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In meinem Herzen haben viele Filme Platz - Filmforen.de - Seite 68

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In meinem Herzen haben viele Filme Platz


2138 Antworten in diesem Thema

#2011 Funxton

    Avanti, Popolo

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Geschrieben 28. Oktober 2009, 16:25

"Did you lock the front?"

My Bloody Valentine ~ USA 2009
Directed By: George Mihalka


Ein Minenunglück sorgt dafür, dass der schwer verwundete Arbeiter Harry Warden (Rich Walters) nach einem Jahr Koma an den Unfallort, das Städtchen Harmony zurückkehrt, und dort mit seiner Spitzhacke ein wahres Blutbad anrichtet. Zehn Jahre später, Warden gilt als tot, nachdem ihn der damalige Sheriff (Tom Atkins) niedergeschossen hat, kommt Tom Hanniger (Jensen Ackles), Erbe der Mine, zurück nach Harmony, um seine Hinterlassenschaft zu verkaufen. Doch seine Jugendliebe Sarah (Jaime King), nunmehr mit dem neuen Sheriff Axel Palmer (Kerr Smith) verheiratet, bewegt Tom dazu, den Minenbetrieb weiterlaufen zu lassen. Zeitgleich jedoch schlägt erneut ein irrer Mörder in Bergmannskluft zu. Ist Harry Warden doch nicht tot?

Ein Slasher par excellence, der Freunden dieses Subgenres genau das bietet, was sie mehrheitlich zu sehen wünschen: Eine vergleichsweise tumbe Geschichte, die selbst noch ohne den geringsten Funken Konzentration nachvollziehbar ist, die üblichen Spannungssequenzen, ein Minmum an langweiligen Geplänkel-Intermezzi sowie gleich literweise Blut und Gekröse, teils leider nicht angerührt, sondern am Rechner geriert. Die 3D-Boni sind lustig und lassen Erinnerungen an die Drittaufgüsse von "Friday The 13th" und "Jaws" aufkommen, die vor 26 Jahren versuchten, den dreidimensionalen Kintopp-Behelf zu reaktivieren. Ansonsten hält der Film sich angenehm frei von den nunmehr allenthalben üblichen Reminszenenzen, die ja im Prinzip kaum mehr sind, als ein ermüdendes Indiz dafür, dass Autor und Regisseur ihre Hausaufgaben gemacht haben bzw. "echte Fachleute" im Metier sind. Über einen der rar gewordenen Auftritte von Tom Atkins freut man sich hingegen umso mehr. Und der Arme kriegt's ja gleich ganz dicke. Nee, so ehrlich und authentisch lasse ich mir Hieb- und Stichfilme wie "My Bloody Valentine", der mir zudem sogar eine Nuance besser gefallen hat als das Original, nur allzu gern servieren.

6/10

#2012 Funxton

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Geschrieben 28. Oktober 2009, 16:56

"I'm sorry ladies. We just can't risk it."

The Last House On The Left ~ USA 2009
Directed By: Dennis Iliadis


Noch den Tod ihres Bruders von vor einem Jahr verarbeitend, reist die siebzehnjährige Mari Collingwood (Sarah Paxton) mit ihren Eltern John (Tony Goldwyn) und Emma (Monica Potter) in deren Landhaus, um dort die Ferien zu verbringen. Gleich am ersten Tag überredet bzw. überrumpelt Mari ihre Schutzbefohlenen mit der Idee, den Wagen zu nehmen und ihre Freundin Paige (Martha MacIsaak) in der angrenzenden Kleinstadt zu besuchen. Die beiden Mädchen stoßen dort auf einen schüchternen Jungen namens Justin (Spencer Treat Clark), der ihnen etwas Dope verkauft. Bei dessen Vater jedoch handelt es sich ausgerechnet um den just entflohenen Knacki Krug (Garret Dillahunt), der noch seinen Bruder (Aaron Paul) und seine durchgeschossene Freundin (Riki Lindhome) im Schlepptau hat. Die drei Verbrecher stehlen Maris Wagen, entführen die Mädchen, und erniedrigen und vergewaltigen sie ganz in der Nähe von dem Haus der Collingwoods. Paige wird ermordet, Mari kann schwerverletzt entkommen. Die Gangster laden sich derweil bei den arglosen Collingwoods zur Übernachtung ein. Als Mari mit letzter Kraft das Haus der Eltern erreicht und Tony und Emma begreifen, wen sie da beherbergen, üben sie blutige Rache.

Eine lange Synopse für eine eigentlich rasch erzählte und vor allem hinlänglich bekannte Geschichte. Jedoch hätte ich sie kürzer nicht notieren können, was in gewisser Weise für die Komplexität vonn Film und Thema spricht. "Die endgültige Rache der Bourgeoisie an seinen Proletarierfeinden" wäre ein ebenso passender Titel für "The Last House On The Left", den man wiederum nicht ganz unbefleckt würdigen kann, schließlich gab es da einst eine filmhistorisch nicht unwichtige Vorlage gleichen Namens. Um es vorwegzunehmen: Das Remake, an dem Cunningham und Craven mitproduziert haben, ist ein guter, sogar ein nicht unintelligenter Beitrag zur neuen harten Welle im Horrorfilm, der als ironisches Soziogramm eine Menge Geschick aufweist. Aber das große Aber ist nicht fern - natürlich bleibt das Original, finanziert aus den Erwirtschaftungen von Pornofilmen, dreckig, klein, gemein und vor allem unabhängig entstanden, unangetastet. Und auch wenn das Remake sich Mühe gibt, unnachgiebige Härte zu demonstrieren und zu schockieren, erreicht es die abgründige Wirkung des Vorbildes nicht. Wes Craven, der vollmundig meint, der neue Film werde den Klassikerstatus des alten einholen, muss ich somit leider ein gutes Pfund Großmäuligkeit attestieren.
Aber genug abgerotzt, natürlich hat das 09er-"House" auch seine Qualitäten. Die eigenartige Lyrik, die auch in der schärfsten visuellen Brutalität verborgen liegt, und die Regisseure wie Ruggero Deodato bereits in der Vergangengeit ausfindig gemacht haben, vermarktet auch Iliadis' Film vortrefflich. Wenn Mari ihre Schwimmkünste einsetzt, um zu entkommen, sie dann doch eine der vielen durchs Wasser sirrenden Kugeln ihrer Verfolger trifft und sie, einem sterbenden Schwan gleich, ganz gemächlich, beinahe erlöst, unterzugehen scheint, dann ist das auf eine recht perverse Art und Weise wunderschön anzusehen. Auch vermag es der Film, seine perfide Emotionalität gezielt einzusetzen und das Publikum, ganz so wie seinerzeit das Original, auf die Seite der rächenden Eltern zu ziehen. Da wird dann auch die beide Filme auszeichnende Diskursivität überdeutlich, die Frage nämlich nach der probaten Reaktion in der denkbar extremsten Situation. Angesichts der Stillos - falls sie denn auch bei Iliadis so heißen, das erfährt man nicht während des Films - muss wohl jeder Todesstrafenverächter weich werden. Und glücklicherweise darf er das ganz ungeniert. Denn - es ist ja nur ein Film.

7/10

#2013 Funxton

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Geschrieben 31. Oktober 2009, 10:47

"This is our destiny."

Slumdog Millionaire ~ UK 2008
Directed By: Danny Boyle/Loveleen Tandan


Als Jamal (Dev Patel), junger Mann aus den Mumbaier Slums und Callcenter-Mitarbeiter, in der indischen Version von "Wer wird Millionär" bis zur 20-Millionen-Rupien-Frage vordringt, informiert der Showmaster Prem (Anil Kapoor) aus grenzenlosem Popularitätsneid die Polizei und lässt Jamal unter Betrugsverdacht festnehmen. Im Verhör jedoch kann Jamal jede einzelne korrekte Antwort durch eigene biographische Fakten erläutern und rechtfertigen. Und nicht nur das: Dem Slumdog geht es gar nicht um das zu gewinnende Vermögen, sondern einzig um seine große Lebensliebe Latika (Freida Pinto), die als Hausliebchen eines stadtbekannten Gangsters (Mahesh Manjrekar) eine Art Gefangenendasein fristet und die er mit seinem öffentlichen Auftritt zu erreichen versucht.

Wenn eine werbewirksame Veranstaltung wie die alljährliche Oscarverleihung einem Opfer des westlichen, (anglo-) amerikanischen Kulturimperialismus, - wie ich eines bin -, das noch nie einen Bollywood-Film sah und den Namen Shahrukh Khan bloß deshalb kennt, weil der Augenwinkel ihn bisweilen auf uninteressanten DVD-Covern im örtlichen Elektronikfachmarkt wahrnahm, die Wunder einer in Indien spielenden Geschichte eröffnen kann, dann erfüllt sie einen nicht zu unterschätzenden Zweck. "Slumdog Millionaire" von Danny Boyle aus Manchester, der nicht nur seiner Physiognomie nach zu urteilen mit Stephen P. Morrissey verwandt sein muss und den ich, so weit ich ihn kenne, stets als recht sichere Bank verbuchen konnte, ist ein wunderbarer Film. Einer, der vor Vitalität strotzt und der, sein größtes Verdienst, nämlich einen interkulturellen Mentalitätsbrückenschlag, nicht nur versucht, sondern erfolgreich bewerkstelligt. Die Lebensgeschichte dreier Kinder, eben des Titelhelden Jamal, seiner Angebeten Latika und seines älteren Bruders Salim (Madhur Mittal), die trotz widrigster Lebensumstände ihre Wege gehen, bildet die Grundlage für diesen feurigen, optimistischen Film voller Traumerfüllungen. Das sich auch in der Realität westlichen Standards annähernde Indien, das seine Physis, einem gewaltigen Strom gleich, tagtäglich verändert, wird innerhalb weniger Minuten zu einem seltsamen Vertrauten und man selbst zum emotionalen Sympathisanten. Trotz allen Mülls und Elends atmet "Slumdog Millionaire" den pompösen, goldenen Odem Krishnas, der Jamal einmal als irdische Inkarnation erscheint und ihm die Beantwortung einer weiteren Frage ermöglicht. Von mir aus hätte Boyle außerdem auch einfach 116 Minuten lang das Gesicht Freida Pintos filmen können, das wäre ebensowenig langweilig geworden. Was für eine wahrhaft göttlich schöne Frau.

9/10

#2014 Funxton

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Geschrieben 31. Oktober 2009, 11:10

"I am the backbone of colonial America!"

Choke ~ USA 2008
Directed By: Clark Gregg


Zeitlebens wird der sexsüchtige Victor Mancini (Sam Rockwell) von der Seltsamkeit begünstigt. Nach einer rastlosen Kindheit, die er im Schoße seiner der Anarchie verschriebenen Mutter Ida (Anjelica Huston) verbringen musste, ohne je die Freuden altersgemäßer Lebensphasen kennzulernen, bumst Victor als Erwachsener alles, was ihm vor die Flinte kommt. Zusammen mit seinem besten Freund Denny (Brad William Henke), der sich, ebenfalls in pathologischen Ausmaßen, der autoerotischen Handarbeit verschrieben hat, arbeitet Victor in einem Themenpark zur Landesbesiedlung und besucht mit ihm außerdem regelmäßig die Gruppe der Anonymen Sexsüchtigen - das jedoch nur, um mit willfährigen die Sitzungen im Nebenraum durchzupimpern. Den Krankenhausaufenthalt seiner mittlerweile demenzkranken Mutter finanziert Victor, indem er in Restaurants so tut, als drohe er an seinem Essen zu ersticken um sich dann von unfreiwilligen Helden retten zu lassen, die ihn dann später noch finanziell bezuschussen. Als er die Ärztin (Kewlly Macdonald) seiner Mutter kennenlernt, die ihm eine höchst eigenartige Therapiemethode vorschlägt, erlebt er etwas ganz Neues: Er bekommt bei ihr keine Erektion...

