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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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ZOMBIELAND (Ruben Fleischer/USA 2009)



"Who's Bill Murray?"

Zombieland ~ USA 2009
Directed By: Ruben Fleischer


Die Vereingten Staaten werden von zombifizierten Seuchenopfern überrannt. Der nerdige Student Columbus (Jesse Eisenberg) begegnet auf seiner Odyssee durch die entvölkerte Ödnis dem coolen Zombiekiller Tallahassee (Woody Harrelson) und den zwei Schwestern Wichita (Emma Stone) und Little Rock (Abigail Breslin), mit denen er, einige Katz-und-Maus-Spielchen inbegriffen, zur Westküste reist.

Ich glaube, seit Jahren schon habe ich keinen Film mehr gleich auf Anhieb als so ärgerlich und grauenhaft beschissen empfunden wie "Zombieland". Nach einer von Metallicas "For Whom The Bell Tolls" unterlegten, durchaus erwartungsschürenden Titelsequenz mit schicken SloMos fand ich mich zunächst noch im naiven Glauben, gleich etwas Gutes vorgesetzt zu bekommen - der kurze, positive Eindruck jedoch wurde binnen Sekunden brutalst zerschlagen durch die Vorstellung des fürchterlich unsympathischen Hauptcharakters, eines dummen kleinen, in jeder einzelnen Hinsicht bemitleidensweten Pissers, der es in einer gerechteren Filmwelt als erster verdient hätte, zum Untoten zu werden. Doch auch seine drei später dazustoßenden Kompagnons (natürlich: ein obercooler, seelisch angebrochener Ballerfritze und zwei Girlies aus Reißbretthausen) machen die Sache nicht erträglicher. Im Gegenteil - man vergleiche dies armselige Figureninventar mit jedweder Charakterriege aus einem der Filme des Romero-Zyklus und seine dramaturgische Dünnhäutigkeit, die in punkto Komplexität in etwa auf Kindergarten-Augenhöhe zu finden ist, wird unmittelbar evident. Der Humor in "Zombieland" präsentiert sich als von allerhausbackenstem Biedermannestum und genau jener seltenen Gestalt, die mich im Laufe ihres peinigenden Fortschritts keineswegs, wie es wünschenswert wäre, feist feixen, geschweige denn müde grinsen, sondern im Gegenteil zunehmend aggressiv werden lässt. Die Überlebenden sind nach ihren Ursprungsorten benannt, weil Namen nichts mehr zählen? Ho. In Supermärkten laufen ausschließlich fette Zombies herum, die an ihren alten Gewohnheiten festhalten? Ha. Die beiden Mädchen sind so frech, die Geilheit und Geldgier dummer Tankwarte auszunutzen? He. Und dann diese diversen "Ideen", das vom Film hintenrum als antiquiert denunzierte Zombie-Motiv mittels geekiger Modeeinfälle zu 'revolutionieren' und das Ganze zu allem Überfluss auf eine absolut peinliche Moritat Marke "Wenn du nicht richtig lebst, bist du auch nicht besser als ein Zombie" zuzuspitzen, krönen schließlich im negativen Sinne das miese Debakel.
Ich musste während der in desolater Einsamkeit durchgeführten Betrachtung gleich zwei längere Pausen einlegen und Freunden, die mir bedauerlicherweise jedoch auch nicht weiterhelfen konnten, telefonisch mein Leid klagen. Dennoch habe ich diesen Rotz bis zum wenigstens relativ schnell einsetzenden Abspann durchgehalten und verehre mir dafür hiermit im Nachhinein selbst die Tapferkeitsmedaille. Um Woody Harrelson, Bill Murray und die größenteils guten (wenn auch musterhaft klischiert) verwendeten Songs tut es mir leid. Dass "Zombieland" eine dermaßene, sich offenbar noch steigernde Popularität genießt, während zeitgleich allerorten über den jüngsten, hunderttausendmal besseren Romero-Film hergezogen wird, ist mir absolut schleierhaft. Möge es hoffentlich kein Indiz dafür sein, dass laffer, nährwertbefreiter Sekundenspaß ernstzunehmendem, ambitioniertem Geschichtenrerzählen nunmehr großflächig vorgezogen wird.

2/10

Splatter Coming of Age Ruben Fleischer Teenager Zombies Apokalypse



It's only a movie. ;)
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Howie Munson sagte am 22. Mai 2010, 17:51:

It's only a movie. ;)

Luckily it is...
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Wundere mich aber echt, dass du den überhaupt ganz geguckt hast (wobei der ja sogar über die end credits hinaus dauert ;) ).
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Howie Munson sagte am 22. Mai 2010, 19:10:

Wundere mich aber echt, dass du den überhaupt ganz geguckt hast (wobei der ja sogar über die end credits hinaus dauert ;) ).

Ja, das hatte schon etwas von masochistischer Anwandlung. Filme abzubrechen finde ich aber auch nicht schön. Dass nach dem Abspann noch was kommt, habe ich nicht mitbekommen. Ist mir aber auch ziemlich egal.
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Nee, hast auch nix verpasst. Der Bill lässt noch n Spruch ab und das war's.
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Den Humor des Filmes finde ich überhaupt nicht bieder: die Suche nach dem letzten Twinkie scheint mir sogar zynisch, ironisch und gesellschaftskritisch. Dass der Film mit wahnsinnig viel Standards operiert, ist natürlich manchmal eine Pein, für mich und meine intellektuelle Evolutionsstufe gab es aber genügend überraschende Wendungen, um mehr als erfreut dabeizusein. Der Film hat eine flockige Leichtigkeit, der vielen anderen Zeitgenossen leider abgeht. Selbst die Zweitsichtung machte Spaß, offenbarte aber die m.E. nach größte Schwäche: die Episodenhaftigkeit der Ereignisse. Da wirkt das Ding wie ein Stationendrama, was letztlich den Showdown im Vergnügungspark beinah zur zähen Pflichtübung werden läßt, wäre da nicht die durchgeknallte Ballerszene Harrelsons.

