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Jener Sommer, das ruhigste Meer

Noruberutos zusammengewürfelte Bemerkungen zum Film und die damit zusammenhängenden Gegenstände




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Sword of Doom



Daibosatsu Toge // 大菩薩峠 // OKAMOTO Kihachi // J, 1965
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Der von seiner Schwertkampfschule ausgestoßene Tsukue Ryunosuke (Tetsuya Nakadai in seiner besten Rolle) tötet scheinbar willkürlich einen alten Pilger auf dem Daibosatsu-Pass in den Bergen. Wenig später findet ein Schaukampf seiner ehemaligen Schule statt. Der Bitte Ohamas, der Frau seines Kontrahenten, bei diesem Kampf doch absichtlich zu verlieren, um ihrem Mann die Nachfolge der Schulleitung zu ermöglichen, kommt er gegen eine für Ohama unehrenhafte Gegenleistung nach. Doch es kommt alles anders, nachdem der Kampf schon fast als unentschieden abgebrochen wurde, tötet Tsukue seinen Gegner, der seinerseits ihn töten wollte, nachdem er der unehrenhaften Aktion seiner Frau auf die Schliche gekommen ist. Als ihm daraufhin einige Schüler der Kogen Itto Schule auflauern und er diese mühelos beseitigt, beginnt sein Leben als rastloser Wanderer, der seine genialen Schwertkampffähigkeiten in den Dienst unterschiedlicher Herren stellt.

Zwei Erzählstränge werden zunächst nebeneinander erzählt und verflechten sich gegen Ende miteinander: einerseits die Geschichte von Omatsu, der Enkeltochter des getöteten Pilgers, andererseits die des Bruders des bei dem Schaukampf getöteten Samurai. Dieser sinnt auf Rache und sucht Hilfe bei einer anderen Schwertkampfschule, die von Shimada Toranosuke (ein grimmiger Toshiro Mifune) geleitet wird. Shimada erkennt bald die Meisterschaft, aber auch die abgrundtiefe nihilistische Seele Tsukues, als dieser die Schule aufsucht. Die Worte Shimadas, wonach das Schwert die Seele sei, und ein böses Schwert von einer bösen Seele geführt werde, wird Tsukue noch bis zum Ende begleiten. Was folgt, ist eine fatalistische Reise, in der Tsukue immer wieder aufs Neue seine Meisterschaft unter Beweis stellt, dabei aber nach und nach sein Schicksal erkennt, offenbar gar nicht anders zu können, als immer weiter zu töten, zu intrigieren und zu zerstören. Der wahnsinnige Blick des Schwertmeisters, den die Geister der Vergangenheit einholen... und ganz am Ende ein frenetisches Massaker in einem der wohl immer noch intensivsten Endkämpfe des Chanbara-Films, fast schon minimalistisch inszeniert.

Zwar könnte man die Geschichte auch als Historienfilm und Portrait des Endes einer Epoche lesen, wie bei so vielen anderen Filmen des jidai-geki. Eindeutig im Vordergrund steht jedoch eine distanzierte psychologische Betrachtung eines Antihelden im besten Sinn. Zwar ist auch Shimada ein Meisterkämpfer und tötet scheinbar vollkommen ohne Mühe seine Gegner in einem genial inszenierten Kampf im Schnee, und doch sind die beiden Charaktere (Mifune bleibt übrigens, vielleicht auch weil er nur eine Nebenrolle hat, neben Nakadai eigentümlich farblos) grundverschieden. Die geniale Inszenierung, welche den Beobachter einerseits ganz nah ans Geschehen heranrückt, gleichzeitig aber immer auch in einer unbeteiligten Distanz hält, macht Daibosatsu Toge / Sword of Doom zu einem der besten Chanbara überhaupt. Ein geniales Meisterwerk, das einerseits noch ganz dem klassischen Schwertkampffilm verpflichtet ist, andererseits jedoch schon deutliche Akzente setzt, die in den folgenden Jahren zahlreichen Exploitation-Actionern als Vorlage dienen wird.

Okamoto Chanbara Nakadai Mifune Fatalismus