Nach David Finchers "Fight Club" ist "Choke" die zweite Verfilmung eines Romans von Chuck Palahniuk, jenes äußerlich so unscheinbaren Chronisten menschlicher Abgründe und Zynismen der Gegenwartsschwelle. Im Gegensatz zu ersterem handelt es sich bei der von Gregg adaptierten Geschichte aber um ein vergleichsweise intimes, weit weniger gesellschaftlich umfassendes Porträt, das buchstäblich in den niederen Sub-Regionen seine Ansatzpunkte sucht und findet. Das Bedürfnis nach Sexualität, soviel dürfte noch jedem Ethologie-Laien geläufig sein, ist neben dem nach Nahrung und Schutz die größte Triebfeder humanen und ganz besonders maskulinen Handelns. Ausgehend von dieser Prämisse wird die zugleich eigenartige und komische Geschichte der Victor Mancini berichtet, der, als er Mitglied des "Kreises" wird (der "Kreis" besteht aus Menschen, die sich nackt und bei offener Tür auf Bordtoiletten verschanzen und dort auf potenzielle Sexpartner warten. Entschließt man sich nach Erheischung eines Kreismitgliedes, selbst mitzumachen, gehört man automatisch zum "Kreis" dazu), erfährt, dass es eigentlich keine große Kunst ist, sexuelle Praktiken bzw. den Koitus mit einer Vielzahl wechselnder Partnerinnen auszuüben - Geilheit und damit verbundene Reuelosigkeit sind nicht erst Wesenszüge der Moderne. Dass dabei allerdings langfristig der etwas subtilere Wunsch nach einer dauerhaften Partnerschaft zu kurz kommen muss, ist das Dachthema von "Choke", der letzten Endes eine ganz konservative Moral vertritt: 'Euer wahres Glück findet ihr nur bei einer - oder einem.' Bravourleistung von Anjelica Huston.

7/10

#2015 Funxton

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Geschrieben 31. Oktober 2009, 11:31

"They're everywhere!"

Mirrors ~ USA/RO 2008
Directed By: Alexandre Aja


Ein Jahr nachdem er versehentlich einen Menschen erschoss, versucht Ex-Polizist Ben Carson (Kiefer Sutherland), noch immer verzweifelt und tablettensüchtig, langsam wieder Fuß zu fassen. Zeitweilig von Frau (Paula Patton) und Kindern (Cameron Boyze, Erica Gluck) getrennt, lebt Ben bei seiner Schwester Angela (Amy Smart), als er den Posten eines Nachtwächters in einem ausgebrannten Kaufhaus annimmt. In jenem entpuppen sich die vielen noch vorhandenen Spiegel als gespenstische Fenster in eine andere Welt. Einmal hereingeschaut, nehmen sie von ihrem Gegenüber Besitz und stellen zumeist recht widerliche Sachen mit ihm an. Als Angela bestialisch ermordet aufgefunden wird, fürchtet Ben um den Rest seiner Familie und müht sich, das Rätsel um die Spiegel zu lösen.

Ajas zweite US-Produktion nach dem "The Hills Have Eyes"-Remake ist ein recht konventioneller Horrorfilm geworden, der den von den Japanern modernisierten und von Hollywood hernach mit Kusshand adaptierten Gespenster- und Dämonengrusel mit den für Aja typischen Hardcore-Elementen verknüpft. Hier geht es nicht nur darum, eine alte Schuldigkeit zu entdecken und aufzulösen, sondern auch um kreatives Morden, das von KNB in zwei, drei entsprechend deftige Szenen gesetzt wurde. Jene bilden dann wohl auch das, was sich von "Mirrors" über die Distanz im Gedächtnis verankern wird; ein Held, dem niemand seine vermeintlichen Phantastereien glaubt, weil er ohnehin bereits im sozialen Aus steht und ein fieser Dämon in Kindesgestalt, der sich in Zeitrafferdimensionen die Wände entlang hangelt, seine fauligen Zähne fletscht und dabei den Kopf im Supertempo schüttelt, sind indes allzu allgemeingültige Ingredienzien für diesen ansonsten unwaghalsig-gewöhnlichen, dabei aber doch sehr unterhaltsamen Genrefilm.

6/10

#2016 Funxton

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Geschrieben 31. Oktober 2009, 11:58

"Nothing's easy."

Crank ~ USA 2006
Directed By: Mark Neveldine/Brian Taylor


Eines Morgens erwacht Profikiller Chev Chelios (Jason Statham) und muss feststellen, dass Verona (Jose Pablo Cantillo), der Auftraggeber seines letzten Jobs, den Chev sich seiner nichtsahnenden Freundin Eve (Amy Smart) zuliebe auszuführen geweigert hat, ihm des Nachts ein tödliches Gift verabreicht hat, dass das Herz zum Stillstand bringt. Mit immer neuen Adrenalinschüben und allen möglichen pharmazeutischen und nichtpharmazeutischen Schrittmachern, darunter literweise Schnupfenspray und Red Bull, arbeitet sich Chev, einem Amokläufer gleich, quer durch L.A. zu seinem Mörder in spe durch.

Gut, dass ich mich letztlich doch getraut habe (zugegeben eigentlich erst auf den wohlmeinenden Ratschlag des werten Herrn Nöding hin). Befürchtete immer, "Crank" wäre so eine fürchterliche Gurke wie mein erklärter Hassfilm "Shoot'Em Up", was sich dann aber als unbegründet herausstellte. Gut, Neveldine/Taylors Werk ist - um es diplomatisch zu formulieren - recht derb und grob in der Zeichnung seiner Figuren und Alibiinhalte, doch darum geht es eigentlich gar nicht, ebensowenig um die vorgebliche Prolligkeit des Ganzen. Vielmehr ist "Crank", ähnlich wie der ebenfalls einsilbig betitelte "Speed" die einmal pro Dekade nötige Beschau des status quo im Actionfilm, dessen Hauptmotive ja unter anderem Kinetik und männliche Allmachtsphantasien sind. Der Topos des Vergifteten, der, um seinen Mörder ausfindig zu machen, den eigenen Tod überbrückt bzw. austrickst, ist ein bekanntes, das besonders durch die beiden "D.O.A."-Verfimungen populär geworden ist, sich in "Crank" aber ganz anders, ganz neu geriert. Ein Mann, so die folgerichtige Überlebung, dessen Tod gewiss ist, hat nichts zu verlieren, kann jedwedes Ethos, jedwede Bedenken und Skrupel beiseite schieben und tun, was ihm gefällt. Hinzu kommt der förderliche Umstand, dass das dabei ausgeschüttete Adrenalin ihm jeweils zusätzliche Minuten Lebenszeit beschert. Chev Chelios - welch ein Name - darf also nur eines nicht: sich erwischen lassen. Ansonsten bedreoht und beleidigt er lustig aufgelegt eine ganze Ghettogang, diverse Polizisten, rast wie weiland Jake und Elwood mit seiner Karre durch ein Einkaufszentrum, fährt zu Nilssons "Everybody's Talkin'" freihändig stehend Motorrad und vögelt zur allgemeinen Belustigung seine Freundin vor einem chinesischen Restaurant. Das Ganze ist formal verpackt in einen veritablen Experimentalfilm. Alles, was die Technik gegenwärtig so hergibt und was dem Zuschauer nicht endgültig den Überblick verdirbt, kommt zum Einsatz. Das Ganze ist schließlich so unglaublich flott geschnitten und verschnürt, dass ich es trotz zunehmenden Blasenstaus kaum geschafft habe, auf den Pausenknopf zu drücken. Und diese Amy Smart... ein wahres Zuckerchen. Auch wenn ihre "Crank"-Rolle ihr vielleicht nicht gerade zur geistigen Ehre gereicht. Aber gerade das macht sie doch so sympathisch.
Jetzt bin ich nicht wenig gespannt, wie Chev Chelios aus der Bredouille am Schluss wieder herauskommen soll und halte gleich heute mal Ausschau nach Teil Zwo.

8/10

#2017 Funxton

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Geschrieben 31. Oktober 2009, 12:25

"It's been emotional."

Lock, Stock And Two Smoking Barrels (Bube, Dame, König, grAs) ~ UK 1998
Directed By: Guy Ritchie


Mit dem mühsam Ersparten seiner drei Freunde Tom (Jason Flemyng), Soap (Dexter Fletcher) und Bacon (Jason Statham) als Einsatz nimmt Pokerprofi Eddie (Nick Moran) an einem hochdotierten Pokerspiel gegen den Gangsterkönig Hatchet Harry (P.H. Moriarty) teil - jener bescheißt natürlich nach Strich und Faden, so dass Eddie keine Chance hat und zusätzlich zu dem Verspielten eine weitere halbe Million an Harry verliert. Sollte diese nicht innerhalb einer Woche bezahlt werden, gehe es Eddie und seinen Kumpels schlecht, so versichert ihm Harrys Bluthund Barry, der Baptist (Lenny McLean) glaubhaft. Zudem stünde die Kneipe von Eddies Vater J.D. (Sting) auf dem Spiel, auf die Harry es ohnehin seit längerem abgesehen hat. Die rettende Idee lässt nicht lange auf sich warten: Neben Eddie haust der sadistische Ganove Dog (Frank Harper), der just plant, ein Clübchen von wohlorganisierten, aber kreuzbraven Dopepflanzern hochzunehmen und deren sauer Verdientes einzusacken. Jene Beute wollen Eddie & Co. Dog wiederum stehlen. Die Ficker sollen gefickt werden. Dumm nur, dass man das erbeutete Gras an den Großgangster Rory Breaker (Vas Blackwood) verschebeln will - denn just diesem gehörte es bereits zuvor...

Diesem Film und "Trainspotting" verdankt die gesamte englischsprachige Filmindustrie ein paar entscheidende Stilvorgaben, die heute längst zur Selbstverständlichkeit geworden sind, vor gut zehn, zwölf Jahren aber noch unter cineastischer Exzentrik firmierten. In karamellfarbenen Sepiatönen, mit ein paar Zeitraffern hier und einigen SloMos dort, präsentiert Ritchie die große Blaupause für alle seine etwas besseren Filme: ein unglaubliches Sammelsurium von Londoner Halbweltgestalten, einige von ihnen dämlich, andere fast unschuldig, einige furchteinflößend, andere schlicht verachtenswert. Aber alle haben sie irgendwie Dreck am Stecken. Was passiert, wenn diese diverse Interessensgemeinschaften, wenn ich mich nicht verzählt habe, sind es sechs, wobei einige von ihnen, wie der schrankgleiche Big Chris (Vinnie Jones) wiederum auf eigene Rechnung arbeiten, aufeinanderprallen, davon berichtet "Lock, Stock And Two Smoking Barrels". Und dieser Soundtrack - eine Songkollektion, wie sie selbst ein Quentin Tarantino nicht göttlicher zustammenstellen könnte und die von Ocean Colour Scene über Junior Murvin, James Brown und die Stooges, ja, selbst Robbie Williams, bis hin zu den Stone Roses reicht - und sogar für ein wenig Drum'n Bass zwischendrin noch Platz lässt. Obwohl Sting mitspielt, sind nicht ein einziges Mal The Police oder er als Solokünstler zu hören, eine weitere, winzige Liebenswertheit, ebenso wie die, dass "Young Sherlock Holmes" Nicholas Rowe hier als dauerbreiter Hanfbauer zu sehen ist - eine hervorragende Ergänzung zu seinem Jugendwerk. Die Betrachtungsabstände werden zwar größer, analog dazu bleibt meine hohe Wertschätzung dieses modernen Klassikers aber bestehen. Toll.

9/10

#2018 Funxton

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Geschrieben 02. November 2009, 16:00

"Don't you believe any Jap."

