Frauen bei ihrer Arbeit zeigen würde, wie sie versuchen den Politikern den Kuss des Todes zu verabreichen. Aber stattdessen muss man mit ansehen, wie Fu Manchu von ein paar dahergelaufenen Nichtskönnern fertig gemacht wird.
„Die Welt, wird noch von mir hören.“....bitte nicht!
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#165
Geschrieben 03. November 2003, 15:58
Regie: Tim Burton
Die Abwasserkanäle Gotham Citys sind ein idealer Ort um Probleme zu lösen. Das denken sich auch die Cobblepots, die so ihren missgestalteten neugeborenen Sohn loswerden. 33 Jahre später, der Joker ist schon längst Geschichte, wird Gotham City wieder von anderen Plagen heimgesucht. Da ist zum einen die Zirkusbande, die, vom geheimnisvollen Pinguin angeführt, um die Weihnachtszeit für reichlich Unruhe in der Stadt sorgt und der windige Geschäftsmann Max Shreck (Christopher Walken), erpresst den Bürgermeister bei einem von ihm initiierten Kraftwerk-Projekt. Wie gut, dass es da nach Batman (Michael Keaton) gibt, der in brenzligen Situation von der überforderten Polizei zu Hilfe gerufen wird. Und welche Rolle spielt die mysteriöse Katze (Michelle Pfeiffer)?
Drei Jahre hat es gedauert bis sich Tim Burton an eine Weiterführung seiner ersten Verfilmung gemacht hat. Und hier packt er richtig tief in die Schatzkiste seiner Gedankenwelt und bevölkert die dunklen Strassen Gothams mit einem bunteren Schar an Verbrechern, die den Joker in den Schatten stellt. Nach dem überwältigen Erfolg des Erstlings ist die deutliche Budgetsteigerung in fantasievollen Kulissen (der gigantische Kamin in Wayne Manor oder die umgestaltete Bathöhle) und Studioaufnahmen (Gotham Square), sowie tollen Requisiten und Kostümen auszumachen. Dazu gehören vor allem die diversen Regenschirme des Pinguins und die zu Waffen umfunktionierten Gegenstände seiner Bande. Vor allem der mit einem fetten Maschinengewehr umfunktionierte Leierkasten sticht da besonders heraus.
Entgegen dem Filmtitel ist es aber nicht so sehr eine Rückkehr von Batman bzw. Bruce Wayne, der in den ersten 40 Minuten gerade einmal in zwei Szenen auftaucht. Am Anfang konzentriert sich Burton auf die Konstellationen der Figuren Max Shreck und seiner Sekretärin Selina Kyle, die später zur Katze mutiert und der Vorstellung des Pinguins. Der Katze wird dabei die meiste Zeit geschenkt, die sich später in vielen zweideutigen Auseinandersetzungen mit Batman, „beruflich“ als auch privat, auseinander zusetzen hat.
Der Film ist voll von visuellen als auch von verbalen Anspielungen. Zum Beispiel dreht sich über der Kuppel von Shrecks Büro ein großer grinsender Katzenkopf, das Markenzeichen seiner Kaufhauskette Shreck’s. Die verbalen Anspielungen sind vor allem bei Selina/Bruce und Katze/Batman am interessantesten. Als Bruce bei einem geschäftlichen Gespräch auf Selina trifft, deutet er an sie schon getroffen, aber dann umschwenkt und angibt, dass er sich mit jemanden verwechselt hat. Denn schon zuvor ist er als Batman, Selina bei einem Angriff der Zirkusbande über den Weg gelaufen und rettete sie aus den Händen eines Übeltäters.
Derlei Anspielungen gibt es auch von den anderen Filmfiguren, aber die möchte ich jetzt nicht weiter ausführen. Ist immer besser wenn man das noch mal selber nachprüft. Alles in allem eine mehr als gelungene Weiterführung. Die Nachfolgefilme von Joel Schumacher habe ich noch nie gesehen, was sicherlich mit dem Fehlen von Tim Burton auf dem Regiestuhl zu tun hat. Da reicht mir schon das U2-Video zum Song „Hold me, Thrill me, Kiss me, Kill me“ um genug von dem Film zu sehen.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#166
Geschrieben 04. November 2003, 22:02
Regie: John Milius
Es wird eigentlich kaum geredet in diesem epischen Fantasy-Machwerk. Ob das nun am Originaldrehbuch von Oliver Stone oder an der Neufassung von John Milius liegt weiß ich nicht, aber schlecht ist das nicht.
Denn so muss die Geschichte zwangsläufig von den Bildern erzählt werden, was John Milius auch fast durchweg hervorragend gelingt. Da ist zum einen die lange Eröffnung des Films von der Massakrierung von Conans (Arnold Schwarzenegger) Stamm und seinem Frondienst als Sklave in der „Wheel-of-Pain“-Sequenz bis zu seiner Ausbildung als unbesiegbarer Kämpfer in blutigen Pitfights.
Hier kommt der Film fast vollständig ohne Dialog der Beteiligten aus. Nur ein Sprecher, der Zauberer (Mako), der später noch auf Conan treffen wird, teilt einige Informationen mit.
Nach seiner überraschenden Freilassung aus der Gefangenschaft, findet Conan in einem alten Königsgrab seine Bestimmung. Rache an Thulsa Doom (James Earl Jones), dessen Horde, sein Dorf und seine Eltern niedergemetzelt hat. Und Conan ist auch bald nicht mehr allein. Mit dem Bogenschützen Subotai (Gerry Lopez) und der Amazone Valeria (Sandahl Bergman) raubt er in einem Schlangentempel Dooms ein kostbares Juwel. Das erregt die Aufmerksamkeit von König Osric (Max von Sydow). Er bittet die drei völlig verzweifelt, dass sie seine Tochter aus den Klauen Thulsa Dooms befreien, die diesem völlig verfallen ist.
