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In meinem Herzen haben viele Filme Platz - Filmforen.de - Seite 11

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In meinem Herzen haben viele Filme Platz


2138 Antworten in diesem Thema

#301 Funxton

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Geschrieben 22. Mai 2006, 22:04

"I'm the warden!"

Beyond Re-Animator ~ E/USA 2003
Directed By: Brian Yuzna


Nach seinen Missetaten landet West (Jeffrey Combs) im Knast, wo er aber keineswegs auf der faulen Haut liegt. Denn: Das letzte Geheimnis der Wiedererweckung toter Objekte liegt in der rechtzeitigen Extraktion des "Nanoplasmas", der Seele quasi. Kann diese rückgeführt werden, erwachen die Untoten nicht als imbezile Zombies, sondern sozusagen "als sie selbst". Einen neuen Gehilfen bekommt West in Form Dr. Philips (Jason Barry), der als Kind mitansehen musste, wie einer von Wests Wiedergängern seine Schwester (Bárbara Elorrieta) anknabberte. West verliert bald die Übersicht und erwartungsgemäß geht alles drunter und drüber im Arkham-Staatsgefängnis.

Der Abschluss der (bisherigen) Trilogie um Dr. Herbert West kann es mit dem unmittelbaren Vorgänger locker aufnehmen. Zwar steht Combs jetzt - mit Ausnahme des Gefängnisdirektors Simon Andréu - kein wirklich charismatisches Gegenüber mehr zur Seite (Barry ist ein jämmerlicher Abbott-Ersatz, Elsa Pataky ist 'nur' hübsch anzuschauen), doch die witzigen Einfälle sind gegenüber "Bride" wieder deutlich angehoben worden, zumal das Konzept sich von den beiden Vorgängern abgrenzt und sich überhaupt keiner Elemente mehr aus Lovecrafts Erzählung bedient. Zudem macht Yuzna in gepflegter Weise Gebrauch der neuesten Errungenschaften im S-F/X-Bereich, so dass die Tricks und Masken für eine solch billige Produktion erstklassig aussehen. Zahlreiche Einsparungen konnte die Produktion sicher nicht zuletzt deshalb vornehmen, weil man in Spanien respektive für die Gesellschaft "Filmax" gedreht hat. Tatsächlich stammen Stab und Cast praktisch komplett aus Spanien.
Unterm Strich bleibt erneut eine durchgedrehte Horrorsause mit einigen Unappetitlichkeiten, die am Schluss Hoffnung auf weitere Nachzügler macht.

7/10

#302 Funxton

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Geschrieben 22. Mai 2006, 22:32

"I'm not gonna leave without Sarah."

The Descent ~ UK 2005
Directed By: Neil Marshall


Sechs junge Frauen praktizieren hobbymäßig Extremsport. Eine von ihnen (Shauna MacDonald) ist schwer traumatisiert, weil sie ihr Kind bei einem Autounfall verloren hat. Die anderen haben sich etwas Hübsches zur Ablenkung ausgedacht: Eine Tour durch eine unterirdisches Gebirgshöhlensystem. Bald stellen die Damen fest: 1.) Das ist gar nicht die richtige Höhle und 2.) Man ist nicht allein dort unten.

Zunächst mal die positiven Aspekte: Ein paar leidlich spannende Szenen; sehr stilisierte Fotografie mit Farbfiltern und ähnlichem Schnickschnack; eine Storyline, die sich selbst, mittlerweile ja eine Seltenheit im Genre, durchweg ernst nimmt. Dass dabei die Motivgeschichte der letzten 25 Jahre geplündert wurde, ist noch zu verschmerzen (wobei dies hier recht perfid geschieht, das jugendliche Zielpublikum soll (?) und wird wohl kaum einvernehmlich erkennen, dass hier mehr als ordentlich recycelt wird). Was mich allerdings kolossal nervt, ist dieser furchtbare Hang zur Unkenntlichkeit, der hier bis ins Letzte durchexerziert wird. Liegt's daran, dass ich alt werde? Ich bin jedenfalls nicht im Stande, bei einer Sequenz, die absichtlich schummrig ausgeleuchtet ist, mit um 360 Grad rotierender Kamera gefilmt und stakkatoartig geschnitten, noch irgendetwas zu sehen. Da gleich mehrfach von dieser seltsamen "Verfremdungstechnik" Gebrauch gemacht wurde, hörte ich mich alsbald enerviert jammern.
Die blasshäutigen, intraterrestrischen Grottenolme, die teilweise exakt die gleichen Töne von sich geben, wie ein extraterrestrischer Predator, könnten auch beim "Lord Of The Rings" entsprungen sein und machen, einmal richtig erkannt, keine Angst mehr. Zumal die ja auch nix vertragen.
Schließlich ging mir diese eingeschworene Frauentruppe auf den Geist. Keine Identifikationsbasis für mich.
Immerhin 90 Minuten gut aushaltbares Entertainment, das man sich bitteschön wenn überhaupt im Dunkeln antun sollte. Denn da ist gut Munkeln.

5/10

#303 Funxton

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Geschrieben 23. Mai 2006, 13:32

"My grandfather informs me that this is not possible."

Everything Is Illuminated (Alles ist erleuchtet) ~ USA 2005
Directed By: Liev Schreiber


Der junge Amerikaner Jonathan Foer (Elijah Wood), der bedeutende Momente in Cellophanbeutelchen konserviert, will seine familiären Wurzeln ergründen. Zu diesem Zweck reist er in die Ukraine, um dort das Städtl Trachimbrod, sowie die Frau ausfindig zu machen, die einst seinem Großvater (Stepan Samudovsky) das Leben rettete. In Odessa warten schon der von Amerika faszinierte Alex (Eugene Hutz) und sein Großvater (Boris Leskin) auf ihn, die ihn mit einem alten Skoda überland bringen. Auch sie erleben eine Fahrt zur eigenen Identität.

Die meisten Roadmovies beschreiben nicht bloß Reisen über Verkehrswege, sondern im gelungenen Fall auch die unkitschige Geschichte einer Selbstfindung. Liev Schreiber war mir als Schauspieler nie besonders sympathisch, aber jetzt, da ich diesen wundervollen, anrührenden Film sehen durfte, hat er einen dicken Stein bei mir im Brett. Zuvorderst muss man feststellen, dass es sich um den Glücksfall einer Literaturadaption handelt, da der zugleich fein-skurrile und herzerwärmende Ton des Romans nahtlos hinübergerettet wurde. Ungeheuer vielschichtig sind also Vorlage und Film, die nur oberflächlich das Thema "Vergangenheitsaufbereitung" behandeln, sondern vielmehr von Identitätsaufgabe- und wiederfindung, von verdrängter Schuld und Courage erzählen. Und ganz nebenbei die veränderten Lebensumstände im Ostblock porträtieren. Lange ist's her, dass ich guten Gewissens bei einem Film ein Tränchen verdrücken musste, jetzt war es mal wieder soweit.

10/10

#304 Funxton

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Geschrieben 23. Mai 2006, 19:03

Zitat entfällt.

L' Été Meurtrier (Ein mörderischer Sommer) ~ F 1983
Directed By: Jean Becker


Die junge Eliane (Isabelle Adjani) zieht mit ihren Eltern in ein französisches Provinzdorf. Mit ihrem aufreizenden Habitus macht sie sämtliche Kerle der Gegend schwach, allen voran Feuerwehrmann Pin-Pon (Alain Souchon). Die beiden gehen bald eine Beziehung ein, die Pin-Pons Mutter (Jenny Clève) mit Argusaugen betrachtet. Eliane entpuppt sich in der Tat als recht schwierige, dickköpfige und trotzige Person, die außerdem Mysteriöses im Schilde zu führen scheint ...