Too Late The Hero (Zu spät für Helden - Antreten zum Verrecken) ~ USA/UK 1970
Directed By: Robert Aldrich


Lt. Jawson (Cliff Robertson) von den amerikanischen Streitkräften wird anno 42 auf eine der Okinawa-Inseln beordert. Seine Japanischkenntnisse seien dort von Nutzen und würden von einer britischen Kompanie benötigt. Jene liefert sich anhaltende Scharmützel mit den Japanern; die Frontlinie markiert ein riesiges freies Feld außerhalb des Lagers der Briten. Zusammen mit einer kleinen Einheit, der unter anderem der disziplinierte Captain Hornsby (Denholm Elliott) sowie der zynische Sanitäter Hearne (Michael Caine) angehört, der persönlich etwas gegen Yanks hat, rückt Jawson gegen ein japanisches Lager vor, um die dortige Funkstation zu zerstören, bzw. gegen eine eigene auszutauschen. Jene soll dann dazu dienen, dem Feind mithilfe Jawsons lingualer Talente falsche Informationen zukommen zu lassen. Nur die Hälfte des Auftrags gelingt, die gegnerische Übermacht ist zu groß. Auf dem Rückweg entdeckt man einen getarnten Flugplatz für eine geplante Invasion gegen die Marine, wird jedoch entdeckt. Jawson und die Briten werden gnadenlos durch den Dschungel getrieben und verfolgt.

Aldrichs mit etlichen britischen, auf Kriegsfilme spezialisierten Akteuren besetztes WWII-Spektakel dürfte zu den kaltschnäuzigsten des Fachs gehören. Selbst für Moralisierungen ist in der Welt von "Too Late The Hero" kein Platz mehr; schonungslos demonstriert der Film den unausweichlichen Opportunismus, der einen jeden vermeintlich stolzen Infanteristen ergreift in einer Extremsituation wie der eines offenen Schlagabtauschs mit feindlichen Soldaten. Das Hauptziel ist keinesfalls die Erfüllung der gestellten Mission, sondern das eigene Überleben um jeden Preis. Der Krieg fördert dabei dreckigste Charakterzüge zu Tage: Private Campbell etwa, gespielt von Ronald Fraser, der häufig für die Rolle des schwächsten Kettengliedes gebucht wurde und sich erst mit "The Wild Geese" wieder gänzlich "rehabilitieren" konnte, macht in "Too Late The Hero" eine unrühmliche Entwicklung durch vom Leichenfledderer über den Feigling und Verräter bis hin zum Mörder. Alle anderen begnügen sich mit Uneinigkeiten und einer sich permanent weiter minimierenden Chance, dem Inferno mit heiler Haut zu entkommen. Interessant in diesem Zusammenhang ist, wie gezielt überschaubar Aldrich die Topographie des Films hält; bestimmte Ecken des Urwalds wirken über kurz oder lang regelrecht vertraut und man bildet sich nach einiger Zeit der Betrachtung beinahe unwillkürlich ein, selbst den Weg zurück finden zu können. Kein schöner Film, dafür ein echter Nägelkauer und so rau wie scharfkantig. Ein echter Aldrich eben.

8/10

#2019 Funxton

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Geschrieben 02. November 2009, 16:23

"And... Action!"

White Hunter Black Heart (Weißer Jäger, schwarzes Herz) ~ USA 1990
Directed By: Clint Eastwood


Der in Irland lebende amerikanische Filmregisseur John Wilson (Clint Eastwood) interessiert sich deutlich werniger für sein neues Filmprojekt, das um ein sich gegen die kaiserliche deutsche Armee zur Wehr setzendes, auf einem Dampfboot einen afrikanischen Fluss heruntertuckerndes Pärchen im Ersten Weltkrieg kreist, als für die Chance, im Zuge der Dreharbeiten einen Elefanten auf Safari schießen zu können. Sein Freund Pete Verrill (Jeff Fahey), der das Script überarbeiten und Wilson Änderungsempfehlungen geben soll, reist zusammen mit dem Regisseur nach Uganda und ist bald entsetzt von der ihm unerklärlichen Besessenheit Wilsons.

Nach dem Roman von Peter Viertel, der John Hustons obsessives Ego während und insbesondere vor den Dreharbeiten zu "The African Queen" beobachten konnte und es zum Zentrum seiner literarischen Observation machte, inszenierte Eastwood 1990 diesen so behutsamen wie behäbigen Film. Wie so häufig zuvor bewies der Regisseur, dass er es nicht scheut, ja sogar liebt, zwischen zwei Extremen umherzupendeln. Ähnlich wie er acht Jahre zuvor praktisch in ein- und demselben Atemzuge "Firefox" und "Honkytonk Man" gefertigt hatte, entstanden nun in unmittelbarer Folge der eher konventionelle Genrefilm "The Rookie" und "White Hunter Black Heart", eine ebenso augenzwinkernde wie Kopfzerbrechen machende Huldigung an einen der großen amerikanischen Filmemacher des 20. Jahrhunderts. Über den Authentizitätsgehalt der Vorlage und insbesondere des Films (für den Viertel immerhin sein Buch selbst adaptierte) scheiden sich die Geister; viele Intimkenner von Huston und seiner Biographie behaupteten, die dargestellten Ereignisse seien größenteils mythisierend und würden weniger Hustons Status als Exzentriker stützen denn vielmehr Eastwoods Status als überlebebensgroßer Filmheld. Ich kann den Wahrheitsgehalt solcher Spekulationen nicht verifizieren, darf jedoch zumindest zweitere Behauptung durchaus bestätigen. Eastwood bleibt Eastwood, ob als ballernder Bulle in L.A. oder als feuernder Filmregisseur im afrikanischen Busch.

7/10

#2020 Funxton

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Geschrieben 02. November 2009, 16:56

"I'm just a fella now. I ain't no different than anyone else. No more."

Unforgiven (Erbarmungslos) ~ USA 1992
Directed By: Clint Eastwood


Nebraska, 1880. Im Städtchen Big Whiskey zerschneidet ein beleidigter Cowboy (David Mucci) einer Hure (Anna Levine) das Gesicht. Deren Kolleginnen wollen sich mit der milden Strafe, die eher den Puffbesitzer Skinny (Anthony James) auslöst, nicht zufriedengeben, sammeln ihr Erspartes und lassen überall in der Gegend verlauten, dass jeder, der den Übeltäter und seinen Freund (Rob Campbell) erschießt, eintausend Dollar kassieren kann. Damit ist Little Bill Daggett (Gene Hackman), der Sheriff von Big Whiskey, jedoch keineswegs einverstanden. English Bob (Richard Harris), den erstbesten Auftragskiller, der im Ort erscheint, jagt Little Bill mit Pauken und Trompeten wieder aus der Stadt. Irgendwann hört dann auch der frühere Revolverheld und Gangster Will Munny (Clint Eastwood) durch den schießwütigen Schofield Kid (Jaimz Woolvett) von der Belohnung und schließt sich dem Jungspund zusammen mit seinem alten Kumpel Ned Logan (Morgan Freeman) an.

"Unforgiven" ist ein Kunstwerk, wie es nur alle zehn Jahre aufleuchtet, zugleich Abschluss und Neuanfang, Resignation und Initiation in einem. Eastwood, der einmal gesagt hat, dass Jazz und Western die einzigen originären Kunstformen seien, die der amerikanische Kontinent hervorgebracht habe, mühte sich bereits in seinen drei zuvor entstandenen Western "High Plains Drifter", "The Outlaw Josey Wales" und "Pale Rider", dem Genre eine resümierende Signatur zu versetzen, um die Annalen des Western ein für allemal zuklappen zu können, fast so, als wolle er auch einen persönlichen, ihn seit langem triezenden Geist austreiben. Die bisherigen Ansätze waren dabei jeweils mythologischer Natur, seine Helden gespenstische Rache- und Schutzengel bzw. Einzelgänger mit einer ungetilgten Schuld im Nacken. Über diese Fanale reicht "Unforgiven" weit hinaus, wenn er sie am Ende auch doch noch ein letztes Mal anfeuert. Eastwoods Regie präsentiert sich meditativ und naturverbunden, die Jahreszeiten quetschen sich in eine viel zu kurze Distanz - oder zumindest erscheint sie viel zu kurz -, am einen Tag klagen die Leute über die unerträgliche Hitze und nur kurz darauf versinkt die Welt im Schnee. Will Munny ist das weitgehend egal, er beginnt erst jetzt, im Alter, langsam die Vorzüge einer schönen Landschaftsaussicht zu schätzen. Munny hat seine 29 Jahre junge Frau an die Pocken verloren und erzieht seine zwei kleinen Kinder selbst inmitten des Nirgendwo (die Zahl seiner Feinde dürfte noch immer beträchtlich sein). Dennoch ist seine Verflossene omnipräsent; sie hat ihn die Vorzüge eines ehrlichen, arbeitsamen Lebens gelehrt, ihn von Alkohol und Gewalt hin zum Farmerdasein domestiziert. Dass die alten Sehnsüchte nicht fortzuleugnen sind, beweist sein recht schnell gefasster Entschluss. Geld für Blut. In Munny steckt schlussendlich noch genug Killer, um dieses zu verdienen. Doch er ist ein lebendes Fossil, ebenso wie seine Zeitgenossen English Bob und Little Bill. Längst haben selbsternannte Chronisten wie Bobs "Biograph" Beauchamp (Saul Rubinek) begonnen, den Alten Westen und seine Legenden zu billigen Groschenromanen zu verarbeiten und selbst der Nachwuchs entpuppt sich als zwangszivilisiert - Schofield Kid hat aller Angabe zum Trotz nie zuvor getötet und wird es nach seinem ersten Mord auch nicht wieder tun. Für Will Munny indes ist es zu spät. Er ist bereit, nach seinem Tod in die Hölle zu fahren, darum darf ein guter Freund auch zu Lebzeiten noch anstandsgemäß gerächt werden.
Vermutlich ist "Unforgiven" Eastwoods Zenit und jener eine große Film, der ihn in der punktuellen Mitte seines Schaffens und umrahmt von etlichen anderen guten, sehr guten und exzellenten Arbeiten für alle Zeiten seinen Status sichern wird.

10/10

#2021 Funxton

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Geschrieben 02. November 2009, 17:19

"They're gonna write books about us, Frank."

In The Line Of Fire ~ USA 1993
Directed By: Wolfgang Petersen


Noch dreißig Jahre nach dem Kennedy-Attentat gibt sich der Secret-Service-Agent Frank Horrigan (Clint Eastwood), der einst zu JFKs Personenschutz abgestellt war, die Mitschuld an dem, was damals passiert ist. Als ein psychotischer Ex-Killer vom CIA namens Mitch Leary (John Malkovich) telefonisch bei Horrigan vorstellig wird und ankündigt, den aktuellen Präsidenten zu ermorden, wittert der alternde Haudegen die Chance zur späten Rehabilitation. Verbissen verfolgt er jede denkbare Spur.

Ein Unikat inmitten allem im Kinobereich, woran Eastwood seit "Play Misty For Me", also in einem Zeitraum von bis dato 38 Jahren, gearbeitet hat. "In The Line Of Fire" ist der einzige Film, an dem er in irgendeiner Funktion beteiligt ist, der nicht von Eastwoods Malpaso produziert wurde und an dem nicht einer seiner Leib- und Magen-Mitkünstler kogearbeitet hat. Eastwood begab sich praktisch gänzlich in Petersens Obhut respektive in die eines konkurrierenden Studios (auch für die Columbia hat er nur dieses eine Mal gespielt) und hob einen Charakter, ein Thema, einen Film aus der Taufe, der im Prinzip ebensogut gänzlich auf seinem eigenen Mist hätte wachsen mögen. "In The Line Of Fire" kultiviert vor allem Eastwood, den Hollywoodhelden, und seine immer mythischer werdende Aura. Frank Horrigan ist ein Berufsprofi, einer, der für sein Alter noch fit zu Fuß ist und gepflegt zu flirten weiß, jemand, der all sein Geld für Jazzplatten ausgibt und selbst einen bekennend hervorragenden Pianisten abgibt. Womit und woran dieser Film, übrigens die mit Abstand gelungenste US-Produktion Petersens, erst wächst, ist daher Eastwoods Antagonist John Malkovich. Malkovich ist natürlich der wesentlich fähigere und bessere Schauspieler und läuft Eastwood als psychopathischer Attentäter in spe ziemlich mühelos den Rang ab. Es heißt also: kalifornische Tinseltownmytholgie versus Ostküsten-(und darüber hinaus)-Method-Acting, ein fast allein von seiner Aura zehrender Held im Rentenalter gegen einen der großartigsten Filmschauspieler der Gegenwart. Petersen nutzt diese Ausgangsposition in virtuoser Weise. Selbstredend bleibt sein Film in den Bahnen der Konventionalität und löst ein kaum verschachteltes Thriller-Konstrukt in sich auf, die Klarheit seiner wunderbaren Bilder indes ist es, die "In The Line Of Fire" tatsächlich eine Form von Erhabenheit verleiht. Und das Zusammen- bzw. Gegeneinanderspiel dieser beiden so unterschiedlichen, großartigen Männer in den Hauptrollen selbstredend. Machtvoll.

