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Herr Settembrini schaltet das Licht an

Oberlehrerhafte Ergüsse eines selbsternannten Filmpädagogen




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Allgemeine Anmerkungen zu Literaturverfilmungen



Da ich ja gerade mal wieder eine Buchverfilmung gesehen und dabei festgestellt habe, was man dabei so alles falsch machen kann (siehe mein Kommentar zu "Harry Potter und der Halbblutprinz"), geriet ich ein wenig ins Grübeln über Literaturverfilmungen ganz allgemein und will an dieser Stelle einfach mal ein paar Gedanken dazu zusammentragen. Das ist auch insofern ganz interessant, weil es da ganz unterschiedliche Auffassungen gibt, wie ich in diversen Diskussionen selbst schon feststellen konnte.
Dabei will ich mich zunächst der Frage widmen:

Lassen sich alle Bücher verfilmen?

Das kommt ganz darauf an, was man unter "verfilmen" versteht! Wenn man sich damit zufriedengibt, daß einfach etwas Filmmaterial belichtet wird und ein Film entsteht, der die Handlung des Buches, sofern es eine gibt, ungefähr wiedergibt, dann dürften sich die meisten Bücher verfilmen lassen, zumindest die meisten erzählerischen. Doch dies ist ein sehr bescheidener Anspruch. Die entscheidende Frage ist wohl eher, ob eine Verfilmung adäquat ist.
Wenn man aber fordert, daß eine adäquate Verfilmung ein Kunstwerk sein soll, daß mindestens ebenbürtig neben dem Buch steht, dann ist unter der Verfilmbarkeit wohl eher zu verstehen, daß eine adäquate Verfilmung überhaupt möglich ist. Diese Frage ist nun deutlich schwerer zu beantworten, denn so lange es niemand gemacht hat, kann auch keiner sagen, wie gut oder schlecht eine Verfilmung im konkreten Fall wirklich ausfällt. Trotzdem gibt es eben Bücher, bei denen der Gedanke naheliegt, daß jeder Versuch einer Verfilmung scheitern müssen, weil etwa die Qualitäten des Buches so sehr sprachspezifischer und stilistischer Natur sind, daß bei einer Übersetzung des Sprachkunstwerks in Bildersprache das entscheidende verloren gehen wird. So leben ja gerade die großen Versdichtungen wie die Ilias, die Odyssee oder auch Miltons Paradise Lost wesentlich von ihren sprachlichen Qualitäten. Sicher, die reine Handlung läßt sich bebildern, aber hat es jemals eine Homer-Verfilmung gegeben, die neben den Epen nicht auf Zwergengröße geschrumpft wäre?
Ganz besonders dann, wenn ein Werk, sei es in Versen oder Prosa, durch das Zusammenwirken der einzelnen Wörter vieldeutig wird, wird eine Verfilmung schwierig, denn Bilder können mitunter sehr eindeutig sein. Damit kommt ein zusätzliches Problem von Verfilmungen hinzu: ein Buch erzeugt im Leser des Kopfs ganz eigene Bilder, Bilder, die vermutlich eher unscharf bleiben, aber dennoch von großer Kraft sein können. Und diese Bilder können je nach Leser sehr verschieden sein. Eine Verfilmung zwingt dagegen allen Zuschauern die Bilder auf, die der Regisseur für die richtigen hält. Insofern ist eine Verfilmung immer auch ein wenig ein Gewaltakt. "Der Herr der Ringe" ist für meine Ausführungen ein gutes Beispiel: da der Roman auf vielen verschiedenen Ebenen funktioniert, gibt es auch sehr unterschiedliche Dinge, die man daran mögen kann, und er kann eben auch sehr verschiedene Bilder im Kopf eines Lesers evozieren. Viele Leser haben in der Filmfassung Peter Jacksons offenbar das wiedergefunden, was ihnen am Buch gefiel, und fanden an Jacksons Bildern Gefallen. Bei mir war das leider nicht der Fall: die meisten Dinge, die ich am Roman, sind bei der Übersetzung in Filmbilder verloren gegangen, Filmbilder, die fast schon in offener Feindschaft zu denen stehen, die ich im Kopf hatte.
Neben solchen grundsätzlichen Probleme kommen noch die ganz praktischen hinzu: hier ist vor allem die Länge ein Problem. Um einen Roman umzusetzen, sind fast immer Kürzungen unvermeidlich, damit der Film dicht genug ist und nicht zu ausufernd gerät. Denn die meisten Filme stehen von ihrem Aufbau dem Drama näher als dem Roman (oder gar dem Epos). Bei kürzeren Werken, Novellen oder Erzählungen, fällt dieses Problem weitgehend weg, doch schon bei einem 500seitigen Roman ist es gravierend, und bei Werken wie dem Don Quijote etwa steht ein Regisseur vor der Wahl, entweder seine Vorlage zu verstümmeln, einen Film mit extremer Überlänge zu drehen, in dem dann trotzdem noch etliches fehlt - oder sich gleich für eine TV-Serie zu entscheiden, was aber auch seine Nachteile hat.
Damit habe ich ein paar grundsätzliche Probleme angesprochen, und spreche hier meine persönliche Meinung aus: manche Bücher sind unverfilmbar in dem Sinne, das ich es für völlig ausgeschlossen halte, daß es jemals eine Filmversion davon geben wird, die auch nur ansatzweise neben der Vorlage bestehen kann.
Daraus wird natürlich auch noch eine Sache deutlich: je besser das Buch, desto schlechter läßt es sich verfilmen. Zum einen legt ein gutes Buch die Meßlatte natürlich viel höher als ein mittelmäßiges, das vielleicht eine gute Grundidee hat, aber diese nicht richtig ausführt. Zum anderen aber zeichnet sich ein literarisches Meisterwerk sehr oft gerade durch solche Qualitäten und Besonderheiten aus, die bei der Übersetzung in die Bildersprache eines Films besonders leicht verloren gehen.
Damit komme ich nun zu einer zweiten Frage:

Wie sollte ein Buch verfilmt werden?

