wann: 25.10.2003
wo: Kino

Randle Patrick McMurphy (Jack Nicholson), verurteilt wegen Notzucht und Gewalttätigkeiten, läßt sich in eine Nervenheilanstalt einweisen, um nicht im Gefängnis sein zu müssen. Dort findet er ein System vor, was jeglichen Individualismus der Patienten (Danny DeVito, Christopher Lloyd, Brad Dourif u.a.) unterdrücken soll. Mit Medikamenten und Elektroschocks werden sie ruhig gestellt. Außerdem erstickt Schwester Ratched (Louise Fletcher) jeden Aufbegehrungsversuch schon im Keim.
McMurphy, dem diese unmenschliche Unterdrückung gar nicht zusagt, will seine Mitinsassen mobilisieren und zur Durchsetzung der eigenen Meinung bewegen, was ihm angesichts der eingeschüchterten Personen nicht leicht gelingen kann. Zu sehr leiden alle unter dem harten Anstaltspersonal und der Angst vor Repressionen – psychischer oder physischer Natur.
Einmal gelingt es McMurphy jedoch einen Bus mit den anderen Patienten zu entführen, was er als Gelegenheit für einen Angelausflug nutzt. Die Beteiligten genießen sichtlich die Abwechslung vom Alltag, was man ihnen in der Anstalt nicht genehmigen will.
Da McMurphy eigentlich gar nicht richtig krank ist, überlegt die Anstaltsführung, ihn zu entlassen. Schwester Ratched weiß dies jedoch zu verhindern. Sie will ihn wegen seiner aufwühlenden Art nun umso mehr demütigen. Doch dieser plant schon seinen Ausbruch...

Der Film beginnt mit malerischen, ruhigen Landschaftsaufnahmen und lenkt den Blick des Zuschauers schließlich zur Heilanstalt, die sich bald als Kontrast zur friedlichen Oberfläche herausstellen wird. Wenn ein Patient noch nicht vollkommen geisteskrank ist, so wird er es mit Sicherheit an diesem Ort, wo man ihn ständig an eigene Unzulänglichkeiten erinnert und seine Ängste gezielt vorantreibt.
„Einer Flog über das Kuckucksnest“ ist ein konzentrierter Ausschnitt der Gesellschaft und ein Appell für die eigene Individualität. In Form der Patienten überspitzt porträtiert, führt Regisseur Milos Forman dem Zuschauer die Auswirkungen von bedingungsloser Hörigkeit und Meinungslosigkeit vor Augen. Dabei kann dies als Parabel für viele Situationen im Alltag aufgefasst werden.
Die Figur des McMurphy muß in diesem System wie ein Fremdköper wirken: Seine Art, hinter jedem Punkt des Systems den Sinn zu erfragen und die eigene Meinung zu vertreten, kann durchaus als Aufforderung an den Zuschauer verstanden werden, über seine eigene „Unterdrückung“ nachzudenken. Jeder sollte sich seiner eigenen Individualität bewusst werden und dementsprechend sein Leben gestalten – ohne natürlich die Individualität seiner Mitmenschen in Frage zu stellen. So gibt es in dem Film einigen Szenen, in denen McMurphy selbst die Patienten miteinbeziehen will, die sonst keiner ernstnimmt. Und dabei zeigt sich so manches, was oberflächlich nicht zu erwarten war.
Jack Nicholson zieht alle Register seines Könnens. Seine übertriebene Mimik und Gestik stellen sich als passende Komponenten für die Darstellung des Hauptcharakters heraus. Sicherlich kann man ihm das Übertreiben auch zum Vorwurf machen, allerdings muß man das im Kontext zu den sonstigen Elementen des Films sehen. Gerade durch die Überzeichnung vieler, wenn nicht gar aller Elemente gewinnt der Film wieder ein in sich geschlossenes Konzept.
Teilweise erinnern die Anstalts-Insassen und deren Streitgespräche an Formans Werk „Der Feuerwehrball“, jedoch schlägt „Einer flog über das Kuckucksnest“ eine andere, universellere Richtung ein.
Jeder Zuschauer, wenn er nur ein bißchen aufgeschlossen ist, wird der Thematik viel abgewinnen können und seine Einstellung in der überzeichneten Welt wiederfinden können – und vielleicht sogar hinterfragen müssen.
Fazit: Bewegende Studie über den persönlichen Individualismus und Respekt.