Dieses Vorhaben macht nun die letzte Hälfte des Films aus in der Conan zum einen auf sich alleine gestellt in die Gefangenschaft von Doom gerät und nur durch die Hilfe seiner Freunde der Kreuzigung entgeht. Wieder vereint schleichen sie drei in Tarnfarben verhüllt durch die hinteren Gewölbe seiner Bergfestung, das übrigens eine gigantische Bratküche für Suppe aus menschlichen Fleischteilen besteht, in den Thronsaal wo es ihnen nach einem wilden Kampf gelingt die Prinzessin den Klauen Thulsa Dooms zu entreißen.
Die Bilder, die Milius über die gesamte Filmlänge heraufbeschwört, sind mit der manchmal lyrischen und dann wieder brachialen Musik Basil Poledouris neben Schwarzenegger die Hauptattraktion des Films. Oliver Stones Drehbuchfassung solch sich wie eine Beschreibung von Dantes Inferno lesen mit zigtausenden der verschiedensten Kreaturen. In Milius vorzeitlicher Welt, gibt es nur in den kargen Zivilisationsansammlungen eine größere Anzahl an Menschen. Die weite Steppe ist größtenteils leer. Nur vereinzelt finden sich noch Zeugnisse einer älteren Kultur. Seine Bilder beschwören in Verbindung mit der Musik zum einen die Vergangenheit herauf, aber sie zeigen das mitunter grässliche Hier und Jetzt. Viel Aktion gibt es nach dem fulminanten Anfang nicht. Erst als es in den Thronsaal Thulsa Dooms geht, strebt der Film zu immer höheren Punkten an. Das in diesem Vergleich actionlose Finale auf der Treppe von Dooms Bergfestung wirkt nur auf den ersten Blick unpassend, aber mit Thulsa Dooms Warnung gegenüber Conan doch logisch.
Das man Conan folgt nicht nur an seinem unbändigen Rachedurst, sondern auch an seinen Gefährten. Wenn er sich mit Subotai über Götter unterhält, die sie anbeten, kann man sich eines Schmunzelns nicht entziehen. Die Liebesgeschichte stört auch nicht, da sich zwei absolut gleichwertige Partner finden.
Ein großartiges Stück Film, dass bis auf den etwas behäbig dahin schreitenden Mittelteil, ganz und gar überzeugt.
Fortsetzung folgt...
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#167
Geschrieben 05. November 2003, 12:50
Regie: Terry Gilliam
Wer ist der König der Fischer, wer ist der Tor der ihm den Heiligen Gral reicht und wer ist der Rote Ritter? Es ist schon eine Weile vergangen seitdem ich diesen Film gesehen habe. Aber er noch immer noch immer nichts von seinem Reiz verloren. Der auf den Boden der Tatsachen gefallene Radiomoderator Jack Lucas (Jeff Bridges) hilft dem wirren Obdachlosen Parry (Robin Williams), für dessen Zustand er indirekt mit verantwortlich ist. Man kann vielleicht von Selbstgefälligkeit reden, wenn Jack versucht sich beim ihm zunächst mit Geld, dann mit Freundschaft zu revanchieren und schließlich versucht ihn mit Parrys Angebeteter Lydia (Amanda Plummer) zusammen zu bringen. Aber da ist ja noch Jacks Lebensgefährtin Anna (Mercedes Ruehl), Besitzern einer kleinen Videothek, die ihm immer gründlich den Kopf wäscht.
Die Welt in der Parry lebt ist einerseits von seinen eigenen Erinnerungen, als auch von einem schrecklichen Ereignis geprägt. Ihn zu heilen, das ist das Wichtigste. Und es ist wichtig die Vorzüge von nacktem Herumtanzen im New Yorker Central Park herauszufinden. Kein gewöhnlicher Terry-Gilliam-Film, da er hier ein fremdes Drehbuch verfilmt hat. Zumindest der Rote Ritter, der Parry verfolgt, könnte seinem Aussehen nach aus JABBERWOCKY oder BRAZIL stammen. Ein toller New-York-Film mit singenden Drag Queens, tanzenden Paaren in der Grand Central Station, Krankenpflegern, die wild auf Pizza sind und einem Lied über George Gershwin.
„I like New York in June, how about you?“
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#168
Geschrieben 06. November 2003, 16:41
Regie: Steven Spielberg
Ich bin wieder versöhnt. Mein Lieblings-INDY hat dafür gesorgt, dass die anfängliche Enttäuschung über die DVD-Veröffentlichung gewichen ist. Aber irgendwie fällt mir auf, dass bei all der Rasanz die Story auch Ruck Zuck zu Ende ist. Ich meine von der grandios turbulenten Eröffnung im Club Obi Wan, über den Absturz des Frachtflugzeugs und anschließendem Ritt auf dem aufblasbaren Floss über die Ankunft im indischen Dorf vergehen gut und gerne dreißig Minuten. Da Luft zu holen ist fast unmöglich. Nach dieser leichten Ouvertüre beginnt der Film allerdings eine derart finstere Wende zu nehmen, dass zumindest mir sehr unwohl wird.
Kurz bevor unsere drei Freunde Indiana Jones, Shorty und Willie den Palast von Pankot erreichen, finden sie Statuen von indischen Gottheiten, die teilweise mit Blut getränkt sind. Alleine der Ausdruck von Indy zeigt hier den gänzlich anderen Ton des Films als RAIDERS OF THE LOST ARK.
Es gibt hier auch nur noch einmal Gelegenheit, leichte Scherze zu machen. Nach dem äußerst makabren Abendessen am Festtisch des Maharadschas, ist der Beginn der Liebesnacht im Stile einer Screwballkomödie mit Actioneinlagen inszeniert.
