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In meinem Herzen haben viele Filme Platz - Filmforen.de - Seite 31

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In meinem Herzen haben viele Filme Platz


2138 Antworten in diesem Thema

#901 Funxton

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Geschrieben 14. August 2007, 17:06

"I'll civilize this land."

The Proposition ~ AUS/UK 2005
Directed By: John Hillcoat


Um sich endlich des kriminellen Wüterichs Arthur Burns (Danny Huston) zu entledigen, garantiert Captain Stanley (Ray Winstone) dessen Brüdern Charlie (Guy Pearce) und Mike (Richard Wilson) Amnestie, wenn sie Arthur im Outback, wo er sich versteckt hält, aufspüren und töten. Während Charlie losreitet, bleibt Mike in Gewahrsam. Der Regierungsvertreter Fletcher (David Wendham) sieht derartige Kungeleien jedoch gar nicht gern und lässt Mike zur Abschreckung in aller Öffentlichkeit halbttot peitschen. Charlie erfährt von dem nichtgehaltenen Versprechen und kehrt mit Arthur in die Stadt zurück ...

Der andere Western. An dieser australischen "Unforgiven"-Variation ist sicher vornehmlich interessant, dass Idee und Buch dazu von Nick Cave stammen. Nun, auch wenn seine Platte "Henry's Dream" dem Künstler ohnehin meine ewige Gunst zusichert, so finde ich dieses Werk mehr als beachtlich. Als finstere Outlaw-Ballade, gesäumt mit leuchtenden Rosenstöcken und fragiler Emily Watson (das ist dann Cave in Reinkultur) geht "Proposition" soweit gut runter, erscheint hier und da etwas sperrig, manchmal gar kryptisch, bleibt aber insgesamt auf kompositorischer Höhe. Für die karge Schönheit des unzähmbaren Landes, das mehrfach im Film als symbolischer Höllenvorhof verschrien wird, hatte jemand ein sicheres Auge. Famoses wie John Hurt, der als weltgewandter Kopfgeldjäger romantische Literatur rezitiert und dessen Augen sich ein letztes Mal weiten, als sein Mörder Burns ihm die Worte buchstäblich aus dem Mund nimmt, runden das Bild, dessen absoluter Zugang sich mir wahrscheinlich beim nächsten oder übernächsten Mal offeriert, souverän ab.

8/10

#902 Funxton

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Geschrieben 14. August 2007, 17:38

"Well, that's the way it was."

Winchester '73 ~ USA 1950
Directed By: Anthony Mann


Seine legendäre Winchester '73, die Lin McAdam (James Stewart) beim Wettschießen in Dodge City gewonnen hat, wird ihm sogleich wieder gewaltsam entwendet - von ebenjenem Mann (Stephen McNally), den McAdam verbissen verfolgt - und wandert fortan durch die Hände zahlreicher Finsterlinge, bis sie wieder bei ihrem rechtmäßigen Besitzer landet.

Der (noch in schwarzweiß gefilmte) Auftakt zum legendären Westernzyklus, den Anthony Mann mit James Stewart, in drei Fällen (den Universals) nach einem Buch von Borden Chase, zwischen 50 und 55 ins Leben gerufen hat. Das fast schon beängstigend hohe Qualitätsniveau aller fünf Beiträge sorgt dafür, dass in jedem umfassenderen Genrekanon mindestens zwei der Titel auftauchen - vollkommen berechtigt, wie sich versteht. Für sein Entstehungsjahr wirkt "Winchester '73", immerhin eine mittelgroße Studioproduktion, ziemlich erwachsen, wie ein regelrechter "adult western", der von gehöriger Psychologie und einem bleischweren, beinahe biblischen Bruderkonflikt genährt wird. Dagegen erscheinen viele der bislang erschienenen, höher budgetierten Abenteuerfilme um Flynn und Cooper bei aller Respektabilität wie aufgebrezeltes Familienkino (was, das sei bitt'schön klargestellt, nichts Verwerfliches ist). Shelley Winters, die ihr gewisses proletarisches Auftreten nie ganz abzulegen vermochte, bringt als Tingeltangel-Sängerin ein zusätzliches Maß wuschiger Wollust mit ein, das man für eine Frau ihres Standes in einem Western solcher Größe zuvor nicht hätte vermuten brauchen. Zumindest wäre sie bestimmt irgendeinen Märtyrertod gestorben. In kleineren Rollen geben sich die blutjungen Rock Hudson und Tony Curtis die Ehre; John McIntire, hier als zylinderbewährter, zwielichtiger Waffenlieferant für kriegerische Indianer zu sehen, ist ein guter alter Freund in Westernangelegenheiten.

9/10

#903 Funxton

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Geschrieben 16. August 2007, 17:17

"Good country, Glyn." - "Yeah, real good country."

Bend Of The River (Meuterei am Schlangenfluss) ~ USA 1952
Directed By: Anthony Mann


Glyn McLyntock (James Stewart), ein einstmals gefürchteter Bandit aus Missouri, beabsichtigt, seine unrühmliche Vergangenheit hinter sich zu lassen und führt einen Wagentreck von Siedlern nach Oregon. Bevor man sich an die Landerschließung macht, kauft man in Portland noch Vorräte für den Winter, die dann im Spätherbst über den Columbia nach Norden gebracht werden sollen. Die Familien warten jedoch umsonst auf ihre Nahrungsmittel, denn im Gebirge ist ein Goldrausch ausgebrochen, der den gierigen Händler Hendricks (Howard Petrie) zum Wucherer hat werden lassen. McLyntock besorgt sich mit der Unterstützung seines Kumpels Cole (Arthur Kennedy), der ebenfalls keine lupenreine Weste besitzt, die bereits bezahlten Vorräte mit Gewalt.

Der zweite Mann/Stewart-Western singt ein Hohelied auf den Pioniergeist. Wie jedem guten Film-Wagentreck steht auch diesem ein weiser, von grundauf ehrbarer Gründer-Patriarch (Jay C. Flippen) vor, der seine kleine Pilgrim-Schar wohlfeil zusammenzuhalten versteht. Indianer, die es wagen, zur Belagerung auszurücken (in diesem Falle ein paar unglückselige Schoschonen), werden wie lästige Insekten im Guerillakampf ausgemerzt; für kurzsichtige Goldsucher, die so blöd sind, einem derart schnelllebigen Trend zu folgen, gibt's keinen Kanten Brot. Kurzum: "Bend Of The River" transportiert ein paar ziemlich bemooste, um nicht zu sagen unhaltbare Wildwest-Fabeln. Wesentlich interessanter erscheint da der moralische Konflikt des Helden, den James Stewart wie immer mit seiner ganz speziellen Verve zum besten gibt. Arthur Kennedy ist jedoch das eigentliche Schmuckstück des Films, sein Charakter als Medaillen-Kehrseite der reichhaltigste.
Für Gebirgskulissen hatte Mann stets ein besonderes Faible, denn diese fungierten wie ein Nachweis des Atelierverzichts und sind hier in das Auge verwöhnender Weise abgelichtet worden. Technisch geht es nicht besser, da ist Mann auf höchster Höhe. Folglich ist sein Film von einer Herzlichkeit, die selbst scharfe USA-Kritiker becircen sollte.

9/10

#904 Funxton

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Geschrieben 16. August 2007, 17:35

"This got to be one of those dangerous rhinoceros'."

Five Weeks In A Balloon (Fünf Wochen im Ballon) ~ USA 1962
Directed By: Irwin Allen


Der geniale Erfinder Fergusson (Cedric Hardwicke), der einen manövrierfähigen Ballon erfunden hat, wird von der britischen Regierung angeheuert, ein paar Sklavenhändlern in Ostafrika zuvorzukommen, die ihr menschenverachtendes Geschäft im kolonialistischen Niemandsland zu legalisieren beabsichtigen. Mit ihm reisen: Sein junger Adlatus Jacques (Fabian), der steife Sudan-Veteran Sir Henry (Richard Haydn), sowie der filouhafte Journalist O'Shay (Red Buttons). Weitere illustre Gäste stoßen bei diversen Dschungelabenteuern hinzu.

Mit den großen amerikanischen Verne-Verfilmungen hält Allens vergleichsweise kleine Produktion nicht Schritt - es fehlt trotz angemessener Farbpracht an detailreicher Ausstattung, Geist und inszenatorischem Geschick. Dass "Five Weeks" dennoch streckenweise ordentlich zu unterhalten versteht, liegt vor allem an Peter Lorre, der als tolldreister Sklavenschacherer mit braunem Make-Up für einige lustige "Bei Allah"-Witzchen verantwortlich zeichnet und natürlich Haydn, der seine Liebe zum Empire irgendwann gegen die Liebe zu seinem neuen Schimpansenkumpel eintauscht. Buttons im Gegenzug gibt seine charmante Unbeholfenheit aus "Hatari!" für einen ziemlich unausstehlichen, geckenhaften Frauenheld her und ist eine echte Nervensäge. Der Film als Ganzes ist um diverse Albernheiten, wie einen fetten, volltrunkenen Sultan, der mit Riechsalz allenthalben aus dem Koma geholt werden muss, nicht verlegen. Ich kann mir vorstellen, dass er mich als Kind mittelschwer begeistert hätte, so war es denn wenigstens eine maßvolle Bespaßung.

