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Jener Sommer, das ruhigste Meer

Noruberutos zusammengewürfelte Bemerkungen zum Film und die damit zusammenhängenden Gegenstände




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Magical History Tour: Premiere



Géza von Bolváry // Österreich 1937

Während einer glamourösen Revue-Show wird ein im ganzen Theater unbeliebter Financier erschossen, gut getarnt gerade in dem Augenblick, als auf der Bühne eine "Pistolennummer" in Szene gesetzt wird. Ein gerade anwesender Polizeikommissar nimmt sich daraufhin sofort der Sache an und beginnt mit den Ermittlungen. Verdächtige rund um eine alternde Diva, die kein Engagement für die Revue mehr bekommen hat und die Bühne für eine andere räumen musste, gibt es so manche. Dem Kommissar gelingt es schließlich aufgrund guter Beobachtungsgabe und geschickter Interpretation den Fall elegant zu lösen.

Auf die, im übrigen (mit einer Ausnahme) äußerst lineare und schnörkellose (was in diesem Fall aber alles andere als negativ zu werten ist) Handlung soll an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden. Zumal es nicht so sehr der Plot, als die wirklich gelungene Inszenierung ist, welche den Film zu einem kleinen (vergessenen?) Klassiker macht. Der Hauptaspekt dabei ist, dass der gesamte Handlungsverlauf sozusagen in "Echtzeit" stattfindet, auf der Bühne sowohl als Backstage. Der Zuschauer ist somit bei allen Ereignissen (außer dem Mord) "live" dabei - Im Zuschauerraum, in der Garderobe, in den Logen, hinter der Bühne bei den Technikern, in den Gängen des Theaters, im Büro des Direktors. Dabei wechseln sich die - allein schon für sich sehenswerten - Revuenummern, die teilweise schon fast eine surreale Ebene haben, mit den Ermittlungen hinter der Bühne ab. Dann ist die gerade auf der Bühne ablaufende Nummer als Hintergrundmusik zu hören - eine einfache wie geniale Idee, grandios umgesetzt.

Man hat es bei Premiere also mit einer eigenartigen Mischung aus Revuefilm und Krimi zu tun, der zudem noch mit einigem Klaumauk (ein hektisch-schlacksig herumwerkender, Stakkatoreden absondernder Theo Lingen) durchsetzt ist, was theoretisch eigentlich überhaupt nicht zusammengeht, hier aber wirklich gut funktioniert. Die Rollen sind in etwa gleich mit deutschen und österreichischen Schauspielergrößen der Zeit besetzt. Über allen Darstellern thront die einzigartige Zara Leander, hier in ihrem ersten deutschsprachigen Film.

Was den Film weiters - neben der schon erwähnten "real-time" Erzählstruktur - inszenatorisch auszeichnet, ist die Raumgestaltung, welche mit winzigen Ausnahmen ausschließlich im Theater stattfindet. Die Revuenummern selbst sind ein optischer Höhepunkt, sowohl das Geschehen auf wie hinter der Bühne wird mit einigen ungewöhnlichen Kameraperspektiven von Franz Planer in Szene gesetzt. Weder an Bild noch am Ton gibt es etwas auszusetzen, Premiere mag als ein Musterbeispiel für den vollends etablierten Tonfilm gelten. Hier wirkt wirklich nichts altbacken oder antiquiert, manche Filme aus den 1980ern wirken im Vergleich altmodischer. Ein Film aus der "guten, alten Zeit" der Wiener Rosenhügel-Filmstudios.

Für mich eine wirkliche Neuentdeckung, welche ohne dem Rahmen der MHT wohl nicht stattgefunden hätte!

Und das Beste ist: Es gibt den Film in voller Länge im Netz. Eine unbedigte Empfehlung sei hiermit ausgesprochen.



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Hey, danke für den Tipp!
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