Als die Freunde schließlich den Tempel des Todes betreten ist die Hälfte des Films vorüber und die Düsternis hält mich von nun an in ihren Klauen. Die beiden Opferszenen, die in rascher Reihenfolge gezeigt werden, sind von einer derartigen Intensität, die mich immer noch erschauern lassen. Nur im WEISSEN HAI war Spielberg ähnlich düster, aber ohne so rasant zu sein. Die Befreiung der Sklavenkinder, die wilde Verfolgungsjagd in der Lorenbahn und das Finale auf der Hängebrücke sind purer Nervenkitzel und perfektes Actionkino, wie ich es von Spielberg in dieser Form zu diesem Zeitpunkt noch nicht gesehen habe.
Komisch ist, dass Spielberg den zweiten Film nicht so sehr mag.
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#169
Geschrieben 08. November 2003, 19:49
Ich selber kann vor mir sagen, dass ich trotz des Gekreisches von Waters, dass ich im übrigen recht passend finde, auch wenn man darin übertriebenen Weltschmerz entdecken möchte, THE WALL zu meinem Lieblingsalbum von Pink Floyd zähle. Es hat zwar einige Schwachstellen, die z. B. „Dark Side of the Moon“ nicht aufweist, aber die überbordende Vielfalt macht es zu einer im Ganzen interessanteren Hör- und eben auch Seherfahrung. Vor allem in den fantastischen Animationssequenzen von Gerald Scarfe, der auch schon das Albumcover entworfen hat, vermischt sich die Musik und das Bild zu alptraumhaften Szenerien. In „Goodbye Blue Sky“ die Angst der britischen Bevölkerung vor dem deutschen Bombardement, welches sich in dem riesigen deutschen Kriegsadler manifestiert. Bei „What shall we do now?“ sind es all die Konsumgüter aus denen sich ebenfalls Steine der imaginären Mauer, vor einem Meer aus gesichtslosen Masken bilden. Oder eben „The Trial“ mit einem gigantischen Richter, der den kleinen Pink in seiner Zelle anbrüllt. Das soll jetzt aber nicht heißen, dass die Realfilmszenen den animierten Sequenzen nachstehen.
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#170
Geschrieben 09. November 2003, 18:11
Regie: Danny Boyle
Ich habe in den letzen Jahren einige Filmgenres dazu entdeckt, was ich vor allem dem Internet und dem Medium DVD anzurechnen habe. In den letzten drei Jahren gehörten dazu auch diverse Zombie-Filme. Nach der deutsch-amerikanischen Co-Produktion RESIDENT EVIL, die ja auf dem Capcom-Videospiel mit demselben Titel basiert, war es nun dieser britische Ableger von Danny Boyle. Was mir an diesem Film auffällt ist die Tatsache, dass er eine äußerst clever zusammengeklaute Geschichte aus vielen unterschiedlichen Filmen ist, die es sehr schwer hat auf eigenen Beinen zu stehen. Hier mal eine Prise aus Umberto Lenzis GROSSANGRIFF DER ZOMBIES, hier augenzwinkernde Verbeugungen vor Romeros DAWN OF THE DEAD und DAY OF THE DEAD, um dann den Anfang der Geschichte schamlos aus THE QUIET EARTH abzukupfern.
Da es mich aber ungeheuer fasziniert blutunterlaufende nach Menschenfleisch hungernde Individuen auf der Leinwand zu beobachten, kann ich dem Film trotz des Zitatenklauens einiges abgewinnen. Das liegt zum größten Teil an der filmischen Umsetzung. Boyle hat sich für einen dokumentarischen Stil entschieden. Teilweise mit statisch verweilender Digitalkamera, eckigen Kameraschwenks, holprigen Schnitten oder dem Fehlen einzelner Frames in Actionszenen bekommt der Film sehr oft eine packende Spannung, die mich um die fast gänzlich unbekannten Protagonisten bangen lässt.
Zum Schluss hat der Film allerdings eine doch recht abrupte Wendung der Geschichte für die Charaktere und den Zuschauer parat, die zumindest für mich noch so gerade eben nachvollziehbar ist. Der Wahnsinn der sich in der männlichen Clique von Soldaten aufgebaut hat, ergeht sich in machohaften Balzszenen, die überhaupt nichts mit der Rettung der Menschheit, sondern nur mit der Triebbefriedigung zu tun haben. In DR. STRANGELOVE war das ja noch ein Satiregrund, aber wenn das wie hier ernst gemeint ist...
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#171
Geschrieben 10. November 2003, 08:27
Regie: James Cameron
James Bond ist seit einigen Jahren im Ruhestand. Was denkt sich James Cameron da? Belebe ich das Agentenfilm-Genre indem ich meinen eigenen Beitrag dazu leiste und das Ganze mit einer ordentlichen Portion Selbstironie und Witz anfülle. Ich packe meinen erklärten Lieblingshauptdarsteller Arnold Schwarzenegger herein, der als Agent Harry Tasker die Welt von dem schlimmsten Verbrecher und Terrorristen befreit, der aber nicht damit klar kommt, dass seine Frau Helen (Jamie Lee Curtis) anscheinend eine Affäre hat.
Erfrischend kommt der Film daher, der sich nicht ganz so ernst wie die britische Agentenreihe nimmt, die eigentlich immer einen verkrampften Humor pflegt. Mag man Harrys Infiltration in das Schweizer Anwesen noch ganz eindeutig als eine Hommage an GOLDFINGER ansehen, ist sein Verhalten aber in dem schlossartigen Anwesen doch mit anderen Wendungen geprägt. Während Bond herausschleichen würde spricht Harry Tasker erst mal perfekt diverse Fremdsprachen, tanzt mit der betörenden Juno Skinner (Tia Carriere) Tango und hält den Bediensteten das schlechte Essen vor. Nach dem Anfang landet Harry auch nicht in den Armen irgendeiner Frau, sondern kehrt wie ein braver, monogamer Gatte zurück ins Ehebett..