6/10

#905 Funxton

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Geschrieben 17. August 2007, 15:03

"Money splits better two ways than it does with three."

The Naked Spur (Nackte Gewalt) ~ USA 1953
Directed By: Anthony Mann


Bei seiner verbissenen Suche nach dem Ganoven Vandergroat (Robert Ryan) stößt Kopfgeldjäger Kemp (James Stewart) auf den alten Goldsucher Jesse (Millard Mitchell) und den unehrenhaft entlassenen Soldaten Anderson (Ralph Meeker). Kemp erfährt mehr oder weniger unfreiwillige "Hilfe" von seinen beiden neuen Partnern, die das Kopfgeld dann gern gedrittelt sähen. Vandergroat versteht es derweil vorzüglich, Konkurrenz und Zwietracht zwischen den dreien zum persönlichen Vorteil zu schüren.

Für ihre dritte Zusammenarbeit wechselte das bewährte Team Mann/Stewart erstmals das Studio (zu MGM) und die Autorenschaft - und schuf das erste seiner zwei größten Meisterstücke. Der bekannte, enthusiastische Ton Borden Chases weicht einer zutiefst finsteren Textur von Harold Jack Bloom und Sam Rolfe, in denen kaum Platz für sympathische Persönlichkeitszüge herrscht. Selbst Stewart, der große amerikanische Saubermann, schlägt sich hier nach den bereits angedeuteten moralischen Konflikten der beiden Vorgängerfilme fast endgültig auf die Schurkenseite. Howard Kemp ist ein Mann, der vom Leben beschissen wurde und sich die monetären Mittel für seine idealisierte Existenz (er träumt von einer Farm mit Vieh und Familie) nun auf denkbar unangenehme Weise zurückholt: Durch die Menschenjagd, die in dieser Form auch Tod und Verderben akzeptiert. In "The Naked Spur", einem bis auf einige Indianer streng begrenzten 5-Personen-Stück, das ausschließlich in der (natürlich gebirgigen) Wildnis spielt, geht es um Gier, Verrat, Opportunismus, Gemeinheit und trügerische Verdachtsmomente - wenig erstrebenswerte Eigenschaften, die allerdings sämtliche Akteure einen.
Ohne den wohl notwendigen Hoffnungsschimmer am ansonsten bitteren Ende wäre dieses Genre-Monument, in seiner desillusionierten Weltsicht einer der unmittelbarsten Ahnen des Italo-Western, wohl für ein unbedarfteres Publikum kaum erträglich.

10/10

#906 Funxton

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Geschrieben 18. August 2007, 06:51

Zitat entfällt.

Amsterdamned (Verfluchtes Amsterdam) ~ NL 1988
Directed By: Dick Maas


Auch in Holland gibt es verlotterte, schlechtrasierte aber ultracoole Bullen, die sich zudem als alleinerziehende Väter pubertierender Töchter verdient machen. So auch Kommissar Visser (Huub Stapel), einer der besten Männer seiner Zunft. Sein aktueller Fall führt ihn einem Froschmann hinterher, der die Grachtenstadt Amsterdam durch eine Reihe von blutigen Morden unsicher macht.

Das war schon eine Sache damals mit "Amsterdamned". Inmitten all der Actiontrümmer von Cannon & Co. konnte Mass' Film nonchalant bestehen, der ganze Freundeskreis fuhr darauf ab und das, obwohl es sich keinesfalls um eine der vielgeliebten amerikanischen oder asiatischen Produktionen handelte, sondern unspektakulärerweise um einen Krimi direkt aus der Nachbarschaft. Für diesen Umstand als hilfreich mag sich da sicher die Tatsache erwiesen haben, dass der Film bei uns mit einem ziemlich spektakulären Cover unter dem Qualitätslabel Cannon in die Videotheken kam und Regisseur und Hauptdarsteller sich - es sprach sich nach und nach herum - als identisch mit denen der ebenfalls wohlgelittenen "De Lift" und "Flodder" entpuppten. Überhaupt waren Maas und Stapel ja ein ähnliches winning team wie einstmals Verhoeven und Hauer, bloß dass erstere irgendwie nie bis Hollywood kamen. Egal. In "Amsterdamned" erweist Maas, der als auteur auch für diverse weitere Funktionen bei seinen Filmen zuständig war, vielen amerikanischen Vorbildern Referenz: film noir, B-Horrorkino bzw. Slasher- und Actionfilm gehen eine gepfefferte Mischung ein mit teils mehr als drolligen Augenblicken: Eine forsche Geldsammlerin der Heilsarmee, die am Ende des Arbeitstages erstmal ihre eigenen Einnahmen plündert, wird ebenso prompt das Opfer des Killers wie eine weitere Dame, die sich breitbeinig auf einer durchsichtigen Luftmatratze und mitten auf einer Gracht zu sonnen pflegt. Ganz bizarr auch der spinnerte Schulfreund Willy (Edwin Bakker) von Vissers Tochter (Tatum Dagelet), der übersinnliche Kräfte hat. Unique.

7/10

#907 Funxton

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Geschrieben 18. August 2007, 07:21

"I am going to have to turn this opportunity down."

Sexy Beast ~ UK/E 2000
Directed By: Jonathan Glazer


Der Londoner Ex-Gangster Gal (Ray Winstone) hat sich im Süden Spaniens zur Ruhe gesetzt und genießt die Muße mit seiner Frau Deedee (Amanda Redman) und dem befreundeten Pärchen Jackie (Julianne White) und Aitch (Cavan Kendall). Bis ein gefürchteter Anruf das Idyll stört: Don Logan (Ben Kingsley), ein psychopathischer Kollege aus früheren Tagen, kündigt seinen Besuch an; er will Gal für einem Bruch in London rekrutieren. Dass dieser keine Jobs mehr übernimmt, ist uninteressant, denn bekanntermaßen legt Don wenig Wert auf die Gefühle seines Gegenübers.

Wow. Die schöne Wendung "hat mich übergebügelt" habe ich glaube ich zuletzt im Himmelhunde-Blog aufgeschnappt. Und genau das wars, was ich gestern nach Glazers Film empfand. Dabei habe ich ihn keinesfalls zum ersten Mal gesehen, ich war seinerzeit im Kino und danach gab es noch weitere drei, vier Wiederbegegnungen. Doch gestern bot sich mir ein völlig anderes Bild, das mich im Minutentakt mit der Zunge schnalzen ließ ob der Perfektion des Gebotenen. An "Sexy Beast", zugleich Wiederbelebung des klassischen britischen Gangsterfilms und postmoderne Thrillergroteske, ist alles richtig, alles stimmig. Was die Darsteller, allen voran natürlich Kingsley, dem man trotz Gandhi und trotz seines eher schmalen Körperbaus seine personifizierte Naturgewalt sofort abnimmt, da anstellen, grenzt ans Ungeheuerliche. Entsetzen und Belustigung geben sich die Klinke in die Hand und ich kam mir zeitweilig vor wie Gal, als müsste ich selbst all seine Demütigungen über mich ergehen lassen. Und heavens, was ist Glazer für ein absolut unglaublicher Regisseur. Er packt als Ad- und Videoclip-Experte soviel an audiovisuellen Reizen in sein Spielfilmdebüt, dass man beinahe froh sein muss, dass Sexy Beast nach nur 87 Minuten zu Ende ist. Jetzt, nach "Deadwood" weiß ich ja auch erstmal Ian McShane wirklich zu würdigen, der als "Mr. Black Magic" Teddy Bass im wahrsten Sinne des Wortes den Arsch hinhält, dies aber nicht lange auf sich sitzen lässt. Consider this one of Funx' faves from now on.

10*/10

#908 Funxton

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Geschrieben 18. August 2007, 11:42

"Tell me about Jenny."

The Limey ~ USA 1999
Directed By: Steven Soderbergh


Noch im Gefängnis einsitzend, erfährt der Engländer Wilson (Terence Stamp) vom vermeintlichen Unfalltod seiner Tochter Jenny in Los Angeles. Gleich nach seiner Entlassung reist Wilson in die Staaten, wo er mithilfe zweier Freunde Jennys, Eduardo (Luis Guzmán) und Elaine (Lesley Anne Warren), herausfindet, dass Jenny mit dem Musikproduzenten und Dealer Terry Valentine (Peter Fonda) liiert war und keineswegs einem selbstverschuldeten Unfall zum Opfer gefallen ist. Wilson, auf Rache sinnend, arbeitet sich unerbittlich zu Valentine vor.

