Der Detektiv (DVD)
Detective Joe Leland (Frank Sinatra) ist Cop geworden, weil sein Vater ein Cop war, weil sein Großvater ein Cop war. Er hat einen diamantenen Kodex, der ihn aufrecht hält, allen arbeitsbedingten und privaten Anfechtungen zum Trotz. Ein Schwulenmord bringt ihm eine Beförderung. Der Mörder wird geröstet. Da kommt eines Tages eine junge Witwe in sein Büro, die nicht glaubt, daß der Tod ihres Mannes ohne Fremdverschulden erfolgt ist. Detective Leland will Licht ins Dunkel bringen und findet sich wieder im Zentrum einer Verschwörung...
THE DETECTIVE ist ein exzellenter Polizeifilm und markiert auf faszinierende Weise den Übergang des klassischen Cop-Kinos zur "neuen Welle", die in den 70er Jahren die liebgewonnenen Konstanten ins Wanken bringen sollte. Tatsächlich ist der Film ein wenig schizo, arbeitet mit sexistischen Klischees, läßt seinen zentralen Charakter als einen aufrechten Helden erscheinen, doch wird das traditionelle Gerüst des Ordnungshüters, der das Chaos befrieden muß, unwiderruflich demontiert. Die Unordnung reicht bis tief in die Strukturen des Polizeiapparates hinein. Auch Politik und Wirtschaft sind völlig durchseucht von sich altruistisch gebenden, aber völlig egoistisch motivierten Saubeuteln. Joe Lelands eigenes Leben ist ebenso auf tönernen Füßen begründet wie seine dinosaurierhafte Vorstellung von Recht und Gesetz, die eng an die Figur seines Vaters gekoppelt ist, den man schließlich tot auf der Müllhalde fand. Joe verliebt sich in eine linksliberale Akademikerin, Karen (Lee Remick), die vom neandertaleresken Stil Joes fasziniert ist und seine starke Schulter sucht. Selbst ist sie sehr zerbrechlich und flüchtet sich schon bald in Affären. Die Probleme, die in Joes und Karens Beziehung stattfinden, werden zur Entstehungszeit des Filmes noch als Nymphomanie aufgefaßt worden sein. Heutzutage würde man wohl von Borderline-Syndrom sprechen, denn Karen will verzweifelt die Sicherheit der Beziehung, erträgt aber gleichzeitig nicht deren Enge, der sie zu entfliehen sucht. Sie kämpft letztlich gegen sich selbst. Joe ist damit überfordert und vergräbt sich in Arbeit. Der Film arbeitet exzellent heraus, wie Joes private Probleme sich auf seinen Job übertragen. Färbt Karens linke Gesinnung zunächst noch positiv auf sein Auftreten ab (er revoltiert gegen brutale Kollegen), wird er selber zunehmend aggressiv, ist bereit, die leichten Lösungen zu akzeptieren und somit den Kompromissen die Tür zu öffnen. Die Anfechtungen spürt er und setzt sich gerade deshalb für den Kampf gegen die Korruption ein. Vielleicht ahnt er auch, wie weit er bereits selbst verstrickt ist. Diese komplizierte Situation wird vom Film am Schluß etwas zu einfach aufgelöst. Der Protagonist wird etwas zu leicht vom Haken gelassen. Doch insgesamt bemüht sich dieser sehr spannende und exzellent gespielte Film redlich um eine realistische Figurenzeichnung. Bemerkenswert ist die starke Akzentuierung des Homosexuellenthemas, dessen Behandlung heutzutage vermutlich etwas antiquiert wirken mag, aber zu jener Zeit war es eben noch so, daß Homosexuelle dazu gezwungen wurden (Straftatbestand!), sich als Abartige, als kranke Bösewichte zu empfinden, was bei vielen zu massivem Selbsthaß geführt haben mag. Der Film deutet an, daß das homophobe Verhalten der Polizisten ihrem eigenen Versagen als heterosexuelle Familienväter entspringt. Überhaupt entspricht THE DETECTIVE sehr stark dem Trend der späten 60er zur psychoanalytischen Betrachtung. Der Widerwillen Joe Lelands gegen Seelenklempner erscheint kaum haltbar angesichts seiner eigenen massiven Probleme. In Nebenrollen glänzen Ralph Meeker und Robert Duvall als böse Bullen und Tony Musante als schwules Bauernopfer. Auch die Remick - ohnehin eine hervorragende Schauspielerin - ist bemerkenswert als Karen und gewinnt einer Rolle, die bei einer schwächeren Darstellung möglicherweise peinlich in die Hose gegangen wäre, einiges an Glaubhaftigkeit ab. Und Sinatra - sowohl amerikanischer Held als auch Kumpel von Halbweltgestalten - versieht seine Rolle mit großer Intensität. Seine Unbeirrbarkeit wird immer mehr zu trauriger Resignation, und als er schließlich seine Wahl treffen muß, ist er nackter als nackt. In den Folgejahren sollte das Polizeifilmgenre diesen resignativen Grundton beibehalten. Filme wie MASSENMORD IN SAN FRANCISCO (THE LAUGHING POLICEMAN) handelten von der Verrohung von Polizisten durch die Allgegenwart von Gewalt und Unmoral. DIE CHORKNABEN (THE CHOIRBOYS) brachte diese Entwicklung zum vorläufigen Schlußpunkt und servierte den Polizistenalltag als eine ungeheuerlich pessimistische schwarze Komödie. THE DETECTIVE ist ein früher Vertreter dieser Art von Polizeifilmen, der die Entwicklung des Genres entscheidend prägte. Und ja, auch heutzutage knallt der Film noch massiv!