Nachdem eine potentielle Bedrohung durch arabische Terrorristen aufgebaut wird, inklusive einer furiosen Verfolgungsjagd, die von einer Toilette in einem Einkaufszentrum auf das Dach eines noblen Hotels führt, ist das alles nicht mehr wichtig, wenn Harry von der möglichen Affäre seiner Frau erfährt. Die Bedrohung völlig außer Acht lassend, macht sich Harry und der Zuschauer nun daran, herauszufinden wer Simon ist, mit dem Helen verdächtige Telefonate führt. Das es sich nur um einen abgehalfterten Gebrauchtwagenverkäufer, glänzend von Bill Paxton gespielt, handelt, der sich als der Geheimagent „Carlos“ ausgibt um so Frauen anzubaggern macht nun einen Grossteil des Films aus. Eigentlich müsste man Cameron vorwerfen, dass er die eben eingeschlagene Richtung mit den Terrorristen viel zu lange außer Acht lässt, aber wird man im letzten Drittel mehr als entschädigt. Gemeinsam machen die beiden zumindest am Anfang mehr schlecht als Recht die Angreifer in komischen Actionszenen nieder, was angesichts von vier Atomsprengköpfen schon fast kaltblütig locker daherkommt. Die Sequenz auf dem Overland Highway, der die Inselgruppe der Florida Keys mit dem Festland verbindet ist ein tolle Kombination aus Modellaufnahmen, realen Aufnahmen und Spezialaufnahmen vor einer Green Screen. Das anschließende Finale am Hochhaus mit dem Senkrechtstarter, den Harry steuert um seine Tochter aus den Klauen der Häscher zu befreien ist mit sehr dynamischen Aufnahmen versehen, die selbst in dem kleinen Format immer noch schwindelerregend sind.
Und wenn sich am Filmende ein Jahr später Harry und Helen, inzwischen zusammen arbeitend, noch einmal auf „Carlos“ treffen ist man sicher, dass es ein so festliches Filmende in keinem Bond-Film gibt. Tja, was soll ich noch schreiben...oh, ja die Toilette im Einkaufszentrum ist, bevor sie ramponiert wird, nicht gerade eine Ausgeburt an Sauberkeit. Der kurze Wunschtraum Harrys die Fresse von Carlos zu polieren ein Riesenlacher und Jamie Lee Curtis’ Tanz atemberaubend sexy.
„Mister Cameron...mission accomplished!“
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#172
Geschrieben 10. November 2003, 22:40
Regie: Tim Burton
Der Erfinder (Vincent Price) erschafft den Kunstmenschen Edward (Johnny Depp) und gibt ihm fast alles mit auf den Weg. Doch einige Sachen lässt er unvollendet. Zum einen gibt er ihm keinen Sinn für Richtig oder Falsch mit und als er seiner Erfindung richtige Hände an Stelle von Scheren geben will, stirbt er. Nun hätte Edward eigentlich für alle Zeiten auf dem Dachboden des Schlosses ausharren können und keiner hätte ihn je entdeckt, wäre da nicht die resolute Avon-Beraterin Peg (Dianne Wiest). Sie entdeckt den traurigen Edward und beschließt, ihn mit zu sich nach Hause zu nehmen. Schon bald ist Edward das Gesprächsthema in der Nachbarschaft. Mit seinen Scherenhänden mag er zwar Probleme haben alltägliche Dinge wie Essen oder Trinken zu bewerkstelligen, aber seine Fähigkeiten Büsche und Sträucher, sowie Hunde- und Frauenhaare zu extravaganten Kunstwerken zu verwandeln sind bemerkenswert.
Wie ein Kind, dass er im Grunde trotz seines erwachsenen Körpers ja auch noch ist, lässt er sich treuherzig mit jeder Person ein. Egal ob diese es gut oder schlecht mit ihm meint. Noch wird sich das Gewissen nicht bei ihm melden, aber das pflanzen ihm Bill (Alan Arkin) und vor allen Dingen Kim (Winona Ryder), in die sich Edward schon beim Anblick ihres Fotos verliebt, ein. Sie sind neben Peg, die einzigen Menschen in dem kleinen Vorort, auf die sich Edward verlassen kann. Und was für ein Vorort das ist. Hier kommen die Männer alle gleichzeitig von der Arbeit nach Hause, die Frauen geben sich ganz der Gartenarbeit und dem Klatsch und Tratsch hin. Dabei schenkt die Nachbarschaft dem riesigen, dunklen Schloss keine Notiz. Wie ein Monolith ragt es an einem Wendehammer der hellen Vorortatmosphäre hinauf in den Himmel. Doch der dunkle Schein trügt gewaltig, denn schon im Garten versprüht Wärme in Form der exotischen geschnittenen Büsche, die die Form einer Seeschlange, großen Vögeln und einer Hand haben.
Johnny Depp ist als Edward schon eine traurig anzusehende Gestalt. Wie mit ihm umgesprungen wird ist schon nicht mehr feierlich. Da sind zum einen die zickigen Nachbarrinnen oder aber der fiese Freund von Kim, der ihn für einen Einbruch missbraucht. Doch manchmal schafft es Burton nicht Emotionalität für den armen Edward aufzubauen. Das gelingt nur in einigen Szenen, wie z. B. der ersten Begegnung mit Peg oder in seinen Szenen mit dem Erfinder. Die größte Explosion an Gefühlen, so möchte ich es einmal nennen, erlebt man ganz eindeutig beim Tanz von Kim im Schneegestöber, als Edward aus einem Eisblock Kim als Engel formt. Und am Ende als Edward seine Kim im Arm hält und sich zum letzten Mal an den Erfinder erinnert. Das sind Szenen, die auch bei mir wieder Tränen der Rührung ausgelöst haben. Ansonsten benutzt Burton ihn allerdings mehr als Oberfläche mit dem die anderen ihre Späße treiben. Er wird betrunken gemacht, er wird der Nachbarschaft vorgeführt etc.