Nach der "Sexy Beast" - Experience gelüstete uns noch nach Verwandtem und so wurde es dieser knackige Gauner-Crossover. Zwischen den beiden stargespickten Studiofilmen "Out Of Sight" und "Erin Brockovich" inszenierte Soderbergh die kleine Independent-Produktion mit allerlei gefälligen Regie-Spirenzchen, für die er ebenfalls eine ansehnliche Besetzung gewinnen konnte. Neben Stamp und Fonda geben sich Barry Newman und der etwas in Vergessenheit geratene Joe Dallesandro die Ehre, vier Ikonen der späten 60er bzw. frühen 70er. So ist "The Limey" auch zu großen Teilen ein Abgesang auf diese Ära. Wilson, der seine früheren Raubzüge retrospektiv-romantisierend als "Vermögensumverteilungen" bezeichnet, muss am Schluss erkennen, dass er zu gewissen Teilen mitverantwortlich ist für den Tod seiner Tochter. Fonda und Newman (besonders erster), die damals zwei Filmikonen für das aufkeimende Freiheitsideal waren, spielen nunmehr Männer, die ihre Prinzipien zugunsten des Mammons verraten haben. Valentine, ein ziemlich feiger Snob, spricht von 1966 wie von einem längst verjährten Traum, die alten Chopper-Geschichten hört seine junge Geliebte (Amelie Heinle) auch zum x-ten Male, während das Radio des schicken Cabriolets Steppenwolf spielt. Und von Dallesandros juveniler Schönheit ist nichts geblieben, als kleiner Billardclub-Ganove schlägt er sich offensichtlich mehr schlecht als recht durch. Zu Beginn läuft "The Seeker" von Who; besser hätte man "The Limey" nicht auf Kurs bringen können.
Ein wehmütiger, nichtsdestotrotz aber mit der gebührenden Coolness versehener, starker Kalifornien-Trip.

9/10

#909 Funxton

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Geschrieben 19. August 2007, 08:24

"I don't need help. I don't need other people. I can take care of me."

The Far Country (Über den Todespass) ~ USA 1954
Directed By: Anthony Mann


Kurz vor der Jahrhundertwende treiben der höchst egozentrische Abenteurer Jeff Webster (James Stewart) und sein alter Kumpel Ben Tatum (Walter Brennan) eine Viehherde Richtung Nordwesten, die sie unter allerlei Aufwendungen sogar nach Skagway an der kanadischen Grenze verschiffen können. Dort herrscht der berüchtigte Richter Gannon (John McIntire), der eine sehr eigenwillige Rechtsprechung pflegt und im Grunde nichts anderes ist als ein Halsabschneider. Nachdem der Richter versucht, Jeff übers Ohr zu hauen, zieht dieser weiter nach Dawson, einem anderen Goldgräberstädtchen. Gannon folgt ihm nach und beginnt die Schürfer von Dawson zu enteignen. Als Jeff wieder einen höchst persönlichen Zusammenstoß mit dem Richter hat, wird es für ihn Zeit, Farbe zu bekennen.

Der schönste Mann/Stewart, für mich immer eine Art Heimkehr. Nach den beiden ebenfalls für Universal hergestellten Nicht-Western "Thunder Bay" und "The Glenn Miller Story", kehrte das Duo heim zu Borden Chase und brachte einen Film auf den Weg, der wieder mehr in der Tradition von "Bend Of The River" steht, einem kleinen Gründerepos mit der Landschaft als eigentlichem Hauptdarsteller. Im Zusammenhang mit "The Far Country" fällt daher auch regelmäßig das berühmte Zitat von Fenwick, demzufolge Mann "das szenische Areal zu seinen Gunsten nutzen konnte wie ein Scharfschütze". Mit McIntire als "Hangin' Judge" Roy Bean - Verschnitt steht den Helden ein hübsch illustrer Antagonist gegenüber, der diesmal allerdings keine Verschmitztheiten vorschiebt, sondern ohne Umschweife zur Sache kommt. Brennan als wehmütiger Alter, der seinen Tod bereits ahnt und dem seine Kaffeeliebe zum Verhängnis wird, rührt zu Tränen und auch sonst entwickle ich bei jedem Sehen wieder die alten, ungebrochenen Sympathien für die nette Goldgräber-Schar von nebenan.
Stewart ist hier nochmal ganz stark als sichtlich zerrissener Opportunist, der auch mit dem "ehrbaren" Gesetz im Konflikt steht und erst noch lernen muss, sich für andere aufzuopfern, was er gegen Ende aber geschafft zu haben scheint. Sein Glöckchen am Pferdesattel symbolisiert zugleich Rastlosigkeit und den innigen Wunsch nach einem Heim. Das Finale, in dem er sich dann doch noch für das nette Mädel (Corinne Calvet) und folglich für die Sesshaftwerdung entscheidet, rührt mich jedesmal zu Tränen. Das schafft innerhalb des Genres sonst nur "The Searchers".

10/10

#910 Funxton

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Geschrieben 19. August 2007, 09:38

"I'm here and I'm gonna stay here!"

The Man From Laramie (Der Mann aus Laramie) ~ USA 1955
Directed By: Anthony Mann


Will Lockhart (James Stewart) begleitet einen Treck mit Vorräten von Laramie nach Coronado. Inkognito, wie sich zeigt, denn tatsächlich ist Lockhart Captain bei der Kavallerie und untersucht einen Vorfall von Waffenverkäufen an die Apachen, der u.a. den Tod von Lockharts Bruder nach sich zog. Coronado wird beherrscht von dem übermächtigen Rancher Waggoman (Donald Crisp) und seinem Ziehsohn Hasbro (Arthur Kennedy). Waggomans leiblicher Sohn Dave (Alex Nicol) ist ein ungestümer Taugenichts, der ständig Ärger provoziert. Lockhart gerät natürlich bald mit den Waggomans aneinander, was ihn aber zugleich näher ans Ziel seiner Mission bringt.

Einiges anders bei Manns achtem und letztem Stewart-Film (bzw. dem fünften gemeinsamen Western der beiden): Man kehrte der Universal nochmals den Rücken und ging zu Columbia um dort ein Buch von Philip Yordan zu verfilmen. Der Regisseur hat das Scope-Format für sich entdeckt, was den bunten Landschaftsaufnahmen natürlich prächtig zu Gesicht steht. Und: Die Geschichte, deren Entwicklung nach dem eher multipel voranschreitenden Fortlauf von "The Far Country" wieder sehr gradlinig anmutet, reduziert die charakterliche Komplexität der vorhergehenden Beiträge deutlich. Lockhart ist kein schizophrener Mann mehr wie Howard Kemp oder Jeff Webster, sein aufrechtes Heldentum deutet sich schon im (erstmals vokalisierten) Titelstück an. Die inneren Konflikte verlagern sich vollends nach außen und so wäre es hier zum zweiten Mal nach "Bend Of The River" die von Kennedy dargestellte Figur des ungeliebten Adoptivsohns, die Stewarts Protagonisten auf die Plätze verweist. Überhaupt sind die patriarchalisch motivierten Eifersüchteleien auf der Barb-Ranch das eigentliche Kernstück des Films, das - und darin liegt die hier einmal deutlich zu formulierende Kritik an "Laramie" - den ganzen Hauptplot um Lockharts Detektivspiel qua überflüssig macht. Da hat Yordan, der das Vater-Sohn - Motiv bereits für "Broken Lance" verarbeitete, sich selbst ein Bein gestellt.
Nach "Laramie" haben sich Regisseur und Hauptdarsteller tragischerweise überworfen, weswegen eine weitere geplante Zusammenarbeit für Universal und nach Borden Chase letztlich von dem Fernsehregisseur James Neilson inszeniert werden musste. Mann hielt nichts von Stewarts Co-Star Audie Murphy und stieg daher aus "Night Passage", der ansonsten vermutlich ein weiterer Genre-Markstein geworden wäre, aus.
So bleibt "Man From Laramie", der in meinen Augen schwächste Western der beiden (was nichts heißt, ein schwacher Mann/Stewart-Western ist immer noch von hoher Übermacht), zugleich auch ihr letzter.

8/10

#911 Funxton

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Geschrieben 19. August 2007, 09:58

"Easy to remember - Theo in velvet, Eleanor in tweed."

The Haunting (Bis das Blut gefriert) ~ USA 1963
Directed By: Robert Wise


Um das angeblich verfluchte Anwesen Hill House zu untersuchen, engagiert der Anthropologe Markway (Richard Johnson) die beiden medial veranlagten, aber extrem gegensätzlichen Frauen Nell (Julie Harris) und Theodora (Claire Bloom), die mit ihm und Luke Sanderson (Russ Tamblyn), dem ewig flachsenden Erben des Guts, den Spukgeschichten nachgehen sollen. Hill House erweist sich als regelrecht vernarrt in seinen neuen Bewohner, besonders die labile Nell hat es ihm angetan ...

