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This is not an exit

optical illusions




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Letztes Jahr in Marienbad



„Empty salons. Corridors. Salons. Doors. Doors. Salons.“


„Diese Flure entlang. Durch diese Säle, durch diese Galerien, in diesem Bauwerk einer anderen Zeit. Diesem gigantischen Hotel. Luxuriös, barock. schaudernd da schreitend wo endlosen Fluren Flure folgen. Lautlose Leere, überladen von düsterem kaltem Zierrat, von Getäfel, von Stuck, von geschnitzten Füllungen der Türen, von bleichem Marmor, verblichenen Spiegeln, verblichenen Gemälden...“

Der namenlose Erzähler trifft in dem fiktiven, alt-ehrwürdigen Grand-Hotel Marienbad auf eine namenlose Frau. Er versucht sie davon zu überzeugen, dass sie sich das letzte Jahr bereits einmal hier begegneten. Und dass sie ihm damals versprochen hatte ihn ein Jahr später wieder zu treffen. Ihren Mann zu verlassen und mit ihm durchzubrennen. Doch jetzt kann – oder will – sie sich an nichts mehr erinnern...

Alain Resnais' zweiter Langfilm kommt noch kryptischer und hypnotischer daher als der Vorgänger „Hiroshima, mon amour“: Schon zu Beginn schwebt die Kamera durch die barocken Flure und Räume des Hotels, untermalt von dem monotonen und repetitiven, beschreibenden Off-Kommentars des Erzählers. Die Kamera fokusiert sich dabei auf Details und Ausschnitte, sodass kein Gesamtüberblick, oder eine Einordnung in eine Zeit oder einen Ort entstehen kann. Konnte ich mich als Zuschauer also schon zu Beginn nicht „festmachen“, so geht im weiteren Verlauf die Chronolgie und der örtliche Bezug innerhalb des Settings gänzlich verloren. - Resnais springt zwischen den Zeiten und Orten (Teils innerhalb einer Szene während des Schuss - Gegenschuss). Während ich also noch mit der Frage beschäftigt bin herauszufinden um was es hier eigentlich geht, verliere ich auch die Orientierung wann und wo ich mich gerade befinde.

Agierende Personen sind, bis zu einem gewissen Maße, nur die drei namenlosen Hauptcharaktere. Alle anderen bleiben bloße Statisten, die sich bewegungslos an ihrem Cocktail festhalten: Lebende Tote – Geister, die nur zum Schein existieren, als Kulisse in einem Traum...

(Achtung, evtl. Spoiler)
Deutungsversuche zu dem Film gibt es viele, Beispielsweise, dass wir an einem Tagtraum eines Theaterbesuchers der Exposition teilhaben oder dass es sich um die „Ausbruchsversuche“ des Schauspielers aus dem Film handelt. Es geht um Liebe, Tod und die Gesellschaft. Parallelen zu Shining werden festgemacht. Ich habe mich – gerade bei den Szenen auf der Party – an „Welt am Draht“ erinnert gefühlt.
Und das ist für mich die große Faszination an „Letztes Jahr in Marienbad“. Kein Film, der einfach zu (er)fassen ist. Vielmehr ein Gerüst, eine Kulisse, die hypnotisch und fesselnd zum Träumen einlädt. - Offen für alle Deutungen und prädestiniert zum Abschweifen. Ein Film zum immer wieder schauen, in dem sich dauernd Neues entdecken und interpretieren lässt. Herrlich.




Zitat

[Ein Film zum immer wieder schauen, in dem sich dauernd Neues entdecken und interpretieren lässt. Herrlich.
:-)
Jepp ! Find ich auch ! Allerdings kann ich Resnais Film nicht alle Tage sehen. Meine letzte Sichtung war vor 3 Jahren ! Werd mich aber wohl demnächst mal zwingen dieses kryptische Meisterwerk nochmal zu sichten ! Meistens wird man ja dafür belohnt ;)
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Ist bei mir auch eine Weile her, dass ich den komplett gesehen habe. Bei der Arte-Ausstrahlung letztens habe ich leider nur einen Teil mitbekommen.

Zu Shining: Neben diesem ist MARIENBAD der Korridor-Film. Reinste Korridor-Metaphysik! ;)
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Jetzt habe ich Lust bekommen: Was gibt's denn noch so an Korridorfilmen?
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Falls die Frage an mich gerichtet ist: keine Ahnung ;)
Interessiert mich aber auch.
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An dich, aber auch an alle anderen die hier reinschauen und denen zufällig einer einfällt ;)
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Rob Greens THE BUNKER evtl.
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