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Jener Sommer, das ruhigste Meer

Noruberutos zusammengewürfelte Bemerkungen zum Film und die damit zusammenhängenden Gegenstände




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Kuroneko - SHINDO Kaneto, J 1968



Eine Horde verhungerter Samurai nähert sich einer einsamen Hütte am Waldesrand, die von zwei Frauen, Mutter und Tochter, bewohnt wird. Die Männer stillen ihr Verlangen nach Essen und Trinken, vergehen sich an den Frauen, legen die Hütte in Brand und rauschen wieder ins Unterholz ab. In den verkohlten Resten der Hütte taucht eine schwarze Katze auf und schleicht um die leblosen Körper der ehemaligen Bewohnerinnen. Diese existieren hinfort als ruhelose Geister weiter, schwören grauenvolle Rache: allen Samurai, denen sie hinfort begegnen, sollen sie verführen und ihnen das Blut aussaugen.

Und so lauert die jüngere der beiden Frauen am Rashomon-Tor auf passierende Samurai und lockt sie durch einen Bambushain in ihr Verderben. Nach und nach fallen so einige der besten Samurai eines lokalen Kriegsherren zum Opfer, was diesem natürlich nicht verborgen bleibt. Als sich einer seiner Vasallen als besonders fähig herausstellt, setzt er diesen auf die mysteriösen Geistergestalten an. Als sich herausstellt, dass es sich bei diesem Samurai um den Mann / (Schwieger)sohn der getöteten Frauen handelt, nimmt die Handlung eine für alle Beteiligten unvorhersehbare Wendung.

Ein in strengen, bühnenhaften Bildern komponierter Klassiker des kaidan-eiga (Verfilmung japanische Geistergeschichten), der mit einer ganz eigentümlichen, minimalistischen Inszenierung eine irreale Atmosphäre erschafft. Die immer wiederkehrenden Elemente des Films sind die vertikalen Stämme der Bambuswälder, der Nebel und eine perferkte Ausleuchtung dieser abstrakten Welt, die zwar vor einem realen geschichtlichen Hintergrund spielt, im Grunde aber jeder historischen Realität enthoben ist. Die Nahaufnahmen der Gesichter, die katzenhaften Bewegungen, die Überblendungen, die traumtänzerischen Kämpfe zwischen den Samurai und den Geisterfrauen...

Die perfekte Inszenierung dieses Meisterwerks Shindos, der im Mai dieses Jahres hundertjährig verstorben ist, schafft eine unbeschreibliche Atmosphäre, die effektvoller ist als der Großteil der J-Horror Produktionen der 90er / 00er Jahre. Unbedingt einer der besten japanischen Horrorfilme überhaupt, dessen Stärke die elliptische Erzählweise und die reduzierte, kabukihafte Ästhetik ist.

kaidan-eiga Samurai Katzen Shindo



Daß die theaterhaften Inszenierungen des japanischen Geisterfilmes der 60er dem J-Horror der 90er vorzuziehen ist, stimmt selbstredend - und das soll bei weitem kein Gebashe letzerer Gattung sein. Wenn Dir Shindos Film gefallen hat, dann gib mal dem gänzlich anders gearteten Black Cat Mansion von Nakagawa Nobuo eine Chance. Seltsame Mischung aus Geistergeschichte und Chanbara mit einem monochromen Erzählrahmen, der den Sehgewohnheiten vollkommen entgegenläuft. Aber eigentlich muß man bei Nakagawa nichts extra anpreisen, von dem kann man sich ohne Reue eh alles ansehen.
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