8/10

#2022 Funxton

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Geschrieben 03. November 2009, 17:29

"Hail to Sir Jack! Hail to Sir Jack!"

Jack The Giant Killer (Der Herrscher von Cornwall) ~ USA 1962
Directed By: Nathan Juran


Cornwall, irgendwann um das frühe Mittelalter: Nachdem der Bauersjunge Jack (Kerwin Mathews) die Königstochter Elaine (Judi Merdeith) vor einem von dem bösen Zauberer Pendragon (Torin Thatcher) ausgesandten Riesen gerettet hat, übergibt sie der Herr Papa (Dayton Lummis) persönlich in die Obhut des just zum Ritter geschlagenen 'Sir Jack'. Dieser soll Elaine in die Normandie eskortieren. Doch Pendragon gibt nicht klein bei. Mithilfe seiner Furien entführt er Elaine und verhext sie, um so an den Thron von England zu kommen. Jack, der unerwartete Unterstützung von einem Heinzelmännchen (Don Beddoe) erhält, schreitet zur Rettung.

Mit "Jack The Giant Killer" suchte man den Erfolg des wunderbaren "The 7th Voyage Of Sinbad" zu wiederholen und verwendete zu diesem Zwecke entscheidende personelle Garanten, die schon das letzte Märchen so kompetent zu verdeln wussten: Der Regisseur und die zwei als Gegenspieler zu sehenden Hauptdarsteller traten jeweils in denselben Funktionen an. Einer jedoch, der Wichtigste von allen, fehlte - Ray Harryhausen, der die Zyklopen und kämpfenden Skelette in "Sinbad" durch seine Stop-Motion-Effekte zum Leben erweckt und dem dazugehörigen Film erst dessen bis heute vorhaltenden, elementaren Zauber verliehen hatte, stand nicht mehr zur Verfügung. Das sich zersplitternde Effektmeisterteam im "Giant Killer" leistet zwar putzige, im Vergeich zu Harryhausen jedoch geradewegs possierliche Arbeit. Längst nicht alle Spezialitäten erschöpfen sich in aufwändiger Stop-Motion; auch lustige Karnevalsmasken, diverse Miniaturen, Zeichentrickspuren und ähnlicher Firlefanz kommen zum Einsatz, ebenso ein bunter Mytheneintopf, wie es ihn selten gibt. Aus nahezu allen Kulturkreisen ist etwas vertreten; am meisten wundert man sich über die frühorientalische Architektur des Cornwaller Königspalastes. Das alles sieht subsummiert unwesentlich spektakulärer aus als bei einer engagierten Schulaufführung der vierten Klasse, für die ich mir die Story von Jack, dem Riesentöter mal im Hinterkopf behalten werde. Ein Musical hat man schließlich auch schonmal draus gemacht.
Wie dem auch sei - jeder hat ja in jedem Monsterfilm so seine Lieblingsungeheuer - meines in "Jack The Giant Killer" ist ein namenloses Knet-Meerungeheuer, ein Hybrid aus Seeschlange und Oktopus, der den Helden am Ende Luft gegen einen zweiköpfigen Satyren verschafft. Wobei der Wikinger Sigurd (Barry Kelley) auch nicht schlecht kommt. Wie Kerwin Mathews schon sagt: "Man muss ihn einfach gernhaben".

7/10

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Geschrieben 04. November 2009, 19:45

"I'm not your best friend. I'm your only friend."

Other People's Money (Das Geld anderer Leute) ~ USA 1991
Directed By: Norman Jewison


Lawrence Garfield (Danny DeVito), in Fachkreisen auch als "Larry, der Liquidator" berüchtigt, kauft von seinem Thron hoch oben über der Wall Street aus die Aktienmehrheit maroder Firmen auf, um sie dann, seiner kleinwüchsigen Statur zum Trotz, einer Planierraupe gleich einzuebnen. Als er sich die "New England Cable & Wire Co." vorknöpft, reagiert der alteingesessene Vorstandschef Jorgenson (Gregory Peck) trotzig. Seine Stieftochter Kate (Penelope Ann Miller), eine gewiefte Anwältin, soll's richten. Garfield ist von der ebenso hübschen wie cleveren Advokatesse wie weggeblasen und muss sich zwischen seinen Gefühlen und seiner Geldgier entscheiden...

Charmanter kleiner Kapitalismusgrusler, der die capraeske Monetenromantik früherer Jahre auf ein gegenwärtig akzeptables Nievau rettet. Würde Larry Garfield am Ende tatsächlichj klein beigeben, wäre der ganze Film ein unglaubwürdiges Konglomerat und die eineinhalb Stunden zuvor als glattes Lügenmärchen entlarvt. Umso dankbarer kann und muss man Jewison für seinen letztlich ungeschönten Realismus sein. Das Plädoyersduell zwischen Peck und DeVito vor den um eine Entscheidung gebetenen Aktionären gegen Ende ist nicht nur eine Bestandsaufnahme der ethischen Funktionsweise kapitalistischer Marktwirtschaft, sondern zugleich ein Schlagabtausch zwischen dem ebenso schönen wie verlogenen alten Hollywoodadel und dem gemächlich aufziehenden Zynismus der Neunziger Jahre. Spätestens nach "Wall Street" könnte man ohnehin nichts canderes mehr glauben. Jewison als Vertreter beider Welten und Generationen war vermutlich einer der besten, weil erfahrenen und sensiblen Männer für diese doch recht pikante Herzsequenz und damit auch für den kompletten Film. Ansonsten begeistert die Romanze zwischen DeVito und der schnieken Miller, die auf den ersten Blick natürlich überhaupt nicht zusammenpassen wollen, auf den zweiten aber eine herrliche Chemie entwickeln. Aber auch dafür hat Jewison ja ein Händchen, siehe "Moonstruck". Keiner von den ganz großen Würfen des Regisseurs, immerhin aber sehr ansehnlich.

7/10

#2024 Funxton

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Geschrieben 05. November 2009, 17:50

"Someone in this village is practicing witchcraft."

The Plague Of The Zombies (Nächte des Grauens) ~ UK 1966
Directed By: John Gilling


Professor Forbes (André Morrell) von der Londoner Universität wird von Peter Thompson (Brook Williams), einem seiner früheren Studenten, der jetzt in Cornwall praktiziert, ebendorthin zur Hilfe gerufen. Es häufen sich mysteriöse Todesfälle, im Zuge derer die Opfer innerhalb weniger Tage sterben. Forbes erkennt, dass hinter alldem der wohlhabende Squire Hamilton (John Carson) stecken muss, der während seines Karibikaufenthalts offensichtlich einiges an ungemütlicher Magie gelernt hat.

Die beiden fast gleichzeitig entstandenen "Cornwall-Filme", die John Gilling für die Hammer erstellt hat, gehören zu den schönsten und atmosphärisch dichtesten Arbeiten des Studios. Zwar muss man diverse Logikschnitzer in Kauf nehmen bzw. großmütig übersehen, wird dafür aber mit einem wie bei den Briten gewohnt feinen Werk entlohnt, das durch seinen gewitzten Dialog und exzellente Darsteller, etwa den stets eine unschlagbar distinguierte Autorität verbreitenden Morrell, glänzt. "The Plague Of The Zombies" wurde und wird besonders für seine Monstermaskerade gerühmt, die wohl tatsächlich Pate gestanden haben für jene typisch-gräulichen, verschimmelten Antlitze, welche die tumben Untoten dann via "Night Of The Living Dead" endgültig in der Popkultur verankerten. Ansonsten ist noch beiden Cornwall-Filmen ihre die kolonialistische Politik des Commonwealth und anderer europäischer Staaten kritisierende Haltung gemein. Hier wird das Böse geradewegs aus Haiti mitgeführt, wo ein fieser rake wie Clive Hamilton gerade richtig aufgehoben ist, um unheilige Voodoo-Zaubereien zu erlernen, mit in die Alte Welt einzuschleppen und sie dort für seine ruchlosen Absichten zu missbrauchen. Doch das läuternde Feuer holt sie alle...

8/10

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Geschrieben 05. November 2009, 18:09

"You're in Cornwall. People here are simple and superstitious usually."

The Reptile (Das schwarze Reptil) ~ UK 1966
Directed By : John Gilling


Als Harry Spalding (Ray Barrett) vom überraschenden Tode seines Bruders (David Baron) in Cornwall erfährt, plant er zusammen mit seiner jungen Frau Valerie (Jennifer Daniel), das geerbte Häuschen des Verstorbenen zu übernehmen. Doch die Menschen vor Ort sind den Neuankömmlingen keineswegs wohl gesonnen. In der Gegend grassiert eine seltsame Seuche, die als "schwarzer Tod" berüchtigt ist. Die zumeist männlichen Opfer verfärben sich, entwickeln Geschwüre und sterben innerhalb kürzester Zeit. Man hat also genug mit sich selbst zu tun und mag keine aufdringlichen Nordgesichter in der Gegend. Und das ist nicht die einzige Seltsamkeit: Dr. Franklyn (Noel Willman), ein Nachbar der Spaldings, pflegt ein seltsames Verhältnis zu seiner Tochter (Jacqueline Pearce) und seinem malayischen Diener (Marne Maitland)...

"The Reptile" gefällt mir trotz der Absenz eines echten Hammer-Asses wie André Morrell, Peter Cushing oder Christopher Lee noch ein Fünkchen besser als der kurz zuvor und in denselben Kulissen entstandene "The Plague Of The Zombies". Wo letzterer ein kaum verhohlenes Remake des Lugosi-Klassikers "White Zombie" darstellt, bringt "The Reptile", trotz der diversen inhaltlichen Parallelen zu "Plague" eine sehr eigene und umso mysteriösere Geschichte mit. Hier wurde des Wurzels Übel aus dem indonesischen Raum "importiert": Dr. Franklyn präsentiert sich als ehrgeiziger Wissenschaftler, der sich offenbar besonders für exotische Geheimkulte zu begeistern weiß, die irgendwie mit Tieren in Verbindung stehen. Mit den Schlangenmenschen von Sumatra hätte er sich jedoch besser nicht anlegen sollen, denn diese haben ihm, respektive seiner unschuldigen Tochter ein unvergessliches Ei gelegt.
Über die Dreharbeiten zu "The Reptile" kursieren allerlei lustige Anekdoten, darunter eine, derzufolge die exaltierte Aktrice Jacqueline Pearce, die auch in "Plague Of The Zombies" zu sehen ist, unter Klaustrophobie litt und daher eine speziell angefertigte Maske für ihr Reptilien-Ego benötgte. Die ursprünglich vorgesehene, die deutlich schlangenartiger ausgesehen haben soll, zog die Pearce sich allenthalben panisch vom Kopf. Über das nunmehr bekannte Resultat lässt sich wohl vortrefflich streiten, hat man sich jedoch einmal daran gewöhnt, wird man's ebenso mögen wie Gillings ganzen, schönen Film.

