Ich dachte, es wäre mal wieder entspannend einen Film von Spielberg sehen zu können, der nicht das Projekt verfolgt, die Geschichte aufzuarbeiten bzw. aus amerikanischer Perspektive neu zu interpretieren - also einen aus der Fiction-Riege. Ich hätte nach Artificial Intelligence eigentlich vorgewarnt sein müssen, dass Spielberg auch hier nur noch mit großen Gesten der Melodramatik inszenieren kann, dass seine hidden agenda "Zeig der Welt, wie Spielberg sie sieht" gar nicht mehr hidden ist. Also ein weiterer Meilenstein im Opus Spielberg, der Kunderas These belegt: "Bevor wir die Dinge vergessen, verarbeiten wir sie zu Kitsch".
Was nämlich als sehr interessante (wenn auch flache) Adaption des Philip K. Dick-Stoffes "Minority Report" anfängt und sich langsam zu einem sehr spannend inszenierten Paranoia-/Verschwörungs-Thriller emporschwingt, wird durch Spielbergs Manie, grundsätzlich alles zu Tode zu erklären, rabiat ausgebremst: Der Einsatz der Eye-Scans immer und überall, die Spiders, die Mysterie um die drei Präcogs ... das alles inszeniert Spielberg im diametralen Gegensatz zur Intention Dicks: Bei Dick waren dies die Belege für eine transparente Gesellschaft - bei Spielberg sind es die Gründe dafür. Natürlich kann man dem Film nicht vorwerfen, dass er es mit der literarischen Vorlage nicht allzu genau nimmt. Man kann sich allerdings sehr wohl beschweren, dass er wieder einmal ein Verprechen bricht (ja eigentlich: ein allgemeines positives Vorurteil bestätigt): Bei Spielberg wird selbst die Spannung zu Kitsch. Er gibt vor seine Zuschauer mit "whodunnit"s zu fesseln, nervt sie aber mit "howcaniborethem"s.
Das zeigt sich besonders plastisch in der Auflösung der Erzählung, in der fast alles wieder in die Fugen gespachtelt wird. Was mir zuerst noch "gefehlt" hat, wäre eine Rückkehr des verlorenen Sohns gewesen (als den Spielberg sich selbst ja so gern sieht). Da wäre doch noch mal ein finaler Tränenausbruch gewesen. Aber den hat Steven Spielberg dann sogar noch getoppt: Natürlich kehrt der Sohn zurück, aber "rein" aus dem Mutterleib, weil er damit auch noch als ontologischer Beweis für die gerettete Beziehung gelten kann. Auf solche Momente konzentriert sich Spielberg gern ...
Einziger Spaßmoment: die Puke-Sticks ... leider aber auch nur eine Szene ... die sind ein schöner Beleg dafür, dass Philip K. Dick doch irgendwo hinter der Geschichte steckt, denn sie sind auf diese außergewöhnlich subtile Art eingesetzt, wie sie nur bei Dick zu finden ist - als Randphänomen, das v ieles Erklärt ohne sprechen zu nüssen.