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Gernguckers Filmtagebuch





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Francois Truffaut



Francois Truffaut

Im Laufe des Sommers habe ich alle 21 Langfilme von Truffaut sowie die beiden Kurzfilme “Die Unverschämten” und “Antoine und Collette” gesehen und konnte somit einen umfangreichen Überblick über das Schaffen des französischen Filmemachers gewinnen, sieht man mal von seinen reinen Drehbucharbeiten ab. Viele von den Filmen habe ich erstmals gesehen und war häufig überrascht, wie breit und unterschiedlich sein Werk doch ausfällt. Ich musste schon genauer hinschauen und suchen, um Gemeinsamkeiten von Francois Truffauts Filmen zu finden, vom lockeren Schwarzweißfilm über Sciencefiction, Historienkino und Krimi zum großen Drama und Reflexion übers Filmemachen.
Auf den ersten Blick bilden nur die Filme um Antoine Doinel (“Sie küssten und sie schlugen ihn”, “Antoine und Collette”, “Geraubte Küsse”, “Tisch und Bett” und “Liebe auf der Flucht”) eine Einheit und wiederkehrende Figuren und eine über mehrere Stufen fortführende (Entwicklungs-)Geschichte.
Darüber hinaus wird sein Werk eher von einzelnen Elementen zusammengehalten. Als großer Hitchcockverehrer zeichnet sich auch sein Werk durch Anleihen beim großen Meister aus: Momente voller Suspense, Geheimnisse und falsche Identitäten. Die wechselvollen Beziehungen zwischen Männern und Frauen, Affären, Ehebrüche und Dreiecksbeziehungen kehren in seinen Filmen immer wieder. Stilistisch setzte Truffaut häufig eine Lochblende ein, stoppte den Bilderfluss zu einem Standbild. Immer wieder kehren Literatur (besonders Balzac) und Musik (häufig in Form von Schallplatten) in seine Filme ein. Als er sich mit seinen ersten Farbfilmen versuchte, spielte er auch beiläufig mit Dekors: weiß-blaue Muster in Stoffen, Porzellan etc. verbinden die fünf Männer auf der Todesliste seiner schwarzen “Braut”, und die gleichen Muster kehren auch in seinen unmittelbar darauffolgenden Filmen wieder. Ein Detail, das erst durch konzentrierte chronologische Betrachtung offenkundig wird.

Es fällt mir schwer, eine Lieblingsliste aus Truffauts Werk zu bilden, denn bis auf den spröden-antiquierten “Zwei Mädchen aus Wales...” mochte ich seine Filme eigentlich alle. Hier ein Versuch, die mir 10 liebsten Filme von Francois Truffaut zu benennen:

(01) Fahrenheit 451 (1966)
(02) Die Braut trug schwarz (1967)
(03) Die amerikanische Nacht (1973)
(04) Die süße Haut (1964)
(05) Der Wolfsjunge (1970)
(06) Sie küssten und sie schlugen ihn (1959)
(07) Auf Liebe und Tod (1983)
(08) Die letzte Metro (1980)
(09) Taschengeld (1976)
(10) Die Frau nebenan (1981)

Bei der Beschränkung auf 10 Filme fällt z.B. schon der wunderbare “Geraubte Küsse” heraus. Zumindest in der jetzigen Momentaufnahme meiner längst nicht in Stein gemeißelten Liste ...




Da kann ich einfach nur in die Hände klatschen und sagen : "TOLL" !

Auch wenn kein Jules und Jim in der Liste auftaucht ;)
Aber nun, bin selbst kein Truffaut Kenner obwohl sich das wohl bald ändern wird, da ich ja fast alles habe *shame*
Truffaut Reihe hatte ich jedenfalls auch immer mal vor :)
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Bravo. An den Top 2 kann nichts bemängelt werden. Die 6 würde ich zwar auf die 3 hieven, allein wegen der Leiden des jungen Léaud, aber egal.
Bei Jules et Jim hingegen bin ich froh, daß der draußen bleibt, ich war unterwältigt von dem.
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Truffaut gehört zu den Regisseuren, bei denen ich mich einigermaßen gut auskenne, aber es sind eben doch manche Lücken vorhanden (wobei mich von der mir nicht bekannten Filmen "Taschengeld" besonders interessieren würde, mehr als die teilweise berühmteren Filme, die ich sonst noch nicht kenne). Auf alle Fälle ein von mir durchaus geschätzter Regisseur, auch wenn es für den Kreis meiner eigentlichen Lieblingsregisseure nie so ganz gereicht hat.

"Geraubte Küsse" wäre bei mir wohl in einer Top Ten drin, recht weit oben sogar, mit seiner verspielten Leichtigkeit war das immer mein persönlicher Liebling unter den Doinel-Filmen. "Die amerikanische Nacht" mag ich auch noch ganz besonders, und natürlich auch "Fahrenheit 451" - bis heute einer der am meisten unterschätzten Truffaut-Filme.
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Sehr schön! Wie wohl nicht weiter verwundern wird, gehört
Truffaut zu meinen Lieblingsregisseuren. Trotzdem kenne ich nur
14 seiner 21 Spielfilme, sowie Antoine et Collette. Zu den mir
unbekannten zählen auch Taschengeld, Wolfsjunge und Süße Haut. Und da Geraubte Küsse und Tisch und Bett der Grund
für meinen Nick sind, würden diese wohl auch in meinen Top 10
aufscheinen.Fahrenheit 451, ist sicherlich ein herausragender Film und eine würdige Nr.1. Dabei entstand er unter großen Schwierigkeiten. Nachdem Oskar Werner die Rolle nicht so
spielen durfte wie er wollte, unternahm er alles die Dreharbeiten
zu sabotieren. So erschien er mit ganz kurzem Haar am Set. Als
Entschuldigung gab er an, dass er beim Friseur eingeschlafen ist, u.v.a.m.
"Soll ich ihn würgen?" notierte Truffaut in seinem Drehtagebuch.
Außerdem haderte er mit seinen mangelnden Englischkenntnissen. Ursprünglich sollte der Film gleich nach
Jules et Jim mit Jean-Paul Belmondo in der Hauptrolle in Frankreich gedreht werden, aber Truffaut brachte die Finanzierung nicht zustande.


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Wolfsjunge
:love:
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Gerngucker
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