Zunächst als neo noir auftretend, entwickelt sich Beckers Film langsam zu einer dramatischen Charakterstudie mit unausweichlich bösem Ende. In der Geschichte um unbegründeten Fanatismus und versetzte Lebensmaximen setzt insbesondere die wie immer geniale Adjani Glanzlichter, die sich ja häufig um Kopf und Kragen spielt und dabei gern ihre äußerst attraktive Erscheinung in die Waagschale wirft - ohne zu einer Sekunde billig zu wirken. Becker und Coautor Japrisot scheuen sich nicht, die Grenzen zur geschriebenen Literatur verwischen zu lassen; sie machen unverhohlen Gebrauch von Off-Stimmen, die als Ich-Erzähler hervortreten, innere Monologe vortragen oder sich im stream of consciousness ergehen. Diese Form der sekundären Narration bleibt allerdings drei Hauptpersonen vorbehalten, nämlich Eliane, Pin-Pon und Pin-Pons schwerhöriger Tante (Suzanne Flon), eine langsam die Erinnerung verlierende alte Dame, die als einzige ein echtes, von gegenseitigem Verständnis geprägtes Verhältnis zu Eliane aufzubauen vermag.
Ein anderer Regisseur wäre sicher im Stande gewesen, ein Meisterwerk abzuliefern. Damit möchte ich Beckers Leistung keinesfalls schmälern, nur inszeniert er schlicht ein wenig zu französisch-léger für einen solch omnipotenten Stoff.

8/10

#305 Funxton

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Geschrieben 24. Mai 2006, 18:28

Zitat entfällt.

Le Marginal (Der Außenseiter) ~ F 1983
Directed By: Jacques Deray


Ein furchtbares Ärgernis, wie Paris von Heroin überschwemmt wird. Glücklicherweise gibt es Commissaire Jordan (Jean-Paul Belmondo), der etwas dagegen hat. Die Auskunft, wer den Kleinkrieg, den er mit dem Druglord Meccacci (Henry Silva) entfesselt und in episodenhafter Manier austrägt, für sich entscheidet, ist bei einem solch straighten Auftreten wohl marginal.

Ein Traum, wie Bebel hier reüssiert. Keine Sekunde, in der er nicht Oberwasser hat, keine Aktion, auf die ihm keine Reaktion einfiele. Ob zu Lande, zu Wasser oder in der Luft, selbst mit lockeren 50 war der Mann sich nicht zu schade, jeden noch so halsbrecherischen Stunt (sichtbar) selbst auszuführen. Und die Sprüche, die Rainer Brandt ihm (respektive sich selbst) für die deutsche Fassung in den Mund gelegt hat, kann man nur noch als Feuerwerk bezeichnen. Zartbesaitete p.c.-Detektive sollten da lieber weghören.
Der Plot ist leider als null und nichtig zu bezeichnen, schon die Titelsequenz deutet an, dass dies ein Film einzig und allein für seinen Hauptdarsteller ist. Ist aber auch egal, "Le Marginal" schaut man sich sowieso nur als ausgewiesener Belmondo-Freund an. Und als solcher kann man nicht umhin, ihn als großartig zu bezeichnen. Mit dem mimischen Stein Silva hat er außerdem einen Gegenspieler mit Profil und Morricones Score, der den Film wie ein roter Faden durchzieht, hängt einem danach noch mindestens eine Woche im Ohr, ich spreche da aus langjähriger Erfahrung. Unterhaltung par excéllence.

9/10

#306 Funxton

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Geschrieben 25. Mai 2006, 09:57

"Another brainless gun."

Code Of Silence (Cusack - Der Schweigsame) ~ USA 1985
Directed By: Andrew Davis

Ein furchtbares Ärgernis, wie Chicago von Heroin überschwemmt wird. Glücklicherweise gibt es Sgt. Cusack (Chuck Norris), der etwas dagegen hat. Über die Auskunft, wer den Kleinkrieg, den er mit dem Druglord Comacho (Henry Silva) entfesselt und in episodenhafter Manier austrägt, für sich entscheidet, bewahre ich hier lieber Stillschweigen.

Der einzige halbwegs massenkompatible Film, den Chuck Norris in den 80ern vorweisen kann. "Code Of Silence" ist in erster Linie ein Polizeifilm, der noch in bester Genre-Tradition der 70er das Leben der Cops nach der Arbeit schildert, Solidaritätsbekundungen unter den Kollegen zeigt und ganz im Stil eines Sidney Lumet sogar einen Nebenplot um einen ausgebrannten, schwere Fehler begehenden Mitarbeiter (Ralph Foody) entrollt. Natürlich wird Norris hier als Oberheld stark stilisiert, vom Größenwahn, den Semi-Science Fiction wie "Lone Wolf McQuade", "Delta Force" oder "Invasion USA" atmet, ist er als bodenständiger Eddie Cusack aber schon recht weit entfernt. Erst am Ende, beim Finale in der Fabrikhalle, da wird aus der guten Genrekost ein lupenreiner Chuck-Norris-Film: Wie Eastwood im ein Jahr älteren "Sudden Impact" steht Cusack breitbeinig im dampfenden Gegenlicht, ganz Erlöserfigur, mit einer überdimensionalen Knarre in der Hand. Jetzt wird jegliche Erdhaftung fallengelassen und zu Gunsten des Spektakels reine Platte gemacht.
"Code Of Silence" nimmt somit, nicht zuletzt des versierten Andrew Davis wegen, eine Sonderstellung innerhalb der Ikonografie um den nunmehr endgültig zur wandelnden Selbstparodie umfunktionierten Norris ein und wäre sogar (bis auf den Showdown) dem "Normalseher" zuzuraten, vielleicht mal als Annäherung.

7/10

#307 Funxton

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Geschrieben 25. Mai 2006, 10:11

"I am the one who dwells within."

The Exorcism Of Emily Rose (Der Exorzismus von Emily Rose) ~ USA 2005
Directed By: Scott Derrickson

Nachdem die 19-jährige Farmerstochter Emily Rose (Jennifer Carpenter) bei einem versuchten Exorzismus ihr Leben lassen musste, wird der behandelnde Pfarrer Moore (Tom Wilkinson) der fahrlässigen Tötung angeklagt. Seine ehrgeizige Verteidigerin (Laura Linney) wandelt sich im Laufe der Interessantes zu Tage fördernden Verhandlung von einer selbstbekundenden Agnostikerin zur Zweiflerin.

Unspektakulärer Durchschnittsprött, der seine neutrale Position zwischen Rationalität und Katechismus an einem gewissen Punkt aufgibt und empfiehlt, sich der zweifellos vorhandenen "Spiritualität" doch bitte zu stellen. Wenigstens ist diese Message so unaufdringlich untergebracht, dass man nicht gleich im Quadrat kotzen muss. Ansonsten ist der Streifen mit den üblichen CGI-Effekten und Schrecksekündchen weniger Horror denn Courtroom-Drama und wird die angepeilte Zielgruppe, Krankenschwestern und Sekretärinnen, mit seiner eher verhaltenen Inszenierung wohl kaum zufriedenstellen. Das hübsche Mädchen hinter der Videotheke meinte denn auch gleich nassforsch zu mir: "Dat is totaler Scheiß." Naja, so rigoros würde ich es wohl nicht formulieren, aber ganz Unrecht hatte sie auch nicht.

4/10

#308 Funxton

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Geschrieben 25. Mai 2006, 10:32

"You mean we talkin' about some damn shark's mutha?"

Jaws 3-D (Der weiße Hai 3-D) ~ USA 1983
Directed By: Joe Alves

Mike Brody (Dennis Quaid), als Jugendlicher mehrfach Opfer von Attacken eines Monsterhais, kommt vom Wasser nicht los: Er ist Cheftechniker im Vergnügungspark "Sea World". Seine Frau (Bess Armstrong), ihres Zeichens Meeresbiologin, unterstützt ihn tatkräftig. Zum Eröffnungswochenende kommt Mikes Bruder Sean (John Putch) zu Besuch. Doch nicht nur er, noch ein alter Bekannter hat sich zum Familiendinner eingeladen.