Doch trotz dieser kleinen dramaturgischen Fehlgriffe lohnt sich der Film wegen seiner schiefen Grundstimmung, den doch recht bizarren Charakteren neben Edward selbst, ich denke vor allem an die Dame mit der elektronischen Orgel und natürlich wegen Vincent Price und der traumhaften Musik von Danny Elfman.
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#173
Geschrieben 11. November 2003, 12:21
Regie: Jonathan Glazer
Immer wieder ein mehr als erhebendes Gefühl, wenn man rein gar nichts von einem Film weiß. Gut, es war mir bekannt das Ben Kingsley für sein Rolle eine Oscar-Nominierung erhalten hat, aber das war auch alles. Die Story war mir unbekannt und so ist man erst mal verdutzt, was einem in den ersten zehn Minuten vorgesetzt bekommt. Da liegt ein Fünfzigjähriger bequem im Liegestuhl und lässt sich von der Sonne brutzeln. Im geht es offensichtlich sauwohl. Als er fast von einem Felsbrocken, der den Abhang hinunterrollt und im seinem Swimmingpool landet, erschlagen wird, ist man genau wie der Mann verdattert. Und mir wird klar, dass dieses der Vorbote für schlimmere Sachen sein wird. Und das ist die Ankunft von Don (Ben Kingsley). Wegen ihm geraten nämlich zwei Pärchen in sichtliche Nervosität. Und ich beginne zu ahnen, dass sich hier ein Gangster zur Ruhe gesetzt hat und von seinen geraubten Geld den Vorruhestand eingerichtet hat.
Don ist wahrhaftig ein Charakter den ich nicht begegnen möchte. Alleine sein erster Auftritt ist an Grimmigkeit und schlechter Laune nicht zu überbieten. Widersprüche ob der Art seines Auftrags duldet er schon gar nicht und auch sonst würde ich den Raum nicht mit ihm teilen wollen. Und das tun in einer Szene auch die vier Freunde nicht mehr, weil es zu marternd ist, was Don mit ihnen anstellt. Ich kann es immer noch nicht ganz fassen, wie furios Kingsley in seinen Szenen ist. Aber auch seine Mitstreiter, die nur auf seine Hasstiraden und fiesen kleinen Andeutungen reagieren müssen, stehen dem in nichts nach. Auch wenn man im ersten Moment nur auf Kingsley sein Augenmerk richtet, da er das für mich einzige bekannte Gesicht in dem Film ist. Lange geht sein systematisches Foltern, so möchte ich es einmal nennen, aber nicht gut.
Tja, der anschließende zweite Teil des Films wartet auch mit Überraschungen auf. Wäre das nicht der Fall so könnte man von einer Ein-Mann-Show sprechen, aber das ist zum Glück nicht der Fall. Da wäre zum einen der Boss, der den Raub eines großen Schließfachs initiiert. Wie er auf die Idee kommt gerade hier einzubrechen ist mehr als haarsträubend irrwitzig, dass ich davon zwei Minuten lang lachen musste und mich gar nicht mehr einkriegen wollte. Und auch dieser Typ stellt sich gegen Ende als jemand heraus, der über eine ebenso tödliche Maskerade verfügt wie Kingsleys Charakter. Ein toller Film...und das sogar in der deutschen Synchronisation.
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#174
Geschrieben 12. November 2003, 18:24
Regie: Richard Brooks
Neun Abenteurer neben am Western Press Rennen, einem 700 Meilen Ausdauerrennen zu Pferd teil. Es winken 2000 Dollar auf den Sieger. Unterschiedlicher könnten die Charaktere nicht sein. Der erfahrene Cowboy Sam Clayton (Gene Hackman), der Draufgänger Luke Matthews (James Coburn), die Ex-Hure Miss Jones (Candice Bergen), der Heißsporn Carbo (Jan-Michael Vincent), der dem Sportsgeist frönende Engländer Norfolk (Ian Bannen), ein Mexikaner mit Zahnschmerzen, der Alte (Ben Johnson) u. a. Macht es Sam Clayton um sich selbst etwas zu beweisen, Matthews weil er hoch auf sich gewettet hat und Miss Jones um über die Runden zu kommen, da ihr Mann im Gefängnis sitzt, haben auch die anderen ihre ganz eigenen Gründe um an dem Rennen teilzunehmen und zu gewinnen. Doch das harte Terrain und die Hitze verlangen den Kontrahenten und ihren Pferden seelisch wie auch körperlich alles ab. Wer erreicht als erster einen der Kontrollpunkten die zwingend angelaufen werden müssen, wer gönnt sich am wenigsten Ruhe.
Es ist erstaunlich wie trotz des harten Konkurrenzkampfes doch freundschaftliche Bände geknüpft werden und sich der eine oder andere für seinen Kontrahenten einsetzt. Das trifft vor allem auf Clayton zu, der in Rage gerät, wenn eines Tiere misshandelt wird. In den wenigen Stunden in denen man sich an einem Lagerfeuer oder an einer behelfsmäßig eingerichteten Wasserstelle näher kennen lernt, werden zwar keine Freundschaften fürs Leben geschlossen, aber so etwas wie gegenseitiger Respekt.
