Un long dimanche de fiançailles

Vor fast vier Jahren verzauberte er Europa und danach die ganze Welt. Die Rede ist von Jean-Pierre Jeunet, ein Name der sich nach seinem Welterfolg "Die Fabelhafte Welt der Amelie" in die Köpfe aller Kritiker und Filmfans weltweit, eingebrannt hat. Und der Erfolg gibt ihm Recht, zahlreiche Preise, Lobeshymnen weltweit und ein Film, der laut imdb.com zu den 30 besten aller Zeiten zählt. Doch es gab auch eine Zeit vor Amélie, die die wenigsten kennen. Derselbe Regisseur, der das so wundervolle Amélie drehte, drehte auch Alien 4 sowie Delicatessen, einem Film, der unter anderem Kanibalismus zum Thema hat und durch sehr schwarzen Humor besticht.
Der Inhalt seines neuesten Werkes lässt sich mit einem Satz beschreiben:
"Mathilde sucht ihren Verlobten Manek, der angeblich im Krieg umgekommen ist".
So einfach die Story klingt, so raffiniert ist sie umgesetzt. Immer mehr Wahrheiten kommen ans Licht und die Story fügt sich wie ein Puzzle vor den Augen des Zuschauers zusammen. Dabei ist der Film genauso zweigeteilt wie die Leidenschaft Jeunets. Zum einen die kalten, heftigen und furiosen Kriegsbilder, die dem Realitätsgrad eines Soldat James Ryan in nichts nachstehen. Die Schlachtsszenen erinnern extrem an jene, die wir bereits bei Kubricks "Paths of Glory-Wege zum Ruhm" gesehen haben und schaut man genauer hin, so erkennt man auch beabsichtige Anspielungen an jenen Film.
Zum anderen Audrey Tatou als Mathilde in ihrem Haus in der Bretagne, eine Idylle, die man selten so auf der Leinwand gesehen hat. Doch sowohl Mathilde als auch Manech bilden einen Kontrast in ihrer Umgebung. Die zerüttete Mathilde in der Idylle der Bretagne, genauso wie der bubenhafte und schüchterne Manech im Dunkel des Krieges. Dieses subtile zeichnet Jeunet aus, der den ganzen Film über mit so einer Detailverliebtheit zutage geht, dass es eine Freude ist zuzuschauen. Die Bilder, die die Zuschauer genießen dürfen sind eine Augenweide... Dazu passend, die grandiose Musikuntermalung Angelo Badalamentis, der schon viele Score's unter anderem für David Lynch anfertigte. Audrey Tatou ist wie immer die leitende Figuer, diejenige, die den Film trägt und man kann erkennen, warum Jeunet so gerne mit ihr dreht. Ihr subtiles Spiel passt perfekt zur Regieweise Jeunets und bildet somit einen perfekten Einklang. Auch das restliche Cast weiß zu überzeugen, herauszuheben bleibt noch Jodie Foster, die eine relativ große Nebenrolle übernimmt, die ich auch sehr gerne hätte französisch sprechen hören

Jeunet beweist wieder einmal, dass er mit 50 zu den besten Regisseuren Europas gehört. Dieser Film ist fast wie Poesie auf Leinwand, die man sich wünscht, nie enden zu wollen. Bis auf eine starke Konzentration angesichts sehr vieler "Puzzleteile" und Handlungsstränge, habe ich nichts zu mäkeln. Falls der Film beim zweiten Schauen genauso begeistert, werde ich die Wertung erhöhen, so muss ich nochmal die vielen Eindrücke verdauen. Bei Aviator sagte ich schon großes Kino, dann sag ich hier Ganz Ganz großes Kino.
9,5/10