

Nihon no yoru to kiri (Nacht und Nebel über Japan) - OSHIMA Nagisa, J 1960
von Noruberuto ·
20 Oktober 2012
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日本の夜と霧
Die Rahmenhandlung: Auf einer Hochzeitsgesellschaft treffen die unterschiedlichen Ansichten diverser linker/linksradikaler Gruppierungen zum sogenannten AMPO ("Vertrag über gegenseitige Kooperation und Sicherheit zwischen Japan und den Vereinigten Staaten von Amerika") aufeinander, der im Winter 1960 unterzeichtet wurde und im Kalten Krieg Japan stärker an "den Westen" gebunden hat.
In einer vielfachen Rückblendenstruktur erläutert die Handlung nun die unterschiedlichen Ansichten / Entwicklungen des Kampfes gegen diesen Pakt, wobei das zentrale Motiv die ideologischen Grabenkämpfe zwischen orthodoxer "Partei" und diverser "neulinken" Strömungen ist. Elitäre Grabenkämpfe zwischen den Fraktionen, gegenseitige Verdächtigungen, Beschuldigungen, Nabelschau und Selbstzerfleischung der selbsternannten Eliten, die vermeinen, "Das Volk" bzw. "die Arbeiterschaft" hinter sich zu haben, sich in Wahrheit aber nur mit sich selbst beschäftigen, wie so oft oder eigentlich immer bei radikalen / ideologisch verblendeten Aktivisten...
Filmisch interessant jedenfalls die Erzählstruktur in Rückblenden, die insgesamt drei Zeitebenen umfasst und zwei ästhetische Besonderheiten aufweist: zum einen die in (teils extremen) Kameraschwenks inszenierten Plansequenzen der Hochzeitsgesellschaft(en) und politischen Versammlungen, zum anderen die geradezu bühnenhaft-theatralisch Beleuchtungen und Stilisierungen der Demonstrationen. Alles wirkt sehr abstrakt, auch die Außenaufnahmen bewusst künstlich, das gesamte Geschehen spielt bei Nacht und wirkt eben wirklich wie ein Theaterstück. Ebenso der Nebel aus dem Filmtitel ist direktes Element der Inszenierung. Auch die Tonspur weist eine irritierende Besonderheit auf: Musik / Gesang im Film (ein immer wiederkehrendes Motiv die Studenten / Protestgesänge) und Filmmusik überlagern, "stören" einander.
Insgesamt gesehen ein radikaler filmischer Entwurf Oshimas, ein bedeutendes Frühwerk des Regisseurs um eine Sache, die in Japan bis in die Gegenwart hinein ein großes Thema zu sein scheint. Jedenfalls haben sich immer wieder bedeutende Regisseure der japanischen Nuberu bagu, nicht zuletzt der vor kurzem verstorbene Wakamatsu, mit der AMPO / Radikalismus - Thematik auseinandergesetzt.
Nachkriegsjapan Politik Protest Ideologie Oshima
Die Rahmenhandlung: Auf einer Hochzeitsgesellschaft treffen die unterschiedlichen Ansichten diverser linker/linksradikaler Gruppierungen zum sogenannten AMPO ("Vertrag über gegenseitige Kooperation und Sicherheit zwischen Japan und den Vereinigten Staaten von Amerika") aufeinander, der im Winter 1960 unterzeichtet wurde und im Kalten Krieg Japan stärker an "den Westen" gebunden hat.
In einer vielfachen Rückblendenstruktur erläutert die Handlung nun die unterschiedlichen Ansichten / Entwicklungen des Kampfes gegen diesen Pakt, wobei das zentrale Motiv die ideologischen Grabenkämpfe zwischen orthodoxer "Partei" und diverser "neulinken" Strömungen ist. Elitäre Grabenkämpfe zwischen den Fraktionen, gegenseitige Verdächtigungen, Beschuldigungen, Nabelschau und Selbstzerfleischung der selbsternannten Eliten, die vermeinen, "Das Volk" bzw. "die Arbeiterschaft" hinter sich zu haben, sich in Wahrheit aber nur mit sich selbst beschäftigen, wie so oft oder eigentlich immer bei radikalen / ideologisch verblendeten Aktivisten...
Filmisch interessant jedenfalls die Erzählstruktur in Rückblenden, die insgesamt drei Zeitebenen umfasst und zwei ästhetische Besonderheiten aufweist: zum einen die in (teils extremen) Kameraschwenks inszenierten Plansequenzen der Hochzeitsgesellschaft(en) und politischen Versammlungen, zum anderen die geradezu bühnenhaft-theatralisch Beleuchtungen und Stilisierungen der Demonstrationen. Alles wirkt sehr abstrakt, auch die Außenaufnahmen bewusst künstlich, das gesamte Geschehen spielt bei Nacht und wirkt eben wirklich wie ein Theaterstück. Ebenso der Nebel aus dem Filmtitel ist direktes Element der Inszenierung. Auch die Tonspur weist eine irritierende Besonderheit auf: Musik / Gesang im Film (ein immer wiederkehrendes Motiv die Studenten / Protestgesänge) und Filmmusik überlagern, "stören" einander.
Insgesamt gesehen ein radikaler filmischer Entwurf Oshimas, ein bedeutendes Frühwerk des Regisseurs um eine Sache, die in Japan bis in die Gegenwart hinein ein großes Thema zu sein scheint. Jedenfalls haben sich immer wieder bedeutende Regisseure der japanischen Nuberu bagu, nicht zuletzt der vor kurzem verstorbene Wakamatsu, mit der AMPO / Radikalismus - Thematik auseinandergesetzt.
Nachkriegsjapan Politik Protest Ideologie Oshima