Zitat
"Der gegen Filmanalytiker, besonders gegen Quantifizierer, Statistiker und Strukturrekonstrukteure manchmal nicht ganz unbereichtigt erhobene Vorwurf, ihre Arbeiten zerstörten die Sensibilität für das 'Filmische', sticht hier insofern nicht, als diese Sensibilität auf den Umweg über 'Objektivierungen' gestiegert werden kann. Die affektive Gebundenheit selbst kann nicht eleminiert werden. Zusammen mit dem Erkenntnisinteresse ist sie das entscheidende dynamische Moment für das Verstehen des Films."
Insofern sehe ich auch den Widerspruch nicht, an einen Film, der zuvorderst affiziert, in zweiter Hinsicht nicht intellektuell herangehen zu können. Die Tatsache, dass Miike "intuitiv" Films (was angesichts der für eine Filmproduktion in Gang zu bringenden "Maschinerie" und der Menge der an der Produktion beteiligten Personen eigentlich auszuschließen ist) Filme dreht, muss nicht zwangsläufig dazu führen, dass die Hermeneutik an ihr scheitert. "Das Herz hat seine Gründe, die der Verstand nicht kennt." - Den Voltaire-Satz könnte man im Sinne Foucaults Autorentheorie auch so wenden, dass dem die Autoren vielleicht unbekannten Gründe für ästhetische Entscheidungen letztlich durchaus einen Grund haben könnten, den er - als der Schnittpunkt aller möglichen gesellschaftlichen und ästhetischen Diskurse - einfach nur nicht erkennt.
Ich bin ja selbst schon das "Opfer" einiger Miike-Filme geworden. Aus dem letzten ("Izo") bin ich nach der Hälfte aus dem Kino gegangen. Wenn ich so recht drüber nachdenken, dann basierte meine Entscheidung nicht darauf, dass Miike Nonsense produziert hat (wie ich damals gemeint habe), sondern viel mehr darauf, dass ich dem durch den Film erzeugten Sinnangebot nicht folgen wollte oder konnte. Auf wieder andere Filme von ihm - seinen Beitrag zu "Three: Extremes" oder "Blues Harp" - trifft das nicht zu.