Damit meine ich vor allem: wie genau sollte ein Film dem Buch folgen, wann sind Änderungen erlaubt oder sogar erforderlich?
Auch da begegnet man immer wieder unterschiedlichen Auffassungen. Eine Extremposition sieht so aus, daß ein Film - auf der Ebene der Handlung - überhaupt nichts ändern sollte. Die Gegenposition verlangt vom Film vor allem Eigenständigkeit und verlangt sogar radikale Abweichungen von der Vorlage, wenn nötig.
Meine Position liegt da ziemlich in der Mitte, was ich nun etwas näher ausführen will.
Die Werktreue so weit zu treiben, jede Begebenheit, jeden Dialogsatz etc. eines Romans zu übernehmen, halte ich für albern. Dagegen gibt es mehrere Einwände: wenn etwa in einem Buch Briefe eine große Rolle spielen, so ist es eine äußerst schwerfällige Lösung, einen möglicherweise mehrere Seiten langen Brief zu zeigen und dazu dann eine Stimme aus dem Off erklingen zu lassen, die den Brief vorliest - nahezu jede andere Lösung ist im Film vorzuziehen.
Ich hatte aber auch schon erwähnt, daß mitunter Kürzungen oder Vereinfachungen einer Vorlage unvermeidlich sind. Bisweilen sind sie aber auch segensreich. Gerade in der Literatur des 19. Jahrhunderts gibt es viele Bücher mit übertrieben verwickelten Plots, was häufig zulasten der Glaubwürdigkeit geht - und dies tritt durchaus auch bei großen Autoren wie etwa Charles Dickens auf. Was Dickens seinen Lesern mitunter an Enthüllungen über unerwartete Verwandtschaftsbeziehungen zwischen einzelnen Figuren (am Schluß von Oliver Twist etwa) zumutet, stellt die Bereitschaft, ihm eine Geschichte abzunehmen, teilweise auf eine sehr harte Probe. In solchen Fällen sind Vereinfachungen nicht nur legitim, sondern sogar zu begrüßen.
Dann gibt es wiederum Dinge, die in einem Roman vielleicht gut funktionieren, im Film aber eben nicht; die Heckentiere in Stephen Kings Shining sind ein Beispiel dafür (und wenngleich ich Stanley Kubricks Verfilmung dieses Buchs nicht leiden kann und auch für deutlich schwächer halte, gehört Kubricks Verzicht auf die Heckentiere zu den wenigen Dingen, die ich ihm bei diesem Film nicht vorwerfe). In solchen Fällen ist dann das Filmverständnis und zum Teil auch einfach der gute Geschmack eines Regisseurs und/oder Drehbuchautoren gefragt.
Klar ist natürlich auch: je schlechter die Buchvorlage ist, desto legitimer sind Abweichungen. Wenn ein guter Regisseur einen schlechten Roman liest und darin etwas so interessantes findet, daß sich daraus ein guter Film machen läßt, dann ist es vertretbar, daß er bei der Umsetzung vor allem nach Wegen sucht, um seine Idee zu verwirklichen, und sich nicht so sehr darum kümmert, was in der Buchvorlage steht. (Und hieraus erklären sich auch die unterschiedlichen Positionen beim eben erwähnten Shining: die Bewunderer des Films, die Kubricks Umgang mit dem Roman Kings für legitim halten, sind - von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen - King-Verächter oder haben seinen Roman gar nicht gelesen, während wiederum unter denen, die den Roman schätzen, fast niemand den Film mag: letztlich würde fast jeder Kubricks Vorgehensweise bei einem schlechten Roman akzeptieren, bei einem guten dagegen tadeln, und daher hängt die Bewertung dieser Buchadaption vor allem davon ab, ob jemand Kings Roman für ein gutes oder ein schlechtes Buch hält.)
Die Ausführungen eben bezogen sich vor allem auf eher triviale Bücher; ansonsten nehme ich aber schon den Standpunkt ein, daß eine Verfilmung, auch wenn sie Veränderungen im Detail vornimmt, doch die Essenz der Vorlage treffen, besonders dann, wenn es sich um ein sehr gutes Buch handelt oder einfach kulturgeschichtlich bedeutendes Buch handelt. Das heißt eben auch, daß eine Verfilmung vielleicht sogar eine Schwäche der Vorlage übernehmen muß, wenn diese essentiell ist (ich hatte ja in meinem Filmkommentar schon die Horkruxe bei Harry Potter erwähnt). Dies will ich mit einem Beispiel, das jeder kennt, verdeutlichen: man muß meiner Auffassung nach die biblischen Geschichten vom Sündenfall oder von der Sintflut und Noahs Arche nicht unbedingt mögen. Aber wenn ein Regisseur sich entscheidet, die Genesis zu verfilmen, dann müssen sie darin vorkommen, egal, was der Regisseur von ihnen hält - denn andernfalls wäre es eben keine Verfilmung der Genesis mehr.
Daraus läßt sich also als Prinzip ableiten: Veränderungen von Nebensächlichkeiten sind durchaus zulässig und können sogar erforderlich sein, wegen grundlegender Gesetze der Filmkunst, oder auch, weil die besondere Lesart des Regisseurs sie verlangt; Veränderungen essentieller Bestandteile eines Buches sind dagegen zumindest problematisch (und dafür muß ein Regisseur dann sehr gute Gründe haben). Eine Herausforderung für einen Regisseur besteht also auch darin, zu erkennen, was eigentlich die Essenz eines Romans ausmacht. (Und auch hier wird noch einmal deutlich, warum die Verfilmung literarischer Meisterwerke so schwierig ist und so selten gelingt: weil es in einem Meisterwerk eben kaum wirklich "Nebensächliches" gibt!)

Soweit erst einmal meine recht unstrukturierten Gedanken zum Thema Literaturverfilmung.




Ich habe deine Ausführungen schon vor einiger Zeit gelesen,
aber gezögert darauf zu antworten, weil wir schon auf Kino.de(die Ruine ist nachwievor begehbar) unser darüber unterhielten, und ich fürchtete mich zu überholen. Nachdem ich mit Interesse den Dialog zwischen dir und bekay über Remakes gelesen habe, möchte ich, selbst auf die Gefahr hin ein "Remake zu schaffen", doch darauf eingehen.

Ich finde du beschränkst mit deinen Anforderungen den Filmemacher viel zu sehr. Gerade Romane sind quasi die natürliche Grundlage für Filme. Sei es aus kommerziellen Gründen(Harry Potter!), oder sei es weil sie für Filmemacher ein wichtige Inspirationsquelle darstellen. Romane, (Novellen, Kurzgeschichten) sind
aber niemals so etwas wie eine Partitur, die genaue Vorgaben gibt, an die sich der Regisseur zu halten hat. Der Film muss und kann nur als egenständiges Werk bestehen, dass eben auf einem anderen Werk basiert. Darum halte ich unsere Erwartungshaltung, ein geliebtes Buch auf der Leinwand so wie wir es in Erinnerung haben, wiederzusehen für problematisch. Und ich denke, dass auch viele Buchautoren diesen Fehler begehen.
Genauso wäre es falsch anzunehmen, dass man mit der Kenntnis des Filmes auch den dazugehörigen Roman kennt. Ich kenne also die Herr der Ringe Filme von Peter Jackson, aber deswegen noch lange nicht die Romane Tolkiens.
Trotzdem sehe ich auch einen Unterschied, ob jemand versucht
die Essenz des Buches(so er sie erkennt, wie du richtigerweise anführst) in diese andere Kunstform umzusetzen, oder den Roman nur als Inspirationsquelle ansieht, um eigene Ideen zu verwirklichen. Vielleicht wäre es fein wenn darauf hingewiesen wird(frei nach, lose basierend auf u.s.w.) aber ich halte beide Vorgehensweisen für legitim, ganz gleich, welche Reputation das
literarische Werk auch hat. Und selbstverständlich ist wie alles
was Film betrifft, der Übergang zwischen diesen beiden Polen fließend. Entscheidend ist nur , ob ein guter Film dabei herauskommt.

Ich denke unsere beiden Haltungen unterscheiden sich grob in zwei Punkten. Du stellst das literarische Meisterwerk unter Denkmalschutz, das nicht verändert oder verunstaltet darf, ich betone die Autorenschaft des Filmemachers.
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Ich habe gerade noch mal das, was vom kino.de-Forum noch übrig ist, reingeschaut und die Diskussion vom Frühjahr ein wenig überflogen. Und daher weiß ich nun nicht so recht, was ich noch erwidern soll, da ich meinen Standpunkt eigentlich dort schon recht ausführlich dargelegt habe. Den größten Teil meiner damaligen Ausführungen könnte ich hier unverändert übernehmen, aber davon hätte keiner was.

Trotzdem will ich mal eine Antwort versuchen: Ich denke nicht, daß ich den Regisseur zu stark einschränke, denn ich lasse mich ja durchaus ausführlich darüber aus, was für Änderungen zulässig oder sogar zwingend erforderlich sind. Das ist nicht die Position, ein Film müsse in allen Einzelheiten genau der Vorlage entsprechen.

Ich möchte eher behaupten, daß wir ein anderes Verhältnis zur Literatur überhaupt haben. Du schreibst, Romane wären die "natürliche Grundlage für Filme". Schon dem würde ich nicht zustimmen, denn dieser Ansatz reduziert die Literatur (mehr oder weniger) darauf, als Stoffquelle für Filmstudios zu dienen. In einer Diskussion, die ich in meinem langjährigen zweitforum (www.filmde.de) dazu mal begonnen habe, meinte eine Gesprächspartnerin im Kontrast dazu: "Irgendwie, je mehr ich drüber nachdenke, komme ich zu dem Schluß, daß Literatur und Film sich ganz schlecht vertragen." Eine Position, der ich mich im Laufe der Jahre stark angenähert habe.

