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Ich habe dir niemals einen Hasenbraten versprochen

Cjamangos neues Filmtagebuch




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Im Schatten des Axtmannes



Dread (DVD)

Als Student Stephen Grace den gutaussehenden, aber eigenbrötlerischen Quaid kennenlernt, ist er von ihm sehr eingenommen, da Quaid über Unabhängigkeit und Selbstbewußtsein zu verfügen scheint – zwei Eigenschaften, über die der sanft grungige Softie Stephen nicht im Übermaß verfügt. Als ihm Quaid vorschlägt, ein Studienprojekt über Furcht zu realisieren, ist er begeistert. Es geht darum, die geheimen Ängste der Mitmenschen an das Tageslicht zu bringen und zu dokumentieren, sie dazu zu zwingen, den Untiefen in der eigenen Seele einen Namen zu geben. Dabei merkt Stephen nicht nur, daß Quaid eine unangenehm manipulative Ader aufweist, wenn es um andere geht, sondern auch, daß der Eigenbrötler von einem sehr privaten Schreckgespenst gebeutelt wird. Und das führt in die völlige Katastrophe...

Zu den letzten Clive-Barker-Verfilmungen ist zu sagen, daß eigentlich keine von ihnen richtig schlecht war, aber auch keine überwältigend. BOOKS OF BLOOD hatte einige schöne Ansätze, verzichtete auf übermäßige Effekthascherei, bewies in der zweiten Hälfte aber geschmackliche Unsicherheit im Umgang mit überzogenen Kitschelementen. MIDNIGHT MEAT TRAIN besaß sogar brillante Passagen, die er aber mit völlig aus den Fugen geratenen formalen Spielchen aushebelte. DREAD nun stellt eine Bearbeitung der Kurzgeschichte „Moloch Angst“ dar, die für mich das Unheimlichste ist, das ich jemals von Barker gelesen habe – sein „Apt Pupil“, sozusagen. Regisseur Anthony DiBlasi stand vor dem Problem, eine eigentlich schwer verfilmbare Story so umzusetzen, daß sich ein akzeptabler Kinostreifen daraus ergibt. Zu diesem Zweck umgibt er die Story mit einigen neuen Figuren, die sich aber durchaus harmonisch in das Gerüst der zugrundeliegenden Geschichte einfügen. Vertrackter ist da das geänderte Finale, das zwar hinreichend grausig ist, aber zu sehr nach modischem „Torture Porn“-Schnickschnack riecht und somit die Anmutung von Abgedroschenheit und Trendhörigkeit in sich birgt. In diesem Fall ist das aber Jammern auf hohem Niveau, da DREAD ansonsten durchaus gelungen ist. Die Geschichte wird ruhig aufgebaut, entwickelt die Figuren glaubhaft, gibt den jungen Schauspielern Gelegenheit, sich auszuzeichnen. Die vergleichsweise lange Anlaufphase weicht irgendwann quälenden Passagen, in denen die versteckten Ängste der Testpersonen sich offenbaren. Die Erkenntnis, daß der „Psychologe“ selber ein versteckter Soziopath ist und die offenbarte Verletzlichkeit mißbraucht, kappt das Sicherheitsnetz, das die Figuren wie der Zuschauer unter sich wähnen, und wenn die Ereignisse dann aus dem Ruder laufen, kann sich echtes Entsetzen breitmachen. Ein sehr unangenehmer Film, dessen einzige Schwachstelle in seinem Schielen nach kommerziell verwertbaren Elementen liegt. Möglicherweise war das auch eine Entscheidung, die von den Produzenten mitgetroffen wurde. Riecht ein wenig danach. Insgesamt ist das aber eine gelungene Barker-Bearbeitung – für mich die beste der letzten Jahre. Nichts für zarte Nerven. Allerdings ist die Kurzgeschichte noch bedeutend perfider – ein echter Tritt in die Zwölf...




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