Ein von Joe Alves, dem Produktionsdesigner bzw. 2nd-Unit-Regisseur der ersten beiden Haifilme, rundum dilletantisch inszenierter Film, amateurhaft in jeder einzelnen Beziehung und auf dem Bildschirm bzw. ohne 3D-Effekt vollends zum Scheitern verurteilt. Doch ratet mal: In meinem Herzen hat auch diese Gurke Platz, hat sie mich doch als 8-jähriger noch einige Fingernägel gekostet. So ganz relativiert sich der Blick da eben doch nicht. Und mögen die Effekte noch so blamabel sein, Trash galore bietet "Jaws 3-D" (sic!) in ausgewiesener Form. Das beginnt schon mit und bei der unmöglichen Ausgangskonstellation, die partout die Protagonistenfamilie der Vorgänger bemühen musste und sich zudem nicht entblödet, ein Plagiat ("Piranha") re-zu- plagiieren. Der einzige mir bekannte Fall der Filmgeschichte. Der Hai (the mutha) ist so fett wie nie zuvor und diesmal hätten gleich zwei Quints locker in seine Plastikschnute gepasst.
Der just mit einem Oscar ausgezeichnete Louis Gossett Jr. traf vermutlich die denkbar ungünstigste Entscheidung seiner Karriere darin, den Part des Spaßunternehmers Calvin Bouchard zu bekleiden, denn damit war's prompt wieder vorbei mit dem Ruhm und "Iron Eagle" stand vor der Tür. Rundum-Grinser Simon MacCorkindale war schon immer mehr Fernsehen und Dennis Quaid bereut noch heute, schätze ich. Es muss eben nicht immer Wildlachs sein.

5/10

#309 Funxton

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Geschrieben 25. Mai 2006, 22:00

"Papa, they're famous!"

The Brothers Grimm ~ USA/CZ/UK 2005
Directed By: Terry Gilliam


Im von Napoleon besetzten Deutschland bringen sich die in Erzählungen und Scharlatanerie bewanderten Brüder Grimm (Mark Damon, Heath Ledger) ganz passabel über die Runden. Als ein französischer Statthalter (Jonathan Pryce) samt durchgeknalltem Wachhund (Peter Stormare) auf ihre Betrügereien aufmerksam wird, müssen sie sich unfreiwilligerweise um ein Städtchen kümmern, aus dem zahlreiche Kinder verschwunden sind. Im benachbarten, verwunschenen Wald haust nämlich eine uralte Hexe Schrumpeldei (Monica Bellucci).

Es gab bis zum heutigen Tage keinen Film von Terry Gilliam, dem ich auch nur ansatzweise durchschnittliche Qualität attestiert hätte, selbst seine vielgeschmähte Münchhausen-Version halte ich für genial. Nun aber das: Ein verworrenes Konstrukt mit leblosen Computertricks, völlig uninteressant erzählt und ohne Motivation, den Zuschauer bei der Stange zu halten. Irgendwo soll sich darin wohl auch ein gewisser Humor verbergen, den ich selbst nach intensivem Kramen nicht ausfindig machen konnte. Der eigenartige Ansatz, Fakten und Phantastik zu vermengen, den ich zunächst für recht innovativ befand, erschließt sich mir nach vollendeter Sichtung auch nicht mehr. Einzig und allein ein minimales Quentchen visueller Eleganz lässt noch den urplötzlich hoffnungslos domestizierten Regie-Anarchisten durchschimmern, den man doch stets so gern hofiert hat. Hier und da blitzt es auf, alles in allem bleibt der Märchenwald aber äußerst finster. Sehr, sehr schade.

3/10

#310 Funxton

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Geschrieben 25. Mai 2006, 22:30

"We're not kids anymore."

X-Men: The Last Stand (X-Men: Der letzte Widerstand) ~ USA 2006
Directed By: Brett Ratner

Für Magneto (Ian McKellen) ist mit der Kreation eines Anti-Mutations-Serums die letzte humanoide Beleidigung ausgesprochen. Er ruft zur Gegenoffensive auf. Seine größte Waffe: Die auferstandene Jean Grey (Famke Janssen), deren verborgene, dunkle Seite die Überhand gewinnt.

Infolge der Absenz Bryan Singers muss das X-Franchise einige Einbußen hinnehmen, die sich insgesamt aber verschmerzen lassen. Der große, epische Charakter, der den unmittelbaren Vorgänger und besten Teil der Trilogie auszeichnete, wird zu Gunsten eines lediglich soliden filmischen Abschlusses leider verschenkt. Damit einher geht erstmals die Tatsache, dass man deutliche Eingriffe an der Vorlage vornahm. Bisher entsprachen die Zeichnung und Entwicklung der Figuren in eindrucksvoller Weise ihren zweidimensionalen Vorbildern, nunmehr wollte sich die Fox offenbar dagegen absichern, für einen möglicherweise doch noch folgenden vierten Teil wieder zu viele, zu teure Verhandlungen führen zu müssen. Es hätte mich gefreut, wenn es im in jeder Hinsicht brillanten und den Comicfreund äußerst zufrieden stellenden Stil von "X2" weitergegangen wäre - stattdessen jedoch hackt und stückelt man ziemlich im Printvorbild herum, lässt wichtige Protagonisten ohne mit der Wimper zu zucken das Zeitliche segnen, eröffnet im Rahmen der eingeschränkten Erzählzeit allzu viele narrative Baustellen und macht schließlich dem gemeinen Popcornesser zahlreiche Zugeständnisse.
Positiv zu vermerken ist, wie ausnehmend organisch die S-F/X wieder geworden sind, ein wesentlicher Faktor, um sich in den Plot fallen lassen zu können. Nett auch, dass man fast alle alten Bekannten wiedertrifft und erneut einige Figuren aus dem Comicformat hinzunahm [besonders hervorzuheben: Hank "Beast" McCoy (Kelsey Grammer), der optimaler gar nicht hätte dargestellt werden können]. Bleibt zu hoffen, dass das geplante "Wolverine" - Spin-Off wieder mehr aus sich macht. Ich möchte also nicht behaupten, wirklich enttäuscht worden zu sein, dafür besitzt "The Last Stand" immer noch genügend Drive und Schauwerte.

7/10

#311 Funxton

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Geschrieben 27. Mai 2006, 12:17

Zitat entfällt.

Cobra Mission (Die Rückkehr der Wildgänse) ~ D/I 1985
Directed By: Fabrizio de Angelis


10 Jahre nach ihrer Rückkehr aus Vietnam kommen vier Green Berets (Christopher Connelly, Manfred Lehmann, John Steiner, Oliver Tobias) auf den glorreichen Trichter, mal nachzusehen, ob doch noch Kriegsgefangene in den Lagern sind. Sie begeben sich kurzerhand auf ein Himmelfahrtskommando, das von vornherein zum Scheitern verurteilt ist.

Wieder so ein Fall von Nostalgia. Zuletzt mit 12 gesehen, musste ich dieses Schätzchen der Unterbelichtung mal wieder auffrischen. Und tatsächlich ist der Film noch dämlicher, als ich ihn in Erinnerung hatte. De Angelis (auch bekannt unter seinem grandiosen Pseudonym Larry Ludman) fing erst in den 80ern (Debüt: "Thunder") an, hanebüchenen filmischen Blödsinn auf die Menschheit loszulassen und dieses "First Blood 2" - Rip-Off dürfte ein Edelsteinchen in seiner Schaffenskrone sein. Holprig ist gar kein Ausdruck für die Kaltschnäuzigkeit, in der uns knappe 90 Minuten eine tumbe Story erläutert wird, für die Begriffe wie "Rassismus" und "Menschenverachtung" gemacht scheinen. Gut so! Denn glücklicherweise findet sich das Niveau des Scripts und dessen logischer Umsetzung auf Augenhöhe mit dem Rinnstein. Ich stelle mir in solchen Fällen immer gern vor, dass die Cast in Filmen dieser Couleur nur mitspielte, um mal Urlaub in Manila oder vielleicht Pattaya Beach machen zu können. Wäre interessant, Lehmann, der sich natürlich selbst synchronisiert, diesbezüglich mal zu interviewen. Den blödsinnigsten Auftritt hat aber Donald Pleasence als Missionar mit gut ausgestatter Waffenkammer in der Sakristei. Ebenso plötzlich, wie er auftaucht, verschwindet er dann auch wieder aus dem Bild. Die "Gelben" bleiben eine völlig uncharakterisierte (man weiß nur, dass sie böse sind) Masse ballernder Männchen, um den biertrinkenden Rezipienten auch ja vor jeglicher politischer Implikation zu verschonen.
Eine denkwürdige Stunde des schlechten Geschmacks.