Ich gebe hier einfach mal einen Link zu dieser Diskussion an, könnte vielleicht interessant sein:

http://filmdejavu.fi....php?f=1&t=2529

Vieles (wenn auch nicht alles), was meine Gesprächspartnerin dort zur Diskussion beigesteuert hat, findet meine Zustimmung.

Und damit komme ich zu dem von Dir angesprochenen Punkt, ob jemand versucht, mit seinem Film wirklich der Vorlage gerecht zu werden oder ob ihm die Vorlage weitgehend egal ist und er sie nur als "Inspirationsquelle" ansieht. Diesen Unterschied sehe ich auch, und genau hier trennen sich unsere Wege: denn das zweite Vorgehen halte ich nur bei schlechten oder bestenfalls mediokren literarischen Werken für akzeptabel. Wenn ein Schundroman irgend etwas faszinierendes enthält, woraus ein Regisseur etwas wirklich gutes entwickeln kann, ist es legitim, den Roman in diesem Sinne als Vorlage zu benutzen (und Abweichungen werden hier sogar nötig sein, eben weil der Roman selbst eigentlich schlecht ist). Ein großes Buch, das ganz für sich allein steht und keine Filmversion braucht, etwas, woran der Autor jahrelang, vielleicht sein halbes Leben geschrieben und nicht nur seine Schaffenskraft, sondern auch wesentliche Züge seiner Persönlichkeit hineingesteckt hat, will ich dagegen nicht als reine Inspirationsquelle von irgendeinem aufgeblasenen Regie-Heini benutzt sehen. (Sehr schön dazu das Tarkowski-Zitat in der Diskussion, zu der mein Link führt - aber das von Hitchcock ist auch treffend.) Darin sehe ich fast schon eine Geringschätzung der Literatur selbst.
Daher habe ich ja auch im ersten Teil meiner Anmerkungen den Standpunkt vertreten, daß längst nicht jedes Buch überhaupt adäquat verfilmbar ist, und gerade die großartigsten Werke sind es oft eben nicht. Daher erübrigt sich in solchen Fällen für mich die Frage, wie man sie verfilmen sollte, da ich eben denke, daß man sie gar nicht verfilmen sollte, denn gar keine Verfilmung eines hrausragenden Werkes der Literatur ist einer miesen Verfilmung immer vorzuziehen.
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Ich bin zu blöd unsere Diskussion auf Kino.de wiederzufinden.
Wo versteckt der sich denn?

Ich habe den fiktiven Dialog bei Filmdejavue gelesen.
Er ist sehr treffend, hat aber einen großen Mangel. Der Dialog sollte nicht zwischen dem Bücherwurm und dem Antibücherwurm
geführt werden, sondern zwischen Bücherwurm und Cineast, oder
Filmwurm, wenn dir das lieber ist...

Und dieser riesige Fehler ist vielleicht mitverantwortlich, dass du
mir eine Geringschätzung der Literatur unterstellst. Denn wenn ich schreibe, dass Romane die natürliche Grundlage für Filme
bilde, spiele ich auf die Tatsache an, dass sehr viele Filme auf Romane basieren und auf nichts anderes. So wie die Kunstform Film generell im hohen Ausmaß auf bereits vorhandenes aufbaut. (bei der Oper ist es doch ähnlich, oder?). Der Roman bleibt ein Werk für sich, ein schlechter wird durch einen guten Film nicht besser, und ein schlechter Roman durch einen guten Film nicht schlechter. Auch ich finde es ärgerlich, wenn aus einem guten Buch ein schlechter Film wird, was wahrscheinlich viel öfter vorkommt als umgekehrt.. Aber ein gutes Buch hält einen schlechten Film schon aus. Ich interpretiere übrigens die Aussagen von Hitchcock oder Tarkowski beträchtlich anders. Sie geben sich damit einen Freibrief frei mit Romanvorlagen umzugehen, weil sie selbst was zu sagen haben(die gute alte Autorentheorie), und adequate Romanverfilmungen wie du sie
forderst selten gute Filme ergeben. Ich kenne und schätze (einige)
Romane von Patricia Highsmith, die 91 auf der Vorschlagliste
für den Literaturnobelpreis stand. Darunter auch ihren Erstling
Strangers on a train der von Hitchcock "verfilmt" wurde. Ich habe mit
den groben Abweichungen zwischen Film und Buch nicht das geringste Problem.
Ähnlich geht es mir mit Hanekes Klavierspielerin. Einen Film, den es nach deiner Definition nicht geben dürfte, ist der Roman doch
stark autobiografisch, und ein künstlerisch hochstehender.
Es mag einige wenige Bücher geben, wo es nicht ratsam erscheint,
sie als Vorlage für einen Film zu verwenden, (Ulysses?), aber das ist doch die extreme Ausnahme von der Regel.

Mir fiele noch sehr viel dazu ein, möchte aber zum vorläufigen
Abschluss auf etwas anderes hinweisen. Und zwar auf die
Tatsache, dass Filme immer öfter zu Theaterstücken umgemodelt werden. Dogville(gut das ist logisch), Alles über meine Mutter,
Purple Rose of Cairo, das Fest, 39 Steps nach Hitchock der wiederum auf Buchan lose aufbaut), Harold and Maude, konnte man in letzter Zeit auf den bedeutensten wr. Bühnen anschauen. Und das Burgtheater spielt zu Sylvester Allens Sommernachtssexkomödie.Das freut mich, weil ich darin eine Anerkennung der lange unterschätzten Filmkunst sehe, gerade im kulturell so konservativen und theaterveliebten Wien. Ich frage mich zwar ob die Bühnenfassungen
mit den Filmen mithalten können, aber im Unterschied zu dir würde ich nie ein großes Filmkunstwerk vor einer schlechten Bühnenfassung bewahren wollen, denn die Filme halten das schon aus... Eine Bühnenfassung von Kubricks 2001 würde mich allerdings schon stutzig machen...
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Eine Frage: Du sagt, Du hättest den fiktiven Dialog bei filmdejavu gelesen. Nur den? Das wäre nämlich keineswegs im Sinne des Erfinders gewesen, so toll finde ich den selbst nicht, das war ja nur ein Aufhänger, um das Thema auf halbwegs interessante Weise zu eröffnen, aber deshalb habe ich den Link nicht angegeben. Mir ging es um die echte Diskussion, besonders die Beiträge meiner dortigen Kollegin Bradamante. Da Du auf diese eigentliche Diskussion keinerlei Bezug nimmst, fürchte ich fast, daß Du nur den fiktiven Dialog gelesen hast und den Rest nicht - um den ging es mir aber! Besonders eben auch um die eine Anmerkung eben dieser Kollegin zur "Herr der Ringe"-Verfilmung:

"Eigentlich war mir klar, dass mir der Film nicht gefallen würde. Es gibt Bücher, und Tolkien gehört für mich dazu, die ausschließlich im Kopf leben wollen, und zwar in genau der (Un)schärfe, die ein Traum hat und mit der man sich beim Lesen die Bücher in der Phantasie selbst illustriert hat. So in normale Bilder ans Tageslicht gezerrt, können sie leicht albern wirken - das halten nicht alle Bücher aus.

Darum hab ich mir auch die beiden anderen Folgen erspart. Ich will nämlich die Bücher eventuell nochmal lesen, und dann nicht immer von der Erinnerung daran gehandicapt sein, wie die Figuren im Film aussahen."