Robert Wises genialischer Gruselklassiker ist in der maß- aber wirkungsvollen Anwendung seiner audiovisuellen Reize bis heute unerreicht. Der eigentliche Star des Films ist das architektonisch monströse Haus, das als "Ettington Park" tatsächlich in England steht. Die Innendekors, bei denen es darauf ankam, den zahlreichen Asymmetrien von Hill House, die "zusammengenommen eine riesige Verzerrung ergeben", Form zu verleihen, sind die meisterlichsten, die mir aus einem Horrorfilm bekannt sind. Nichts ist gerade, alles ist verschoben. Türen schließen sich von selbst, massive Spiegel hängen schief an den Wänden und eine freistehende Wendeltreppe baumelt aus den Angeln. In seiner merkwürdigen Unaufgeräumtheit ist das Haus wie eine Seelenbeschau der vom Leben gequälten Nell, wie eigentlich überhaupt die ganze Geschichte eine Reise in ihr Inneres ist. Die Neuvariante von 99 zählt zum Ungenießbarsten, was in den letzten Jahren über die Leinwand flimmerte, für diese Erstverfilmung gilt nach wie vor: In passender Atmosphäre angeschaut gibt es wenig Schauerlicheres.

10/10

#912 Funxton

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Geschrieben 19. August 2007, 10:18

Zitat entfällt.

Flodder (Eine Familie zum Knutschen) ~ NL 1987
Directed By: Dick Maas


Im Zuge eines prestigeträchtigen Sozialisierungsprojekts werden die Flodders, eine Trashfamilie aus der übelsten Gegend der Stadt, ins Reichenviertel umgesiedelt. Dort pflegen sie munter ihre alten Gewohnheiten, während die neuen Nachbarn naserümpfend hinter den Gartenhecken hervorlugen. Brenzlig wird die Lage, als Filius Johnny (Dick Maas) mit der Frau (Apollonia van Ravenstein) eines Armeeoffiziers (Herbert Flack) anbendelt.

Nach "Amsterdamned" wollte ich auch diese derbe Komödie, die früher ein Schlager bei jeder Videoparty war, mal wiedersehen. Heute ist man ja einiges gewohnt, aber manche der subgeschmacklosen Zoten zünden noch immer. Maas lässt wirklich nichts aus, wenn es darum geht, den Flodders Abartigkeiten jeglicher Kuleur angedeihen zu lassen, das geht schon damit los, dass ihre alte Heimstatt auf verstrahltem Grund stand (Maas muss mit atomarer Verseuchung eine merkwürdige Obsession verbinden). Inzucht, Hurerei, Diebstahl, Erpressung, sündige Gedanken beim Tennisspiel, Schnapsbrennerei im Keller, Despektierlichkeit vor dem Alter, Frikandeln als Festmahl - es gibt nichts, das den Flodders heilig wäre. Der Star ist natürlich die Mama (Nelly Frijda) des Clans, die mit Gummistiefeln, speckiger Schürze und Zigarrenstummel im Mundwinkel ihren Haufen mehr schlecht als recht zusammenhält. Traumhaft. Dass einige der zugegebenermaßen aufgesetzten sozialkritischen Kommentare aber tatsächlich voller Wahrheiten stecken, nimmt man da doch gern mit.

6/10

#913 Funxton

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Geschrieben 19. August 2007, 20:47

"Think about ME for a second!"

Fury (Blinde Wut) ~ USA 1936
Directed By: Fritz Lang


Während der Fahrt zu seiner Verlobten wird Joe Wilson (Spencer Tracy) in einem kleinen Kaff angehalten und unschuldig eingesperrt: Er soll ein kleines Mädchen gekidnappt und Lösegeld erpresst haben. Es bildet sich ein Lynchmob, der das Gefängnis, in dem Wilson einsitzt, anzündet. Alle Welt hält ihn für tot, kurz darauf stellt sich seine Unschuld heraus. Doch Wilson hat das Feuer überlebt und beobachtet nun rachsüchtig aus der Distanz, wie seine Henker selbst vor Gericht gestellt und wegen Mordes angeklagt werden.

Zweifelsohne ein wichtiger Beitrag zum sozial engagierten Kino, der, für seine Zeit sehr ungewöhnlich, ein akutes gesellschaftsrelevantes Thema ohne Umweg angeht und kritisch beleuchtet. Detailliert legt Lang dar, wie es nur eines kleinen Funkens bedarf, um aus einer bereits aufgestachelten Menschenmenge eine blutgierige Meute zu machen, die Vernunft und Geist beiseite drängt. Joe Wilsons Gefühlswelt wird zu der des Zuschauers, seine Hass, seine böse Enttäuschung moralischer Glaubensfragen deutlich nachvollziehbar. Dabei vollzieht sich seine Vergeltung ohne sein aktives Zutun und gibt damit eine recht ungewöhnliche, aber umso intelligentere, frühe Variante des Vigilantentopos her.

8/10

#914 Funxton

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Geschrieben 19. August 2007, 21:10

"For Texas and Miss Lillie!"

The Life And Times Of Judge Roy Bean (Das war Roy Bean) ~ USA 1972
Directed By: John Huston


Der Outlaw Roy Bean (Paul Newman) kommt nach Vinegaroon, einem kleinen texanischen Kaff, um sich dort zu verstecken. Prompt wird er ausgeraubt und um ein Haar getötet, doch er rächt sich furchtbar, erklärt das Nest zu seinem Besitz und ernennt sich selbst zum Richter. In den folgenden Jahren spricht er zahllose willkürliche Urteile zwischen Pokertisch und Tresen, die zumeist das Hängen der Angeklagten nach sich ziehen. Dabei macht er aus seiner Verehrung für die Theaterschauspielerin Lillie Langtry (Ava Gardner) keinen Hehl - auch wenn er ihr zu Lebzeiten nie begegnen wird. Ein räuberischer Advokat (Roddy McDowall) vertreibt Bean schließlich aus seiner Stadt. Doch der Richter kehrt zwei Jahrzehnte später nochmal wie ein Racheengel aus dem Exil wieder, um dem Sündenpfuhl, der aus seiner Stadt geworden ist, kurzerhand den (Öl-)Hahn zuzudrehen.

Das Buch zu dieser autobiographisch gefärbten, dabei aber bewusst und lustvoll mythifizierenden Aufarbeitung des Lebens des berühmten "Hangin' Judge" stammt von John Milius. Dieser genehmigt sich zahlreiche verrückte Anekdoten rund um die Regentschaft des Richters, die mit Humor und Surrealismen aufbereitet sind. So wird Bean etwa von einem wirren Desperado namens Geisterbob (Stacy Keach) aufgesucht, der seinen Namen wegen seiner Albino-Erscheinung verpasst bekommen hat und von Bean mit einem Präzisionsgewehr aus dem Hinterhalt einen breiten Blattschuss verpasst bekommt, um nur eines von diversen Beispielen zu nennen.
Newman gibt die dritte seiner vier authentischen Wildwestgestalten mit stoischer Miene und viel Empathie für seine Figur. Die melancholischen Sequenzen, die die Liebe Beans zu seiner mexikanischen Frau (Victoria Principal) und die zu seinem Bären "Watch Bear" verdeutlichen, machen aus "Roy Bean" schließlich das, was er wohl sein soll: Eine tragikomische Groteske mit besonders ausgeprägtem Hang zur Cowboygarnspinnerei.

8/10

#915 Funxton

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Geschrieben 21. August 2007, 16:18

"No car, no money. You're having a bad day."

Another 48 Hrs. (Und wieder 48 Stunden) ~ USA 1990
Directed By: Walter Hill


Als Reggie Hammond (Eddie Murphy) endlich seine (verlängerte) Strafe abgesessen hat und aus dem Bau entlassen werden soll, steht prompt wieder Jack Cates (Nick Nolte) auf der Matte. Dieser hat sich unter seinen Kollegen mittlerweile zum Affen gemacht, denn er ist seit längerem einem Großdealer namens "Iceman" auf der Spur, dessen Existenz noch gar nicht bewiesen ist. Der Iceman hat, so scheint's, einen Preis auf Reggies Kopf aus- und ein paar Killer auf ihn angesetzt, da Reggie ihn beklaut hat und identifizieren kann. Doch seinem alten Partner Cates mag Reggie auch nicht recht helfen, schließlich schuldet dieser ihm noch eine gute Stange Geld.

Buddy Movies gab's von der Stange als Walter Hill seinem Klassiker dieses Sequel folgen ließ, das schon infolge der Entstehungszeit weitaus weniger grobschlächtig und derb erscheint als das Original. Eddie Murphy war mittlerweile ein Selbstläufer und seine Beteiligung am Film sowie dessen gesamte Entstehung sind daher unter ganz anderen Vorzeichen zu werten. "Another 48 Hrs." hinterlässt ergo im Gegenteil einen eher gelackten, kalkulierten Eindruck. Ecken und Kanten bleiben weitgehend aus und ein paar anschauliche Schießereien vermögen auch nicht, die Liebhaberqualitäten des Erstlings wiederzuerwecken. Bezogen auf meine persönliche Rezeptionsgeschichte finde ich es trotzdem immer wieder interessant, wie sehr beide Filme in meiner Erinnerung miteinander verwoben sind. Ich entdecke, besonders in der Fortsetzung, regelmäßig wieder Sequenzen, von denen ich zuvor Stein und Bein geschworen hätte, dass sie dem 82er Original entstammen. Dennoch ist der Gesamteindruck, den "Another 48 Hrs." hinterlässt, jedesmal eher ein unbefriedigender - gerade angedenk des fürstlichen Initialfilms. Als Unterhaltungsware mit einigen spektakulären Stunts kann man sich Teil Zwo gefallen lassen, von bleibendem Wert, insbesondere innerhalb des Oeuvres seines Regisseurs ist er nicht, fürchte ich.