9/10





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In „Zurück in die Zukunft III“ werden bekannte Elemente der beiden Vorgänger mit neuen Ideen verknüpft. Die abgehobene, technisierte Thematik des zweiten Teils ist wieder duch eine menschlichere Geschichte ersetzt worden. Dank des Western-Ambientes kann der Film neue interessante Möglichkeiten gewinnen. Außerdem wird die romantische Komponente diesmal stärker betont, welches das Werk auch auf emotionaler Ebene zugänglicher Macht.
Beim Anblick des rückwärtslaufenden Abspanns, gefolgt von mit Trommelgeräuschen unterlegten, flackernden Einblendungen der Namen der Filmemacher wird dem Zuschauer schon zu Beginn bewusst, dass „Irreversibel“ kein gewöhnlicher Film ist.


„From Dusk Till Dawn“ beginnt als hartes Roadmovie, in dem die Flucht der kriminellen Brüder im Mittelpunkt steht. Dabei werden die Charaktere, auch die Geiseln, ausgeleuchtet und ihre Motive und Verhaltensweisen verständlich gemacht.
George Clooney kann in seiner Rolle als cooler, harter Krimineller voll überzeugen. Sein Kollege Quentin Tarantino, der übrigens auch das Drehbuch schrieb, wirkt allerdings als Hauptdarsteller etwas überfordert und deplaziert. Seine Mimik läßt ihn mitunter als Karikatur erscheinen.
„Dogville“ ist eine rechteckige Ebene, auf der mit Strichen und Worten die Gebäude und Wege nur angedeutet sind. Alles wird auf das Wesentliche beschränkt und erlaubt dem Zuschauer einen durchdringenden Blick über die Gemeinde. Die Schauspieler stehen ganz klar im Mittelpunkt und erwecken das fiktive Dorf durch ihre Darstellung zum Leben. Die Auslotung der oberflächlich so friedvollen Gesellschaft, die sich als machtgierige, unmenschliche Meute herausstellt, kann somit umso überzeugender gelingen.
Die intelligente Inszenierung lebt mit einer unüberschaubaren Anzahl von Symbolen und Philosophien, die es unmöglich machen, den Film gleich beim ersten Schauen vollständig erfassen zu können – wenn das überhaupt gelingen kann. Von Trier seziert nicht nur die spießbürgerliche Gesellschaft bis ins Kleinste, sondern hält auch dem Zuschauer einen Spiegel vor. „Dogville“ hinterfragt grundlegende Umstände des sozialen Zusammenlebens, die Möglichkeit und Rechtfertigung, zu Vergeben sowie eine größere, übergeordnete Moral. Eine Reflexion mit den angesprochenen Themen kann beim Zuschauer zu unterschiedlichen Erkenntnissen führen, was auch vollkommen richtig ist. Eine einseitige Perspektive, geschweige denn, einen erhobenen Zeigefinger, wird man nicht antreffen. Zu durchdacht und intelligent ist das Drehbuch gestaltet.
Nicole Kidman gelingt erneut, ihren Ruf weiter in Richtung ernsthafter Charakterdarstellerin zu bewegen. In „Dogville“ gibt sie eine Leistung ab, bei der es ihr spielend gelingt, den Zuschauer zu fesseln. Und die Rolle der Grace ist keineswegs unkompliziert. Leicht hätte daraus ein bemitleidenswerter Stereotyp werden können. Selbstverständlich sind auch die anderen Darsteller mit dafür verantwortlich, dass das gesellschaftliche Porträt in sich geschlossen glaubhaft wirken kann.
Da „Kill Bill: Vol. 1“ eigentlich nur ein halber Film ist, fällt die Beurteilung nicht unbedingt leicht.
Die Darstellerleistungen stehen bei so einem Film natürlich etwas im Hintergrund. „Kill Bill: Vol. 1” versucht erst gar nicht, den Charakteren eine aufgesetzte Tiefe zu verpassen. Die Motive werden klar deutlich und machen Entscheidungen nachvollziehbar.
„Urteil von Nürnberg“ wirft einen sehr differenzierten Blick auf die Verantwortung und Schuld der Angeklagten, aber auch der Bevölkerung allgemein. Dabei wird keine einseitige Position aufgezwängt, vielmehr wird dem Zuschauer die Möglichkeit, ja sogar die Aufgabe gegeben, sich selbst über das Vorgetragene Gedanken zu machen. Man kann nur erahnen, was für komplexe Entscheidungen die Nürnberger Prozesse von den Beteiligten gefordert haben. Auch die Charaktere des Films müssen sich mitunter selbst hinterfragen und beurteilen. Dies ergibt individuell verschiedene Ansichten. Einige sehen das System als Bestimmer, gegen den man nichts tun konnte, an, andere erkennen sehr wohl die Verantwortung des Einzelnen, was mitunter sehr schmerzlich sein kann.