Der Film verzichtet auf große Bilder. Das hängt sicherlich mit dem realistischen Grundton der Gattung des Spätwesterns zusammen, der in den 70ern Jahren aufkam. Vielmehr verzichtet Richard Brooks den Westen als üppiges Land zu verklären, was angesichts der zeitlichen Ansiedelung der Geschichte im frühen 20. Jahrhundert auch fehl am Platze wäre. Nur der Alte sinniert an seinem Sterbebett über sein Leben und Matthews und Clayton sprechen nebenbei von den alten Zeiten. Das macht die Charaktere allesamt sympathischer und realitätsnäher als es in so manchem Western der 50er Jahre der Fall war. Dafür bin ich dankbar.
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#175
Geschrieben 13. November 2003, 12:55
Regie: Henry Selick
Ich staune immer wieder, wenn ich mir gerade diesen Film anschaue. Er ist zwar nicht von Burton selber inszeniert worden, aber er lieferte zumindest die Geschichte und produzierte diesen Stop-Motion-Film und sein bevorzugter Komponist Danny Elfman lieferte die Musik. Burtons Einfälle in gerade diesem Film würden sicherlich für drei Filme reichen, soviel packt er hier hinein. Und wenn man bedenkt, dass jeder seiner Filme vor solchen skurrilen Geschichtchen nur so strotzt frage ich mich was man in Zukunft noch von ihm zu erwarten hat. Denn er hat bestimmt noch nicht alles gesagt.
Der Film ist, obwohl er von Henry Selick gedreht wurde, ganz eindeutig als Burton-Film zu erkennen und ich frage mich warum er nicht gleich selbst auf dem Regie-Stuhl Platz genommen hat. Aufgrund der straffen Erzählweise ist der Film mit 76 Minuten vollgepackt und entsprechend rasant. Hier jagt eine Höhepunkt den anderen, jede Musiknummer ist eine Wonne und das Aussehen aller Figuren sorgt dafür, dass zumindest ich einfach nicht wegschauen kann. Die Geschichte von Jack Skellington, der statt dem ewigen Trott des Ausrichtens des Halloween-Festes einmal den Weihnachtsmann spielen möchte, ist mit so viel Liebe und Grusel und Wehmut erzählt, dass man gar nicht weiß wohin man seine Aufmerksamkeit richten soll. Das ist wohlbemerkt positiv zu werten, da neben all den kleinen Nebenhandlungen von Sally und Dr. Finkelstein sowie Oogie Boogie und seinen drei Helfern Jack immer im Mittelpunkt steht.
Dabei spielt es überhaupt keine Rolle ob man den Film in Englisch oder Deutsch sieht. Zwar muss man dann auf Danny Elfmans Stimme verzichten (er spricht/singt Jack Skellington), aber man bekommt in der deutschen Fassung Nina Hagen und Ron Williams. Die hervorragende Musik ist das tragende Element und absolut gleichberechtigt neben dem Bild. Eigentlich treibt es überhaupt erst die gezeigten Bilder an. Neben einigen Instrumentalstücken besteht der Score aber hauptsächlich aus Stücken mit Gesang. Da sind einige Soli und Stücke für mehrere Figuren, aber im Finale gibt es auch ein kurzes Duett. Ein großartiges Stück Kino und ehrlich gesagt wünsche ich mir, dass man sich an Tim Burton wegen diesem Film erinnern möge.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#176
Geschrieben 14. November 2003, 18:04
Regie: John Landis
Ein grässlicher Serienmörder geht umher. Von allen wird er nur der Bananenmörder genannt, weil er am Tatort immer die Schalen von gegessenen Bananen liegen lässt. Det. Sergeant Wino, der ermittelnde Polizeibeamte, tappt völlig im Dunkeln, was im Hinblick auf seine dilletantische Inkompetenz und der Blödheit seiner Kollegen auch nicht weiter verwunderlich ist. Doch der geniale Prof. Shlibovitz hat vielleicht eine Antwort. Fossile Funde lassen ihn zu der Schlussfolgerung kommen, dass vielleicht der Schlockthropus, eine fehlendes Bindeglied in der Entwicklung des Menschen für die Morde verantwortlich sein könnte. Und so ist es tatsächlich. Der Schlock steigt aus seinem Erdloch herauf und begibt sich auf eine ereignisreiche Wanderung durch die Nachbarschaft. Erst bringt er die Live-Berichterstattung und Tombola-Auslosung vor Ort durcheinander, dann spielt er den Apportierer für ein blindes Mädchen, dem er eigentlich lieber an die Titten fassen möchte. Er besucht das Kino und sieht sich THE BLOB mit Steve McQueen an und entledigt sich unliebsamer Kinogänger, macht dann mal kurz in einer Eisdiele Halt, spielt eine Flotte Klaviernummer in einer Kneipe oder zeigt einem cholerischen Autofahrer was eine Harke ist.
Neun Jahre bevor John Landis mit AN AMERICAN WEREWOLF IN LONDON bekannt werden sollte, inszenierte er diese kleine Horrorkomödie angereichert mit Anspielungen auf 2001 und FRANKENSTEIN. Hier arbeitete er auch schon mit dem späteren Make-up-Guru Rick Baker zusammen, der für ihn das Schlock-Outfit entwarf und sich Landis nicht zu schade es selber zu tragen. Der Film ist bekloppt und albern, die Schauspieler dilletantisch, die Dialoge bescheuert, aber trotzdem macht dieses Filmchen einfach einen Riesenspaß.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#177
Geschrieben 15. November 2003, 14:09
Regie: John Landis
Heute habe ich mir den Film das aller erste Mal in Englisch angesehen. Und da wurde mir endlich mal so einiges im Nachhinein klar. Im Krankenhaus bevor David nach dem Angriff des Werwolfs erwacht, sagt eine der Krankenschwestern das er ein Jude wäre. Das hat sie dadurch festgestellt, dass er beschnitten ist. Somit macht auch einer seiner zahlreichen Alpträume Sinn, in denen seine Familie beim abendlichen Beisammensein von in Nazi-Uniformen gekleideten Monstern niedergemetzelt wird. In der deutschen Fassung macht diese besagte Krankenhausszene zwar auch Sinn, aber hat dann keinen Bezug mehr auf diesen Alptraum wie in der englischen Sprachfassung. Ansonsten finde ich die deutsche Synchronisation was die Besetzung der Stimmen angeht jedoch sehr gelungen.