5/10

#916 Funxton

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Geschrieben 22. August 2007, 09:58

"We will live forever."

The Fountain ~ USA 2006
Directed By: Darren Aronofsky


Auf der Suche nach dem ewigen Leben in drei Epochen: Während der Conquista sucht ein spanischer Eroberer (Hugh Jackman) verbissen nach dem Baum des Lebens, welchen die Maya verborgen halten; in der Gegenwart gibt sich ein Chirurg nicht mit dem bevorstehenden Tod seiner Frau (Rachel Weisz) zufrieden; in ferner Zukunft hütet ein kahlköpfiger Mann (Hugh Jackman), der die Unendlichkeit entdeckt zu haben glaubt, den gefundenen Lebensbaum in einer riesigen Blase, mit der er durch die Sphären gleitet. Alle drei werden in ihrer zutiefst menschlichen Naivität eines Besseren belehrt.

Mir kommt Aronofskys Film jetzt, nach dem ersten Sehen, wenig greifbar - oder auch griffig - vor; eine ganz persönliche Kiste. Für jemanden, der sich gegenwärtig mit dem Thema 'Tod' in irgendeiner Form auseinandersetzen zu setzen hat, vermag "The Fountain" aber womöglich, einen gewissen Trost zu spenden - soweit der Betroffene ein so betont artifizialisiertes Kunstwerk zu sich vordringen zu lassen bereit ist wenigstens. Zutiefst beeindruckend ist der Film ganz bestimmt und sehr unmittelbar. Die Kamera geht bei Jackman und Weisz auf Porentiefe, so als wollte sie geradewegs zu ihren Seelen vordringen. Ich kann mir vorstellen, dass sie für ihre Rollen ganz schön viel von sich preisgegeben haben.
Wie dem auch sei, weggeputzt wie "Requiem For A Dream" vormals hat mich der Film nicht, aber die Basis für die Verbindungsdichte ist gelegt und könnte irgendwann noch um einiges enger werden.

8/10

#917 Funxton

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Geschrieben 23. August 2007, 14:17

"There are few things worse than those greasy eyeties."

Fear City (Manhattan 2 Uhr nachts) ~ USA 1984
Directed By: Abel Ferrara


Ein mysteriöser Kampfsportfanatiker beginnt, im nächtlichen Manhattan Striptänzerin mit einem Messer zu attackieren, die dann teilweise nicht mit dem Leben davonkommen und führt auch noch Buch über seine Untaten. Die Polizei zeigt sich ratlos. Zwei Nachtclubagenten, Matt (Tom Berenger) und Nicky (Jack Scalia), werden zunehmend nervös, da ihre Klientinnen Angst haben, sich nachts durch die Straßen zu bewegen und das Geschäft auf Talsohle geht. Nachdem auch Nicky von dem Psychopathen angegriffen wurde, macht sich Jack auf eigene Faust auf, den Übeltäter zu suchen.

Ferraras dritter Spielfilm, wieder nach einem Buch von Nicholas St. John, ist eine ziemlich krude Mixtur aus allen möglichen Versatzstücken. Freilich lässt der Regisseur es sich nicht nehmen, in zahlreichen Szenen "seine" Stadt abzulichten, vornehmlich das nächtliche, glitzernde Rotlichtmilieu jenseits der 110. Straße. Dazu kommen dann noch Elemente aus Gangsterfilm, Boxerdrama und Kampfsportfilm in einer oftmals recht uneleganten, um nicht zu sagen ordinären Verquickung. Der seltsame Killer - der Name des dazugehörigen Darstellers ist in den credits nicht aufzufinden und Ferrara sagt von ihm, dass er während der Dreharbeiten unentwegt auf Acid gewesen sei - geschweige denn die Motivation für dessen Hass auf Nachtclubtänzerinnen wird an keiner Stelle schlüssig formuliert oder auch nur punktuell angedeutet, man muss sich einfach damit zufrieden geben, wie es ist. Das nimmt "Fear City" einiges seiner potenziellen Spannung und Bodenhaftung. Auch die Funktion der Nunchaku-Posen, bei denen man den Mordbuben zwischendrin immer wieder beobachten kann, verbirgt sich hinter einem Grauschleier. Immerhin gibt es eine recht ansehnliche Besetzung, die hilft aber kaum darüber hinaus, dass "Fear City" für Ferrara-Apologeten und -Chronisten zwar ein Muss sein mag, für den Rest der Menschheit aber von eher untergeordneter Bedeutung sein dürfte.

5/10

#918 Funxton

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Geschrieben 24. August 2007, 05:50

"I'm tired of running away."

The Left-Handed Gun (Einer muss dran glauben) ~ USA 1958
Directed By: Arthur Penn


William Bonney (Paul Newman), genannt Billy, ein junger Herumtreiber, wird von dem Rancher Tunstall (Colin Keith-Johnston) unter dessen Fittiche genommen. Tunstall hat ein Herz für jugendliche Delinquente, ist allerdings ein Dorn im Auge der übrigen Bevölkerung von Lincoln County und wird vor Billys Augen ermordet. Zusammen mit Tom (James Congdon) und Charlie (James Congdon) macht dieser sich auf, die vier gedungenen Mörder Tunstalls zur Strecke zu bringen. Billys anderem väterlichen Freund Pat Garrett (John Dehner) ist die Rachsucht des Trios jedoch ein Dorn im Auge. Als es Billy zu weit treibt (ausgerechnet während Garretts Hochzeit erschießt er den letzten verbliebenen Killer), lässt sich Garrett zum Sheriff ernennen und jagt die Bande bis zum Letzten.

Penns erste Kinoarbeit als Regisseur war ein weiterer kleiner Schritt zur Salonfähigmachung des Westerngenres. Basierend auf einem Stück bzw. Fernsehspiel von Gore Vidal wurde die Geschichte Billy The Kids in edlem schwarzweiß bruchstückhaft und semi-authentisch nachgestellt, wobei Authentizität ohnenhin das letzte ist, was von Belang gewesen sein dürfte. Das in den Fünfzigern beliebte Thema der Jugend als soziale Bedrohung hatte bereits mit Dean und Brando reife Früchte hervorgebracht; "The Left-Handed Gun" war ursprünglich auch für Dean gedacht gewesen. Man kann sich nach Genuss des bisweilen theatralischen Films auch tatsächlich vorstellen, dass dieser gepasst hätte. Newman macht seinen Job aber sicher ebenso vortrefflich. Sein Billy The Kid ist ein ruhe- und zielloser Typ, von Homoerotizismen gebeutelt, Analphabet und im ethischen Nirgendwo umherirrrend. Seinen Tod provoziert er am Ende gar selbst, da das ewige Flüchten ihm allzu sehr zusetzt.

8/10

#919 Funxton

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Geschrieben 26. August 2007, 07:15

"Look in your heart!" - "What heart?"

Miller's Crossing ~ USA 1990
Directed By: Joel Coen

Eine namenlose Stadt in den Zwanzigern: Leo O'Bannon (Albert Finney) beherrscht die Unterwelt mit nachdrücklicher Vehemenz, findet aber in dem italienischen Einwanderer Johnny Caspar (Jon Polito) einen mithin ebenso nachdrücklichen Konkurrenten. Als Leo sich weigert, Caspar den Buchmacher Bernbaum (John Turturro) zum Abschuss freizugeben, sieht Leos Statthalter Tom Reagan (Gabriel Byrne) seinen Boss und Freund in höchster Gefahr und lässt sich einen riskanten Plan einfallen.

Aus der Zeit, als die Coens noch zu den global bemerkenswertesten Filmemachern zählten kommt dieses ausnehmend geschmäcklerische period piece. Die Kamera (Barry Sonnenfeld) offenbart Genialisches im Sekundentakt, Momente, die als unsterbliche ins Coen-Universum eingegangen sind. Dicke, cholerische Männer, verr(a)uchte Weiber, geifernde Angsthasen und natürlich Tom Reagans Hut, der leitmotivisch von der Titelsequenz durch den gesamten Film fliegt, irgendwie aber noch immer, oft wider Erwarten auf dem Kopf seines Besitzers landet. Den unverhohlenen Stolz darüber, dass man neben Teilen des (später) üblichen Coen-Personals auch Albert Finney bekam, merkt man dessen Rollengestaltung an; wie er nachts in seinem Haus von der generischen Mannschaft überfallen wird und die Rechnung dann unvermittels vor Ort mit der wild aufpeitschenden Tommy Gun begleicht, ist unbezahlbar. Was ich an "Miller's Crossing" noch so liebe, sind die sorgfältig ausgewählten Dekors und Kostüme, die - und das finde ich gleichsam eigenartig - in ihrer Artifizialität nie ganz authentisch wirken, sondern stets vorsätzlich und arrangiert. Aber auch das ist wohl ein Bruchstück des merkwürdigen Coen-Humors.