Das kommt meiner Auffassung recht nahe. Insbesondere würde ich keinesfalls der Aussage zustimmen, daß eine schlechte Verfilmung dem Buch selbst ja nicht schaden könne. Dem Buch nur für sich vielleicht nicht, aber dem Buch im Kopf des Lesers, der die Verfilmung gesehen hat, sehr wohl (dabei geht es mir jetzt gar nicht konkret um "Der Herr der Ringe", sondern vielmehr die allgemeine Aussage)! Ich kenne das auch, daß ich in manchen Fällen beim (Wieder-)Lesen regelrecht gegen die Bilder, die ein (doofer) Film in meinen Kopf gepflanzt hat, ankämpfen muß.

Die Äußerungen der beiden Regisseure meine ich aber sehr wohl richtig zu verstehen. Hitchcock begründete ja auch, daß er Schuld und Sühne niemals verfilmen würde, so: "Schuld und Sühne, das gehört schon einem anderen." Das sollte man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Und wenn Tarkowski sagt: "Es gibt Werke, an deren Verfilmung nur jemand denken kann, der Film und Prosa gleichermaßen verachtet. Ich meine jene Meisterwerke usw.", dann heißt das doch soviel wie: es gibt Werke, die man keinesfalls verfilmen sollte, und zwar gerade die besten. Tarkowski ist in der Tat mit seinen Vorlagen frei umgegangen, das stimmt. Aber er hat sich auch Vorlagen ausgesucht, die er wohl gerade nicht als absolute Spitzenwerke der Literatur angesehen hat (wobei "Solaris" freilich schon zu den wirklich guten Science-Fiction-Romanen gehört, wenngleich Lems Stil doch sehr akademisch ist - aber Lem war ja auch wenig angetan von Tarkowskis Film, und von seinem Standpunkt aus durchaus zu Recht, weil Tarkowski das erkenntnistheoretische Problem, um das es Lem vor allem ging, ziemlich vernachlässigt hat).

"Es mag einige wenige Bücher geben, wo es nicht ratsam erscheint,
sie als Vorlage für einen Film zu verwenden, (Ulysses?), aber das ist doch die extreme Ausnahme von der Regel."

Die extreme Ausnahme? Wirklich? Genau darum geht es mir letztlich: ich denke, daß das durchaus kein so seltener Ausnahmefall ist, sondern daß dies für ziemlich viele Bücher gilt, insbesondere für viele der besten. Man denke nur an "Der Name der Rose": ein Paradebeispiel für ein Buch, dessen Verfilmung nichts rechtes werden konnte und auch nichts geworden ist. Eco hat ja auch daraus gelernt und bei keinem weiteren seiner Bücher mehr einer Verfilmung zugestimmt.

Übrigens, die kino.de-Diskussion war im ersten Quartals-Thread dieses Jahres, auf Seite 8 (und vielleicht noch ein wenig auf der Folgeseite, aber da kam wohl nicht mehr viel).

Kurz, gesagt, hier:

http://tinyurl.com/6wht9w3
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Nachtrag: ich merke gerade, daß ich das kursiv hervorgehobene Zitat zur Tolkien-Verfilmung auch schon in der ersten Diskussion bei kino.de gebracht habe, ohne daß es irgendeine Reaktion darauf gegeben hätte. Daher hätte ich mir wohl meinen heutigen Beitrag schenken können, da eigentlich nichts drinsteht, was ich damals nicht auch schon gesagt hätte. Mist, eine Dreiviertelstunde Zeit nutzlos verplempert.
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Manche Leute sind auch zu faul um was auf Kino.de nachzulesen. Von daher keine Zeit verschwendet.
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Ich habe am Wochenende ein Reclam-Buch namens "Interpretation Literaturverfilmungen" durchgeblättert. Da ist im Vorwort vom "bildungsbürgerlichen Vorurteil, dass Literatur bei der Verfilmung nur verfälscht und verstümmelt werden kann" zu lesen.
Auch ich halte das für ein Vorurteil. Aber vielleicht liegt das Problem darin, dass das Wort Verfilmung falsche Erwartungen weckt. David Cronenberg, der sich auch oft literarischer Vorlagen
bedient, meint, dass die einzige Möglichkeit ein Buch zu verfilmen darin bestünde, die einzelnen Buchseiten abzufilmen.
Da stellt sich mir die Frage warum Romane, Novellen trotzdem derart oft die Vorlage für Filme sind. Die Bestsellerverfilmungen(Twilight, Harry Potter), die von der Popularität des Buches profitieren, sind ja nur Teilaspekt davon?
Ich denke, dass liegt darin, dass Prosa Bilder erzeugt, und nicht an Ort und Zeit gebunden ist, was auch auf das primär visuelle Medium Film zutrifft. Dadurch halte ich den Roman(Novelle etc.) dem Film näher, als das Theater, dass vom gesprochenen Wort lebt.
Was aber nichts daran ändert, dass kein Roman eine Verfilmungsanleitung enthält, und neben dem Romanautor
ein weiterer Autor(der Regisseur und oder die Produzenten) ins Spiel kommt. Ein guter auf einen Roman basierenden Film ist jener, der es schafft als singuläres Kunstwerk wahrgenommen zu werden, der seine literarische Vorlage hinter sich lässt, oder zumindestens als gleichwertig angesehen wird. Dies ist bei einem weniger bekannter weniger guten Buch zwar sicherlich leichter, als bei einem kanonisierten vielgelesenen Meisterwerk, aber auch hier möglich.
In diesem anderen Forum(ich habe dort sehr wohl alles gelesen) heißt es, dass man einen Film mit anderen Augen sieht, wenn man den Roman kennt. Dem kann ich nur zustimmen. Vor allem dann, wenn sich der Film recht nahe an das Buch hält. Ich verstehe auch,
dass es enttäuschend sein kann, wenn die Bilder die man im Kopf hat, nicht mit jenen zusammenpassen, die der Film präsentiert, so wie es dir bei Herr der Ringe ergangen ist. Da ist esvielleiht besser,
die Filme zu meiden. Ich hielte es aber für äußerst fatal, davon abzuleiten, Litertur sollte nicht "verfilmt". werden.

Der Film "Der Name der Rose" ist sicherlich ein Paradebeispiel für die Trivialisierung einer literarisch hochstehenden Vorlage. Die Tatsache, dass er auf IMDB sehr gut bewertet wird, und er sich als Psalimpest(Nachdichtug) bezeichnet bezeichnet, ändert nichts daran. Ich bin aber überzeugt, dass auch dieser Roman die Vorlage für eines großartigen Filmes sein hätte können. Jedoch nicht unter den Fittichen Bernd Eichingers...
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Ohne die Romanvorlage zu kennen, halte ich "Elementarteilchen" nach Houellebeqc noch für die weit größere Sünde Eichingers als der Name der Rose. Der Film ist auf alle Fälle brunzdumm, und Freunde die den Roman schätzen, und den Film gesehen haben, waren geradezu außer sich vor Empörung.

Ich habe aber mit dem Film nach dem Eco-Roman kein Problem, obwohl er mich als Liebhaber des Romans geradezu beleidigt.
Denn ich halte nicht die visuelle Umsetzung für ein Problem, sondern quasi alles andere. So stört es mich nicht wenn ich bei William von Baskerville an Sean Connery denke.

Mir fielen aber auch viele positive Beispiele ein. Die schon erwähnte Klavierspielerin ist eine davon. Ein großer eigenständiger Film der eindeutig Hanekes Handschrift trägt, der sich lose auf ein großes Sprachkunstwerk bezieht. Und die Buchautorin und Filmliebhaberin Jelinek kann auch mit dem Film gut leben, obwohl sie wohl lieber ihren Lieblingsregisseur David Lynch gehabt hätte.
Um ein Haar wären die Filmrechte an Bernd Eichinger gegangen.
Man darf sich ausrechnen, was da rausgekommen wäre.