8/10

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Geschrieben 06. November 2009, 14:34

"If you think that's bad, wait until you get my bill."

Dr. Giggles ~ USA 1992
Directed By: Manny Coto


Der kleine Evan Rendell jr. (Nicolas Mastandrea) wurde vor 35 Jahren in dem beschaulichen Städtchen Moorehigh zu einer lokalen Legende: Sein durchgedrehter Vater (William Dennis Hunt) war wahnsinnig geworden und hatte versucht, seiner todkranken Frau diverse Herzen unfreiwilliger Spender zu transplantieren. Rendell sr. wurde gelyncht, der kleine Evan konnte auf spektakuläre Art und Weise fliehen und ward nie mehr gesehen. Im Alter von 42 Jahren bricht 'Doktor' Rendell (Larry Drake), der viele Jahre als identitätsloser Patient "Dr. Giggles" in einer Klapsmühle eingesessen hat, nun von dort aus, um sich an den Einwohnern von Moorehigh zu rächen. In der herzkranken Jennifer (Holly Marie Combs) findet er zuvor jedoch ein treffliches Objekt für die Fortsetzung der Studien seines Vaters...

"Dr. Giggles" fällt in jene Slasher-Phase, in der die spätern Beiträge der "A Nightmare On Elm Street" - Reihe das Subgenre zunehmend ironisierten und mittels der flotten Sprüche des Superkillers in unmittelbare Nähe zur Komödie rückten. In Cotos Film wird genau dieses Prinzip zur Maxime - Dr. Rendell bzw. Giggles (der eigenartige Spitzname ist auf das permanente Gekicher des Verrückten zurückzuführen) begeht keine Bluttat, ohne irgendeinen dämlichen Spruch aus dem Weißkittel-Milieu abzulassen. Die Witze laufen dabei jedoch nie Gefahr, wirklich gut zu sein, sondern dümpeln mit ein, zwei Ausnahmen eher auf recht spießigem Gagniveau daher. Von auch nur ansatzweiser Spannung kann in Ergänzung dazu keine Rede sein. Dennoch ist die markante Physiognomie Larry Drakes natürlich bombig geeignet, um einen mörderischen Psychopathen zu interpretieren und entsprechend unterhaltsam geriert sich das Resultat.
In den frühen Neunzigern galt "Dr. Giggles" im Übrigen stets als beinahe legendäres Paradebeispiel für die deutsche Zensurpraxis: Nahezu jede Gewaltsequenz wurde für die damalige Videopremiere bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt und war kaum mehr wiederzuerkennen. Dem Film wurde im Nachhinein dann trotzdem noch eine Indizierung zuteil. Heute wäre das in diesem speziellen, im Prinzip völlig harmlosen Falle wohl undenkbar. Der klägliche Rest war dazu verdammt, als eines der schlimmsten Gerippe überhaupt in die deutsche Videothekengeschichte einzugehen. Als dann die ersten VHS-Bootlegs erschienen, kam "Dr. Giggles" endlich zu seinem (verspäteten) Recht als Schlager langer, biergetränkter Videonächte. Über ein offizielles deutschsprachiges DVD-Release im adäquaten Format täte ich mich in diesem Zusammenhang sehr freuen.
Abschließend noch etwas aus der Abteilung "Kuriose Koinzidenzen aus den Synchronstudios": Nach der Einführung beginnt "Dr. Giggles" mit fast der exakt identischen Einstellung, die Wes Craven vier Jahre später für "Scream" verwendete - nämlich einen auf eine Highschool heranzoomenden crane shot. Dann begegnet einem die Protagonistin Holly Marie Combs, die nicht wenig Ähnlichkeit mit Neve Campbell aufweist und ebenso wie diese von der traurigerweise jüngst verstorbenen Veronika Neugebauer gesprochen wird. Später gibt es da noch einen gewissen Stu, der von einem Darin Heames gespielt wird, welcher bezogen auf Gestus und Physiognomie wiederum schwer nach Matthew Lillard ausschaut und wie dieser in "Scream" von Philipp Brammer gesprochen wird. Fand ich sehr witzig, diese gehäuften Analogien.

6/10

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Geschrieben 07. November 2009, 10:21

Zitat entfällt.

Calvaire ~ BE/F/LU 2004
Directed By: Fabrice Du Welz


Der durch Belgien tingelnde Schlagersänger Marc Stevens (Laurent Lucas), dessen Publikum sich in der Majorität aus für seine Schmalzrhythmen entflammten Seniorinnen in irgendwelchen Hospizen und Altersheimen rekrutiert, bleibt mit seinem Kleinbus in einer stürmischen Regennacht irgendwo mitten in der Provinz liegen. Er kommt bei dem Gastwirt Bartel (Jackie Berroyer) unter, der sich nach kurzer Zeit als vereinsamter Soziopath entpuppt, der in Marc seine wiedergekehrte Frau Gloria zu sehen glaubt, ihn gefangennimmt und quält. Doch nicht nur Bartel, sämtliche Leute der scheinbar ausschließlich von Männern bewohnten Gegend sind offenbar Opfer einer ausgeprägten Massenpsychose...

"Johnny Flash" in der Horrorvariante. Dass die Franzosen und Beneluxen sich in den letzten Jahren zu internationalem Meistern der Kino-Transgression herausgeputzt haben, ist nichts Neues. Leider - wobei ich nicht genau weiß, ob dieses Partikel hier wirklich angebracht ist - ist auch die Transgression ein sich mit seiner gehäuften Erfahrung abnutzendes Charakteristikum. Auf Fabrice Du Welz bin ich erst unlängst gestoßen, wobei sein Name und der seines Films in den letzten Jahren schon immer wieder unbemerkt an mir vorbeigehuscht sind. "Calvaire" erschien mir zunächst als angenehm stilbewusst gefilmtes Debüt, das sich nach einer recht befremdlichen Einführung des ebenso narzisstischen wie erbarmungswürdigen Entertainers Marc Stevens, die zugleich einen merkwürdigen Seelenabsturz mit der noch immer attraktiven Brigitte Lahaie beinhaltet, zu einem europäischen Backwood-Horrorfilm hochschaukelt. Unangenehm anzuschauen und nachzuvollziehen sind die Torturen, denen sich Marc ausgesetzt sieht, ganz gewiss, andererseits weisen - und damit sei der Bogen zur Eingangshypothese geschlagen - im Film dargestellte Foltern und Erniedrigungen einen wachsenden Gewöhnungsfaktor auf und wachsen sich damit innerhalb bestimmter Rezeptionsvoraussetzungen sicherlich weniger wirkungsvoll aus als erwünscht. Gegen Ende begibt sich der Film, einer Introspektion gleich, mehr und mehr in die Wahrnehmung Marcs, versucht, seine Erfahrungen und Eindrücke so transparent wie möglich werden zu lassen und verliert sich, freilich beabsichtigt, in den Niederungen seines sukzessive zerstörten Geistes. Die Art und Weise der Präsentation ist es dabei, die "Calvaire" zu einem, bei all meiner mir im Nachhinein recht pervers erscheinenden Habitualisierung, ziemlich gemeinen Hundsfott von einem Film macht. Mich würde interessieren, ob Du Welz tatsächlich jemals "Johnny Flash" gesehen hat.

8/10

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Geschrieben 07. November 2009, 10:48

"Flowers, fresh as the springtime. Mushnik's."

The Little Shop Of Horrors (Kleiner Laden voller Schrecken) ~ USA 1960
Directed By: Roger Corman


Seymour Krelboin (Jonathan Haze), ein ebenso minderbemitteltes wie verschüchtertes Muttersöhnchen, arbeitet bei "Mushnik's", einem Blumenladen in der skid row von L.A.. Weil Seymour seinen Chef Gravis Mushnik (Mel Welles), einen ohnehin wenig geschäftstüchtigen Klischeejuden, an den Rand des Wahnsinns treibt, will dieser ihn feuern. Doch ist Seymours letzte Chance zugleich seine Rettung: Eine botanische Eigenkreation namens 'Audrey Junior' (benannt nach Seymours Flamme Audrey Fulquard (Jackie Joseph), die ebenfalls bei Mushnik's arbeitet), nachtaktiv und mit unstillbarem Appetit - auf Menschenfleisch. Seymour avanciert binnen kürzester Zeit sowohl zum Superstar aller Pflanzenfans, als auch zum verdingten Futterlieferanten für Audrey Junior und damit zum Mörder wider Willen.

"The Little Shop Of Horrors" variiert das Thema von "A Bucket Of Blood", in dem Dick Miller jenen Tölpel gab, der seine steil ansteigende Popularität mit Blutopfern erkauft. Als ökonomischer Arbeiter verwendet Corman gleich nochmal denselben Score von Fred Katz mit dem unverwechselbaren Xylophon-Geklöppel. Das komische Potential der Geschichte schöpft allerdings erst dieses Werk voll aus - "Little Shop" ist nämlich kaum mehr als Horrorfilm zu bezeichnen, sondern eine recht anarchische Komödie mit einem klar beabsichtigten Jerry-Lewis-Kindalike in der Hauptrolle. Dick Miller tritt selbstverständlich auch hier wieder auf, diesmal als Blumen fressender Spinner, der so gern bei Mushnik's tafelt, weil er am liebsten "koschere Pflanzen" verspeist und daher stets Salz- und Pfefferstreuer mit sich führt. Herrlich bescheuert. Überhaupt sind es die vielen kleinen Nebenfiguren und Details, die "Little Shop" so unverwechselbar machen, darunter der todwitzige Jiddenhumor um Mel Welles, ein sadistischer Zahnarzt (John Herman Shaner) und dessen willfähriger Patient (Jack Nicholson), der sich über sein hernach von unserem Seymour entstelltes Gebiss freut. Vermutlich hat Corman bei der Uraufführung nicht allzu viele Menschen mit seinen albernen Abseitigkeiten erreicht; im Nachhinein jedoch erwies sich der Film als inspirierend genug, um 26 Jahre später ein starbesetztes Remake in Musicalform nach sich zu ziehen. Jenes habe ich leider noch nie gesehen und sollte es daher vielleicht alsbald nachholen.

7/10

#2029 Funxton

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Geschrieben 07. November 2009, 11:18

"The whistle means that help is near."

Murder On The Orient Express (Mord im Orient-Express) ~ UK 1974
Directed By: Sidney Lumet


Nachden der renommierte Privatdetektiv Hercule Poirot (Albert Finney) in Istanbul einen Fall von internationaler Tragweite klären konnte, bereitet er sich auf seine Rückfahrt in den Westen mit dem berühmten Orient-Express vor. Obgleich der Zug voll belegt ist, verschafft ihm sein einflussreicher Freund Bianchi (Martin Balsam) noch einen Schlafplatz. Nach einer Nacht wird der Kurswagen nach Calais in Belgrad abgekoppelt und bleibt kurz darauf in einer Schneewehe stecken. Poirot wurde zuvor im Zug von einem Amerikaner namens Ratchett (Richard Widmark) gebeten, seinen Leibwächter zu spielen; mehrere Drohbriefe machten ihm das Leben schwer. Poirot lehnt ab und gleich in der Folgenacht wird Ratchett ermordet. Der Detektiv nutzt die Zeit in dem festsitzenden Zug sowie die Hilfe von Bianchi und dem griechischen Arzt Constantin (George Coulouris), um unter den zwölf Passagieren des Kurswagens den - oder die - Mörder zu finden.