Und daß die Filmwelt Romeros Neusten nicht besonders schätzt, mag Dich zwar ärgern, dafür aber kann ZOMBIELAND wirklich nichts; und das ist auch kein Signum für die Verblödung unserer Gesellschaft. Denn so wahnsinnig viele total intelligente Zombiefilme hat Romero nicht gemacht. IMHO gerade mal zwei.
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Bastro sagte am 22. Mai 2010, 23:40:

Den Humor des Filmes finde ich überhaupt nicht bieder: die Suche nach dem letzten Twinkie scheint mir sogar zynisch, ironisch und gesellschaftskritisch. Dass der Film mit wahnsinnig viel Standards operiert, ist natürlich manchmal eine Pein, für mich und meine intellektuelle Evolutionsstufe gab es aber genügend überraschende Wendungen, um mehr als erfreut dabeizusein. Der Film hat eine flockige Leichtigkeit, der vielen anderen Zeitgenossen leider abgeht. Selbst die Zweitsichtung machte Spaß, offenbarte aber die m.E. nach größte Schwäche: die Episodenhaftigkeit der Ereignisse. Da wirkt das Ding wie ein Stationendrama, was letztlich den Showdown im Vergnügungspark beinah zur zähen Pflichtübung werden läßt, wäre da nicht die durchgeknallte Ballerszene Harrelsons.
Ich kann da nur entgegnen, dass meine Wahrnehmung des Films in jeder Hinsicht in eine komplett andere Richtung geht. Wie du weißt, bin ich sonst eher nicht so leicht zu erschüttern, aber "Zombieland" repräsentiert mir so ziemlich alles, was Film besser vermeiden sollte, um nicht auf die Schnauze zu fallen. Besonders der Aspekt 'Komik' ist eine prekäre Angelegenheit, da eben ein jeder sein individuelles Humorverständnis pflegt. Von "flockiger Leichtigkeit" finde ich da nichts, eher von gedrungenem Außenseiterwitz ohne spezielle Note.
Falls jemand wissen möchte, worüber ich überhaupt nicht lachen kann, muss er sich nur "Zombieland" anschauen. Aber nicht mit mir zusammen, denn ein zweites Mal wird es für mich nicht geben, die Gefahr für mein Magengeschwür wäre untragbar. Die ziemlich teuer erworbene DVD bekommt irgendeine arme Seele demnächst zum Geburtstag :kill:

Bastro sagte am 22. Mai 2010, 23:40:

Und daß die Filmwelt Romeros Neusten nicht besonders schätzt, mag Dich zwar ärgern, dafür aber kann ZOMBIELAND wirklich nichts; und das ist auch kein Signum für die Verblödung unserer Gesellschaft. Denn so wahnsinnig viele total intelligente Zombiefilme hat Romero nicht gemacht. IMHO gerade mal zwei.
Nein "Zombieland" kann wahrscheinlich nichts für seine Beliebtheit. Hmm, vielleicht ein bisschen. Für die Ignoranz von "Survival" kann er aber wirklich nichts. Dennoch ärgert mich beides und da beide Filme zumindest bis zu einem gewissen Grad miteinander verwandt sind, fiel mir wohl diese Parallele ein. Ich halte davon abgesehen jeden einzelnen der sechs Romero-Zombies für um Lichtjahre wertiger und sehenswerter als "Zombieland". Auch bezogen auf ihre Intelligenz.
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Wollte noch fragen: haste den auf deutsch gesehen? Vielleicht lag's ja auch daran? :kork:

Ansonsten kann ich dich absolut verstehen, zumal gerade Humorverständnis, wie du ja auch schriebst eine der "subjektivsten Komponenten" beim Filmeschauen ist. Ich finde ZOMBIELAND nach wie vor genial und freue mich auf Teil 2... vielleicht lassense dich ja mitmachen und du kannst als Gag den Regisseur auffressen oder im Hintergrund irgendwo nen dicken Haufen setzen... das fänd ich jedenfalls ziemlich lustig :blush:
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Howie Munson sagte am 23. Mai 2010, 09:46:

Wollte noch fragen: haste den auf deutsch gesehen? Vielleicht lag's ja auch daran? :kork:

Nein nein, da kann ich dich beruhigen. Aktuelle/neue Filme schaue ich mittlerweile (fast) immer im Original.

Howie Munson sagte am 23. Mai 2010, 09:46:

Ansonsten kann ich dich absolut verstehen, zumal gerade Humorverständnis, wie du ja auch schriebst eine der "subjektivsten Komponenten" beim Filmeschauen ist. Ich finde ZOMBIELAND nach wie vor genial und freue mich auf Teil 2... vielleicht lassense dich ja mitmachen und du kannst als Gag den Regisseur auffressen oder im Hintergrund irgendwo nen dicken Haufen setzen... das fänd ich jedenfalls ziemlich lustig :blush:

:wacko: Lass die Finger vom Alkohol. Der treibt bei dir seltsame Blüten :))
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:m:

*zisch*
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