4/10

#312 Funxton

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Geschrieben 27. Mai 2006, 20:05

"We all go to heaven." - "Then tell 'em, Jesse Lee sent ya there."

Posse ~ USA 2003
Directed By: Mario Van Peebles


Zusammen mit einigen Gesinnungsgenossen desertiert Jesse Lee (Mario Van Peebles) während des spanisch-amerikanischen Krieges. Er kehrt nach Freemanville zurück, einer Stadt, die einst von schwarzen Siedlern gegründet wurde. Dort macht der Sheriff des Nachbarstädtchens (Richard Jordan), ein Klan-Mitglied, den Einwohnern das Leben schwer. Außerdem wird Jesses Bande von ihrem Ex-Vorgesetzten, dem sadistischen Colonel Graham (Billy Zane), verfolgt.

Unkonventioneller Western mit viel Soul, der sich ein wenig zu sehr in einfallsreichen Formalia verliert. Ich musste unwillkürlich an "Sweet Sweetback" von Van Peebles' Vater Melvin (der in "Posse" eine Nebenrolle spielt) denken, wobei man in des Sohnemanns Arbeit zwar Ideenreichtum, aber nichts wirklich Revolutionäres entdecken kann. Eine Sonderstellung nimmt der Film ja schon deswegen ein, weil er ein weithin vernachlässigtes Thema, das des schwarzen Cowboys, aufnimmt und in recht agiler Weise behandelt. Die Geschichte selbst ist aber, wie so oft, kaum mehr als ein Aufhänger dafür, dass Van Peebles wohl gern mal einen Western machen wollte. Darin liegt auch die größte Schwäche von "Posse" - er hat uns, Hand aufs Herz, kaum etwas zu berichten. Immerhin konnte der Regisseur eine illustre Besetzung für sein Projekt gewinnen: Neben Paul Bartel, der immer gern für junge ambitionierte Kollegen in Gastauftritte geschlüpft ist, und Woody Strode in seiner vorletzten Rolle, sehen wir Pam Grier und Isaac Hayes. So ein kleines who's who schraubt für mich den Spaßfaktor immer noch ein wenig hoch.

6/10

#313 Funxton

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Geschrieben 27. Mai 2006, 20:32

"No one is as dumb as I appear to be."

The Stuff (Stuff - Ein tödlicher Leckerbissen) ~ USA 1985
Directed By: Larry Cohen


Eine weiße Masse, die einfach so aus dem Boden quillt, wird unter dem Namen "Stuff" als Nachtisch zum Verkaufsschlager Nr. 1. Unwiderstehlich lecker ist sie und das Beste: Keine Kalorien.
Dennoch hat das Zeug einen kleinen Nachteil. Es ist Teil eines außerirdischen Bewusstseins, das eine Invasion plant. Zum Glück entdeckt der von der eifersüchtigen Leckereien-Industrie angeheuerte Rutherford (Michael Moriarty) rechtzeitig das Geheimnis des fiesen Schlabberquarks.

Appetitlich sieht Stuff aus, ich wäre wahrscheinlich auch ganz fix zum willenlosen Junkie mutiert. Und reichlich absurd ist Cohens Film, eine Satire gegen die Genusssucht und das unbedachte Konsumverhalten des gemeinen Durchschnittsamerikaners. Dabei lässt er einen selten beknackten, aber charmanten Helden antreten, von Moriarty mit Zeitlupensprache und dem immer gleichen, beknackten Vorstellungssatz auf den Lippen, semigenial interpretiert. Cohens Idee, das Objekt des Anstoßes einfach nur als schlichte, weiße Creme darzustellen, ist ebenfalls klasse, denn gerade dieses unspektakuläre, unscheinbare Zeug entpuppt sich als ein hervorragendes Trojanisches Pferd in den Haushalten und Leibern der arglosen Menschheit. Cohens Zerrissenheit, ob er nun lieber Invasoren-Sci-Fi oder doch eine reine Groteske bewerkstelligen wollte, merkt man dem Endprodukt zwar noch an, ist aber nicht weiter tragisch.

7/10

#314 Funxton

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Geschrieben 28. Mai 2006, 09:12

"Yog Sothoth! Yog Sothoth!"

The Dunwich Horror (Voodoo Child) ~ USA 1970
Directed By: Daniel Haller


Am Miskatonic-College lernt die junge Studentin Nancy (Sandra Dee) eines Tages den versonnen auftretenden Wilbur Whateley (Dean Stockwell) kennen, der unbedingt ein geheimnisvolles Buch, das "Necronomicon", in seine Finger bekommen möchte. Dr. Armitage (Ed Begley), der die Familiengeschichte der Whateleys nur zu gut kennt, lehnt jedoch ab. Wilbur schafft es aber, dass Nancy seiner suggestiven Ausstrahlung erliegt und nimmt sie mit auf sein Familiengut bei Dunwich. Dort hausen noch zwei weitere Whateleys: Der Großvater (Sam Jaffe) und Wilburs Zwillingsbruder ...

Zunächst einmal besten Dank an pasheko, der mir diese mir zuvor gänzlich unbekannte kleine Perle unter den Lovecraft-Verfilmungen ans Herz gelegt hat. Ins Schwarze. Gefällt mir besser als "Die, Monster, Die!" und rettet in der Tat einiges aus der gleichnamigen Erzählung, einer der beeindruckendsten über die Mythologie der "Großen Alten", herüber. Trotz der versierten und äußerst phantasievollen Machart war dies wohl kein Prestigeobjekt für AIP, weshalb man zumindest in den potentiell faszinierenden Monsterszenen einige Abstriche machen muss. Immerhin hat man es vermieden, sich mit allzu lächerlichem Klumpatsch zu blamieren. Stattdessen schlängelt man sich mit eiligen Cuts und Farbfiltern aus dem Gröbsten. Hinzu kommt Whateleys Äußeres, der in Lovecraft-typischen Fabulierexzessen als "8 Fuß groß, dunkelhäutig und von ziegenböckischem Aussehen" beschrieben wird, im Film aber schlicht ausschaut wie - nun ja, Dean Stockwell eben. Ein bisschen schade ist das schon. Dem gegenüber stehen aber eine herrliche Gruselatmosphäre wie aus dem Bilderbuch, die ein oder andere trippige Halluzination und das wirklich versierte Spiel der Hauptdarsteller. Insgesamt doch sehr nett.

8/10

#315 Funxton

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Geschrieben 28. Mai 2006, 13:21

"No need to worry, son."

Seconds (Der Mann, der zweimal lebte) ~ USA 1966
Directed By: John Frankenheimer


Zweite Chance oder Nötigung? Ein ominöses Unternehmen offeriert dem gealterten Bankangestellten Hamilton (John Randolph) die Möglichkeit, seine alte Existenz zu begraben und nach seinen Wünschen neu anzufangen. Mehr oder weniger überrumpelt, erwacht Hamilton einige Wochen später als gutaussehender Maler Tony Wilson (Rock Hudson). Wilson fügt sich nicht recht in seine neue Identität, er neigt zu Depressionen und ein verhängnisvolles Saufgelage führt ihm die unangenehme Verlogenheit seines neuen Daseins vor Augen. Er entschließt sich zu einem zweiten Besuch bei der Änderorganisation.

Kaum ein Hollywoodregisseur weist ein solch heterogenes Œuvre auf wie John Frankenheimer: Von immens bedeutsamen Werken über solide bis seichte Kinounterhaltung bis hin zu vernachlässigbaren B-Filmen durchziehen qualitativ mannigfaltige Einträge sein Werk. "Seconds" ist mein persönlicher Lieblingsfilm von Frankenheimer und extrem schwer zu schlucken. Kunstvoll und unter Einsatz allerlei innovativer Techniken fotografiert (James Wong Howe) gestaltet sich "Seconds" als ein tristes, existentialistisches Drama mit Horroranleihen. Mitte der 60er zeigte sich der Regisseur sehr interessiert an abgründiger Weltuntergangsparanoia ("The Manchurian Candidate", "Seven Days in May"), doch keiner seiner Filme entwirft ein solch finsteres, deprimierendes Bild einer Gesellschaft, die zielsicher Richtung Abgrund steuert. Der Kniff liegt darin, die Story nicht kosmopolitisch, sondern bezogen auf ein individuelles Schicksal auszulegen. David Elys Roman, den ich leider nicht kenne, soll noch um Einiges vielschichtiger sein, ich bin mit und nach dem dem Film auch so jedesmal hinreichend bedient. Außerdem trägt "Seconds" eindrucksvoll das Gerücht zu Grabe, demzufolge Rock Hudson kein ernstzunehmender Schauspieler war.
Brillant, aber böse.