Detective Joe Leland (Frank Sinatra) ist Cop geworden, weil sein Vater ein Cop war, weil sein Großvater ein Cop war. Er hat einen diamantenen Kodex, der ihn aufrecht hält, allen arbeitsbedingten und privaten Anfechtungen zum Trotz. Ein Schwulenmord bringt ihm eine Beförderung. Der Mörder wird geröstet. Da kommt eines Tages eine junge Witwe in sein Büro, die nicht glaubt, daß der Tod ihres Mannes ohne Fremdverschulden erfolgt ist. Detective Leland will Licht ins Dunkel bringen und findet sich wieder im Zentrum einer Verschwörung...
THE DETECTIVE ist ein exzellenter Polizeifilm und markiert auf faszinierende Weise den Übergang des klassischen Cop-Kinos zur "neuen Welle", die in den 70er Jahren die liebgewonnenen Konstanten ins Wanken bringen sollte. Tatsächlich ist der Film ein wenig schizo, arbeitet mit sexistischen Klischees, läßt seinen zentralen Charakter als einen aufrechten Helden erscheinen, doch wird das traditionelle Gerüst des Ordnungshüters, der das Chaos befrieden muß, unwiderruflich demontiert. Die Unordnung reicht bis tief in die Strukturen des Polizeiapparates hinein. Auch Politik und Wirtschaft sind völlig durchseucht von sich altruistisch gebenden, aber völlig egoistisch motivierten Saubeuteln. Joe Lelands eigenes Leben ist ebenso auf tönernen Füßen begründet wie seine dinosaurierhafte Vorstellung von Recht und Gesetz, die eng an die Figur seines Vaters gekoppelt ist, den man schließlich tot auf der Müllhalde fand. Joe verliebt sich in eine linksliberale Akademikerin, Karen (Lee Remick), die vom neandertaleresken Stil Joes fasziniert ist und seine starke Schulter sucht. Selbst ist sie sehr zerbrechlich und flüchtet sich schon bald in Affären. Die Probleme, die in Joes und Karens Beziehung stattfinden, werden zur Entstehungszeit des Filmes noch als Nymphomanie aufgefaßt worden sein. Heutzutage würde man wohl von Borderline-Syndrom sprechen, denn Karen will verzweifelt die Sicherheit der Beziehung, erträgt aber gleichzeitig nicht deren Enge, der sie zu entfliehen sucht. Sie kämpft letztlich gegen sich selbst. Joe ist damit überfordert und vergräbt sich in Arbeit. Der Film arbeitet exzellent heraus, wie Joes private Probleme sich auf seinen Job übertragen. Färbt Karens linke Gesinnung zunächst noch positiv auf sein Auftreten ab (er revoltiert gegen brutale Kollegen), wird er selber zunehmend aggressiv, ist bereit, die leichten Lösungen zu akzeptieren und somit den Kompromissen die Tür zu öffnen. Die Anfechtungen spürt er und setzt sich gerade deshalb für den Kampf gegen die Korruption ein. Vielleicht ahnt er auch, wie weit er bereits selbst verstrickt ist. Diese komplizierte Situation wird vom Film am Schluß etwas zu einfach aufgelöst. Der Protagonist wird etwas zu leicht vom Haken gelassen. Doch insgesamt bemüht sich dieser sehr spannende und exzellent gespielte Film redlich um eine realistische Figurenzeichnung. Bemerkenswert ist die starke Akzentuierung des Homosexuellenthemas, dessen Behandlung heutzutage vermutlich etwas antiquiert wirken mag, aber zu jener Zeit war es eben noch so, daß Homosexuelle dazu gezwungen wurden (Straftatbestand!), sich als Abartige, als kranke Bösewichte zu empfinden, was bei vielen zu massivem Selbsthaß geführt haben mag. Der Film deutet an, daß das homophobe Verhalten der Polizisten ihrem eigenen Versagen als heterosexuelle Familienväter entspringt. Überhaupt entspricht THE DETECTIVE sehr stark dem Trend der späten 60er zur psychoanalytischen Betrachtung. Der Widerwillen Joe Lelands gegen Seelenklempner erscheint kaum haltbar angesichts seiner eigenen massiven Probleme. In Nebenrollen glänzen Ralph Meeker und Robert Duvall als böse Bullen und Tony Musante als schwules Bauernopfer. Auch die Remick - ohnehin eine hervorragende Schauspielerin - ist bemerkenswert als Karen und gewinnt einer Rolle, die bei einer schwächeren Darstellung möglicherweise peinlich in die Hose gegangen wäre, einiges an Glaubhaftigkeit ab. Und Sinatra - sowohl amerikanischer Held als auch Kumpel von Halbweltgestalten - versieht seine Rolle mit großer Intensität. Seine Unbeirrbarkeit wird immer mehr zu trauriger Resignation, und als er schließlich seine Wahl treffen muß, ist er nackter als nackt. In den Folgejahren sollte das Polizeifilmgenre diesen resignativen Grundton beibehalten. Filme wie MASSENMORD IN SAN FRANCISCO (THE LAUGHING POLICEMAN) handelten von der Verrohung von Polizisten durch die Allgegenwart von Gewalt und Unmoral. DIE CHORKNABEN (THE CHOIRBOYS) brachte diese Entwicklung zum vorläufigen Schlußpunkt und servierte den Polizistenalltag als eine ungeheuerlich pessimistische schwarze Komödie. THE DETECTIVE ist ein früher Vertreter dieser Art von Polizeifilmen, der die Entwicklung des Genres entscheidend prägte. Und ja, auch heutzutage knallt der Film noch massiv!