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Jener Sommer, das ruhigste Meer

Noruberutos zusammengewürfelte Bemerkungen zum Film und die damit zusammenhängenden Gegenstände




Foto

The Berlin File



베를린 / Bereullin // Ryoo Seung-wan // Südkorea 2013
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Schauplatz Berlin: Ein geheimer Waffendeal zwischen Nordkoreanern und Arabern unter russischer Vermittlung fliegt auf, bevor das Geschäft vollzogen wird. Die Nordkoreanische Botschaft ist not amused: es muss einen Veräter geben, einen Spion gar in den eigenen Reihen, womöglich einen Überläufer? Aber auch die verfeindeten Südkoreaner vor Ort kommen in Schwierigkeiten, und natürlich mischen auch Mossad und CIA in dem Spiel mit. Ein nordkoreanischer Eliteagent und seine Frau, die als Übersetzerin an der Botschaft der DVRK beschäftigt ist, geraten in Verdacht. Pyöngyang entsendet einen Agenten, der in Berlin aufräumen soll. Was zunächst aussieht wie ein Konflikt Nord vs. Süd entpuppt sich bald als ein Intrigenspiel um Ideologie, Kadavergehorsam, illegalen Machenschaften, persönlichen Schicksalen und Opportunismus.

Ryoo, der auch das Drehbuch verfasst hat, inszeniert einen actionreichen Agententhriller, der mit aktueller politischer Thematik (der Machtwechsel im politischen System Nordkoreas, der Nahostkonflikt) punktet. Aber: die Geschichte ist so rasant inszeniert, dass dem ohnehin schon nicht ganz stringenten Plot auch bei einer Zweitsichtung alles andere als leicht zu folgen ist. Dafür ist die Action, abgesehen von einer total überzogenen Sequenz des nachts in einem heruntergekommenen Berliner Altbau bzw. in dessen Innenhof (sowie der scheibar auch in Asien mitterweile grassierenden Splitscreen-Seuche) durchaus knackig-"realistisch" inszeniert.

Schade nur, dass das (für ein koreanisches Publikum wohl exotisch anmutende) Berlin nicht über einen oberflächlichen Handlungsort für die Entwicklung der Geschichte hinauskommt. Hier wäre an atmosphärischer Inszenierung sicherlich viel mehr drin gewesen. Dafür ist natürlich die Idee, den koreanischen Konflikt exemplarisch im ehemals geteilten Berlin spielen zu lassen, durchaus interessant. Auch entwickelt der gesprochene Kauderwelsch aus Koreanisch, Deutsch und Englisch der Protagonisten einen gewissen eigenen Charme. Besonders hervorzuheben ist auch das inszenatorisch hochdramatische Ende der Geschichte, in dem der nordkoreanische Protagonist und Sympathieträger als kompletter Verlierer dasteht und dennoch ungerührt die Heimreise antritt.

Spionage Nordkorea-Südkorea Berlin Ryoo Seung-wan



Zitat

Dafür ist natürlich die Idee, den koreanischen Konflikt exemplarisch im ehemals geteilten Berlin spielen zu lassen, durchaus interessant.

Ja, das finde ich auch eine sehr interessante Analogie - weswegen ich mir den Film hoffentlich bald mal endlich ansehene werde.
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