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Ich habe dir niemals einen Hasenbraten versprochen

Cjamangos neues Filmtagebuch




Foto

Teddys Tränen lügen nicht



Cicciolinas Sex-Politik (Video)

Medienpersönlichkeit Ilona Staller alias Cicciolina ist in Rom bekannt wie eine bunte Hündin - ein Resultat ihrer überbordenden Freizügigkeit. Besonders dem jungen Nachwichsfotografen Riccardo hat sie es angetan. Er fragt sie eines Tages ganz direkt, ob sie Lust hat, sich von ihm fotografieren zu lassen. Na klar, und eine bezaubernde Liebesgeschichte nimmt ihren Lauf...

Mein lieber Herr Gesangverein! Im Rahmen meiner Bruno-Mattei-Retrospektive bin ich jetzt endlich auch mal über diese Knallschote gestolpert, die bei uns als EIN ZÄRTLICHES BIEST im Kino lief. Ilona Staller war zu jener Zeit noch weit von pornesken Übungen entfernt. Einige Jahre lang hatte sie als Kleindarstellerin ihr römisches Dasein gefristet, gesprenkelt von gelegentlichen Hauptrollen in schlechten Filmen. Der Fotograf Riccardo Schicchi brachte sie groß heraus. Natürlich handelt es sich bei ihm um ein ganz anderes Kaliber, als das Dreikäsehoch Riccardo in CICCIOLINA AMORE MIO es erahnen läßt. Der Film kann als erste Cicciolina-Personality-Show auf Zelluloid angenommen werden, denn Frau Staller hatte es hier - mit knapp 30 Jahren - schon voll drauf, das Testosteronroß zu reiten: Anstatt am alltäglichen Sexismus Anstoß zu nehmen, stilisiert sie sich zur leibhaftigen Verkörperung männlicher Wunschvorstellungen, sofern diese einen etwas infantilen Anstrich haben dürfen, und verkauft det Janze als sexuelles Aufklärungstamtam. Stets hat sie ihren Teddy-Hasen-Hybriden bei sich und umgibt sich auch ansonsten mit erschreckend debilen Plüschtieren, die allesamt den Eindruck machen, als hätten sie Bayer wegen Geburtsschäden verklagt. Die Audiospur wird - nicht unähnlich den Pornofilmen, die Schicchi später mit seiner „Diva Futura“ drehen sollte - von einer endlosen Plapperspur beherrscht, auf der Cicciolina von Liebe und Freiheit redet, während ihr fotogenes Ponem dazu unerbittlich lächelt. Ihr Lächeln trotzt natürlich der Realität, denn die behauptete Freiheit ist ein überaus fragiles Konstrukt. De facto dürften die Wunschvorstellungen ihres männlichen Publikums nicht aus romantisch verlebter Zweisamkeit bestanden haben, sondern dem Bedürfnis, ihr mitten ins Gesicht zu laichen - ein Bedürfnis, dem sie wenige Jahre später nachkam. Der Trick bei der ganzen Angelegenheit ist ebenso durchschaubar wie effektiv - wenn man nur lange genug einen Umstand behauptet und ihn mit einer nicht enden wollenden Abfolge von Reizwörtern wie „Liebe“, „Zärtlichkeit“, „Romantik“, „Freiheit“ etc. ausschmückt, wird im Bewußtsein des Publikums eine Assoziationskette erzeugt, die eben dieser behaupteten Pseudorealität entspricht. Politiker machen das ganz genau so, und so war es denn auch kein Wunder, daß Frau Cicciolina schließlich eine Strippvisite in der Politik versuchte. Wenn man von außen kommt und dieser Assoziationskette noch nicht aufgesessen ist, wundert man sich kopfschüttelnd über die Debilität und die unverhohlene Unaufrichtigkeit, mit der das Ganze präsentiert wird. Daß Frau Staller so merkbefreit ist, daß sie diesen Unfug allen Ernstes für bare Münze genommen hat, glaube ich nämlich nicht. Ich glaube nämlich auch nicht an den Weihnachtsmann. Die Wahrheit ist, daß sie sich ausgesprochen glücklich schätzen kann, sich nicht den Aidsbären eingefangen zu haben, denn sie war auch Hauptdarstellerin in jenem Film, den John Holmes noch schnell in Europa abdrehte, als ihm seine Erkrankung bereits bekannt war. Das wäre dann nämlich richtig unromantisch geworden, und der Teddy hätte auch ganz traurig gekuckt. Wie viel unser Bruno mit CICCIOLINA AMORE MIO zu tun hatte, kann nur gemutmaßt werden. Als Ko-Regisseur wird der relativ obskure Amasi Damiani angegeben, dessen Filme meistens nur eine regionale Auswertung erfuhren und somit schwer zu bekommen sind. Da ein Großteil des Filmes aber eh aus episodesken Fotoshoot-Räkeleien der Frau Staller besteht, mutmaße ich, daß nur die „handlungstragenden“ Bestandteile von Mattei und Damiani stammen dürften. Der Rest ist dieselbe Kitschästhetik wie bei Schicchi, nur halt ohne Lachs, dafür mit Teddy.




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