P.S.
Die "Literaturverfilmung" Jane Eyre, dessen Trailer mich angesprochen hat, werde ich mir wohl im Kino ansehen.
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Ich glaube, die grundsätzliche und (auf beiden Seiten) eher ideologisch geführte Debatte können wir so allmählich abschließen, zumal dabei bisher sowieso nicht viel rausgekommen ist. ich will dann nur betonen, daß ich natürlich nicht prinzipiell die Verfilmung von Romanen oder sonstigen erzählerischen Werken ablehne. Aber ich bin eben der Auffassung, daß es für Verfilmung absolut ungeeignete Werke gibt, und daß deren Zahl gar nicht so gering ist. Ich hatte da schon mal überlegt, was mir da einfallen würde, und kam schon spontan auf folgende Werke:

Homer: Ilias, Odyssee
Vergil: Äneis
Dante Alighieri: Die göttliche Komödie (vielleicht das unverfilmbarste von allen)
Michael Ende: Die unendliche Geschichte
Franz Kafka: Die Verwandlung
Ernest Hemingway: Der alte Mann und das Meer
J.R.R. Tolkien: Der Herr der Ringe
Voltaire: Candide oder der Optimismus
Miguel de Cervantes Saavedra: Don Quijote

Und natürlich:
Umberto Eco: Der Name der Rose

Wobei die Gründe, warum ich die jeweiligen Bücher für total ungeeignet halte, durchaus nicht immer dieselben sind. Beim "Don Quijote" etwa ist einfach schon die bloße Länge (über 1000 Seiten) mit der darin enthaltenen Fülle von Episoden, schlicht und einfach von Erzählung praktisch nicht zu bewältigen. Da erfordert ein Film so brutale Kürzungen, daß der Titel des Films nur sein könnte "Schatten eines Buches, das Don Quijote heißt". Oder so ähnlich.
Nun gut, in so einem Fall könnte man noch argumentieren, daß bei einer besonders klugen Auswahl an Episoden trotzdem noch ein guter Film möglich sein sollte. In anderen Fällen halte ich die Probleme dagegen für unüberwindbar: Endes "Die unendliche Geschichte" ist ein Buch, das von Büchern und vom Lesen handelt, von der Wunderdroge Buch - kurzum, das ganze Werk ist so sehr mit dem Medium Buch verbunden, daß beim Wechsel in ein anderes Medium genau das, worauf es besonders ankommt, unweigerlich verloren geht. Ich lasse es erst mal dabei.

Generell glaube ich aber, daß es vielleicht besser ist, sich an konkreten Beispielen zu orientieren, da (wie oben gesagt) die auf rein theoretischer Ebene geführte Diskussion nichts bringt.
Und da geht es mir, von der Grundsatzfrage der "unverfilmbaren" Bücher mal ganz abgesehen, mit den Verfilmungen wirklich guter Bücher eben so, daß die besten in aller Regel auch die sehr werktreuen sind. "Im Westen nichts Neues" ist ein großartiger Film, und er folgt seiner Vorlage sehr genau. Polanskis "Tess" nach dem Roman Thomas Hardys hält sich ebenfalls sehr eng an den Roman und ist ebenfalls ein ausgezeichneter Film. John Fords Steinbeck-Verfilmung "Früchte des Zorns" ist größtenteils ein ausgezeichneter Film, der in zwei Punkten vom Roman abweicht, und genau diese Abweichungen sind seine einzigen Schwachpunkte, weil sie dem Film etwas von seiner Schärfe und Eindringlichkeit nehmen. Auch die "Stolz und Vorurteil"-Verfilmung von 1941 weicht am Ende sehr stark vom Roman ab und verändert die Figur der Lady Catherine total - ich war richtig wütend darüber. Die Neuverfilmung von 2005 hält sich deutlich enger an das Buch und ist wesentlich überzeugender. "Eyes Wide Shut" ist immer stark, solange der Film sich eng an Schnitzlers "Traumnovelle" hält - die Szenen, die der Film dagegen neu hinzufügt, sind dagegen zumeist deutlich schwächer, zum Teil sogar völlig überflüssig (so wie auch die Figur des Viktor Ziegler). Und auch bei einer populären Buchreihe wie "Harry Potter" gab es im Verlauf von acht Filmen vielleicht zwei oder gravierende Abweichungen von den Romanen, die dem Film zugutekamen (fast alle im dritten Film übrigens) - dafür aber Dutzende von Abweichungen, die den Filmen geschadet haben.
Vielleicht macht dies ja auch meine Positon etwas verständlicher: nach meinen Erfahrungen muß man Verfilmungen guter Bücher, die von größeren Abweichungen von ihrer Vorlage profitiert haben, mit der Lupe suchen, während mir etliche Verfilmungen guter Bücher einfallen, bei denen sich solche Abweichungen ausgesprochen nachteilig auswirken.

Und ansonsten, auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, noch mal eine von mir schon öfters ausgesprochene Frage: wenn ein Regisseur sich für die Substanz eines Buches ohnehin nicht interessiert, sondern damit dann macht, was er will - warum zum Teufel schreibt er dann nicht gleich ein Originaldrehbuch? (Antwort ist natürlich klar: weil eine "Buchverfilmung", selbst wenn sie nicht wirklich eine ist, eben auch Zuschauer ins Kino lockt, die das Buch lieben. Ist es nun so ein Verbrechen, daß diese Zuschauer ihr geliebtes Buch gern auf der Leinwand wiedererkennen würden? Ist es nicht verständlich, daß sie enttäuscht oder verärgert reagieren, wenn sie einen Film zu sehen bekommen, der ihnen gerade das verweigert, worauf sie sich am meisten gefreut haben?)


Übrigens, "Jane Eyre" habe ich gestern gesehen, ein Kommentar dazu folgt nachher.)
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He cried in a whisper, at some image, at some vision, he cried out twice, a cry that was no more than a vision. "the horror, the horror".
Dies sind die letzten Worte des Elfenbeinhändlers Kurtz in Joseph
Conrads Novelle "Heart of darkness". Kurtz hatte, weit ab weißer Zivilisation am Kongo-Fluss ein blutiges Schreckensregime errichtet, und wurde von den Einheimischen als Gott verehrt. Captain Marlow hatte den Auftrag ihn zurückzubringen. Seine lange und verlustreiche Flussreise wurde eine metaphorische Reise ins Herz der Finsternis der menschlichen Existenz. "The Horror, the horror" sagt auch Colonel Kurtz(Marlon Brando) in "Apokalypse Now". Denn dieser große Film basiert auf Joseph Conrads Novelle. Hier ging es mit Sicherheit nicht darum, von der Popularität dieses literarischen Klassikers zu profitieren(er wurde im Abspann nicht einmal erwähnt). Diese mystische Flussreise war wohl eine gute, äußerst cineastische Rahmenhandlung für Coppolas Intentionen, und die unglaubliche Brutaliät der Kolonialherren(Belgisch Kongo) auf die US-Truppen in Vietnam umzumünzen war wohl auch nicht blöd.
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"a cry, that was no more than a whisper" heißt es in Joseph Conrads Novelle.
Die Geschichte wurde erstmals 1899 veröffentlicht. Daher gehe ich davon aus, dass es bereits in den 70igern ein freies Werk war.
Was wäre gewesen, wenn es sich beiHeart of Darkness um einen vieldiskutierter Bestseller der 70iger gehandelt hätte? Ich denke, dass eine derart freie Adaption dann nicht möglich gewesen wäre. Und zwar weil die Leser und wohl auch der Autor nach einen Film velangt hätten, der dem Buch treuer bleibt, als Apokalypse Now. Ob das gut gewesen wäre weiß ich nicht(ein großer Film wäre dadurch verunmöglicht worden), so wie ich die Frage welche Verantwortung Filmschaffende gegenüber dem literarischen Werk, seinem Autor und der Leserschaft haben, kaum beantworten kann. Aber ich möchte an die Toleranz der Literaturliebhaber, die wie du, Werktreue einfordern, appellieren.