Irgendwie wird der Film ja immer als Horrorkomödie angepriesen, aber eigentlich ist er das nicht. Zwar verdreht Landis einige Handlungselemente und macht mit ihnen seinen Spaß, wenn etwa der Werwolf sich im Pornokino mit seinen Opfern unterhält und sich dann verwandelt. Seinen Spaß hat Landis auch mit hochoffiziellen Persönlichkeiten, wie z. B. dem Vertreter der amerikanischen Botschaft (dargestellt von Frank Oz) und dem Inspektor der Polizei und dessen Begleiter.
Mir gefällt jeder Darsteller in seiner vielleicht noch so kleinen Rolle sehr gut. Seien es die Insassen im „Slaughtered Lamb“, der behandelnde Arzt Davids und dessen Freund Jack, der als wandelndes Stück Schaschlik von den Toten zurückkommt um David eindringlichst zu warnen oder der kleine Junge in der Krankenstation.
Bleiben dann noch David Naughton und die zauberhafte Jenny Agutter übrig. Deren Chemie stimmt sofort wie man schon bei der Fütterungsszene im Krankenhaus sehen kann. Toll, toll, toll...
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#178
Geschrieben 15. November 2003, 19:14
Regie: Milos Forman
Manchmal, so wie heute zum Beispiel, kann ich es nicht in Worte fassen, wenn ein Film mich beeindruckt. Gut, der Film mag natürlich in seiner dramatischen Filmhandlung stark vereinfachend sein, aber in gerade dieser ist er einfach atemberaubend. Die bittere Niederlage des Antonio Salieri vor seinem Nemesis W. A. Mozart ist der Kern dieser Geschichte. Wir erleben Salieri als alten Mann in einem Irrenhaus in Wien, der Ruhm ist schon lange von ihm gewichen und er und seine Musik sind längst vergessen. Hofkompositeur ist er gewesen, bei Kaiser Joseph I. Und er bezichtigt sich als Mörder Mozarts. Einem Pater vertraut er seine und Mozarts Geschichte an. Sein Hass, seine Bewunderung, ja seine Liebe zu Mozarts Musik und dessen manische Arbeiten über seinen Kompositionen, seine geschmacklosen Entgleisungen, seine Furcht vor seinem Übervater Leopold.
Der Film schafft es äußerst clever ein Gefühl für Musik aufzubauen, indem er Musik, das Spielen und Komponieren dieser Musik näher bringt. Erinnert sich der Pater anfangs an keines der Stücke, die Salieri ihm vorspielt, so erkennt er schon nach den ersten Takten die „Kleine Nachtmusik“. Wie, fragt sich Salieri zurecht, kann man eine solche Begabung erkennen? In einer tollen Sequenz sieht man ihm am Hofe des Erzbischofs von Salzburg durch die Halle schlendern und wie er dabei die anwesenden Herren ganz genau mustert. So hofft er den Schöpfer dieser Musik zu entdecken. Sieht er sich z. B. die Notenblätter mit Mozarts Kompositionen an, so erklingt in seinem Kopf und ihm Ohr des Zuschauers die Musik. Am Ende als Mozart geschwächt und dem Tode nahe Salieri im Bett liegend das „Confutatis“ diktiert, ist man der Erfahrung des Komponierens von Musik am allernächsten. Für mich die beste Sequenz des ganzen Films.
Bei all den Superlativen des Films, von der Bekanntmachung Mozarts am kaiserlichen Hofe mit dem Dreigestirn des schlechten Geschmacks, über seine Erfolge mit der „Entführung aus dem Serail“ ziehen doch recht bald dunkle Wolken am Himmel auf. Denn Mozart wagte es die bevorzugte Sängerin Salieris für den „Serail“ einzusetzen. Das lässt dieser sich angesichts des Erfolgs des Stückes bei Kaiser und Volk nicht auf sich sitzen. Intrigierend und gefühlskalt, aber doch heimlich verehrend, sorgt er dafür dass seine folgenden Opern „Le nozze di Figaro“ und „Don Giovanni“ keine lange Spielzeit haben werden.
Da in der zweiten Hälfte des Films immerhin vier verschiedene Opern und eine Opernparodie innerhalb recht kurzer Zeit gezeigt werden, ist das zumindest bei mir heute etwas zu viel des Guten gewesen. Ich hoffe mal, dass hier die von Milos Forman autorisierte Langfassung etwas mehr Klarheit bringt, da diese Aneinanderreihung mir nicht sehr schlüssig ist und mich fast erdrückt hat. Der einzige negative Aspekt den ich finden kann liegt in der englischen Übersetzung der Opern „Serail“ und „Die Zauberflöte“. Schade, dass man die nicht in Deutsch aufgenommen hat.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#179
Geschrieben 16. November 2003, 15:24
Regie: Paul Anderson
Hohoho, was war denn das? Der Film hat doch viele Stärken, die ich vorher gar nicht wahrhaben wollte. Bei dritten Mal gefiel mir der Film richtig gut. Habe ich anfangs immer nur nach Parallelen zum gleichnamigen Capcom-Videospiel gesucht und so den Film Langweile bescheinigt kann ich diese Behauptung nicht mehr halten. Gut, der Film mag zwar einige Szenen aus dem Videospiel nachstellen, aber ansonsten steht er doch konsequent auf eigenen Beinen. Zu aller erst gefällt mir der Schauplatz des Films (der Hive) sehr gut. War der Laborkomplex im Spiel nur dem Finale vorbehalten, so spielt sich hier fast die gesamte Filmhandlung ab. Das Herrenhaus, welches im Spiel den Grossteil der Umgebung ausmachte, kommt hier nur in zwei Sequenzen zum Einsatz.