9/10

#316 Funxton

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Geschrieben 28. Mai 2006, 17:46

"As a matter of fact, I fucked his brains out."

Flashdance ~ USA 1983
Directed By: Adrian Lyne


Malocherin Alex (Jennifer Beals) kann mindestens so gut tanzen wie Schweißnähte legen. Ihr Boss (Michael Nouri) erkennt das, verknallt sich und hilft ihr ein bisschen auf die Sprünge.

Wenn irgendwann, 300 Generationen später, mal die kulturellen Repräsentanten verschiedener Ären auf winzigen Nanochips abrufbar sind, dann garantiere ich, dass die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts u.a. durch "Flashdance" vertreten sein werden. Der erste gemeinsame Film des Produzentenduos Simpson/Bruckheimer veranschaulicht genau den kommerziellen Riecher, der die beiden später steinreich machen sollte: Völlige Substanzlosigkeit vs. schicke Hülle. Dazu Popmusik von der Stange und Sülze, Sülze, Sülze (Co-Schreiber: Joe Eszterhas). Lyne, der König voyeuristischer Gegenlichterotik, zeigt bereits hier, was er gut kann. Spannereien forcieren, ohne dass sich der Spanner dafür schämen muss, denn die Freundin sitzt gleich daneben und schmilzt dahin vor Pseudoromantik.
Für mich ist "Flashdance" eng verbunden mit der eigenen Medienbiografie, da ich in dieser Zeit erstmals bewusste Wahrnehmungen erinnere. Ganze Sinneseindrücke verschmelzen da; die ersten Bravos, die ersten Schulhofromanzen, dazu Fotos und Kinoaushänge mit der lächelnden Jennifer Beals, schweißnass, langbeinig und in Kniestrümpfen (was war ich verknallt in die) und im Hintergrund läuft dazu Giorgio Moroders "Maniac" (gesungen von einer Eintagsfliege namens Michael Sembello). Der Film selber hat mich seinerzeit weniger interessiert, das kam erst 2, 3 Jahre später. Ich stand ehedem noch mehr auf James Bond und die "Jedi-Ritter" nebst Spielfiguren und Paninialben. Aber besagte Bilder und Songs funken mir rückblickend immer wieder dazwischen.
Die Beals finde ich immer noch traumhaft hübsch, aber viel mehr kann mich heutzutage nicht mehr hinterm Ofen hervorlocken (auch nicht dieser verfluchte Moroder-Song, der sich gerade durch meinen Gehörgang fräst) ...

5/10

#317 Funxton

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Geschrieben 29. Mai 2006, 20:29

"Run, Betty, he's after you!"

Opera (Terror in der Oper) ~ I 1987
Directed By: Dario Argento


Die junge Sopranistin Betty (Cristina Marsillach) erhält durch merkwürdige Umstände die Titelrolle der "Lady Macbeth". Fast zeigleich beginnt ein irrer Wüterich, diverse Personen aus Bettys privatem und beruflichem Umfeld zu ermorden, wobei er sie jedesmal zwingt, der Tat zuzusehen.

Argento-Filme fordern eine gewisse Bringschuld des Zuschauers ein, die es auch mir jedesmal von Neuem schwer macht, sie einzulösen, sich dann aber regelmäßig als lohnenswert erweist: Die Ausblendung der Kognition. Die Geschichte des Mörders, der die 2nd-Hand-Diva auf ganz eigene Weise protegiert, ist natürlich eine frühe Interpretation des Leroux-Stoffes, den der Regisseur 10 Jahre später in fiebriger, halbwahnsinniger Form etwas werkgetreuer erneuern wird. In dieser Erkenntnis erschöpfen sich aber auch schon die intellektuellen Ansprüche, die Argento stellt. "Opera" ist vor allem eine ästhetische Erfahrung. Nach "Phenomena" wendet sich der Meister wieder dem Giallo zu, in prachtvollsten Scope-Bildern. Was Ronnie Taylor, der zuvor "Gandhi" fotografiert hat und später noch mehrfach mit Argento zusammenarbeiten wird, mit der Kamera anstellt, ist mitunter kaum zu glauben. Die Perspektive der leitmotivisch eingesetzten Krähen verschmilzt oft mit der des Zuschauers, unter anderem bei einem mehrfachen Rundflug durch die Parmaer Oper inkl. Sturzflug hinab in Richtung der entsetzten Gäste. Und dann ist da die denkwürdige Szene, in der Daria Nicolodi durch einen Türspion durchs Auge geschossen wird. Eine derartig kunstvolle Maßarbeit für einen solch morbiden Moment findet man wohl nur hier.

8/10

#318 Funxton

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Geschrieben 03. Juni 2006, 09:36

"Bears don't eat people." - "This one did."

Grizzly ~ USA 1976
Directed By: William Girdler


Urplötzlich kreuzt in einem idyllischen Nationalpark ein überdimensionaler Grizzly auf, der sich an arglosen Campern delektiert. Ranger Kelly (Christopher George) nimmt den Kampf auf - auch gegen die Park-Führung (Joe Dorsey), denn diese weigert sich trotz der steigenden Anzahl von Todesfällen beharrlich, ihr Etablissement dicht zu machen ...

Das erste "große" "Jaws" - Rip-Off glänzt - wenn auch nicht eben durch Originalität. Bis hin zu John Williams' Score kupferte die findige Crew detailgetreu bei Spielbergs großem Original ab. Als problematisch erweist sich dabei dann vor allem die Tatsache, dass man versuchte, die herbstlich-golden leuchtenden Nadelwälder Nordamerikas als dem unergründlichen Ozean ebenbürtiges Schreckenselement zu etablieren - was erwartungsgemäß völlig in die Hose geht. Hinzu kommt, dass ein zumeist sichtlich satt und zufrieden umhertrottender Bär keineswegs solche Urängste auszulösen vermag, wie ein großer weißer Hai. Da hilft auch Meister Petzens vermalledeite Kugelsicherheit, die dazu führt, dass der tapfere Ranger schlussendlich zum Rocket-Launcher greifen muss, kaum weiter. Immerhin sorgt das (angeblich) 15 Fuß große Ungetüm für diverse Zwangsamputationen. Davon allerdings, dass es seine Opfer auch vertilgt, sieht man gar nichts - die bleiben einfach nur entstellt irgendwo liegen. Hübsch daneben auch der Kniff, die ersten Attacken aus der Monsterperspektive zu filmen, die in diesem Fall veranschaulichen soll, dass Gevatter Bär annährend Turmhöhe erreicht. Erstklassig.
Girdler, ein guter Mann fürs preiswerte Unterhaltungskino, war zum Drehzeitpunkt junge 29 und verstarb, wie ich aus der Making Of-Doku der feinen Shriek Show-Scheibe entnommen habe, nur zwei Jahre später bei einem Heli-Unfall auf den Philippinen. Seine Leiche war unauffindbar. Ein rechtes B-Film-Schicksal. Hauptdarsteller Christopher George, ebenfalls früh verstorbener, in den 70ern und 80ern kantiger Darsteller in diversen Exploitern, gibt einen sympathischen Roy Scheider-Abklatsch.

6/10

#319 Funxton

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Geschrieben 03. Juni 2006, 17:38

"I've come a long way, Sir."

Red Scorpion ~ USA/SA/NAM 1988
Directed By: Joseph Zito


Ein nicht weiter bezeichnetes afrikanisches Land: Nachdem er seinen Auftrag, den Konterrevolutionär Sundata (Ruben Nthodi) zu erledigen, vergeigt hat, wollen die sowjetischen Besatzer den Soldaten Nikolai abservieren. Dieser ahnt längst, dass er auf der falschen Seite steht, und flieht in die Wüste. Dort rettet ihm ein Buschmann (Regopstaan) das Leben und bringt ihn zu seinem Stamm. Hier besinnt sich Nikolai (Dolph Lundgren) endgültig der edlen Freiheitswerte und läuft zu den Afrikanern über.