Diese Agatha-Christie-Verfilmung wird bei der Betrachtung des Gesamtwerks von Sidney Lumet gern als Fußnote abgekanzelt, vermutlich primär deshalb, weil die sonst üblichen Themen des Regisseurs, also der Kampf Einzelner gegen übermächtige Systeme oder die Tücken urbaner Gewaltenteilung, in der Adaption eines trivialen Krimis, zudem Ausstattungsstück und Starvehikel, keinen Platz fanden. Eine grobe Unterschätzung. Gerade die Tatsache, dass "Murder On The Orient Express" erscheint wie eine leichte Fingerübung und wunderbar dichtes Erzählkino von allerhöchster Klasse bietet, macht ihn zu einer von Lumets schönsten Arbeiten. Die Darstellerriege, die sich hier ein Stelldichein gibt, ist selbst unter den diversen, mit Stars gespickten Katastrophenfilmen der Dekade einzigartig. Ein internationales Ensemble, das, stellte man sämtliche Regisseure zusammen, mit denen es jeweils gearbeitet hat, ein nahezu lückenloses Who's Who der Filmemacher-Historie ergäbe und das sich gegenseitig mit seiner Schauspielkunst zu übertrumpfen sucht. Darunter sind natürlich auch gezielte Klischeerollen - andere Akteure für die Parts von Anthony Perkins, Sean Connery, Michael York oder John Gielgud wären kaum vorstellbar, von Albert Finney, dem "besseren", weil offen exzentrischeren Hercule Poirot, gar nicht zu reden. Ingrid Bergman und Lauren Bacall liefern indes wirklich dankbare, ihr Oeuvre bereichernde Leistungen. Doch "Murder" ist eben nicht allein ein Ensemblefilm, sondern bietet darüberhinaus vortreffliche Leistungen eines jedes Crewmitglieds. Das reicht von der glamourösen Musik (Richard Rodney Bennett) über die neblige Kamera (Geoffey Unsworth), die trotz Farbe die Bilder aussehen macht, als wären sie vierzig Jahre älter und künstliche Lichtquellen wie überbeleuchtet erscheinen lässt. Die famosen Regiedetails, der Koch, der am Bahnof von Istanbul die Qualität der Austern testet oder ein defekter Rückscheinwerfer des stets majestätisch dargestellten Zuges, runden das höchst stimulierende Erlebnis "Murder On The Orient Express" ab. Wäre ich, in einem gerechteren Leben, englischsprachiger Filmregisseur geworden und hätte die Möglichkeit gehabt, in den Sechzigern oder Siebzigern zu arbeiten - ein Projekt wie dieses hätte mich wahlweise mit allerhöchstem Neid oder allerhöchstem Stolz erfüllt. Kann man immer wieder sehen und sich von ihm jedes Mal aufs Neue begeistern lassen.

10/10

#2030 Funxton

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Geschrieben 07. November 2009, 17:20

"Back home there's a taxidermist that's gonna get a heart attack when he sees what I bring him!"

Jaws (Der weiße Hai) ~ USA 1974
Directed By: Steven Spielberg


Ein großer weißer Hai macht während des Sommers die Urlaubsstrände des Ostküsteninselchens Amity unsicher. Bürgermeister Vaughn (Murray Hamilton) weigert sich zunächst aufgrund kommerzieller Erwägungen beharrlich, nachhaltig gegen die Gefahr vorzugehen, bis immer mehr Opfer zu beklagen sind. Schließlich willigt er ein, dem Haijäger Quint (Robert Shaw) das verlangte Kopfgeld für die Bestie zu zahlen. Zusammen mit dem wasserscheuen Polizeichef Brody (Roy Scheider) und dem aus reichem Hause stammenden Ozeanologen Hooper (Richard Dreyfuss) sticht Quint in See, um den monströsen Fisch zur Strecke zu bringen.

Mit "Jaws" erwies sich Spielberg als formvollendeter Nestbeschmutzer, brach er doch mit seinem Werk der innovativen Subkulter des New Hollywood das Rückgrat und sorgte dafür, dass die Studiobosse und Produzenten mittelfristig ihren alten Einflussradius als Lenker der Leinwandgeschicke zurückerlangen konnten. "Jaws" wurde ein gigantischer, bis dahin beispielloser Kassenerfolg, trat eine riesige Merchandising-Welle los und katapultierte die Universal in längst verloren geglaubte Verantwortungspositionen zurück. Für viele Kollegen und Freunde Spielbergs, die in den Jahren zuvor praktische Narrenfreiheit genossen, was die Auswahl und Realisation ihrr Arbeiten anging, bedeutete "Jaws" somit den Todesstoß. Filmhistorisch betrachtet müsste der Film also nachgerade geächtet werden. Allerdings wird niemand dies ernsthaft übers Herz bringen, denn "Jaws" ist nicht nur der böse Avantgarde-Killer, sondern zugleich die triumphale Wiederbelebung klassischen Erzählkinos mit großem Atem, ein in jeder Hinsicht absolut fehlerlos gefertiges Meisterwerk des vornehmlich kommerziell orientierten Films, das Ausnahmetalente aller Kuleur vereinen konnte und damit, nicht zuletzt auch wegen vollkommen anders lautender Prognosen, seinen Status als Boxoffice-Stürmer völlig zu Recht erhielt. "Jaws" und die berückende Professionalität seiner Herstellung demonstrieren auch heute noch augenfällig, wie beseelt, geschickt und intelligent selbst Mainstreamkino sein kann, wenn nur die richtigen Talente daran arbeiten. Dass der Film nebenbei als großer Zitatenfundus die gesamte nachfolgende Popkultur bis heute bereicherte, erklärt sich somit von selbst. Eine ganze Abfolge genialisch geschriebener und inszenierter Augenblicke, die, und darin liegt der eigentliche Glücksfall, sich zu einem homogenen, geschlossenen Gesamtkunstwerk aufaddieren, erweisen sich tatsächlich als hinreichend wertvoll, dass man sie irgendwann auswendig lernt. Ein Film außerdem, an dem ich mich niemals werde sattsehen können.

10*/10

#2031 Funxton

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Geschrieben 09. November 2009, 07:52

"I think we've got another shark problem."

Jaws 2 (Der weiße Hai 2) ~ USA 1978
Directed By: Jeannot Szwarc


Vier Jahre nachdem Chief Brody (Roy Scheider) den weißen Killerhai zur Strecke gebracht hat, taucht ein neues, noch größeres Exemplar vor Amitys Küste auf. Wieder will Bürgermeister Vaughn (Murray Hamilton), der von dem schmierigen Stadtrat Peterson (Joseph Mascolo) unterstützt wird, Brody nicht glauben und legt dessen Verdächtigungen als neurotisch bedingte Ausläufer eines Hai-Traumas ab. Nach einem Ausraster am Strand wird Brody gefeuert. Als kurz darauf eine Gruppe Teenager mit ihren Segelbooten zu einem lustigen Törn aufs mehr hinausfährt, nimmt der Hai geradewegs Kurs auf sie.

Eine gute Fortsetzung, die dem großen Original keine Schande macht, sondern es so plausibel weiterführt, wie die inhaltliche Prämisse es erlaubt. Verschiedene Möglichkeiten eines Sequels wurden zunächst erwogen, darunter ein Film über den Untergang der USS Indianapolis und die anschließenden Hai-Attacken. Schließlich entschied man sich jedoch, die Geschichte der Brodys wieder aufzunehmen und den ohnehin traumatisierten Polizei-Chief einem neuerlichen Kampf gegen einen weiteren Monsterhai auszusetzen. Das von Howard Sackler ersonnene und von Carl Gottlieb überarbeitete Script hat viel von Spielbergs Film gelernt; die Ausarbeitung der Charaktere und die Beobachtung der kleinstädtischen Marotten der Insulaner erscheinen weiterhin sorgfältig und auch die technische Arbeit ist gemeinhin tadellos. John Williams' Score klingt erneut formidabel und trägt entscheidend dazu bei, dem Gesamtergebnis die typische Stimmung zu verleihen. Bleibt noch Roy Scheider zu erwähnen, der mindestens so gut spielt wie im Vorgänger und sichtlich die Möglichkeiten genießt, die ihm die Reduzierung auf ein Protagonistendrittel gestatten: Dass Robert Shaw ausfallen musste, war offensichtlich, Richard Dreyfuss' Charakter wird, etwas unglücklich eingebettet, zumindest einmal erwähnt. Matthew Hooper sei auf dem Forschungsschiff Aurora, wäre derzeit nicht erreichbar und könne Chief Brody somit dieses Mal nicht zur Seite stehen. Umso vorteilhafter für Scheider und die Gestaltung seiner Figur.
Letztlich ist der einzige wirkliche Vorwurf, den man dem Film machen kann, derselbe, den die meisten Sequels sich gefallen lassen müssen, nämlich der, als Ableger einer sich als kommerziell wirkungsvoll erwiesen habenden Erfolgsidee dazustehen, als Studioprojekt, das einzig dazu geschaffen wurde, um seinen Produzenten Geld in die Kassen zu wirtschaften und keine echte, keine eigene Identität besitzt. Ebendafür kann sich "Jaws 2" aber noch absolut sehen lassen.

7/10

#2032 Funxton

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Geschrieben 09. November 2009, 08:12

"Wanna be a wiseguy, Alby?"

China Girl (Krieg in Chinatown) ~ USA 1987
Directed By: Abel Ferrara


Der junge Italoamerikaner Tony (Richard Panebianco) und die junge US-Chinesin Tye (Sari Chang) begegnen sich irgendwoi zwischen Chinatown und Little Italy und verlieben sich ineinander. Die Feindschaft ihrer jeweiligen ethnischen Gruppen untereinander machen eine Beziehung jedoch unmöglich: Tyes Bruder Yung (Russell Wong) verbietet ihr, sich weiter mit dem "Spaghettifresser" abzugeben, Tonys Bruder Alby (James Russo) wundert sich, warum Tony plötzlich allerorten die "Schlitzaugen" in Schutz nimmt. Tye und Tony ist kein Glück beschieden.

Mit "China Girl" wagte sich der damals noch nach einer gesicherten filmemacherischen Identität suchende Ferrara bewusst einem jugendlichen Publikum zu; sein Stammschreiber Nicholas St. John, mit dem Ferrara bis 1996 regelmäßig zusammenarbeitete, ersann den Plot als eine Variation der "West Side Story", die ja ihrerseits bereits auf Shakespeares "Romeo und Julia" fußt. In anderem, dem Regisseur näherstehendem Milieu angesiedelt und ohne Musical-Einlagen (wenngleich die aus dem Hintergrund erklingende, treibende Popmusik, darunter das Run-D.M.C.-Cover von "Walk This Way", eine dennoch elementare Rolle einnimmt) ist der Ausgang der immergleiche: Die verbohrte Intoleranz und Verständnislosigkeit ihrer Familien gestatten den Liebenden keine gemeinsame Zukunft, sondern lassen sie im Gegenteil einem blutigen, wenn auch gemeinsamem Ende anheim fallen. Zwischendurch gibt es die den narrativen Weg weisende, St. John/Ferrara-obligatorische, religiöse Symbolik: Eine Marienstatuette aus Porzellan fällt aus Unachtsamkeit zu Boden und wird dabei enthauptet. Der Zorn Gottes wird symbolisch heraufbeschworen, als unverstandene Märtyrer müssen schließlich ausgerechnet die Unschuldigsten sterben, Hand in Hand. Dem blutigen Krieg in Chinatown wird dieses herzensbrechende Mahnmal allerdings keinen Riegel vorschieben, zu tief drin steckt man dort im Sumpf des Hasses.

8/10

#2033 Funxton

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Geschrieben 09. November 2009, 08:36

"We're not building rockets for practicing warfare, we're building rockets for keeping the peace."

Deal Of The Century (Das Bombengeschäft) ~ USA 1983
Directed By: William Friedkin


In San Miguel gerät der kleine Waffenhändler Eddie Muntz (Chevy Chase) durch Zufall an die Vertragsoptionen des durchgedrehten, suizidalen Vertreters DeVoto (Wallace Shawn). Dieser sollte in Costa Rica ferngesteuerte Drohnen als neuesten Schrei der automatisierten Kriegsführung an den Juntachef Cordosa (William Marquez) verscherbeln. Eddie übernimmt den Fall und die Firma Luckup, Hersteller der Drohnen, zeigt sich schwer beeindruckt. Nachdem Cordosa zunächst vom Kauf zurücktritt, soll Eddie im Zuge einer großen Waffenmesse den analphabitschen Diktator doch noch zu dem 'Bombengeschäft' überreden. Leider präsentiert sich Eddies technisch kompetenter Kumpel Ray (Gregory Hines) als zunehmend einem obskuren Gotteswahn anheim fallender Psychotiker.