Die Szenen zwischen den einzelnen Verhandlungen sollen den Figuren Tiefe verleihen, was teilweise auch gelingt, manchmal aber etwas aufgesetzt wirkt, wie in den Szenen zwischen Tracy und Dietrich. Nichtsdestotrotz ist das Drehbuch als gelungen herauszustellen. Die Gerichtsszenen sind dermaßen spannend und geistig anregend, dass man sich selbst in den Saal hineinversetzt fühlt. Besonders die Figur des Ernst Jannig kann über die gesamte Laufzeit ihre geheimnisvolle Atmosphäre und Selbstverachtung aufrechterhalten.
Auch „Verführung“ enthält typische Elemente einer Jane Austen-Verfilmung: Das 19. Jahrhundert wird bezüglich der Gesellschaft sowie der Sitten porträtiert und dabei in Hinsicht auf die geringe Bedeutung der persönlichen Gefühle kritisiert. Anne ist umgeben von einer Welt, in der der Wert einer Heirat daran gemessen wird, wie viel Geld und welchen Titel man vom Partner bekommen kann. Die Liebe ist nur noch ein rudimentäres Element, dem man nicht zuviel Beachtung schenken sollte.
Mit „True Lies“ festigte James Cameron seinen Ruf als einer der besten Regisseure für unterhaltsame Filme. Seine dritte Zusammenarbeit mit Schwarzenegger setzt auf perfekt inszenierte Action, atemberaubende Spezialeffekte, wohldosierten Humor und eine Prise Romantik. Keines der verwendeten Elemente wirkt dabei deplaziert oder gar hervorstechend. Vielmehr ist der Film eine gute Zusammenstellung, die einfach spannend und unterhaltsam ist.
Die Darstellerriege haucht den einzelnen Rollen glaubhaft Leben ein. Arnold Schwarzenegger, der teilweise sein eigenes Image auf die Schippe nimmt, stellt sich als die beste Wahl für den typischen Helden heraus. Kollegin Jamie Lee Curtis ist ebenso überzeugend als gelangweilte Sekretärin wie als wütende Ehefrau, die auch mal zulangen kann. Tom Arnold, der Schwarzeneggers Partner spielt, würzt die Handlung mit einer guten Portion Wortwitz. Der Top-Terrorist wird von Art Malik, der sich zum guten Teil am Klischee bedient, verkörpert.
Vicky Vale hat am nächsten Tag eine Verabredung mit dem steinreichen Bruce Wayne – Batmans reale Identität. Den anfangs recht zurückhaltenden Geschäftsmann lernst sie schon bald schätzen, besonders, da Butler Alfred (Michael Gough) liebevoll aus seiner Kindheit zu berichten weiß.
Tim Burtons „Batman“ ist eine düstere Comicadaption, die ihrer Vorlage gerecht wird. Anstelle der knallbunten Kulissen der 60er-Jahre-Fernsehsehserie ist eine dunkle, architektonisch beeindruckende Metropole getreten. Hohe Türme, gotische Verzierungen und dreckige Gassen machen Gotham City aus.
Für die Filmmusik zeichnet sich Danny Elfman verantwortlich. Die Einleitung, in der das Batman-Logo durchfahren und vom musikalischen Thema begleitet wird, kann den Zuschauer sofort in den Film hineinziehen. Elfman setzt dabei auf pompöse, mitreißende Orchesterklänge von beinahe schon epischem Ausmaß. Das ist ganz große Filmmusik!
Der Start verläuft problemlos. Planmäßig werden die einzelnen Stufen gezündet und das Team kommt sicher in den Weltraum, wo sie eine 4-Tage-Reise zum Mond vor sich haben. Die Öffentlichkeit ist etwas gelangweilt von den NASA-Missionen. So findet sich keine TV-Sender, der die Live-Bilder aus der Raumkapsel übertragen will.
Regisseur Ron Howard legt sehr viel Wert auf die Richtigkeit der Elemente der Handlung. Er versteht es gekonnt, den Zuschauer beinahe mit in die Kapsel zu setzen. Die Spannung wird erfahrbar und die Gefühle der Charaktere werden glaubhaft porträtiert. „Apollo 13“ ist eine sehr menschliche Geschichte über Hoffnung, Unterstützung und bedingungslosen Einsatz. Der Zuschauer interessiert sich für das Schicksal der Figuren und durchlebt deren Stimmungsschwankungen hautnah.