Der letzte große Actionfilm aus der Zeit des Kalten Krieges von Joseph Zito, der sich mit anti-kommunistischer Propaganda seit seinen beiden "Missing In Action" - Filmen bestens auskennt. Die Fabel des einst gefühlskalten, roten Killersoldaten, der seinen Gehorsamskodex durchbricht und damit zugleich seine Menschlichkeit wiederentdeckt, ist von einer naiv-amerikanischen Romantik durchsetzt, die ihresgleichen sucht. Selbstverständlich werden auch die USA repräsentiert, durch den tapferen, liberalen Fotografen Ferguson (M. Emmet Walsh). Die Russen, die zusätzlich noch kubanische Militärberater an ihrer Seite haben, hingegen sind profunde Stellvertreter der bösen Großmacht, die uns die westliche Unterhaltungsindustrie schon seit einigen Jahren andrehen wollte. Umso gröber und nachhaltiger geht Nikolai am Ende gegen sie vor. Das moralische Recht ist ja auf seiner Seite.
In technischer Hinsicht lässt der Film trotz manch temporeicher Szene ein klein wenig zu wünschen übrig, so hapert es hier und da doch deutlich sichtbar. Als knackiger Actioner geht "Red Scorpion" dennoch reibungslos durch, was auch an der hölzern-sympathischen Darstellung des Kleiderschranks Lundgren festzumachen ist. Und natürlich an dessen beeindruckender physischer Präsenz.
Ordentlicher Männerfilm mit viel Rumms.

5/10

#320 Funxton

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Geschrieben 04. Juni 2006, 07:28

"I am not a violent man!"

The Chase ~ USA 1994
Directed By: Adam Rifkin


Knacki Hammond (Charlie Sheen) will sich eigentlich nur ein paar Kippen holen, als ein paar Cops seiner gewahr werden und er sich, in die Enge getrieben, gezwungen sieht, die hübsche Millionärstochter Natalie zu entführen. Das Ganze wächst sich zu einer Highway-Verfolgungsjagd bei vollem Tempo inklusive riesigem Medienzirkus aus. Dabei kommen sich Entführer und Geisel rasch näher ...

Eine besonders ausgefallene Variante des Stockholm-Syndroms präsentiert auteur Rifkin in seinem kleinen, lauten Spaßfilm. Der Mann ist offenbar auch sehr an tönender Rockmusik interessiert, denn nicht nur, dass sich der Ex-Black Flag - Sänger und "man of spoken word" Henry Rollins als übereifriger Polizist, sowie zwei Chili Peppers (Sänger Kiedis und Bassist Flea) als durchgeknallte Medienjunkies schöne Gastauftritte liefern, der Soundtrack ist auch mit damals schwer angesagtem California-Punk durchsetzt.
Der Plot geizt nicht mit Plumpheiten und - zumindest in der deutschen Fassung - bisweilen dümmlichem Dialog, die angepeilte Mediensatire funktioniert nur bedingt. Man muss aber ebenso feststellen, dass dadurch diese preisgünstigere Teenie-Variante von "Speed" auch nicht allzu sehr an Qualität einbüßt. Die kleinen Verrücktheiten, die Fotografie und Schnitt bereithalten, passen nämlich wieder wunderbar zum rotzigen Gesamtgerüst von "The Chase" und Einmal-Buffy Kirsty Swanson ist sehr sexy.

7/10

#321 Funxton

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Geschrieben 04. Juni 2006, 07:57

"You wanna go up with the bang?"

Spies Like Us (Spione wie wir) ~ USA 1985
Directed By: John Landis


Um zwei Spezialagenten (Charles McKeown, Donna Dixon) ein möglichst ungestörtes Arbeiten im Feld zu ermöglichen, setzt der ultrareaktionäre General Sline (Steve Forrest) die beiden Nachrichtendiensttrottel Milbarge (Dan Aykroyd) und Fitz-Hume (Chevy Chase) ein. Zur Ablenkung sozusagen. Die beiden wissen natürlich nichts von ihrem Glück. Der Auftrag der richtigen Agenten ist, eine russische Rakete vor Ort lahmzulegen. Tatsächlich will Sline jedoch die Rakete zünden und damit den 3. Weltkrieg provozieren ...

John Landis einmal mehr in trefflicher Hochform. Basierend auf Aykroyds Buch liefert er eine herrliche "Kalter Kriegs"-Satire, die zwar Kubricks "Dr. Strangelove" nicht das Wasser abgräbt, dies aber vermutlich auch gar nicht beabsichtigt. Wenn zwei der besten SNL-Komiker sich allerlei verfänglichen Situationen geghenübersehen, dann ist das schon Spaß genug. Ihr Trainingslager-Drill unter Ausbilder Col. Rhumbus (Bernie Casey) ist an Blödsinnigkeit kaum mehr zu überbieten und mindestens so ein Highlight wie die legendäre "Doctor." - "Doctor." - Szene mit Terry Gilliam und Ray Harryhausen. Überhaupt gibt es in "Spies" mal wieder Cameos galore: Larry Cohen, Joel Coen, Sam Raimi, Michael Apted, Martin Brest, B.B. King und natürlich Bob Hope gilt es zu suchen und zu entdecken. Zwar zeigt sich hier bereits ansatzweise jene Besorgnis erregende Entwicklung, die den späteren, bisslosen Landis ankündigt, wenn aber in einer russischen Polizeihütte Plakate von "Dr. Zhivago" und "Reds" hängen, die später in Fetzen geschossen werden, und einer der Polizisten von Costa-Gavras gespielt wird, dann weiß man, dass man immer noch auf dem rechten Dampfer sitzt. Daumen runter übrigens für die weltweit miesen DVD-Releases. Da muss nochmal was kommen.

8/10

#322 Funxton

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Geschrieben 04. Juni 2006, 20:46

"Hang on lads, I've got a great idea!"

The Italian Job (Charlie staubt Millionen ab) ~ UK 1969
Directed By: Peter Collinson


Charlie Croker (Michael Caine) erfährt durch seinen jüngsten Gefängnisaufenthalt alles andere als die längst fällige Läuterung - kaum wieder draußen, übernimmt er einen Job in Italien, mit der Unterstützung des immer noch einsitzenden Gangsterbosses Bridger (Noel Coward).

Obwohl der wichtigste Teil des Films im italienischen Turin spielt, weht über "The Italian Job" ganz unverkennbar und riesengroß der Union Jack - der Film ist ein Paradeexempel für das britische Unterhaltungskino der 60er Jahre. Michael Caine war gerade eine ziemlich heiße Nummer und mit seinem sonnigen Image für den Part des lebenslustigen Gauners wie geschaffen. Dieser erweist sich nicht nur als sehr wählerisch, was die Wahl seiner Garderobe und fahrbaren Untersätze anbelangt, sondern ist zudem noch ein ziemlicher Filou, der Promiskuität als Basis einer funktionieren Beziehung erachtet. Mit einem recht großen Team setzt er seinen wahnwitzigen Plan in die Tat um, bei dem drei Mini Cooper eine entscheidende Rolle spielen. Allein diese Szenen machten selbst einem Bond-Film alle Ehre und sind bis heute noch denkwürdig. Zwar fehlt es für einen echten Caper-Klassiker ein wenig an inhaltlicher Finesse (die Ausarbeitung des Coups ist weniger clever als vielmehr großkotzig-spektakulär), aber gerade in Bezug auf sein britisch-swingendes Flair geht der kurzweilige Streifen gut los.

7/10

#323 Funxton

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Geschrieben 05. Juni 2006, 12:07

Zitat entfällt.

Nude Per L'Assassino (Strip For The Killer) ~ I 1975
Directed By: Andrea Bianchi


Ein Mörder in Motorradkluft legt zunächst einen Doktor und hernach diverse Mitarbeiter einer Mailänder Fashionagentur um. Der Fotograf Carlo (Nino Castelnuovo) und seine Freundin Magda (Edwige Fenech) haben alle Hände voll zu tun, den Killer dingfest zu machen.