10/10

#920 Funxton

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Geschrieben 26. August 2007, 11:06

"There's still something down in the basement ..."

Rocky Balboa ~ USA 2006
Directed By: Sylvester Stallone


Rocky (Sylvester Stallone) hat ein Restaurant eröffnet, das er mit alten Reliquien und seinen gern gehörten Boxgeschichten füllt, Adrian ist vor Jahren gestorben, sein Sohn Robert (Milo Ventimiglia) arbeitet in der Hochfinanz. Da sorgt ein simulierter Fernsehkampf des pensionierten Champs gegen den neuen Weltmeister (Antonio Tarver), den Rocky per K.O. gewinnt, für Furore. Ein echter Fight wird anberaumt, den Rocky nutzen will, um es sich und der Welt nochmal zu zeigen.

Ganz toll. Vor Könnerschaft und Weisheit strotzend ist "Rocky Balboa" natürlich in Wahrheit kein Film über einen alternden Boxer, sondern über einen alternden Filmschaffenden, der mit bemerkenswerter Präzision sämtlichen Fettnäpfchen ausweicht und seine Botschaften vom Einsteckenlernen und Nichtaufgeben so glaubhaft liefert, als wäre seit 30 Jahren kein Tag vergangen. Seiner alten Anhängerschaft (wir männlichen Mittsiebzigerjahrgänge sind ja sowas wie die "Kindergeneration" Stallones), die im Idealfall mit ihm gewachsen ist, schnürt er nochmal ein großes weihnachtliches Geschenkpäckchen zurecht, einen (neulich hatten wir das Thema andernorts) echten tear jerker, an dessen Ende man ganz ohne falsche Scham wirklich ein Tränchen verdrücken kann, ja, muss. Qualitativ stellt der sechste und - bitte - letzte "Rocky" alles nach 76 mühelos in den Schatten, ist tadellos inszeniert und geht seinen Weg ohne große Querelen. Das winterliche Philadelphia hat zwar etwas mehr Farbe bekommen, wirkt aber immer noch wie ein Ort, an dem man sich seinen Fortstschritt erkämpfen muss und bleibt damit als Kulisse perfekt. Und die letzte Einstellung - der Frühling hat begonnen, Rocky lässt Adrians Grab hinter sich und löst sich in der Distanz auf, so, als könne er jetzt zuversichtlich seinen letzten Lebensabschnitt begehen - hat mir die Kehle zugeschnürt - und wird es noch viele Male, soviel ist sicher.

9/10

#921 Funxton

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Geschrieben 26. August 2007, 15:40

"I'm sure you're good at both."

The Brides Of Dracula (Dracula und seine Bräute) ~ UK 1960
Directed By: Terence Fisher


Die junge Lehrerin Marianne (Yvonne Monlaur) landet auf dem Weg zu ihrer neuen Stellung in einem Mädcheninternat in Badstein auf Schloss Meinster. Dort lernt sie neben der resoluten Baroness (Martita Hunt) auch deren Filius (David Peel) kennen, der in seinem Schlafgemach angekettet ist. Nichtsahnend befreit ihn Marianne, dabei ist der junge Baron ein blutdürstiger Vampir. Doch Rettung naht mit fliegenden Fahnen, Dr. Van Helsing (Peter Cushing) ist bereits auf dem Weg zum Schloss.

Die eigentliche erste Fortsetzung des originalen Hammer-"Dracula", nur dass der Erzählstrang sich eben nicht dem Urvater aller Vampire widmet - schließlich geht man (eigentlich zurecht) davon aus, dass dessen Staub sich in alle Himmelsrichtungen verteilt hat - sondern einem Epigonen, ebenjenem besagtem Baron Meinster. Der erreicht denn auch nicht Lees furchterregende Präsenz, wirkt wesentlich jünger (obwohl er's gar nicht ist) und mit seiner blonden Fönfrisur und gebleckten Eckzähnen zwar rotzfrech, aber wie erwähnt wenig gefährlich. Über jeden Zweifel erhaben ist aber Fishers Regie, wie eh und je mit edlem gotischen Gruselschimmel überzogen, und die durchweg sympathische Besetzung, allen voran der gute Cushing. Doch auch über die beiden Hammer-Haudegen Michael Ripper und Miles "Oh, I just emptied your glass" Malleson freut man sich über Gebühr. Klar, ein Klassiker, ohne Wenn und Aber.

8/10

#922 Funxton

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Geschrieben 27. August 2007, 17:41

"Take 'em to Missouri, Matt!"

Red River ~ USA 1948
Directed By: Howard Hawks


Mit einer Kuh und einem Bullen im Schlepptau gründet Tom Dunson (John Wayne), zusammen mit seinem Ziehson Matt (Montgomery Clift) und seinem alten Weggefährten Groot (Walter Brennan), die zukünftig größte Ranch im Süden von Texas. Jahre später plant Dunson, sein Vieh nach Missouri zu treiben, um es dort gewinnbringend zu verkaufen. Während des beschwerlichen Wegs entpuppt sich der ohnehin als engstirnig berüchtigte Dunson als unbelehrbarer Tyrann, der seine Männer, allen voran Matt, zur Meuterei treibt, als es darum geht, die Rinder anstelle von Missouri nach Abilene zu überführen. Dunson schwört gnadenlose Rache.

Was wäre der Kinolandschaft wohl für eine Partnerschaft ins Haus gestanden, wenn sich Borden Chase, der Autor dieses archetypischen Westerns, und Hawks nicht überworfen hätten? Hawks war dafür bekannt, dass er stets gerne an ihm anvertrauten Scripts herumdokterte, in diesem Falle jedoch ließ er das komplette unversöhnliche Ende fallen, weil er keine der Figuren sterben sehen mochte. Chase hat ihm das nie verziehen. Man kann nun darüber streiten, inwieweit sich ein Regisseur solche Freiheiten gegenüber 'seinem' Schreiber herausnehmen darf, unstrittig aber ist der Status, den "Red River" innerhalb der Genrehistorie belegt. Wie in vielen Chase-Geschichten geht es um nichts anderes als um die Erschließung des Landes, und um einen realen Mythos, nämlich den um den legendären Chisholm Trail, der eine weitgehende gefahrlose Route für den Viehtransport per pedes von Süd nach Nord ermöglichte.
Die Klischees, die "Red River" manchmal vorgeworfen werden, hat er selbst erst kreiert. Waynes schattenumsäumte Darstellung des skrupellosen Visionärs ist eine seiner drei besten, Clift und Brennan komplettieren ein astronomisches Wildwesttrio. Dimitri Tiomkins mitreißende Themen lassen sich unauslöschlich mit den staubigen Bildern assoziieren und Momente, wie die aus Tollpatschigkeit ausgelöste Stampede liebt und fürchtet man stets gleichermaßen.
Ich kann es heute längst nicht mehr klarsichtig beurteilen, aber ich glaube, mir hätte es auch damals nicht gefallen, wenn Monty Clift nach 130 strapaziösen Minuten den grantelnden Duke in die ewigen Jagdgründe geschickt hätte ... Hast was gut bei mir, Howard.

10/10

#923 Funxton

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Geschrieben 28. August 2007, 19:36

"Your work is not finished here yet."

The Last King Of Scotland (Der letzte König von Schottland) ~ UK 2006
Directed By: Kevin MacDonald


Um seinem konservativen schottischen Elternhaus zu entfliehen, reist der frischgebackene Dr. med. Nicholas Garrigan (James McAvoy) nach Uganda, um dort in einer Mission zu arbeiten. Idi Amin (Forest Whitaker), der just an die Regierung gelangt ist und sich vordergründig als charismatischer, wenn auch unberechenbarer statesman gibt, engagiert mittels unwiderstehlicher Überredungskünste Nicholas als seinen Leibarzt. Nach und nach durchblickt Nicholas die wahren Methoden des Diktators, doch für Flucht ist es da beinahe schon zu spät.

Politthriller light, ganz flott und hip gemacht, aber auch ziemlich durchsichtig und ohne den für einen solchen Fall eigentlich zwingenden Nachhall. Für meinen Geschmack fehlte es an eindeutigen Schonungslosigkeiten, die Perspektive ist bisweilen doch sehr der des jungen Protagonisten verhaftet und transportiert einen etwas ermüdenden antikulturkolonialistischen Zeigefinger. Allerdings löst Whitaker die doch recht verschwenderisch vergebenen Vorschusslorbeeren mit vollster Bravour ein und beweist erneut, dass er zu den großen Schauspielern seiner Generation zählt. Sein Spiel ist atemberaubend und exakt das, womit "The Last King" steht und fällt. Ansonsten: Kurzweilige, saubere Unterhaltung, die nur allzu selten dahin vorstößt, wo's wehzutun beginnt und daher zwar als 'gut' aber keinesfalls weltbewegend bezeichnet werden kann. Fragt sich, ob sein Anspruch sich darin erschöpft.