Die Darsteller tragen dem Rechnung, indem sie nicht überagieren oder sich gar zur Schau stellen. Tom Hanks, Bill Paxton und Kevin Bacon gestalten ihre Rollen mit Ruhe und Souveränität.
„Cure“ ist ein Thriller, der kaum mit Gewalttätigkeiten, sondern primär auf psychisch-bedrückender Ebene wirkt. Um die Geschehnisse wird ein geheimnisvoller Schleier aufgebaut, den es zu lüften gilt. Dabei ist die Figur des Mamiya für den Zuschauer kaum ergründbar und erscheint trotz oder wegen ihrer oberflächlichen Ruhe daher umso bedrohlicher. Zusammen mit Takabes zunehmendem Stress findet sich sehr viel Konfliktmaterial.
Unterdessen bemerkt Shrecks Assistentin Selina Kyle (Michelle Pfeiffer), dass sie noch etwas auf Arbeit zu erledigen hat. Sie muss dort etwas für den nächsten Tag vorbereiten und findet dabei durch Zufall heraus, dass das geplante Kraftwerk der Stadt nicht Energie schenken, sondern entziehen soll. Als Shreck zurückkehrt und das herausfindet, lässt er Selina aus dem Fenster stürzen.
Mit „Batman Returns“ gelang Tim Burton, das Kunststück, den ohnehin schon gelungenen Vorgänger sogar noch zu übertreffen. Der Film zeichnet ein düsteres Bild und gibt dem Zuschauer viele Möglichkeiten zur Deutung der Ereignisse. Die Charaktere erscheinen dabei in sich geschlossen und beinahe wie eine Reaktion auf eine Gesellschaft, die immer egoistischer wird und soziale Moral vermissen lässt.
Der Pinguin ist ebenfalls eine komplexe Figur. Obwohl die Hauptbedrohung im Film von ihm ausgeht, kann man ihn keineswegs als Bösewicht klassifizieren. Vielmehr fühlt er sich von der Welt betrogen sowie um sein Leben gebracht und wird wegen seiner daraus resultierenden Emotionen leicht zum Spielball in den Händen von Max Shreck. Eigentlich sehnt sich der Pinguin nach einer Familie, die er in Form der Pinguinen und seiner Artistenschar um sich geschert hat. Aber auch die Reaktionen der Menschen auf den missgebildeten Untergrundbewohner verstärken seine Traurigkeit und seinen Wut.
Mehrere Zeitebenen werden geschickt verschachtelt, um die Liebesgeschichte zu erzählen. Dabei erlaubt Regisseur Neil Jordan es dem Zuschauer, einen Blick aus der Perspektive der Frau und des Mannes zu bekommen. So ergeben die einzelnen Versatzstückchen im Laufe der Handlung ein geschlossenes Ganzes. Diese Art der Erzählung ist geistig anregend und macht die Geschichte auch formal interessant.
Der alternde Rockstar Billy Mack (Bill Nighy) versucht sein Comeback mit der Weihnachtsversion eines bekannten Liedes. Sein Manager verzweifelt oft an den eigenwilligen Aktionen seines Stars.
Menschen, die sich freudig am Flughafen umarmen, leiten den Film ein. Das sind Freunde, Paare oder Geschwister. Liebe hat viele Formen. Die Spannweite wir durch die Episodenstruktur sehr deutlich und nachvollziehbar. Dank der großartigen Darsteller erschienen die einzelnen Segmente keineswegs aufgesetzt, vielmehr bekommt der Zuschauer die Möglichkeit, sich in der ein oder anderen Situation wiederzufinden und zu erinnern.
Nach einem Besuch beim Orakel (Mary Alice) fasst Neo den Entschluss zur Maschinenstadt zu fahren. Trinity will ihn bei dieser unmöglich erscheinenden Mission begleiten.
„Matrix: Revolutions“ knüpft direkt an den Cliffhanger des Vorgängers an und setzt die Handlung entsprechend fort. Dabei ist die Handlung erneut überfrachtet mit pseudophilosophischen Einfällen und Dialogen am Rande zur Selbstironie.
„Lost In Translation“ betont die Einsamkeit in der Menschenmenge. Wunderbar wird diese Thematik durch Aufnahmen illustriert, die Bill Murray oder Scarlett Johansson vor dem großen Hotelfenster zeigen, in dem die bunt leuchtende Metropole Tokio zu sehen ist.









