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Short Cuts





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Magical History Tour : Morocco (Josef von Sternberg) USA 1930



Magical History Tour

Morocco (Marokko)

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Wenn man über Sternbergs "Morocco" schreibt, kommt man nicht drumrum zuerst etwas über die Gegebenheiten des Films zu schreiben. Es ist Sternbergs zweite Zusammenarbeit mit Marlene Dietrich. Schon zu Beginn dachte niemand wirklich daran, dass er dieses desinteressierte „Etwas“, das mit Männern wie mit Dingen umsprang, händeln konnte. Von Sternberg schaffte es aber die unbändige Dietrich seiner Vision unterzuordnen. Nachdem Sternberg sie für den „Blauen Engel“ entdeckt hatte, wurde sie über Nacht zum Star. Trotzdem erkannte die UFA damals nicht sofort ihr Potential im Gegensatz zur Paramount, die zusammen mit der UFA Sternbergs deutsches Gastspiel finanzierten. Die Paramount winkte zugleich mit einem Vertrag für Hollywood und Sternbergs nächstem Film „Morocco“. MGM hatte Greta Garbo und Paramount wollte die „Dietrich“, sie wollten sie so sehr, dass sie am liebsten verschwiegen hätten, dass sie Deutsche gewesen ist. Direkt am Abend nach der Premiere zu „Der blaue Engel“ schiffte sich Marlene Dietrich zu ihrer Reise nach Amerika ein.

Moroccos Plot ist schnell erzählt : Die Nachtclub Sängerin Amy Jolly (Marlene Dietrich) wird in einer Marokkanischen Garnisonsstadt vom Fremdenlegionär Tom Brown (Gary Cooper) begehrt und von dem französischen Lebemann Kensington (Adolphe Menjou) mit Geld und Annehmlichkeiten umworben. Nachdem der „handsome guy“ Brown sich geschlagen gibt, rückt er mit seinem Batallion aus und kehrt nicht wieder zurück. Als die Legionäre wieder in die Stadt kommen, erfährt Amy, dass er verwundet worden sei. Sie packt kurzerhand ihre Sachen und lässt sich von Kensington zu dem Ort bringen an dem Brown sich aufhalten soll.

Morocco ist nach dem „Blauen Engel“, Sternbergs zweiter Film mit seinem Star, Marlene Dietrich. 5 weitere sollten folgen. Kein anderer Regisseur hat den Mythos „Marlene Dietrich“ in den frühen Tonfilmjahren so geprägt wie dieser Exil-Österreicher. Es ist schwer unter diesen Filmen einen Liebling auszumachen, sind sie alle gut bis meisterhaft. Dabei ist es nicht unbedingt die rein narrative Ebene, die diese Filme u.a. Morocco so interessant machen. Es ist die aufgeladene, elektrisierende, hitzige Atmosphäre, die erotisch-exotischen Dekors und Kostüme und die Überhöhung von Einzelheiten, von Blicken und Gesten, die nicht immer, aber oft, symbolisch zu deuten sind.

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(Die Frau, die sich auf die maskuline Ebene ihres Liebhabers begibt)

Hier zeigt sich zudem, noch mehr als in „Der blaue Engel“ der erotisch-maskulin-laszive Dietrich-Touch, der ikonografisch werden sollte. Marlene Dietrich, bei ihrem ersten Auftritt, wie sie in Frack mit Zylinder durch die Menge streift und eine Frau auf den Mund küsst, löste bei den konservativen Produzenten einen Sturm der Entrüstung aus, den Sternberg gerade noch so glätten konnte.

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Die Männer, die so einer Frau begegnen sind ihr absolut verfallen. Auch Gary Cooper, dem alle Frauen hinterherlaufen, schmeißt alles hin, als ihm diese Frau über den Weg läuft. Eine Frau, die sich quasi prostituieren muss um ihre Unabhängigkeit zu wahren und den richtigen Mann zu bekommen, der sie liebt.
Interessant ist hierbei auch die Rolle von Kensington, der nicht als widerlicher Wiedersacher gezeigt wird, sondern als Mann, der sie ziehen läßt und ihr sehr subtil zu verstehen gibt, dass sie sich für die Leidenschaft entscheiden muss. Dieses Rollenbild ist natürlich niemand anderes als Sternberg, der immer an den Gefühlen, der absoluten Hingabe und der Leidenschaft interessiert war und dies sehr eindrucksvoll auf die Leinwand brachte.
Vieles was so bedeutungsschwanger durch Blicke durch den Raum schwebt, wird dazu noch durch den Dialog untermauert.

-Nothing, but independance for women. There is a foreign legion for women, too.
(Als Tom Brown ihr zum ersten Mal in der Garderobe begegnet)

-Do you love him ?
-I don´t know. I hope not.
(Auf Kensingtons Frage nach Brown)

Kurz vor Ende des Films wird ihr die bedingungslose Hingabe der Frauen, die ihren Männern überall hinfolgen nochmal bewusst, als sie die Kurtisanen sieht, die den Soldaten folgen.

-Those women must be mad.
-I don´t know…you see….they love their men.

Am Ende schließt sich der Kreis und Amy Jolly streckt die Waffen um ihrem Verlangen zu folgen. Sie wird auch eine dieser Frauen und schließt sich den Kurtisanen an, die ihren Männern folgen, bis die Wüste ihr Bild auslöscht. In der Tat ist dies eins der symbolischsten und kraftvollsten Bilder der gesamten Kinogeschichte. Die unbändige Leidenschaft des klassischen, romantischen Hollywoodkinos.

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9/10

Marlene Dietrich Josef von Sternberg Gary Cooper Fremdenlegionär Erotik Maskulin Leidenschaft Nachtclub Blicke Kurtisanen Diva Ikone



Zwei spontane Assoziationen:

- Victor/Victoria

und (bezogen auf das ikonische Wüstenbild)

- The Hunting Party
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- Victor/Victoria
durchaus berechtigt, kann man so sagen.

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- The Hunting Party
der sagt mir leider gar nichts.
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Ach, schön... "Marokko" mag ich sowieso sehr, viel mehr als den "Blauen Engel", der zumindest in Deutschland bekannter sein dürfte. Ich finde es einfach toll, wie Josef von Sternberg es geschafft hat, aus einem Nichts von Handlung (die Geschichte war schon 1930 nicht originell) einen so mitreißenden, atmosphärischen Film voller großartiger Momente (gerade auch Gesten) zu machen.
Und der Text ist auch gut. ;)
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Ich finde es einfach toll, wie Josef von Sternberg es geschafft hat, aus einem Nichts von Handlung (die Geschichte war schon 1930 nicht originell) einen so mitreißenden, atmosphärischen Film voller großartiger Momente (gerade auch Gesten) zu machen.
Ja, mir geht das ganz genauso. Der Film ist wie ich finde ein Fast-Meisterwerk. Fast, weil ich einige seiner nachfolgenden Dietrich Filme noch ein Stück besser finde, zb. BLONDE VENUS, SHANGHAI-EXPRESS, SCHARLACHROTE KAISERIN. Werd ich die Wochen auch mal wieder sichten :)
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