Grimmige Satire, deren mäßige imdb-Durchschnittswertung wohl darauf zurückzuführen ist, dass sie noch heute das traurig-unverdiente Dasein eines miss- bzw. unverstandenen Films fristet. Der "ordinäre Chevy-Chase-Fan" dürfte mit "Deal Of The Century" in der Tat so seine Problemchen bekommen, denn anders als die meisten während dieser Zeit entstandenen Komödien mit dem SNL-Veteranen ist Friedkins Werk kein Vehikel für seinen Hauptdarsteller, sondern macht von diesem als Medium für seine Message Gebrauch - gerade so, wie es gute Filme eigentlich immer tun sollten. Dafür, dass Friedkin 1983, also zwei Jahre nach dem Amtsantritt Reagans als Präsident der Staaten, die republikanische Regierungspolitik so böse denunzierte, gebührt ihm dabei noch heute der Friedensnobelpreis. Die damalige kosmopolitische Gegenwart präsentiert sich in "Deal Of The Century" als fruchtbare Periode für Waffen- und Todeshändler aller Kuleur, als Höhepunkt einer Kultur des politischen Opportunismus und der globalen Instabilität. Dabei könne man die Sache doch glatt auf die leichte Schulter nehmen, wie uns der Film ent-waffnend ironisch versichert: Vizepräsident Bush habe beruhigenderweise bereits errechnen lassen, dass nach einem nuklaren Krieg immerhin fünf Prozent der US-Amerikaner, darunter selbstredend auch die politische Führungsriege, überleben würden.

8/10

#2034 Funxton

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Geschrieben 10. November 2009, 09:31

"For me God is a disease."

Possession ~ F/BRD 1981
Directed By: Andrzej Żuławski


Westberlin, 1981: Mark (Sam Neill) kommt von einem langwierigen, mysteriösen Spionageauftrag jenseits der Mauer zurück zu seiner Frau Anna (Isabelle Adjani) und seinem kleinen Sohn Bob (Michael Hogben). Kaum dass er wieder daheim ist, stellt Mark fest, dass zwischen Anna und ihm deutliche Schranken der Gefühlskälte und Entfremdung auftreten. Diese sind offenbar mit darauf zurückzuführen, dass Anna sich einen durch indische Sexpraktiken gestählten New-Age-Liebhaber namens Heinrich (Heinz Bennent) hält. Doch gibt es neben Heinrich noch jemand anderen. Mark lässt Anna von einer Detektei beschatten, die Ermittler (Shaun Lawton, Carl Duering) verschwinden beide. In Kreuzberg, gleich an der Mauer, bewohnt Anna eine fast leerstehende Altbauwohnung zusammen mit einem tentakelbewährten Wesen, das noch im Wachsen begriffen ist und das sie mit allen Mitteln vor Entdeckung schützt. Mark muss lernen, dass Körper nur Hüllen sind und ihre Inhalte keineswegs immer leicht definierbar.

Die qualitativ wie immer formidable DVD-Premiere des ausgeschlafenen Labels Bildstörung pünktlich zum zwanzigsten Jahrestag des Mauerfalls, das erste Mal übrigens, dass "Possession" überhaupt offiziell in Deutschland verliehen wird, erschien mir als denkbar angebrachteste Gelegenheit, mir Żuławskis großartigen metaphorischen Film über die Berliner Teilung endlich einmal wieder anzusehen. Das von Berlin ausschließlich unattraktive Flecken in monochromem grau und blau zeigende, mit dominanten Horrorelementen versetzte Werk kreiert eine bedrückende, hässliche Atmosphäre, die sich symbolisch dafür aufzufassen lässt, dass die Freiheit innerhalb einer sich frei wähnenden Enklave eine rein illusorische ist und wirkt trotz seines Alters noch immer hochaktuell. Żuławski ging es eigenen Aussagen zufolge um die physische Manifestation des Bösen, als das er als gebürtiger Pole, der kurz nach dem Überfall der Nazis in der ehemaligen Ukraine geboren wurde, den real existierenden Sozialismus wahrnahm. "Hinter dem Eisernen Vorhang", so Żuławski in der exklusiv angefertigten Dokumentation auf der DVD, "zwischen Ostberlin und Kasachstan, konnte man mit dem Finger in eine beliebige Richtung deuten - und zeigte unweigerlich auf Böses." Jene Wesenheit schlummere jedoch nicht nur in Gesellschaftsordnungen, sondern in einem jeden von uns: Anna gebiert ihre unterschwelligen, von ihr als verwerflich wahrgenommenen Sehnsüchte in Form dieses krakenähnlichen Monsters, das ihr zugleich Ersatzsohn und omnipotenter Armant wird, eine ganze Familie in einem Körper ersetzend. Die eigentlich bösen Absichten liegen nicht bei der fleischfressenden Kreatur, sondern bei Anna, die allzu aufdringliche Neugierige ins Jenseits befördert.
Depression, Verzweiflung, Manie, Rastlosigkeit: Sam Neill und vor allem Isabelle Adjani als lauthals zerbrechendes Paar hatten es nicht leicht und liefern die vielleicht packendsten Darstellungen ihrer jeweiligen Laufbahn. Am Ende knallt's dann richtig am Himmel über Berlin: Gerade als der neue Mark und die neue Anna sich finden, bricht der Dritte Weltkrieg los. Alles ist in Auflösung begriffen.

9/10

#2035 Funxton

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Geschrieben 10. November 2009, 09:56

Zitat entfällt.

Lola Montès ~ F/BRD 1955
Directed By: Max Ophüls


Ein Monokel tragender Zirkusdirektor (Peter Ustinov) kündigt die bewegte Lebensgeschichte der berühmten europäischen Kurtisane Lola Montez (Martine Carol) an, die in der Manege aufgeführt wird - mit der Protagonistin herself als Star! Nach der Präsentation einiger der zahlreichen Liebschaften der als Tänzerin spanischer Tänze berühmt gewordenen Schönheit, darunter Franz Liszt (Will Quadflieg) und Ludwig I (Anton Walbrook), die Lola nach und nach bildlich in die Kuppel der Manege führt, steht am Ende, analog zu ihrer Biographie, der Sprung/Fall ins Leere - ohne Netz und doppelten Boden. Danach dürfen die männlichen Zuschauer der in einem Menageriekäfig sitzenden Lola für einen Dollar ihre Gunst darbieten.

"Lola Montès" war, zwei Jahre vor seinem Tode in Hamburg, Ophüls letzter Film, zugleich sein erster in Farbe und - gezwungenermaßen, aufgrunde der produzierenden Schweizer Gamma Film - auch in CinemaScope. Eigenen Angaben zufolge wusste Ophüls nicht, wie er mit der Scope-Linse umzugehen hatte bzw. wie er bestimmte, intimer angelegte Szenen filmen lassen sollte, für die das erst knapp zwei Jahre alte Format nach seiner Fasson deutlich zu breit war. Zusammen mit seinem dp Christian Matras schlug Ophüls dann der Bildbreite ein Schnippchen: Für bestimmte romantische Sequenzen und Schuss-Gegenschuss-Aufnahmen verwendete Matras ein oder zwei Stücken schwarzen Samts, das bzw. die er vor der Linse drapierte, so dass bis zur Hälfte des Bildes verdeckt war. Wenn Martine Carol mit einem Zweispänner durch die Alpen fährt, dann ist das natürlich ein vortreffliches 2,55:1-Motiv, ein Einblick in die Kutsche, in der Lola gerade dabei ist, einen weiteren Galan (Oskar Werner) kennenzulernen, wurde unter Zuhilfenahme der besagten Verdeckungstricks jedoch strikt auf das übliche 4:3-Format beschränkt.
Später angesetzte, grobe Kürzungen und den auch sonst unsanften bis schändlichen Umgang mit seinem Kunstwerk durch unverständige Kritiker und desillusionierte Kinogänger musste Ophüls glücklicherweise nicht mehr miterleben. Der Film, dessen französisch vertonte Fassung, nachdem man sich der vornehmlich deutsch besprochenen bereits angenommen hatte (es existiert auch noch eine dritte mit Schwerpunkten auf englischem Dialog), mittlerweile von der Cinémathèque restauriert wurde, erstrahlt heute wieder in dem ihm zugedachten Glanz. Was seine Bildästhetik anbelangt, ist "Lola Montès" mit das Prächtigste, was man sich aus den frühen CinemaScope-Tagen einverleiben kann, ein Lehrstück der Farbdramaturgie und bis in kleinste szenische Details so versiert und prunkvoll ausgearbeitet, dass es eine einzige, orgiastische Freude ist.

9/10

#2036 Funxton

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Geschrieben 13. November 2009, 13:44

"You left him alone."

Vinyan ~ F/BE/UK/AU 2008
Directed By: Fabrice Du Welz


Sein während eines Tsunamis verschollener Sohn Joshua (Borhan Du Welz) hinterlässt eine klaffende Lücke in der Existenz des in Thailand lebenden Ehepaars Jeanne (Emmanuelle Béart) und Paul (Rufus Sewell). Besonders Jeanne mag sich nicht mit dem endgültigen Gedanken an Joshuas höchstwahrscheinlichen Tod abfinden. Ein in Burma gedrehtes Dokumentarvideo schließlich versetzt Jeanne in den unerschütterlichen Glauben an ein Überleben ihres Sohnes: Im Bildhintergrund glaubt sie, Joshua mitsamt seinem roten T-Shirt zu erkennen. Sie überredet den skeptischen Paul, mit ihr auf eine Suchexpedition nach Burma zu gehen, wo sie auf undurchsichtige Flusspiraten und ein eigenartiges Ritual, das der Wegweisung verirrter Geister dienen soll, treffen. Nachdem sie im vom Monsun durchweichten Urwald gestrandet sind, begegnen Jeanne und Paul dann einer Schar völlig verwilderter und offenbar kannibalisch lebender Kinder. Jeanne verliert endgültig den Verstand.

Ein 'Vinyan' ist laut Du Welz' zweitem, nicht ganz so konsequent wie "Calvaire" verfahrendem Kinostück, einer jener verirrten Geister, die durch die Südostasien erschütternden Naturkatastrophen den Weg ins Jenseits verfehlen und zum Überleben im Zwischenreich verdammt sind. Ob die Gruppe von in archaische Verhaltensweisen zurückgefallenen Kindern, auf die das ausgehöhlte Ehepaar am Ende trifft, aus irdischen oder überirdischen Wesen besteht, bleibt im Dunkeln und der Interpretation durch das Publikum überlassen. Der einzige rationale Anhaltspunkt personifiziert sich in Paul, der als permanente Identifikationsfigur durch die seltsamen und erschreckenden Ereignisse leitet und am Ende vor dem sich als direkte Folge von Joshuas Verschwinden auftürmenden Irrsinn seiner Frau kapitulieren muss. Die Reise auf dem Irrawaddy führt jedoch nicht nur sukzessive in Jeannes auflodernden Wahn, sondern zugleich weiter in die Entzweiung des Paars: Während Paul zur einer Art resignativer Trauer und zur Akzeptanz bereit ist und den gesamten Trip lediglich begeht und finanziert, um Jeanne einen Ausweg bieten zu können, entwickelt diese sich ins Gegenteil, lässt ihre fixen Ideen Macht über sich gewinnen und schließlich siegen. Insofern ist "Vinyan" auch ein immens maskulin perspektivierter Film, der der Frau als Symbol natürlicher (Mutter-)Gewalt eine nahezu eruptive Kraft und damit männliche Urangst zugesteht.

