
Donnie Darko - 10/10
"Fürchte dich vor der Dunkelheit" oder besser gleich vor der ganzen Welt, denn nach diesem Film ist nichts mehr so, wie es einmal war. Stell dir vor du liegst wie jeden Abend im Bett und plötzlich befiehlt dir eine Stimme, ihr nach draußen zu folgen. Würdest du es tun? Stell dir vor die Stimme sagt dir, dass die Welt in 28 Tagen, 6 Stunden, 42 Minuten und 12 Sekunden untergeht. Würdest du es glauben? Donnie Darko, der Held des gleichnamigen Films hört jedoch nicht nur diese Stimme,
sondern sieht auch noch die dazugehörige mit einer Hasenfratze maskierte lebensgroße Figur, welcher er den Namen "Frank" gibt. Dies ist der Beginn einer verblüffenden Reise durch das Leben eines Teenagers mit all seinen Höhen und Tiefen, die auch Familie, Schule, Rebellion, erste Liebe und wie man mit all dem fertig wird, beinhalten. Dass Donnie auf seinen imaginären Freund hört, ist aber nur verständlich: Er hat ihn nur knapp vor dem sicheren Tod bewahrt, weshalb Donnie es fortan als seine einzige Aufgabe ansieht, Frank in gewisser Weise zu dienen, indem er seinen Forderungen Folge leistet. Dass diese nicht immer von Familie, Freunden oder gar der Gesellschaft nachvollzogen werden können, hängt damit zusammen, dass Donnie auf unkonventionelle Art versucht, die Gesellschaft aufzurütteln. Verständnis findet der Titelheld dabei zum einen bei seiner Psychiaterin als auch seinem Physiklehrer, zum anderen aber auch in
einem Buch über Zeitreisen der alten "Grandma Death", welches genau die Erscheinungen beschreibt, die er auch hat. Eine der zahlreichen Aussagen die aus dem Film herausgenommen werden können, ist die Aufforderung an jeden, seinen eigenen Weg zu gehen, egal was der Rest der Welt dazu sagt. Doch dazu muss man auch mal vom eingefahrenen, rationalen Denken abweichen und im Extremfall sogar seinem unsichtbaren Freund vertrauen. "Donnie Darko" eröffnet auf diese Weise eine völlig neue Betrachtungsweise auf ein typisch amerikanisches Teenagerschicksals. Fernab von den sonst üblichen "Der trottelige, verschüchterte Außenseiter findet zum Schluss sein Glück mit dem hübschen Mädchen an seiner Seite als beliebtester Junge der Schule" - Klischees, lässt Richard Kelly eine fantastische Welt auf den Zuschauer wirken. Dass die Story dabei nicht vollkommen an Glaubwürdigkeit verliert, liegt wahrscheinlich an den persönlichen Erfahrungen, die Richard Kelly, Autor und Regisseur des Films, in sein Werk einfließen ließ. Somit ist die Geschichte von Donnie Darko sozusagen aus dem Leben gegriffen, was unter anderem ein Grund für die Intensität dieses Filmerlebnisses ist.
Dabei gelingt es Kelly auf der einen Seite auf subtile Art und Weise außerordentlich gut, gewisse Themenbereiche wie den amerikanischen Patriotismus durch kurzes „Anschneiden“ zu kritisieren, aber auf der anderen Seite auch Unmengen an Verknüpfungen innerhalb des gesamten Filmes zu schaffen, welche es dem aufmerksamen Cineast ermöglichen, ähnlich Goethes Fausts sehr viel Interpretationen aufzustellen. Vor allem die Verwendung der unterschiedlichen Grundelemente Feuer und Wasser werden immer wieder in Verbindung mit den Zeitreisen gebracht, tauchen an den verschiedensten Stellen immer wieder auf und deuten bereits gewisse Handlungsstränge voraus. Interessant ist auch, wie passend vor allem wenn man sich den Songtexte genau betrachtet, die Filmmusik zum ablaufenden Geschehen passt oder sogar vorausdeutet.
Doch viele von euch, die den Artikel fasziniert bis zu diesem Punkt gelesen haben, denken sich jetzt bestimmt: "Ja, klingt echt interessant, aber wo krieg ich den Film her?". Hier stellt sich ein kleines Problem – auf Grund der terroristischen Aktivitäten im September 2001 in den USA kam es bisher zu keiner weltweiten Kinoerscheinung, so dass der Film nur in 2 Fassungen – einmal die deutsche Normalfassung und der englische Director's Cut - auf DVD zu erwerben ist. Doch für all diejenigen unter euch, die einen Kinobesuch präferieren, sei gesagt, dass auch eine erneute Kinoveröffentlichung des Director's Cut sicher eingeplant ist.
Wer einmal in den Genuss von "Donnie Darko" gekommen ist und von dem beklommenen Gefühl während des Abspanns gekostet hat, wird diesen Film zweifelsohne als Meilenstein in der Filmgeschichte betrachten. Falls dem nicht so ist, raten wir an dieser Stelle zu erneutem Schauen des Films, wenn nötig bis zu 28064212 Mal. Denn jedes Mal erschließen sich dem Zuschauer neue Aspekte und Ebenen, jedes Mal entwickelt man einen neuen Interpretationsansatz, der zu tiefepsychologischen Erkenntnissen über Gott und die Welt führt. Wer dann das Gefühl hat, den Film bis zu einem befriedigenden Punkt durchblickt zu haben, darf sich mit Nummer in die weltweite Gruppe der "DD" Fans einreihen.