7/10

#924 Funxton

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Geschrieben 29. August 2007, 15:59

"Always bet on black."

Passenger 57 (Passagier 57) ~ USA 1992
Directed By: Kevin Hooks


Derselbe Flieger, der John Cutter (Wesley Snipes), Experte in Sachen Flugzeugterrorabwehr, zu seiner neuen Einstellung bringt, transportiert auch den Top-Terroristen Charles Rane (Bruce Payne), genannt "Terror-Rayne", zu dessen Todeszellenfinale. Doch der blonde Psycho hat natürlich vorgebeugt und schwuppdiwupp den Jet in seiner Gewalt. Cutter, der auch in Sachen martial arts gut bewandert ist, kann nun richtig zeigen, was in ihm steckt.

Der Hochphase der "Die Hard" - Klone entstammt dieser in jeder Hinsicht schnelle Actionspaß, der garantiert keine tiefgehenderen Ambitionen im Sinn hat und sich für einen flotten Videoabend nach stressigem Tagesgeschäft als ideal erweist. Als ich den Film damals erstmalig gesehen habe, wollte ich ihn glaube ich scheiße finden. Das war in einem ziemlich bornierten Lebensabschnitt, in dem ich mich gerade für solch offensichtlich müßiggehendes Kino nicht erwärmen konnte. Nunja, Jahre später, older budweiser, brachte mich des Funkys neuerlicher FTB-Eintrag darauf, doch mal wieder reinzuschauen - gesagt und für knapp 6 Euro mitgenommen. Was soll ich sagen, viel mehr ist der "Passenger" wohl nicht wert, doof ist und bleibter, da biegt's kein Brot, aber für den Preis kaufen und das Regal zubauen geht voll i.O..

5/10

#925 Funxton

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Geschrieben 29. August 2007, 20:46

"I'll be damned!"

The Ninth Gate (Die neun Pforten) ~ F/E/USA 1999
Directed By: Roman Polanski


Der an satanistischen Büchern interessierte Exzentriker Balkan (Frank Langella) beauftragt Dean Corso (Johnny Depp), einen Experten für altehrwürdige Buchkunst, in Europa nach zwei Ausgaben des Bandes "Die neun Pforten" zu fahnden. Das dritte Exemplar besitzt Balkan selbst. Angeblich soll Corso nur herausfinden, bei welchem Buch es sich um das Original handelt, doch macht er bald noch ganz andere Erfahrungen mit den "neun Pforten" und dessen Lesern.

Puh. Ich dachte schon einige Schrecksekunden lang neulich, ich hätte mich jahrelang in dem Film und Polanski getäuscht und darin Qualitäten erahnt, die gar nicht vorhanden sind. Doch weit gefehlt, "Ninth Gate" gefällt mir immer noch ganz vortrefflich. Neben der "bibliophilen" Thematik dürften dafür vornehmlich zwei Gründe verantwortlich sein: Zum ersten ist mir die Vorlage nicht geläufig und zum zweiten bin ich ein großer Polanski-Liebhaber und liebe somit auch die zahlreichen Querverweise, die der Mann gerade hier bezüglich seiner eigenen Biographie als Filmemacher einbaut. Dean Corso, mondän, linkisch und verweichlicht, ist nicht nur ein typischer Depp-Charakter, sondern auch ein typischer Polanski-Held. Wie eine Mischung aus dem jungen Andrzej, dem Studiosus Alfred, Jake Gittes und Dr. Walker tapert Corso durch das ihm offenbar hinlänglich bekannte Paris, auf der Suche nach der Wahrheit und exklusiven Satanisten-Clubs. Dann gibt es brillante Einstellungen wie die erdrosselte Baroness (Barbara Jefford), die exakt so aussieht wie weiland Barbara Leigh-Hunts Leiche in "Frenzy" und die darauf mit ihrem Rollstuhl durch eine Tür und geradewegs in eine Feuersbrunst fährt. Da sitze ich auch zum wiederholten Male mit ungläubigem Kopfschütteln vor besagter Szene. Und noch die drei Orangen in der Folge ... Polanski eben. Den kann man mir nicht madig machen. Ob die Anhalterfahrt auf der Ladefläche eines Schafstransporters an Landis' "American Werewolf" gemahnen soll, weiß ich nicht, aber der Gedanke gefält mir ...

9/10

#926 Funxton

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Geschrieben 01. September 2007, 15:22

"Nerds! Nerds! Nerds!"

Revenge Of The Nerds (Die Rache der Eierköpfe) ~ USA 1984
Directed By: Jeff Kanew


Lewis (Robert Carradine) und Gilbert (Anthony Edwards) gehen aufs College - und werden aufgrund ihres bücherwurmartigen Äußeren prompt zu den 'nerds' (in der deutschen Fassung: Scheißer) gesteckt. Die Campusverbindung der Football spielenden Alphabetas, angeführt von dem öligen Stan Gable (Ted McGinley), hat dabei nichts Besseres zu tun, als die Scheißer, die vollzählig der schwarzen Lambda-Lamda-Lambda-Verbindung beitreten, unentwegt zu drangsalieren und zu ärgern - bis diese - dem Titel entsprechend - mittels eines Wettkampfes, bei dem sie trotz bizarrster Disziplinen wie Wettrülpsen ihren überlegenen Verstand einsetzen und triumphieren können.

Jeder kennt sie aus der eigenen Schulzeit - die guten alten Klassenärsche, die mal mehr, mal weniger integriert waren, nie rauchen oder trinken mochten, niemals was mit Mädchen hatten, Brillen, X-Beine und unmodische Frisuren auftrugen und in Physik stets eine 1 vorweisen konnten. In aller Welt gab und gibt es sie, die Amerikaner haben, im Gegensatz zu uns, sogar eine originäre Wortschöpfung für jenen Menschenschlag kreiert: Nerds. Jeff Kanew hat diesen Mitte der 80er das längst fällige Denkmal gesetzt im Rahmen einer Komödie, der keine Zote zu abgestanden, kein Gag zu dämlich, kein Jux zu ranzig ist. Versehen mit einigen prominenten Namen und Gesichtern kam dabei eine weitere von diversen Wiederbelebungen der "Animal House" - Thematik um unerwünschte Studentenverbindungen heraus, die sich in gewissen Fachkreisen einen wenig verwunderlichen Kultstatus erarbeiten konnte und bis heute zu den gern hervorgekramten "Klassikern" weltweiter bierseliger Runden zählt.
Als Kritik am - aus soziologischer Perspektive betrachtet - ernsthaft problematischen "Kastenwesen" des amerikanischen Schulsystems, als welche er sich gen Ende noch gern verkaufen möchte, ist "Revenge" allerdings ein gnadenloser Rohrkrepierer. Auch wenn sich alles und jeder für eine Nacht mit den Scheißern solidarisiert - sie sind und bleiben Scheißer, mit sämtlichen Macken und Allüren. Selbiges gilt natürlich für die biersaufenden und fönfrisierten Sportler, die allesamt, auch das kennt man, als doof und gehässig charakterisiert werden.
Gewissermaßen auch ein beruhigender Gedanke: Everything in its right place.

6/10

#927 Funxton

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Geschrieben 01. September 2007, 15:52

"Let's ride."

Ghost Rider ~ USA 2007
Directed By: Mark Steven Johnson

Um seinen Vater Barton (Brett Cullen), eine Showmotorrad-Legende, vor dem drohenden Krebstod zu bewahren, schließt der junge Johnny Blaze (Matt Long), selbst im Geschäft tätig, einen Pakt mit Mephisto (Peter Fonda) persönlich. Im Austausch für Johnnys Seele soll Barton Blaze geheilt werden. Als dieser dann stattdessen eines Unfalltodes stirbt, will Johnny seine gesamte Vergangenheit hinter sich lassen. Als Erwachsener (Nicolas Cage), er ist längst ein Star im Showbiz, begegnet Johnny Mephisto erneut. Der fordert seinen Tribut: Johnny soll als dämonischer Racheengel 'Ghost Rider' Blackheart (Wes Bentley), einem revoltierenden Sohn Luzifers, Einhalt gebieten.