Auch ich gehe davon aus, dass der Name der Rose nicht vollinhaltlich in einen guten Film transferiert werden kann, aber bin auch davon überzeugt, dass es möglich wäre, daraus einen weit besseren Film zu machen als diese Eichinger-Produktion. Aber was ist mit der großen Anzahl der Menschen, denen der Film so wie er ist gefällt?

Ich möchte noch ergänzen, dass Hanekes Klavierspielerin sehr wohl Jelineks Buch ernst nimmt, und man die Essenz des Buches im Film wiederfindet, wenn auch von Haneke interpretiert und gewichtet. Meine Bezeichnung "lose Adaption" war wohl zu politisch"...

Ich mag z. B den Zeichentrickfilm Animalfarm nicht weil er am Ende eine entscheidende, politisch motivierte Änderung vornimmt.
(im Buch sind die Schweinefarmer am Ende nicht mehr von den menschl. Farmern zu unterscheiden, während der Film mit einer Sowjetparade endet.
Minghellas Version von Highsmiths "der talentierte Mr. Ripley" würde mir vorbehaltlos gefallen, wenn ich das Buch nicht kennen würde. So stoßt es mir aber sauer auf, dass aus dem amoralischen kaltschäuzigen Ripley, dessen einzige Angst darin besteht, gefasst zu werden ein von Gewissensbissen zerfressenes schwules Bubi wurde. Diese Änderung wiederum ist wohl auf den Druck der Produzenten zurückzuführen, denn im Mainstream-Hollwoodfilm besteht noch heute die eherne Regel, dass sich Verbrechen nicht auszahlen darf. So wie n der Literatur generell weit mehr Freiheit besteht als im Film, was oft zu schlechten Literaturadaptionen beiträgt.Mit Hitchcocks sehr freier Adaption von Strangers on a train habe ich dagegen überhaupt keine Probleme, und würde den Film besser(und sehr abweichend) als das Buch einstufen.
Auch kenne ich manch andere Lieblingsbücher von mir(etwa die eigentlich unverfilmbaren Brenner-Krimis von Wolf Haas) deren Filmversionen ich sehr mag, und zwar als gänzlich eigenständige Werke.
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Aha, wir kommen zu konkreten Beispielen. Zu "Apocalypse Now" kann ich insofern wenig sagen, weil ich zwar den Film kenne, nicht aber Conrads Novelle (was vermutlich ein Fehler ist, aber weder meine Lebenszeit noch mein Geld reichen aus, um alle Bücher kennenzulernen, die ich vielleicht kennen sollte). Trotzdem kommen wir hier zu einem wichtigen Diskussionspunkt, an dem ich doch wieder grundsätzlicher werden will, weil ich da vielleicht auch noch nicht deutlich genug war. Es ist im Grunde genommen ein Punkt, der auch schon während meiner Remake-Diskussion mit bekay berührt worden ist. Dort argumentierte ich etwa folgendermaßen: das Remake eines Meisterwerkes könne, wenn überhaupt, nur dann funktionieren, wenn es sich so weit vom Original entferne, daß es eigentlich kein echtes Remake mehr sei.
Das läßt sich ein wenig auf unsere Kontroverse übertragen. Was mich maßlos auf die Plame bringt, ist ein Film wie "Troja", der einerseits zwar, was die handelnden Figuren, Episoden und Schauplätze zeigen, eindeutig auf Homers "Ilias" und den Sagen, die sich kurz vor und kurz nach der Handlung der Ilias abspielen, basiert, aber dabei keinerlei Gespür für deren geistigen Gehalt erkennen läßt und die unsinnigsten Änderungen aneinanderreiht - ein bodenlos dummer Film, wirklich mülligster Müll.
Ich ärgere mich auch (wenn auch nicht so über "Troja", weil der Film bei weitem nicht so gräßlich ist und die Fallhöhe insgesamt geringer ist) über "Shining" (wohl nichts wirklich neues, nehme ich an...), der fraglos sehr wohl die Popularität der Vorlage ausnutzt (um nicht zu sagen ausbeutet), sich aber erkennbar nicht um die Intentionen des Autors schert. (Wobei hier natürlich noch dazukommt, daß ich "Shining" auch als reinen Film, völlig unabhängig vom Buch, keineswegs für den tollen Film halte, den die Kubricksockelbauer darin zu erblicken glauben, denn die Blutströme im Korridor, Jack Nicholsons Overacting oder die absolut lächerlichen Szenen, in denen der kleine Danny mit Grummelstimme mit seinem Daumen quasselt, sind einfach rein filmisch echte Ausfälle, die Gespräche mit "Tony" würde ich ohne weiteres in eine Liste der schlechtesten Regieeinfälle aufnehmen, nicht weit entfernt von der Idee aus "Der Sechs-Millionen-Dollar-Mann", besonders hohe Geschwindigkeit durch Zeitlupe darzustellen) Wobei ich übrigens vermute, daß sich auch aus "Shining" ein starker Film hätte machen lassen (ich spreche nicht von der langatmigen TV-Fassung), daß aber Mr. Kubrick der falsche Regisseur dafür war. Was hätten Polanski (oder gar Lynch?) daraus wohl gemacht?
Aber etwas anderes ist es, wenn von einem Buch lediglich so etwas wie ein Grundmuster übernommen wird. Keine Adaption mehr, sondern vielleicht noch eine Paraphrase. Die "West Side Story" basiert in ihren Grundzügen auf "Romeo und Julia", "Alarm im Weltall" auf "Der Sturm". Aber "Alarm im Weltall" gibt sich in keinem Moment als Shakespeare-Verfilmung aus, und das ist er de facto auch nicht - vielmehr ein eigenständiger Film, dessen Grundmuster vage an ein Shakespeare-Stück erinnert. Auch "Das Schloß im Spinnwebwald" und "Ran" orientieren sich zwar an Shakespeare-Stücken (deutlicher als die beiden zuvor genannten Werke), aber sie übertragen nicht einfach den wörtlichen Shakespeare-Text in die Welt der Samurai (was vermutlich auch lächerlich wäre), sondern die Geschichte. Eine Shakespeare-Verfilmung, die aber gar keine Worte des Shakespeare-Textes enthält, sondern nur die Grundstruktur des Plots, ist gar keine Shakespeare-Verfilmung mehr, und eben dadurch kann sie auch ihre eigenen Wege bestreiten (denn die Handlung seiner Stücke hat ja schon Shakespeare seinerseits nicht erfunden, sondern aus Quellen übernommen).
Wenn aber ein Film "Stolz und Vorurteil" heißt und an der Grenze vom 18. zum 19. Jahrhundert spielt, dann will ich, als lesender Zuschauer oder zuschauender Leser, daß darin Elizabeth und Mr. Darcy vorkommen, daß Elizabeth dem heuchlerischen und dummen Mr. Collins einen Korb gibt und daß dessen "große Gönnerin" Lady Catherine eine arrogante Zimtzicke ist.
Bei solchen Literaturverfilmungen sollte das Drehbuch nach dem Prinzip "So viele Änderungen wie nötig, so wenig wie möglich" gelten.
Wenn aber nur Strukturen, einzelne Motive aufgegriffen werden, dann sind natürlich größere Freiheiten legitim - aber ist das dann noch eine Literaturverfilmung im eigentlichen Sinn? (Und da ist eben auch die Parallele zu meiner Remake-Diskussion mit bekay, weil es dort zum Teil auch darum ging, was überhaupt als Remake zu betrachten ist.)

