bekay sagte am 04.02.2008, 13:53:
ich muss nochmal zur homo-_____-angelegenheit etwas los werden: wieder nur aus deinen beschreibungen schließend, scheint doch auch die homophobe komponente deutlich. das schwul-sein gibt es an sich nicht, kann sozusagen nur als spiel zwischen den guten heteros bestehen (ganz klar: leugnung), oder es kommt den bösewichten als integrale eigenschaft zu (weiter: bestrafung). aber da ich mich ja nicht zum film äußere, will ich dies nicht zu weit treiben. der wird dann mal in nächster zeit geguckt. denn so'n feines sensorium, wie das der kasi in der kindheit hatte und noch hat, kann ich leider nicht vorweisen. aber vielleicht habe ich die untertönenden sexuellen vibrations des films auch einfach verdrängt oder gar unbewusst angenommen

Ja, die homophobe Komponente ist ebenfalls vorhanden. Deshalb meinte ich ja, dass ich zuerst beide Begriffe homophob/homophil verwenden wollte, mich dann aber für Letztgenannten entschied. Die Homoerotik spielt aufgrund der Männerkumpanei immer eine Rolle im Action- oder auch Männerkino. Das ergibt sich zwingend aus der Sache, da Männerfreundschaft durch die archaischen Männerbünde geprägt ist, welche, wenn sie fernab der Weiblichkeit waren, eben diese Weiblichkeit in gegenseitiger Sodomie adaptierten. Der stählerne, männliche Körper - besonders im Actionkino der 1980er vertreten -, der sich durch alle Fährnisse zu kämpfen weiß, erhält dadurch eine extrem glorifizierende Aufladung alles Männlichen. Durch die Adaptation des Weiblichen haben diese Jagdpfründe der Ur-Zeit in ihrer ausgelebten Homosexualität einen Sieg über das Weibliche gesehen: "Wir brauchen sie nicht" lautete da die Maxime und ein gleichzeitiges Abfeiern des Phallus, der sich im Actionkino durch die Omnipräsenz des Waffenarsenals ausdrückt. Insofern ist es immer erheiternd, wenn jemand meint im Actionfilm irgendeine verborgene Homoerotik auszumachen, was redundant ist, da diese einfach Bestandteil des Männlichkeitskultes ist. In einer normierten, heterosexuellen Gesellschaft darf dies natürlich nur implizit vorhanden sein. Ein schönes Beispiel ist die Umarmungsszene in ROCKY III - DAS AUGE DES TIGERS. Sport und andere körperliche Betätigungen, die offensichtlich nichts mit Sex zu tun haben, aber sublim-infantile Eigenschaften besitzen, gestatten es die körperliche Nähe auszuleben.
In BEVERLY HILLS COP - ICH LÖS' DEN FALL AUF JEDEN FALL wird nun das latent immer vorhandene homoerotische Element als zwar komisches, aber explizit vorhandenes Element in die Handlung integriert. Hierbei teilen sich die Homosexuellen in "gute" und "schlechte" Homosexuelle. Die "guten" wie Serge, sein Freund Donny oder der Bananenverkäufer sind Randfiguren. Auch wenn Foley zu Beginn ob ihrer Verhaltensweisen entsprechend belustigte bis erstaunte Gesichtszüge zeigt, macht er sich nicht über sie lustig, bzw. stehen sie ihm sogar helfend zur Seite. Ihr "Schwul-Sein" ist akzeptiert, solange sie in einer heteronormierten Gesellschaft ihren Platz als Randgruppe akzeptieren. Die "schlechten" stellen sich aus Victor Maitland und seiner Gefolgschaft zusammen. Maitland ist gesellschaftlich zu weit oben und für Foley unerreichbar. Ein Schwuler, der gesellschaftlich zu weit oben ist, so dass er von einem "Normalo" nicht mehr erreicht werden kann, darf nicht sein. Das ist ein klar homophober, geradezu reaktionärer und somit in die 1980er passender Kommentar. Die homophile Komponente ist jedoch etwas komplexer dargestellt. Mickey, Foleys alter Freund, hat sich einige Zeit mit Maitlands Gefolgschaft herum-getrieben und zeigt Verhaltensweisen, die den latent homoerotischen Rahmen gängiger Männerkumpanei aufbrechen. Er fummelt ihm permanent an den Schultern herum, möchte ihn ständig umarmen und als Foley ihn fragt, warum er ihn damals nicht an die Polizei verpfiffen hat als sie noch Autos geklaut haben und Mickey als einziger geschnappt wurde, entgegnet dieser: "Weil ich dich liebe." Foley kann daraufhin nur lächeln. Schnitt vor Foleys Wohnung, vor der Mickey fast umkippt. Als Foley ihn abstützen will, streichelt Mickey zärtlich Foleys Gesicht.
Nach Mickeys Ermordung führt die Konfrontation Foleys mit den schwulen Riten in Beverly Hills zu einer zunehmenden Anpassung an ebendiese. Jedoch wird keine Denunziation erkennbar. Rein utliltaristisch verwendet Foley sie, um weiter zu kommen und kann ebenso das Vater/Sohn-Gespann Taggert/Rosewood auf seine Seite holen. Rosewood, der von Foley zunehmend faszinierter ist und sich schließlich von dessen lockeren Ausdehnen der Vorschriften anstecken lässt, darf sich dann seinerseits eine wortwörtliche Liebeserklärung von Foley abholen. Kurz und klein. Das homoerotische Element ist gestattet, wenn es sich bändigen lässt und einem der Gesellschaft nützlichen Zweck erfüllt. Es muss dafür nur akzeptieren, dass es nicht die gültige Norm darstellen darf. Koexistenz ist nur durch Beibehaltung des Pardiesvogel-Status' möglich. Dann ist es auch okay seinem Kumpel zu sagen, dass man ihn liebt, sich über Erektionen zu unterhalten, die weibliche Sexualsurrogate in Form von Nachtclubtänzerinnen verursacht haben und sich am Ende zu umarmen und Geschenke zu machen. Zusammen mit einem
in dubio pro reo entschied ich mich dann, die erkennbare Homophobie mal als Genrekonvention links liegen zu lassen und mit meiner Wortwahl im FTB-Text stärker die homophilen Elemente des Filmes zu würdigen.
Bearbeitet von Der Außenseiter, 05. Februar 2008, 00:28.