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Jener Sommer, das ruhigste Meer

Noruberutos zusammengewürfelte Bemerkungen zum Film und die damit zusammenhängenden Gegenstände




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Inception - Christopher NOLAN, USA /GB 2010



Eine gute Idee klauen ist immer schon eine effektive Methode in Wirtschaft und Politik gewesen. Ein Experte auf dem Gebiet erhält nun einen Auftrag, der das genaue Gegenteil bewirken soll: eine Idee soll nicht gestohlen, sondern in jemandes Unterbewusstsein eingepflanzt werden. Es steht viel auf dem Spiel: globale Vorherrschaft im Energiesektor. Was dem Experten herzlich wurscht sein würde, ginge es nicht auch um eine höchst private Angelegenheit: Die tote Ex, und die lieben Kinderchen...

So funktioniert dieser, im übrigen äußerst rasant und stylish in Szene gesetzte, Actionthriller denn auch gerade durch eben die Vermengung mehrer Ebenen: wirtschaftliche und private Interessen, Realität und Traum. Wobei die Traumebene keineswegs einfach ist, vielmehr gibt es mehrere Traumebenen, die aufeinander bezogen sind und einander bedingen. Damit der typische Mainstreamzuschauer auch mitkommt, wird die "reale" und die erste Traumebene im Zuge der Mission bald fallengelassen, und auf die zweite und dritte Traumebene fokussiert. Und ach, eine vierte Ebene gibt es ja auch noch. Dem wackeren Experten (Leonardo di Caprio ist immer noch kein sonderlich guter Schauspieler) kommen seine privaten Träume ständig mit dem Geschäftlichen in die Quere. Der Auftraggeber (ein herrlich undeutliches Englisch nuschelnder Watanabe Ken) hat sich die Sache auch einfacher vorgestellt. Und der Mentor des Traumstehlexperten (Michael Caine in einer irgendwie unbefriedigenden Nebenrolle) hat nicht gerade viel zu tun.

Die Grundidee Nolans jedoch ist bestechend: Wenn die Träume und die Traumebenen schon so realistisch sein können, überholen sie im Grunde jede Science Fiction, jede Virtual Reality. Interessant, zum genauen Verständnis sind aber wohl noch ein bis zwei weitere Sichtungen notwendig.

Traum Unterbewusstsein Action Spionage Nolan Watanabe



Bin schon auf die Erkenntnisse weiterer Sichtungen gespannt. Für mich ist da nichts unter der schön polierten Motorhaube außer ein bißchen Krawumms, das den Motor antreibt. Aber lasse mich gerne eines Besseren belehren.
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The Critic reisst mir mal wieder das Wort aus dem frisch gewaschenen Maul. Ich liess mich seinerzeit wie viele von "The Prestige" blenden und hielt Nolan für den Regisseur der Zukunft. Spätestens "Inception" - laut, Zimmer-dominiert und höchstens Freud insofern revidierend, als es nicht immer an Mutti, sondern gelegentlich auch an der toten Gattin liegt - hat mich eines Besseren belehrt. Die Schuld liegt meines Erachtens nicht an Leonardo, der mittlerweile sogar in zweitklassigen Scorsese-Filmen sein Können demonstrierte, sie liegt an der Nichtigkeit des pompösen und inhaltsleeren Spektakels, dem ich - da es insbesondere von der Jugend in ungeahnte Sphären erhoben wurde - mit gutem Willen eine zweite Chance gab. - Ein Regisseur soll sicher nicht wegen eines einzigen stumpfsinnigen Films aufgegeben werden; Nolan muss aber den Beweis erbringen, dass er ausser Comic-Verfilmungen (grundsätzlich selten mein Fall) und pseudo-intellektueller Action was drauf hat.
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Muß gestehen, daß Nolan mir schon bei The Prestige auf die Nerven ging. Die Idee für den Film war (wie bei Memento und Following) fabelhaft, allerdings fand ich schon bei diesem Film es schwer erträglich, wie Nolan immer wieder darauf referierte, daß der Zuschauer vermutlich zu doof sei, seinen tollen Konstrukten zu folgen. Und jetzt erklär ich auch Dummies das noch einmal...
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