Nun wieder weg vom Grundsätzlichen: das Ende des Zeichentrickfilms "Animal Farm" ("Aufstand der Tiere") habe ich aber anders in Erinnerung: an eine Sowjetparade kann ich mich nicht erinnern, meines Erachtens endet der Film doch damit, daß die Tiere sich erneut erheben, aber diesmal gegen die Schweine. Wobei ich übrigens das (hoffnungslose) Ende des Buches, das ich gerade vor ein paar Wochen gelesen habe, dann doch stärker finde.
Dafür muß ich sagen, daß ich im fall von "Fahrenheit 451", so stark das Buch auch ist, Truffauts Verfilmung für vielleicht noch gelungener halte, vor allem deshalb, weil ich den Schluß von Bradburys Roman nicht so richtig gelungen finde, Truffauts Schluß ist eindeutig überzeugender. Ohnehin habe ich ja nie etwas dagegen, wenn ein Film die Schwäche eines Buches ausbügeln kann, und solche Schwächen gibt es sehr wohl auch bei starken Büchern - die mitunter abstrusen Beziehungsgeflechte, Verwandtschaftsbeziehungen und Zufälligkeiten bei Dickens sind ein hervorragendes Beispiel dafür. Daß Polanski in seiner "Oliver Twist"-Verfilmung einige nichtssagende Nebenfiguren weggelassen hat, ist wohl auch nicht von Nachteil - vermutlich hatte Dickens, der den "Oliver Twist" als Fortsetzungsroman schrieb und seinen Lesern immer nur wenige Folgen voraus war, sie ohnehin nur eingeführt, weil er gerade nicht wußte, wie die Handlung weitergehen sollte und ein wenig Zeit gewinnen wollte.
Von Kafkas "Verwandlung" habe ich auch mal eine Verfilmung gesehen, die mich aber nur von der Unverfilmbarkeit noch mehr überzeugt hat. Das war gar nichts. (Lynch hat lange Zeit mit dem Gedanken an eine Verfilmung gespielt, aber ich bin froh, daß er es nicht gemacht hat.)
Was meine Lieblingsbücher betrifft, so gefallen mir dort eigentlich vor allem die Verfilmungen, die sehr eng dem Buch folgen. Was nach der bisherigen Diskussion wohl nicht allzu überraschend sein dürfte...


Was dagegen auch auffällt, ist, daß in der umgekehrten Richtung praktisch nie etwas brauchbares herauskommt: das "Buch zum Film" ist eigentlich immer etwas für den Papiermüll. Ich wüßte jedenfalls von keinem guten Roman, der auf einem Film basiert - kein Wunder, diese Bücher zum Film sind letztlich Merchandising-Artikel, die von Lohnschreibern (vermutlich eher lustlos) angefertigt werden.

Auf eine echte Kuriosität bin ich noch vor einigen Tagen gestoßen: demnach ist aus "Lost Highway" eine Oper gemacht worden - und Elfriede Jelinek hat das Libretto geschrieben!
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Zuerst zu Shining, einen Film(extrem hohe 8,5 auf IMDB) , der dir
offensichtlich so überhaupt nicht gefällt:
In meinem Bekanntenkreis befinden sich zu zwei Frauen, die das Buch lieben, danach den Film gesehen haben, und diesen furchtbar finden. Was nicht weiter verwunderlich ist, denn der
spezifische Reiz des Romans, der trotz des Horrorhauses, das am Ende der Geschichte genregerecht in Flammen aufgeht, warmherzig und tröstlich ist(ich habe das Buch NACH dem Film
kennengelernt) ist natürlich weg. Nur kannst du dir einen warmherzigen, tröstlichen Kubrickfilm vorstellen? Das wäre doch kein Kubrickfilm! Sicherlich hat er bewusst die Popularität der Vorlage ausgenützt, aber er hat die Geschichte auch enttrivialisiert und von Genre-Stereotypen befreit. Ob ihm das gelungen ist, lasse ich einmal offen. Ich nehme an, dass Barry Lyndon auch wenig mit der Vorlage zu tun, da fällt es aber nicht auf, weil kaum jemand diesen Roman kennt. Selznik hat Hitchcock
bei Rebecca angehalten, nahe am Buch zu bleiben, um die Leser nicht zu verärgern. Kubrick nahm auf solche Befindlichkeiten keine Rücksicht. Er fragte sich nie was er für das Buch tun kann, sondern ausschließlich, was das Buch für ihn tun kann...
Leider kenne ich bei Fahrenheit 451 nur den großartigen Film, aber ich glaube, es hat sich allgemein durchgesetzt, dass der Film besser und (ge)wichtiger als das Buch ist. Truffaut hat ja öfters auf literarische Vorlagen zurückgegriffen, und Werktreue war da wohl nicht so sehr ein Kriterium

Der Troja-Film ist natürlich sehr schlecht. Aber gerade bei einer derart alten Geschichte(Homer kann sich im Unterschied zu Stephen
King nicht mehr darüber aufregen...), würde ich Milde walten lassen.

Olga Neuwirth heißt übrigens die Komponistin der von dir erwähnten Oper. Jelinek ist eine ausgesprochene Cineastin. Neben Lost Highway zählt auch Vertigo zu ihren Lieblingsfilmen. Sie sagt, dass sie in ihrer Jugend weit mehr vom Film als von der Literatur beeinflusst wurde. Sie veröffentlicht auch immer wieder Texte zu Filmen. Zuletzt etwa zu Antichrist, der sie sehr beeindruckt hat.

Ich denke, dass es bei vielen zeitgenösischen Autoren ähnlich ist,
und sie profitieren auch von gelungenen Verfilmungen.
Andererseits sind für mich z.b. Hanekes Klavierspielerin dr
Tarantinos Jackie Brown Beispiele, wo Autorenfilmer von
literarischen Vorlagen profitieren.
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Klar wäre ein warmherziger Film kein Kubrick-Film, aber ich habe ja ohnehin gesagt, daß Kubrick m.E. der falsche Regisseur für dieses Buch war. Aus verschiedenen Gründen, das ist nur einer davon, und nicht der wichtigste. Ich finde ja insbesondere, daß Kubrick bei der Umsetzung der Visionen und beim Verwischen von Wahn und Wirklichkeit versagt hat - und ich sage dies wiederum, weil ich viele der betreffenden Szenen kein bißchen erschreckend, aber dafür hochgradig albern finde, und die guten Szenen, die der Film auch hat, reißen das nicht mehr raus. Und deshalb hatte ich Namen wie Polanski oder Lynch genannt, weil die gerade so etwas wirklich beherrschen. Die Visionen von Dale Cooper in "Twin Peaks" finde ich großartig, teilweise überwältigend. Die Visionen Dannys in "Shining" finde ich zum großen Teil lächerlich und den Film an vielen Stellen unfreiwillig komisch.
Dafür fällt mir zu "Shining" noch eine ganz interessante Geschichte ein. Wie ich gestern erst entdeckt habe, wurde hier vor Jahren mal über Kubrick kritisiert, und TheCritic, auch nicht gerade der größte Freund des Films (sehr treffend schrieb er mal: "großartige Szenen stehen neben banalem Mist, der wohl Spannung bedeuten soll") brachte in dieser Diskussion einen Link an, der zu einer von mir bei kino.de verfaßten Kritik führte, in der ich mich recht boshaft über den Film lustig gemacht habe. Darüber hat sich damals bekay dann ziemlich aufgeregt und attestierte meinem Text einen "zynischen Ansatz", "pseudo-provokative Sabbelei", sowie "ekelhaften und hysterischen Zynismus". Habe ich gestern erst durch Zufall entdeckt. Abgesehen davon, daß ich mich für so liebenswürdige Komplimente gern auf angemessene Weise bedanken würde, finde ich es besonders erheiternd, daß jemand solche Formulierungen gerade verwendet, um sich über einen Text aufzuregen, der seinerseits unfreundlich mit einem Kubrickfilm umspringt, denn einen "zynischen Ansatz" oder gar "ekelhaften Zynismus" könnte man ja durchaus (zumindest in manchen Fällen, natürlich nicht immer) Kubrick selbst vorwerfen! Und im Fall von "A Clockwork Orange" könnte man das nicht nur, sondern ich tue es auch.
Das alles hatte nun nicht mehr viel mit dem Thema zu tun, ist mir aber in diesem Zusammenhang aber eingefallen...
Daß Kubrick sich generell gefragt hat, was "das Buch für ihn tun kann" (gut ausgedrückt!) ist wohl richtig. Daher würde ich Kubrick auch dann, wenn er noch lebte, und wenn er an einem meiner Bücher interessiert wäre (völlig illusorisch natürlich, die werden ja nicht mal verlegt...), würde ich ihn rauswerfen. Ich hätte keine Lust, mein Buch durch den Quirl gedreht zu sehen und dann auch noch überall zu lesen, wie der "geniale Kubrick" doch das Buch verbessert hätte!