Der Ghost Rider zählt nicht unbedingt zu den populärsten, aber doch zu den beliebtesten Figuren im Marvel-Universum. Aus seinen bisher drei Inkarnationen destillierte Johnson, ähnlich, wie er es schon bei "Daredevil" praktiziert hat, die filmtauglichsten Aspekte und kreierte gleichermaßen als auteur einen Beitrag zum immer umfangreicher werdenden Subgenre der Comic-Verfilmungen, welcher nahezu einhelligen Spott und gleichmütige Ablehnung hervorgerufen hat.
Tja, guten Tach, da trete ich wieder auf den Plan, der ich schon "Elektra" und den "Fantastic Four" meiner heimlichen Zuneigung versicherte und auch im "Rider" wieder einen durchaus charmanten Vertreter seiner Zunft ausmache. Ich fühlte mich nicht selten an zwei meiner alten Lieblingsfilme, "Flash Gordon" und "Highlander", erinnert, die es beide hervorragend verstanden, die Liebe zu ihren Figuren und Szenarien mit einem ordentlichen Pfund Selbstironie und einem bewussten Trashappeal zu verbinden, der, zumindest im ersten Falle, dazu führte, dass er sich nie von seinem Geheimtipp-Status lösen konnte, weil die Öffentlichkeit ihm gegenüber kein Verständnis aufzubringen vermochte. Ich prognostiziere, dass es diesem Film einmal ganz ähnlich gehen wird. Johnson macht in meinen Augen mehr richtig als falsch, erkennt das groteske Potenzial des Höllenrockers mit dem flammenden Totenkopf, der im Prinzip kaum mehr als eine verrückte Kleinjungen-Phantasie ist ebenso wie den Wunsch der fanboys, ihren Helden in adäquater Form auf der Leinwand zu erleben. Die CGI-Tricks sind prima gelungen, Fonda und Sam Elliott haben zwei schöne Rollen abbekommen und Nicolas Cage? Man mag ihn mittlerweile nicht mehr ganz ernst nehmen, der schleichende Eindruck stellt sich jedoch ein, dass er selbst das noch am allerwenigsten tut.
Kann sein, dass die "Großen" der Marvel-Welt eine bessere Film-Figur machen, wenn sich ein Singer oder ein Raimi ihrer annehmen, für die von wenigeren, dafür aber umso treueren Fans geliebte B-Riege ist Johnson der beste Mann, den es zur Zeit gibt. Mag er sich doch als nächstes Iron Fist oder Moon Knight vorknöpfen - mich zumindest täte es mächtig freuen.

7/10

#928 Funxton

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Geschrieben 02. September 2007, 08:00

"You gotta rob to get rich in the Reagan era."

New Jack City ~ USA 1991
Directed By: Mario Van Peebles


Während der zweiten Hälfte der 80er Jahre steigt der Slumganove Nino Brown (Wesley Snipes) unter Verwendung skrupelloser Methoden in Harlem zum Drogenkönig auf. Dem Polizisten Stone (Mario Van Peebles) ist Brown schon lange ein Dorn im Auge und so setzt er die beiden Hardliner-Detectives Appleton (Ice-T) und Peretti (Judd Nelson) gegen Browns Syndikat, die 'Cash Money Brothers', ein. Nach ersten Misserfolgen schafft Appleton es als V-Mann, Brown vor Gericht zu zerren.

"New Jack City" gehört bedauerlicherweise zu jener Sorte Film, die nicht gut zu altern versteht. Schade. Es gab Zeiten, da fand ich ihn großartig und hätte kein schlechtes Wort darauf kommen lassen, doch mit dem Abstand einiger Jahre wendet sich das Blatt ein wenig. Woran liegt's? "New Jack City" möchte alles auf einmal, möchte zeitgemäßer Actionfilm sein und Hommage an das klassische Gangsterkino, will die vielen afroamerikanischen "Scarface"-Jünger begeistern und zugleich einen galligen sozialen Kommentar abgeben, schließlich sieht er sich in der noch jungen Tradition des new black cinema. Das alles transportiert der Film, jedoch nichts davon wirklich konsequent. Zwischen den vielen audiovisuellen Reizen, die sich gern an Spike Lee orientieren und zeitgleich protzige Statussymbole fokussieren ist nichts mehr. Der Film offenbart an vielen Stellen Löcher und kann nicht verhehlen, dass unter der Oberfläche kaum etwas übrigbleibt. Hätte sich Van Peebles mehr auf seine Actionelemente gestützt und auf verlorene Subplots wie den um den cracksüchtigen Pookie (Chris Rock) verzichtet, ich hätte ihn sicher auch gestern noch mehr gemocht. So bleiben immerhin eine großartige Snipes-Vorstellung und eineinhalb Stunden Kurzweil.

5/10

#929 Funxton

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Geschrieben 02. September 2007, 08:21

"Any country that can survive Stalin certainly can handle a little dope."

Red Heat ~ USA 1988
Directed By: Walter Hill


Um den flüchtigen Kokaindealer Rostavili (Ed O'Ross) zurückzueskortieren kommt der Moskauer Polizei-Kapitän Ivan Danko (Arnold Schwarzenegger) nach Chicago. Natürlich entwischt Rostavili, kaum, dass er einen Fuß aus der Zelle gesetzt hat. Danko muss nun mit dem ausnehmend amerikanischen Detective Art Ridzik (James Belushi) zusammenarbeiten, um Rostavili und in diesem Zuge auch die Cleanhead-Bande, mit denen sich der russische Gangster zusammengetan hat, hochgehen zu lassen.

Nach der geflissentlichen Enttäuschung um "New Jack City" gleich eine positive Überraschung hinterdrein: "Red Heat" hat mir noch nie so gut gefallen. Mein noch frischer Enthusiasmus sagt mir sogar, dass er zu den besten Filmen von Hauptdarsteller und Regisseur gezählt werden muss. Dabei bietet der Plot unwesentlich mehr als eine Buddy-Variation des "48 Hrs."-Themas, greift sogar viele der dort bewährten Elemente (sowohl inhaltlich als auch stilistisch) auf und verarbeitet sie in ähnlicher Weise. Erfreulicherweise ist der Plot aber keineswegs bloßes Alibi, sondern wird angenehm verstrickt erzählt, der Humor zündet und die Riege hervorragender Nebendarsteller versüßt einem das Filmerlebnis gleich nochmal eine Ecke mehr. Bei den heftigen und mitreißend inszenierten Schießereien, die (besonders im direkten Vergleich zum zuvor gesehenen Film) ohne große Mätzchen auskommen, dafür aber umso wirkungsvoller ausfallen, fühlt man sich gleich wie zu Hause. Und, besonders erfreulich: Arnie spielt, und das nicht mal schlecht. Außerdem liefert er einen aus heutiger Perspektive sogar filmhistorisch interessanten Beitrag zu Glasnost und Perestroika. Das hat der Konkurrent Stallone so nie hinbekommen. Klasse.

9/10

#930 Funxton

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Geschrieben 02. September 2007, 20:45

"What kind of music do you play?" - "Anything they ask me to. And then I play Ragtime."

Ragtime ~ USA 1981
Directed By: Milos Forman


New York 1906: Die Automobilindustrie beginnt zu boomen, die Immigrantenzahlen steigen, die Kluft zwischen arm und reich wächst. Der farbige Coalhouse Walker jr. (Howard E. Rollins jr.) macht sein Glück als Ragtime-Pianist. Einigen rassistischen Weißen ist sein baldiger Erfolg allerdings ein Dorn im Auge: Sie verschandeln und demolieren Walkers Auto. Diesen verlangt es nach Gerechtigkeit und als er sie auf legalem Wege nicht bekommt, sich im Gegenteil alles noch verschlimmert, beginnt er, mittels Selbstjustiz zurückzuschlagen. In Verbindung mit seinem Schicksal stehen noch andere: Das einer reichen Industriellenfamilie (James Olson, Mary Steenburgen, Brad Dourif), das eines russisch-jüdischen Kleinkünstlers (Mandy Patinkin) und das einer Tingeltangelentertainerin (Elizabeth McGovern).

Forman hat sich viel vorgenommen mit seiner Adaption des immens erfolgreichen Doctorow-Romans. Selbiger erwies sich dann auch als zu komplex für eine vorlagengetreue Ablichtung und somit ist "Ragtime" zumindest diesbezüglich als ehrenvoll gescheitert anzusehen. Als period piece hingegen vereint er all das in sich, was einen entsprechenden Film ausmachen sollte: Herrliche Kulissen, Bauten, Kostüme, Massenszenen. Interessanterweise kommt Forman dabei ohne wirklich große Darstellernamen aus, die in tragenden Parts anzutreffenden Gesichter (wie Brad Dourif, James Olson oder Robert Joy) sind dem sporadischen Kinogänger heute zwar allesamt irgendwoher bekannt, mit wenigen Ausnahmen aber niemals über einen Nebendarsteller-Status hinausgewachsen. Inmitten ihrer thront aber der große James Cagney, als Polizeichef von New York in seinem letzten Filmauftritt zu bewundern.
Anfangs arbeitet "Ragtime" mit sanfter Ironie und parallel erzählten Anekdötchen. So funktioniert er auch ganz prächtig. Irgendwann beginnt sich dann alles auf Rollins' Sozialterroristentum zu konzentrieren, der als schwarzer Michael Kohlhaas einen unbändigen Hass auf weiße Feuerwehrmänner auslebt und schließlich ein Bibliotheksgebäude besetzt. Spannend ist das insofern, als dass hierin das Hauptmotiv aller Forman-Filme, nämlich das eines Individuums im Widerstreit mit seinem repressiven System, zu Tage tritt; dem zuvor so angenehm mit seinem Zeitkolorit dahinplätschernden Film bekommt es weniger gut. Dennoch hätte "Ragtime" bis in die Gegenwart wesentlich mehr Aufmerksamkeit verdient, ein bemerkenswertes, fein anzusehendes Stück Kino ist und bleibt er allemal.

8/10





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