7/10

#2037 Funxton

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Geschrieben 13. November 2009, 14:14

"What an excellent day for an exorcism."

The Exorcist (Der Exorzist) ~ USA 1973
Directed By: William Friedkin


Regan (Linda Blair), die zwölfjährige Tochter der in Georgetown filmden Schauspielerin Chris MacNeil, verhält sich fast über Nacht mehr als merkwürdig. Nachdem sie ihrer Mutter gezeigt hat, wie wunderbar sie mit einem Ouija-Brett umzugehen versteht (dabei behilflich ist ein unsichtbarer Geist namens 'Captain Howdy', den Chris zunächst als pubertäre Spinnerei abtut), fängt sie plötzlich an, mit wilden Reden um sich zu werfen und uriniert vor versammelter Gästeschaft auf den teuren Wohnzimmerperser. Nachdem sämtliche physiologischen und psychiatrischen Untersuchungen negativ ausfallen, Regans Zustand sich jedoch rapide verschlimmert, bleibt nur ein Schluss: Das Mädchen ist von einem Dämon besessen. Der mit beiden Beinen in der Realität verankerte, im karitativen Bereich tätige und leicht depressive Vater Karras (Jason Miller) muss Chris zugestehen, dass sie mit ihrer verzweifelten Vermutung richtig liegt. Mit dem in solchen Dingen erfahrenen Kollegen Pater Merrin (Max von Sydow) macht er sich daran, den Dämon auszutreiben.

Ich kann "The Exorcist" nur eine, recht marginale Fehlleistung vorwerfen; und jene liegt in der zutiefst religiös verankerten Botschaft des Films, die die katholische Kirche nicht nur als hilfreiche, sondern zudem als Institution sympathischer Intellektueller und Wohltäter charakterisiert. Was sind das doch für nette Pater, Karras und Dyer (William O'Malley, auch im echten Leben ein Reverend). Sie qualmen, saufen, treiben ordentlich Fitness, pflegen eine deftige Sprache und haben so gar nichts von jenen steifen Gottesleuten, mit denen man sakrale Obmänner sonst so zu assoziieren geneigt ist. Friedkin setzt diese Figuren sozusagen als Missionare in Sachen kirchlicher Humanität ein. Dieser "Offerte" bin ich mit jedem Mal, bei dem ich den Film sehe, mehr und mehr abgeneigt.
Abgesehen davon jedoch ist und bleibt "The Exorcist" ein makelloses Genrewerk, vielleicht der einzige wirklich intellektuelle Gattungsvertreter, den die siebziger Jahre hervorgebracht haben. Diese Tatsache liegt sicherlich primär darin begründet, dass mit William Friedkin einer der führenden Köpfe New Hollywoods die Regisseursfunktion übernahm, einer, der im Prinzip jedes angefasste Genre in eine neue mentale Form überführte. Die Figuren in "The Exorcist" wirken fast beunruhigend real und unmittelbar, das Geheimnis der Wirkung des Films ist begründet in seinem kompromisslosen Naturalismus. Washington D.C. im Herbst ist voll von bildlich zu lesendem Schmutz und einer gleichsamen Morbidität, der ganze Film berichtet von Umbruch und sozialer Talsohle. Watergate und Vietnam liegen noch schwer in der Luft, Karras' griechischstämmige, altersschwache Mutter (Vasiliki Maliaros) muss sterben, weil ihr Sohn sich nicht ausreichend um sie kümmern kann, Regan erlebt eine perverse Art des sexuellen Erwachens, komplett mit Selbstdefloration durch ein Kruzifix, Chris macht ihre schwere Bürde des Alleinerziehens durch deftiges Fluchen erträglich, ihr Regisseur (Jack MacGowran) ist ein provokanter Alkoholiker, ein alternder Lieutenant (Lee J. Cobb) mag nicht mehr allein ins Kino gehen, am U-Bahnhof sitzt ein alter, frierender Obdachloser (Vincent Russell), dem die Selbstaufgabe, vielleicht aber ebenfalls eine alternierende Form der Dämonie ins Gesicht gemeißelt steht und der Karras anbettelt ("Father, could you help an old altar boy? I'm Catholic."). Das alles riecht und schmeckt zu gleichen Teilen so ungeheuer echt und vital wie resignativ. Ein - ich wiederhole mich da gern - beständig großartiger Film, einer, der seine ganz individuelle Kunst bis zur Schmerzgrenze beherrscht.

10/10

#2038 Funxton

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Geschrieben 13. November 2009, 14:31

"I should have read my horoscope this morning."

Gone In 60 Seconds (Die Blechpiraten) ~ USA 1974
Directed By: H.B. Halicki


Maindrian Pace (H.B. Halicki) und seine Jungs, die eine Art 'Geheimidentität' als Versicherungsfritzen leben, sind ansonsten absolute Profis in Sachen Autodiebstahl. Ihr neuester Auftrag sieht vor, einem venezolanischen Gangsterboss 48 Luxus- und Spotkarossen per Schiff zukommen zu lassen. Die schicken Wagen tragen allesamt Frauennamen als Codes. Schließlich fehlt nur noch 'eine' auf der Liste - "Eleanor", ein brandneuer, gelb-schwarzer Ford Mustang, von dem nicht allzu viele in Kalifornien herumdüsen. Als Pace sich einen unter den Nagel reist, liefert er sich mit dem halben Staatspolizei-Apparat eine wilde Verfolgungsjagd durch mehrere Städte.

"Gone In 60 Seconds", ein lupenreiner Sensations- und Kirmesfilm für die ganz Schlichten unter uns, ist rigoros in zwei Hälften zerteilt; in der ersten schauen und hören wir Pace und seinen Berufsgenossen bei der Arbeit und beim Sprücheklopfen zu, in der zweiten gibt es dann eine beispiellose Verfolgungsjagd, die so ziemlich alles aus dem begrenzten Budget herausholt, was drinsaß. Viele der verschrotteten Wagen waren zwar offensichtlich schon vorher nicht im allerbesten Zustand, dennoch ist es eine echte infantile Freude, der sich kontinuierlich auswachsenden Blechlawine zuzuschauen. Auch wenn die deutsche Kinofassung um rund zehn Minuten an Handlungsfetzen erleichtert wurde, lohnt es sich, die um die Originalstellen mit Untertiteln wieder ergänzte Version anzuschauen: Was die Berliner um Manfred Lehmann hier an dummdreisten Verbalverbrechen vom Stapel lassen, ist einfach nur gottgleiche Groteske. Den Höhepunkt markieren sechs Farbige, die sich, drei vorn, drei hinten, während der großen Verfolgungsjagd am Ende in ihrem weißen Cadillac die Birne zudröhnen: "Hey Mann, nimm' auch mal 'nen Zug, dann sitzt die Hose nich' so locker." Herrschaftszeiten, ich hab' fast um Luft ringend unterm Tisch gelegen.

6/10

#2039 Funxton

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Geschrieben 15. November 2009, 08:53

"The day of the Geechee is gone, boy. And you're going with it."

A Soldier's Story (Sergeant Waters - Eine Soldatengeschichte) ~ USA 1984
Directed By: Norman Jewison


Louisiana, 1944. Nahe dem Städtchen Tynen befindet sich ein Army-Stützpunkt mit einem ausschließlich aus Farbigen bestehenden Korps. Dessen Schleifer Sergeant Waters (Adolph Caesar) wird nach einem feucht-fröhlichen Kneipenabend auf der Landstraße erschossen. Captain Davenport (Howard E. Rollins jr.), Offizier und in Harvard examinierter Jurist aus dem Norden, soll den offensichtlich rassistisch motivierten Mord aufklären, bekommt von dem engstirnigen Colonel (Trey Wilson), der es für erfolgsversprechender hält, wenn ein weißer Ermittler sich daran machte, den Fall zu klären, jedoch nur eine Dreitagesfrist, um Resultate vorzulegen. Davenport stößt bald auf Fakten, die seine vorgefasste Lösung stark ins Wanken bringen.

Norman Jewison befasste sich während seiner Zeit als Filmemacher mehrfach mit dem im Süden der USA manifesten Rassismus. "A Soldier's Story" greift zudem die seltsame historische Episode der durchweg schwarzen Garnisonen auf, die gegen Ende des Zweiten Weltkriegs plötzlich en gros rekrutiert wurden und dann häufig doch nicht die Chance bekamen, ihre militärische Ausbildung im Feld zu demonstrieren, sondern weiterhin als bessere Schuhputzer eingesetzt wurden. Mit Sergeant Waters steht der Garnison in Tynen ein Veteran des Ersten Weltkriegs vor, ein alter Kriegstreiber und hartherziger Intra-Rassist, der im festen Glauben lebt, die schwarze Gemeinschaft in den Staaten könne sich "dumme, analphabetische Ja-Boss-Südstaatennigger" nicht leisten in ihrem Kampf um Anerkennung und Gleichberechtigung und damit eine recht ungewohnte Form des Bösen pflegt, die ihm schließlich den Tod bringen wird.
Der unkritische Hurra-Militarismus, der besonders gegen Ende von "A Soldier's Story" hin akut wird und der praktisch das weiche Lager darstellt, auf dem der gesamte Film ruht, versagt ihm trotz hervorragender Ansätze (Adolph Caesars Darbietung etwa ist exzellent) zumindest in meinen Augen letzten Endes den Status, zum untadeligen Hauptwerk Jewisons gezählt werden zu können. Es gibt ja zahlreiche im Armeemilieu angesiedelte Thriller und eine gewisse Wahrung kritischer Blickwinkel sollte da doch ungeschriebener Usus sein. An exakt solchen mangelt es hier jedoch - leider.

7/10

#2040 Funxton

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Geschrieben 15. November 2009, 09:14

"Do you have a pen?"

State Of Play ~ USA/UK/F 2009
Directed By: Kevin Macdonald


Der Zeitungsreporter Cal McAffrey (Russell Crowe) möchte seinem Freund und Ex-Kommilitonen Stephen Collins (Ben Affleck) aus der Patsche helfen. Collins ist Kongessabgeordneter und steht plötzlich im Brennpunkt des allgemeinen journalistischen Interesses, als herauskommt, dass er eine außereheliche Affäre mit seiner Referentin (Maria Thayer) pflegt. Ebendiese kommt bei einem Unfall in der U-Bahn ums Leben. Wilde Spekulationen sind die Folge, an denen zunächst auch McAffreys junge Kollegin Della (Rachel McAdams) willfährig teilnimmt. Doch McAffrey vermutet die Wahrheit ganz woanders: Collins ist dabei, verfassungsrechtlich gegen das viele Milliarden umsetzende Söldnerunternehmen PointCorp vorzugehen und jenes scheint sehr an einer großangelgten Diskreditierung seines Gegners interessiert.

Spannender Enthüllungsjournalismus-Thriller, der an die Tradition der großen, ähnlich gelagerten Politkrimis der Siebziger und Achtziger (und an die ohnehin wieder aufgeflammte der letzten Jahre, s. "Syriana" und "Michael Clayton") anknüpft. Macdonald bietet lupenreines Erzählkino feil, dass sich trotz zunehmender Verpönung (der naserümpfende Terminus 'Qualitätskino' betrifft wohl auch "State Of Play") traut, seine wohlfeile narrative Substanz und seine inhaltlich so komplexe wie verschachtelte Story (inkl. final twist) in den Vordergrund zu stellen und die Form im Zweckdienlichen zu belassen. Ein mehr als respektables, über die gesamte Distanz packendes Unterhaltungsprodukt mit engagierten Darstellern und einem vor Sympathiepunkten berstenden Russell Crowe ist das schmackhafte Ergebnis.
Meine zugegebenermaßen etwas enthusiastische Begeisterung wird sicher auch damit zuammenhängen, dass ich "State Of Play" mit denkbar günstiger Erwartungshaltung und Lust auf eine ebensolche Art Film angeschaut habe, doch das nur nebenbei.

8/10





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