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Jener Sommer, das ruhigste Meer

Noruberutos zusammengewürfelte Bemerkungen zum Film und die damit zusammenhängenden Gegenstände




Foto

Caché



Michael HANEKE, F/Ö/D/I 2005

Eine Pariser Bobo-Familie - Vater (Daniel Auteuil) Moderator einer Literatursendung im TV, Mutter (Juliette Binoche, großartig) Verlegerin, der Sohn auf einer guten Schule - erhält seltsame Videobotschaften, die ein unbekannter ihnen zukommen lässt. Darauf zu sehen sind zunächst nur Außenaufnahmen ihres Hauses von einer Seitenstraße aus gefilmt. Später bekommen sie dann Videos, die offenbar nur jemand gemacht haben kann, der das Privatleben des Moderators gut kennt. Die Inhalte der Tapes werden im wahrsten Sinne des Wortes immer expliziter; ein Verdacht, wer dahinterstecken könnte, führt zu einer Außeinandersetzung mit der Vergangenheit des Moderators, seiner Kindheit. Neben dem privaten gibt es auch einen starken politischen Aspekt, der kolonialen Vergangenheit Frankreichs. Eine latente Atmosphäre von Bedrohung, Verdächtigungen und verdrängter Schuld führt in eine Katastrophe.

Der Film beginnt mit einer langen Einstellung vom Haus der Familie in guter Wohngegend. Wie die Filmsprache hier funktioniert wird schon sehr bald deutlich, als bald eben exakt diese Einstellung sich als der Inhalt der ersten Videobotschaft des Unbekannten offenbart. Der Clou des ganzen liegt in dieser bewussten Nichtunterscheidbarkeit der Bilder, wie sie dem Zuseher präsentiert werden. Dieses Spiel wird in unterschiedlichen Aspekten weitergesponnen. Erst im Nachhinein werden die VHS-Bilder (Nostalgie...) mit einem leichten "Flimmern" gekennzeichnet - allerdings sehr sparsam und ohne jede Effekthascherei. Überhaupt kommt dieser Film ganz ohne grelle Effekte -auch und vor allem ohne Filmmusik - aus, und das, obwohl er in einigen Sequenzen fast schon an guten J-Horror, Stichwort Kursosawa Kiyoshi, erinnert. Mit David Lynch wird Haneke ja auch gerne immer wieder verglichen, dieser Film macht es leicht, hier Parallelen zu ziehen.

Das Faszinierende und der eigentümliche Sog, den der Film entwickelt, ist eben die Art und Weise der Präsentation der Bilder - Filmrealität, TV-Sendungen, Traumsequenzen/Erinnerungen und eben die besagten Videobotschften - sie alle werden in den gleichen nüchternen, einfachen Bildern präsentiert. Die Thematik "Film im Film" erreicht hier eine ganz andere Qualität, als man sie sonst kennt. Im Grunde ist es eine Untersuchung, wie filmische Bilder funktionieren. Dabei wird jedoch nichts erklärt, sondern einfach nur gezeigt (wie wohl in jedem guten Film wenig bis gar nichts "erklärt" werden sollte). Ein Film, der es mit einfachsten Mitteln schafft, eine permantente Atmosphäre von Irritation und Entfremdung, Schock und Misstrauen aufzubauen. Eine starke, beklemmende Filmerfahrung.

Bild Film im Film Schuld Kolonialismus Haneke Binoche Auteuil



Cache ist mein Lieblings-Haneke, und ich finde du bringst
du bringst das, was diesem Film ausmacht und ihm seine
besondere Qualität verleiht sehr gut auf den Punkt
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