Bianchis sleaziger Giallo atmet absolute 70er-Porno-Atmosphäre. Insbesondere die hoffnungslos übersteuerte deutsche Tonspur, auf der sich jeder Atemzug zum obszönen Stöhnen auswächst, trägt diesem Eindruck Rechnung - neben den absolut sinnfrei vorgetragenen Dialogen selbstverständlich.
Allerdings sollte man nicht alles der Synchronisation in die Schuhe schieben: Der Film ist im Ganzen hoffnungslos dilletantisch. Schon das Handlungsgerüst mit der Agentur ist bei Bava abgeschaut und allein diverse Nacktszenen üppiger Signoras und ein wenig Gore machen noch keinen Streifen von Weltformat. Berto Pisanos (immerhin ordentlich groovendes) Titelthema hört sich äußerst verdächtig nach den Temptations an. Und die Akteure? Davon wollen wir mal gar nicht sprechen. Wie oben erwähnt, Porno.
Das sein großes Spaß, Dr. Jones.

4/10

#324 Funxton

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Geschrieben 05. Juni 2006, 12:30

"An escape. Like lighting up on marijuana or watching a pornographic sex film, getting an erection and raping someone?"

Brainscan ~ USA 1994
Directed By: John Flynn


Michael (Edward Furlong) ist 16 und lebt in einer Kleinstadt. Bei einem Unfall, der ihn als Kind zum Krüppel gemacht hat, ist seine Mutter gestorben. Sein Vater ist permanent auf Geschäftsreise. Michael liebt Horrorfilme, harte Rockmusik und gewalttätige Computerspiele. Als ihm das Game "Brainscan" in die Hände fällt, ist er gleich Feuer und Flamme. Doch es erwarten ihn Tod und Verdammnis: Spiel und Realität vermischen sich, Michael wird zum Mörder und zu allem Überfluss lässt ihn der "Trickster" (T. Ryder Smith), eine virtuelle Horrorfigur, nicht mehr aus dem Spiel aussteigen ...

Ein weithin unterschätzter Film, so eine Art John-Hughes-Streifen der Slacker-Generation. Höchstens an der Oberfläche Vorlage für einen weiteren Teenie-Slasher, erweist sich insbesondere Andrew Kevin Walkers Script als sensibles Porträt eines US-Mittelschichtsjungen, der mit sich selbst und seinem Leben nicht zurechtkommt. Ein kleiner Horrornerd, unverstanden, hoffnungslos verknallt. Als wohlfeil getarnten Bonus gibt es dann noch eine subtil verpackte, pädagogische Botschaft, welche glücklicherweise nicht mit dem Spaßfaktor des Films kollidiert. Der reaktionäre Gestus eines "Friday The 13th" bleibt hier nämlich komplett außen vor. Der Trickster, ein ganz wunderbarer, zynischer Cyberpunk-Albtraum, wirkt dabei wie der große erhobene Zeigefinger: "Choose life. It's gonna pay." Das Ende erweist sich dann eine fiese Verkehrung der "Unendlichen Geschichte": Die Fackel des Abenteuers muss weitergetragen werden, schon, um der übernatürlichen Sage ihre Seele zu erhalten; hier allerdings ein wenig anders als gewohnt. Da hat sich der gute John Flynn mal wieder selbst übertroffen.

9/10

#325 Funxton

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Geschrieben 06. Juni 2006, 08:16

"Weisst du noch, was ich dir sagte? Absolute Sicherheit gibt es für niemanden von uns!"

Hexen bis aufs Blut gequält ~ BRD 1969
Directed By: Michael Armstrong


Frühes 18. Jahrhundert: Der Hexenjäger Lord Cumberland (Herbert Lom) und sein Schüler Christian (Udo Kier) kommen in ein kleines Städtchen im Deutschen, um dort mit den scheinbar unrechtmäßigen Verurteilungen des sadistischen Albino (Reggie Nalder) schlusszumachen. Tatsächlich entpuppt sich Cumberland aber als noch niederträchtiger und willkürlicher als der Vorgänger. Unschuldige werden gefoltert und hingerichtet, was das Zeug hält, bis die Bevölkerung aufbegehrt.

Armstrong, dem von Produzent Adrian Hoven während der Produktion das Heft aus der Hand genommen wurde, präsentiert mit "Hexen" einen der bis heute notorischsten hierzulande entstandenen Exploiter. In der Folge von Reeves "Witchfinder General" machte man sich einmal mehr an das Thema "inquisitorische Hexenverfolgung", in diesem Falle aber eher als Vorwand, um ein skandalträchtiges Filmchen mit illustren Torturen unters Volk zu bringen. Tatsächlich ist es noch heute recht starker Tobak, was Folterknecht Herbert Fux so mit seinen Opfern anstellt, um ihnen die abstrusen Geständnisse zu entlocken.
Von besonderer Sorgfalt bei der Herstellung kann man, was die Ablichtung der set pieces anbelangt, indes leider kaum sprechen: Gleich am Anfang fährt eine Kutsche gut erkennbar über die asphaltierte und mit Grenzpfeilern ausgestattete österreichische Landstraße und ein paar Momente später kann man deutlich eines Verkehrsschildes gewahr werden, das mitten im Bild steht. Der fiesen Atmosphäre des Films tut das vielleicht sogar ganz gut, denn so kann man wenigstens den einen oder anderen befreienden Lacher loslassen. Über allem läuft die zuckersüße, trügerische Kitschmusik von Schlageraffe Michael Holm, die man im Nachhinein kaum wieder los wird. Darstellerisch ist "Hexen" aber ein echtes Highlight: Sprachgenie Herbert Lom spricht sich sowohl in der englischen, als auch in der deutschen Fassung, selbst und liefert ein erstklassiges Fanatiker-Porträt, die Charakterköppe Nalder und Fux beeindrucken schon durch ihre Hässlichkeit und Udo Kier verzieht kaum mal eine Miene. Insgesamt doch bemerkenswert und recht unikal.

7/10

#326 Funxton

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Geschrieben 06. Juni 2006, 08:41

"Pleasure me, you ebony wench!"

Mandingo ~ USA 1974
Directed By: Richard Fleischer


Um 1840 zeugt das Anwesen des Pflanzers Maxwell (James Mason) kaum mehr vom Glanz vergangener Tage. Im und um das Haus leben nur noch sein Sohn Hammond (Perry King) sowie diverse Sklaven, die Maxwell wie Vieh behandelt. Als Hammond seine Cousine (Susan George) aus einem noch maroderen Haushalt heiratet, sich im selben Zuge aber in eine Sklavin (Brenda Sykes) verliebt, ist es um die dekadente Familienharmonie geschehen. Hinzu kommt noch der Erwerb des "Mandingo" Mede (Ken Norton), der für die Maxwells in Sklavenkämpfen antritt und endgültig für Unfrieden sorgt.

Fleischers recht ungeheuer wirkende Südstaatenstudie ist aus mehreren Gründen interessant: Zum einen ist mir kein anderer Film bekannt, der die Rassenunterdrückung und die Sklavenhaltung, verbunden mit der zunehmend degenerierten Lebensweise der weißen Plantagenbesitzer, so eingehend zeigt. Zum anderen ist "Mandingo" eine ziemlich einzigartige Mischung aus beeindruckender, ja, künstlerischer Präsentation und zuweilen plumpem Trash. Da scheint dann der Produzent De Laurentiis durch. Der Bericht vom Zerfall der Maxwells mit all den Fremdgehereien und unehelichen Mischlingsgeburten könnte auch einem Kitschroman entsprungen sein; die Stärke des Films liegt, neben seiner krassen Darstellung der Geschehnisse, am ehesten in der formalen Ausgestaltung: Fleischer macht, wie vormals Kubrick in "Barry Lyndon", mit dem er zudem seine geflissentlich satirische Perspektive teilt, ausschließlich Gebrauch von naturbelassenem, nicht elektrischem Licht. Das Anwesen der Maxwells hätte, ähnlich wie bei "Gone With The Wind", ein prachtvoll ausgestattes Musterbeispiel für Innendesign werden können, stattdessen gibt es nur (wenn überhaupt) karg möbilierte Räume. Fast wie eine Bühnenkulisse. Um das Haus, das auch von außen verfallen wirkt, herum herrscht Wildwuchs. Offenbar sollen diese Bilder den drohenden, endgültigen Niedergang der Maxwells symbolisieren - eine äußerst gelungene Allegorie.
Ein noch immer faszinierender Film, bedauerlicherweise fast vergessen.