Darüber hinaus ist der Wechsel von einem einzigen Charakter zu einer Söldnertruppe ein guter Einfall, bietet er doch recht viel Abwechslung in den folgenden Actionszenen. Die Infiltration des Hives durch diese Söldner, die zunächst versuchen, den Hauptcomputer des Komplexes, „Red Queen“ genannt, außer Gefecht zu setzen ist mit immens hohen Verlusten verbunden. Diese Sequenz in der Laserkammer ist schon recht spektakulär, auch wenn die Effekte in ihrem Blutgehalt recht moderat ausfallen.
Das grundsätzlich etwas in dem Laborkomplex nicht stimmt ist schon an der ominösen „Kantine B“ ersichtlich. Anstatt einen großen Essenssaal vorzufinden, hat die Umbrella Corporation hier eine Brutstätte für garstige Kreaturen hingestellt. In den Überlebensboxen erhascht man zunächst nur kleine Blicke von Körperstrukturen in denen zahlreiche Schläuche mit intravenöser Ernährung hinein führen. Aber man wird noch im Verlaufe des Films sehen, was der Inhalt dieser Boxen ist.
Der Einsatz der Zombies, der menschlichen wie auch der tierischen, gefiel mir wieder sehr gut. Allein die Masse ist schon der große Unterschied zum Videospiel, wo sie nur vereinzelt auftraten. Hier sind es in einer Sequenz mehrere Dutzend. Das Niedermähen der Heerscharen ist zwar, mit Hinblick auf die FSK-16-Freigabe, relativ unblutig, wird aber mit hoher Lautstärke kompensiert.
Tja, das Schauspiel von Milla Jovovich kann mich wieder einmal nicht vom Hocker reißen. Bis auf zwei Szenen, geht sie wieder mit ein und demselben Gesichtsausdruck hausieren. Da lobe ich mir Michelle Rodriguez als toughe Söldnerin mit großer Schnauze und gelegentlichem Schlafzimmerblick. Der Film kann aufgrund des geringen Blutgehalts natürlich nicht mit den Klassikern des Zombie-Films mithalten, aber die moderne Herangehensweise und der klinische Look des Films konnten mich heute davon überzeugen, ihn als einen guten Vertreter des Genres anzuerkennen. Bin schon auf die Fortsetzung RESIDENT EVIL: APOCALYPSE gespannt.
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#180
Geschrieben 16. November 2003, 21:52
Regie: Jonathan Frakes
Das es sich bei dem achten Kinoabenteuer des Raumschiffs Enterprise um ein furios zusammengesetztes Werk Actionkino handelt ist ja durchaus bekannt. Ausserdem ist es eine ganz persönliche Rachegeschichte für Picard (Patrick Stewart), der hier in der Auseinandersetzung mit den Borg, einem kybernetischen Organismus, welches sich in einem ameisenähnlichen Kollektiv organisiert hat, wie Kapitän Ahab seine Mannschaft und sein Schiff aufs Spiel setzt.
Zefran Cochrane (James Cromwell), der Erbauer des ersten Warp-Schiffes, das den ersten Kontakt mit einer außerirdischen Rasse herstellen wird, ist mit seinen zukünftigen Taten konfrontiert. Wird er von der Besatzung der Enterprise als der Heilsbringer angesehen, so waren seine ursprünglichen Beweggründe ganz anders und doch recht amüsant.
Die sicherlich interessantesten Szenen finde aber zwischen Data (Brent Spiner), dem Androiden, und der Borg-Königin statt. Und da kam mir heute ein kühner Einfall. Wäre es nicht ein ganz besonderer Coup gewesen, David Cronenberg für die Regie zu gewinnen? Bei Betrachten der Szenen in denen Data ein Stück menschliche Haut auf seine Oberfläche transplantiert bekommt und die Borg-Königin schließlich über diese feinen Härchen bläst, woraufhin Data in höchste Verzückung gerät, wären doch bestimmt was für den kanadischen Regisseur gewesen. Diese Szene hat sicherlich ihren Höhepunkt als die Borg-Königin gar vom „Neuen Fleisch“ an Datas Arm spricht und dann mit ihm kopuliert. Gehen meine Gedanken bezüglich Cronenberg an dieser Stelle zu weit?
Ansonsten ist man mit reichlich Action in Videospielmanier gesegnet, wenn etwa ein von Picard, Data und Worf angeführtes Kommando in martialischen Einstellungen in Richtung des von den Borg kontrollierten Maschinenraum geht. Reichlich unruhig Kameraführung, subjektive und verfremdete Einstellungen aus Sicht der Borg in Verbindung mit Laserschüssen und physischer Gewalt sorgen hier für enorme Spannung und hautnah gefühlte Bedrohung.
Bei einer Sache musste ich heute wieder einmal kapitulieren. Man achte ganz besonders auf die langen Dialogpassagen der Darsteller, wenn sie sich technische Details um die Ohren werfen. Hört man dem Gefasel länger als drei Minuten zu, läuft man Gefahr im Dreieck durch den Raum zu springen. Aber hey, das gehört wohl dazu. Dann bin ich aber wieder dankbar für einige smarte Wortspielchen wie z. B. „Borg? Klingt schwedisch.“ oder „Ich muss mal schiffen!“.
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