Zum Inhalt wechseln


Ich habe dir niemals einen Hasenbraten versprochen

Cjamangos neues Filmtagebuch




Foto

Danza de Hotzplotz dio, verfemmnemmbemm!



Incubus (1965) (US-DVD)

In einem Dorf namens Nomen Tuum gibt es eine Rehtränke, von der man sagt, daß ihr Wasser heilbringende Wirkung habe. Da sich dort neben „echten“ Kranken auch viele Menschen einfinden, die dem Erzlaster (brumm, brumm!) der Eitelkeit frönen, haben dort Sukkubi ihr Zelt aufgeschlagen, die die Prahlhänse in den Höllenschlund locken. Sukkubus Kia tut ihr Bestes, um den verwundeten Soldaten Marc (William Shatner) zu verführen, doch es fruchtet alles nichts. Da muß ein Inkubus her...

Auhauerha, was ist hier denn passiert? Dieses verschollene Werk vom späteren TV-Produzenten Leslie Stevens stellt eine der unglaublichsten Kuriositäten dar, die ich jemals sehen durfte – ein preisgünstig gedrehter Horrorfilm, der vollständig in der Kunstsprache Esperanto gedreht wurde! Keine Ahnung, wie die Filmemacher damals auf diesen Einfall gekommen sind, da das fertige Produkt die kommerzielle Attraktivität einer Tüte Mehlwürmer besessen haben dürfte, aber vielleicht stellt INCUBUS ja eine Replik auf die europäischen Kunstfilme dar, die zu jener Zeit in den amerikanischen Markt eindrangen, meistens übrigens von Exploitation-Produzenten wie David Friedman importiert und anbereitet. INCUBUS ist nämlich nicht nur komplett unverständlich ohne die Untertitel, sondern zitiert in Motivwahl wie Bildgestaltung eben jene skandinavischen Werke, deren Naturbild einen Kommentar auf die Natur der Menschen liefert, die sich in ihr tummeln. Die beeindruckend schöne Fotografie von Conrad Hall (IN COLD BLOOD, THE DAY OF THE LOCUST, ROAD TO PERDITION) betont dabei nicht nur die bukolischen Motive, sondern fügt ihnen durch den Einsatz von extremen Kontrasten und harten Schatten eine rauhe Qualität zu, die bereits zahlreichen Bergmännern zu schaffen machte. Ein Doppelprogramm mit DIE STUNDE DES WOLFES ist vorstellbar! Allerdings auch eines mit THE DEVIL'S RAIN, denn William Shatners Held – die einzige kommerziell attraktive Zutat des Filmes – ist ein religiöser Gutmensch von einigen Gnaden, und da Onkel Bill damals noch richtig schniek aussah, stößt er auch den weiblichen Buhldämon in transzendentale Obdachlosigkeit. Im zweiten Teil des Filmes setzt es dann horrorkompatible Szenen zuhauf, mit schwarzen Messen in wallenden Nebeln, bocksbeinigen Dämonen und derlei Schangel. Mir ist es völlig unbegreiflich, wie solch ein kommerzielles Kamikaze-Kommando entstehen konnte, aber ich finde das toll! Ob man den Film als prätentiösen Langeweiler oder als aufregende Kuriosität empfindet, liegt wohl an der persönlichen Erwartungshaltung, aber dies ist wirklich mal ein Film, wie es ihn nicht noch einmal gibt. Und daß William Shatner ohnehin in jedem Film mitspielen sollte, der gedreht wird, ist eine Meinung, die ich schon des öfteren geäußert habe. Wer glaubt, alles gesehen zu haben, der sollte sich mal von diesem zutiefst eigentümlichen Film überraschen lassen!




Es ist schön, dass noch jemand auf diesen wirklich seltsamen Film aufmerksam geworden ist. :)
  • Melden

Neuste Einträge

Neuste Kommentare