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Ich habe dir niemals einen Hasenbraten versprochen

Cjamangos neues Filmtagebuch




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Töten heißt küssen!



Pontypool (DVD)

In Pontypool, einer kanadischen Kleinstadt, gibt es einen abgelegenen Radiosender. Hier versieht seit neuestem Grant Mazzy (Stephen McHattie) seinen Dienst. Mit Cowboyhut, rauchiger Stimme und einem soliden Sinn für Subversives quaddelt er die Leute zu, wenngleich er teilweise selber nicht ganz nachvollziehen kann, was er da eigentlich aufsagen muß. Wichtig ist, daß es den typischen Grant-Mazzy-Charme besitzt. Eines Nachts jedoch erreichen merkwürdige Meldungen den Sender: Menschen rotten sich zusammen und fallen über andere Menschen her. Im Sender weiß man nichts Genaues nicht: Handelt es sich um eine wirkliche Bedrohung, um Massenhysterie oder um einen riesigen Scherz?

Tja, also, eines kann ich mit Sicherheit versprechen: PONTYPOOL ist ein Zombiefilm, wie es keinen zweiten gibt. Fast der gesamte Film spielt sich innerhalb des klaustrophobischen Sendestudios ab. Viele Ereignisse, die in gewöhnlichen Zombiefilmen als blutige Zurschaustellung präsentiert werden, werden hier von „Augenzeugen“ präsentiert, was uns, Mazzy und seine beiden Mitarbeiterinnen zu Ohrenzeugen von etwas macht, das entweder grausige Realität ist oder ein gewaltiger Streich. Tatsächlich weiß niemand etwas Konkretes. Einige Korrespondenten berichten von franko-kanadischen Extremisten, die den Aufstand proben; andere geben völlig unsinnige Informationen an. So sollen Menschenmengen durch die Straßen marodieren, die fordern: „Die U-Boote umstellen! Die U-Boote umstellen!“ Ich darf, der Spoilgefahr wegen, nicht verraten, worauf genau das hinausläuft, aber letztlich geht es um den Zusammenbruch der Zivilisation, dem man nur dadurch entgehen kann, daß man den Worten die ihnen von der Gesellschaft zugeteilten Bedeutungen entreißt. Es geht um das Zertrümmern von Worten, was PONTYPOOL zum meines Wissens einzigen dadaistischen Zombiefilm macht, den das Kino bislang zu überstehen hatte. Wer einen normalen Zombiefilm sehen möchte, sollte besser auf die rote Sturzflut von entsprechenden Produkten zurückgreifen, die die Videotheken momentan anbieten. PONTYPOOL ist ein wenig wie Oliver Stones TALK RADIO, nur daß Eric Bogosian hier von einem wütenden Linguistikseminar zu Tode gekloppt wird! Wem das gefällt, der liegt bei dem Film wahrscheinlich richtig. Ich liebe es ja, wenn ich bei einem Film nicht genau weiß, in welche Richtung er sich entwickelt. Bei PONTYPOOL habe ich irgendwann nur noch gelacht und nach dem Abspann Applaus gespendet. Ach ja, man sollte auch unbedingt bis nach dem Abspann warten, da kommt nämlich noch eine kleine Schelmerei...




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