7/10

#327 Funxton

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Geschrieben 06. Juni 2006, 17:44

"I'm no child anymore!"

La Bête (Das Biest) ~ F 1975
Directed By: Walerian Borowczyk


Lucy Broadhurst (Lisbeth Hummel), ein Mädchen aus gutem amerikanischen Hause, soll den aristokratischen Mathurin De l'Esperance (Pierre Benedetti) ehelichen und reist zu diesem Zwecke auf dem Schloss seines Vaters (Guy Tréjan) an. Dieser freut sich, dass die Familienehre doch noch gerettet scheint und setzt Himmel und Hölle in Bewegung, damit die Prozession rasch vollzogen werden kann. Doch: Mit Mathurin stimmt offenbar was nicht. Lucy hat erotische Tagträume von einem vor 200 Jahren stattgefundenen Ereignis: Eine Vorfahrin der l'Esperances hat ungezügelten Sex mit einem wilden Vieh. Sollte Mathurin ein später Nachfahre dieser Liaison sein?

Eine ziemlich frivole Groteske um ungezügelte weibliche Sexualität knallt Skandalregisseur Borowczyk dem Zuschauer vor den Latz. Das Ganze freilich nicht, ohne den passenden künstlerischen Ton zu treffen. "La Bête" ist ein sehr eigensinniges Projekt, das sowohl als pathologisch-bizarrer Softsex-Streifen als auch als Arthouse-Kino bestehen kann. Mit anderen Worten - man braucht keine rote Bombe zu bekommen, wenn man sich den Film anschaut. Doch ohne Flachs: Beinahe rauschhaft und ästhetisch streitbar, dabei aber doch jederzeit auf die eine oder andere Weise ansprechend, bietet Borowczyks streitbares Werk klassisches Mitternachtskino feil, das trotz Aussparung allzu derber Eindeutigkeiten (einen unentwegt ejakulierenden Monster-Gummi-Penis sollte das halbwegs geübte Auge verkraften können) sein verschlungenes Sujet keineswegs beschämt, sondern, au contraire, im gebotenen Maße freizügig präsentiert.

7/10

#328 Funxton

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Geschrieben 10. Juni 2006, 15:31

"Have fun - stay single."

Singles ~ USA 1992
Directed By: Cameron Crowe


Vor dem Hintergrund der boomenden Grunge-Welle werden die kleinen Liebes- und Leidensgeschichten verschiedener Seattler in den Zwanzigern, allen voran von Steve (Campbell Scott) und Linda (Kyra Sedgwick), erzählt.

Mein Lieblingsfilm von Crowe. Für mich auch von immenser Bedeutung, weil ich seinerzeit völlig auf die Musik von Soundgarden, Alice In Chains, Mudhoney & Co. abgefahren bin und mir der Streifen so gerade recht kam. Wie bei sämtlichen Werken des Regisseurs nimmt die Musik auch bei "Singles" eine spezifische dramaturgische Funktion ein, wobei hier wirklich kein einziger Song läuft, der auch nur im Mindesten schwach wäre; neben den Protagonisten der Seattle-Szene (im Film gibt es Live-Auftritte von AIC und Soundgarden, Chris Cornell und drei Pearl Jam - Mitglieder haben außerdem Sprechrollen) hört man noch eine Menge anderer Bands, die im Alternativerock-Sektor was zu sagen hatten, darunter die Screaming Trees, The Cult, die Pixies, Smashing Pumpkins und natürlich Replacements-Stimme Paul Westerberg. Wirklich erstklassig. Wenn Matt Dillon als langhaariger Sänger der gerade aufsteigenden Schweinerocker Citizen Dick seinen hoffnungslos bekloppten Song "Touch Me, I'm Dick" ins Mikro gröhlt, dann lacht noch heute das Kennerherz. Doch auch Crowes kleine Twen-Anekdötchen atmen genau den Zeitgeist der frühen Neunziger und sind herzerwärmend schön, witzig und kitschfrei erzählt und mit Leben gefüllt. Rockig und launig, so muss ein Generationsporträt ausschauen.

10/10

#329 Funxton

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Geschrieben 10. Juni 2006, 15:53

"Have a nice fight."

Battle Beyond The Stars (Sador - Herrscher im Weltraum) ~ USA 1980
Directed By: Jimmy T. Murakami


Um seinen Planeten Akir vor dem Weltraumbanditen Sador (John Saxon), der mal eben die gesamte Ernte für sich beansprucht und im anderen Falle mit der Zerstörung Akirs durch seinen gefürchteten Stellar-Konverter droht, zu schützen, heuert der junge Shad (Richard Thomas) sieben Haudegen an. Diese wachsen bei der Verteidigung der friedliebenden Akiraner glatt über sich hinaus.

Die interplanetarische Variante von "Shichinin No Samurai" ist Roger Cormans teuerste Produktion und sieht, im Vergleich zu Lucas' übermächtiger, imperialer Konkurrenz gar nicht mal übel aus. Die Miniaturen und Sets sind mit Liebe gestaltet, die Kostüme (allen voran Sybil Dannings) hübsch geschneidert. Glücklicherweise nimmt der Film (wie viele dieser Zeit aus der Kategorie B) sich selbst nicht allzu ernst und so kann man einige humorige Stellen ausfindig machen, die auch durchaus so gemeint sind. Besonders George Peppard als terranischer Space-Cowboy, der sein Scotch-Arsenal gleich am Gürtel trägt, ist ein sehr nett gestalteter Charakter. Witzigerweise übernimmt Robert Vaughn quasi genau den Part, den er bereits bei "The Magnificent Seven" verkörperte und bringt als einzige Figur ein wenig erhabene Tragik mit ein. Milchbart Richard Thomas dürfte früheren Samstags-TV-Glotzern noch als John Boy Walton im Gedächtnis sein und erinnert stark an einen gewissen Farmersneffen von Tatooine. Ganz besonders übrigens in der deutschen Fassung, da mit derselben Synchronstimme (Hans-Georg Panczak) ausgestattet.
Eine weitere schöne Kindheitserinnerung, nach langer Zeit wieder aufgefrischt.

6/10

#330 Funxton

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Geschrieben 10. Juni 2006, 21:30

"Hi John. How's your parents?" - "Dead, still."

Stealing Harvard (Schwere Jungs) ~ USA 2002
Directed By: Bruce McCulloch


Um seiner Nichte (Tammy Blanchard) wie versprochen das Studium finanzieren zu können, muss der brave Verkaufsleiter John (Jason Lee) sich einiges einfallen lassen. An dämlichen Ideen mangelt es nicht, zumal Johns Kumpel Duff (Tom Green) gleich tonnenweise davon hat. Leider geht alles, was die beiden anpacken, schief und so steht John bald zwischen den Fronten, personifiziert durch seinen durchgeknallten Chef und Schwiegervater in spe (Dennis Farina) und einen übereifrigen Cop (John C. McGinley).

Nette, laue Komödie, die ohne großen Aufriss angemessen unterhält. Die ganz großen Lacher sind zwar nicht dabei, für ein paar Schmunzelmünder reicht es aber zumindest. Am schönsten ist das ganze Arsenal fertiger Gestalten, die McCullochs Film bevölkern - im Prinzip geht von den Figuren wohl keine als "normal" durch. Neben Dennis Farina und seinem kleinen, rammelnden Köter ist besonders der verwitwete Richter (Richard Jenkins), bei dem die beiden Helden einbrechen, grandios. Auch der kürzlich verstorbene Chris Penn war sich für einen kurzen Auftritt nicht zu schade. Sicher kein Meisterwerk, aber stellenweise doch amüsant

5/10





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