"Rebecca" ist übrigens kein wirklich gutes Beispiel, weil es sehr wohl einen gravierenden Unterschied zwischen Roman und Film gibt. Im Roman hat Maxim de Winter seine Frau wirklich erschossen (worauf sie es angelegt hatte, weil sie an Krebs erkrankt war), während ihr Tod im Film ein Unfall war. Wobei diese Änderung aber nicht so sehr auf Hitchcocks Mist gewachsen ist, sondern das hing mit dem Production Code zusammen. Die Änderung als solche ist aber wesentlich (ich kenne das Buch nicht, aber meine Mutter, und die war über das Ende im Film sehr verärgert und fand, daß die Geschichte dadurch gar keinen richtigen Sinn mehr hat - sie steht ohnehin Abweichungen von der Romanvorlage bei Verfilmungen sehr viel ablehnender als ich gegenüber).

Deiner Einschätzung zu "Fahrenheit 451" kann ich nicht zustimmen, Bradburys Roman ist sehr wohl berühmt, einer der berühmtesten Science-Fiction-Romane überhaupt, nicht so berühmt wie "1984" natürlich, aber auch nicht so weit davon entfernt.

Bei "Troja" lasse ich keine Milde walten. Die Frage ist doch nicht, wie alt eine Geschichte ist, sondern eher, wie gut sie ist. und hier ist aus einer besonders guten Geschichte ein besonders schlechter Film geworden, der ja nebenbei bemerkt auch überhaupt kein Gespür für Bildkomposition erkennen läßt. Wie ein vielleicht nicht überragender, aber doch immerhin erfahrener Regisseur wie Petersen einen gerade auch in dieser Beziehung so miesen Film drehen kann, ist mir schleierhaft.

Den Roman "Rum Punch" kenne ich zwar nicht, aber trotzdem scheint mir die Tatsache, daß "Jackie Brown" Tarantinos einzige Romanverfilmung ist, maßgeblich dazu beizutragen, daß es in "Jackie Brown" mal wirkliche Charaktere gibt und nicht nur Comicfiguren wie sonst bei Tarantino. Ich halte den Mann ja ohnehin für einen zwar extrem überschätzten, aber doch talentierten Regisseur, aber auch für einen entsetzlichen Drehbuchautor. Wenn er mal das Drehbuch einem anderen überlassen oder mal wieder auf einen Roman zurückgreifen würde, käme das seinen Filmen womöglich zugute.
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Ich verfolge eure Diskussion schon seit längerer Zeit mit grossem Interesse. Dass literarische Werke - mit welchem Ergebnis auch immer - verfilmt werden, lässt sich bekanntlich nicht verhindern. ;) Was mich jedoch besonders fasziniert: Erstaunlich gute Filme können manchmal auch auf Vorlagen beruhen, die als eher schwierig gelten (womit ich mich mal von King wegbegebe). Ich denke in diesem Zusammenhang etwa an "Der junge Törless", der Schlöndorff bekanntlich auf den fatalen Gedanken brachte, er sei zum Regisseur für Literaturfilme jeder Art auserkoren. - Musils kurzer Text wird der Reihe jener Werke zugeordnet, die dem Aufruf des (fiktiven) Lord Chandos in Hofmannsthals "Ein Brief" (1902) nach einem neuen Erzählen folgen. Rilkes "Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge" (1910), leider nie dem Versuch einer filmischen Annäherung ausgesetzt, ist sicher die kühnste deutschsprachige Umsetzung dieser Forderung jener Jahre. Doch auch Musils "Die Verwirrungen des Zöglings Törless" (1906) entfernt sich mit seiner Betonung auf der Stimmung weit vom "fontaneisierenden" Erzählen, das sich beinahe vom Blatt verfilmen lässt. Hinzu kommt: Die Hauptfigur erlebt die Geschehnisse überfordert wie in einem Traum (es gibt im Buch eine Szene, an der sich nachvollziehen lässt, wie sie unter einem Baum sitzend in diesen Traum hineingleitet).

Es mag wohl sein, dass Schlöndorff mit Mathieu Carrière einen Glückstreffer zog. Dennoch frage ich mich, wie es dem Film gelingen konnte, die Stimmung der Erzählung beinahe ebenbürtig wiederzugeben, was ihn zu einem Meisterwerk machte.

Vergleiche mit zum Teil ulkigen Versuchen an James Joyce's " Ulysses" lassen sich hier nicht anstellen. Ich meine, wer "Der junge Törless" gesehen hat, kommt zwar um Musils Erzählkunst nicht herum, hat jedoch die Essenz der Geschichte (vielleicht sogar ein wenig mehr) mitbekommen. Man kann nicht behaupten, Schlöndorff habe sich die Erzählung angeeignet; ich würde in diesem Fall eher von ausserordentlich erfolgreicher Texttreue reden. Und das bei einem Text, der sicher nicht so leicht zu verfilmen ist, wie etwa ein Viktorianischer Roman in Kurzform.

P.S.: Eventuelle Antworten möchte ich in eine Besprechung des Films an anderer Stelle einfliessen lasen.
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"Der junge Törless" hat mir auch sehr gut gefallen (ich weiß nicht mehr genau, wann ich ihn gesehen habe), besonders von der Schwarzweißfotografie war ich begeistert. Leider muß ich an dieser Stelle eingestehen, Musils Buch noch nicht gelesen zu haben - eigentlich sollte ich das mal tun, aber bisher ist das noch Zukunftsmusik.
Vom Film war ich jedenfalls, wie schon gesagt, überaus angetan, es ist der bislang einzige (von allerdings nur recht wenigen) Schlöndorff-Filmen, der mich wirklich begeistern könnte. Ich denke schon, daß Mathieu Carrière ein Glücksgriff war.
Dafür noch eine kleine Anmerkung zu Fontane: auf den ersten Blick scheint er leicht verfilmbar zu sein, weil er etwa nicht solche Erzähltechniken, wie sie im 20. Jahrhundert aufkamen, verwendet. Daß sich aber auch bei einer Fontane-Verfilmung erschreckend viel verkehrt machen läßt, mußte ich mal mit dem Film "Rosen im Herbst" (nach "Effi Briest") erleben. Die Romanhandlung war zwar im Film weitgehend wiederzufinden - aber in Form von Edelkitsch! Die ungeheure Präzision, mit der Fontane die Geschichte erzählt (und damit die gesellschaftlichen Verhältnisse schildert) ist dabei völlig flöten gegangen. Ein schrecklicher Film, aber ein interessantes Beispiel dafür, auf welche Art eine Literaturverfilmung eben auch scheitern kann.
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Jetzt bin ich beinahe einem Irrtum verfallen: Ich dachte, "Rosen im Herbst" sei ein Film mit der Schell. Und ich möchte schon lange einen Maria Schell-Film aus Deutschland - wie kitschig auch immer! - besprechen. Aber die Leuwerik? Nein, die ist sogar eine Spur unter meinem Niveau! :)

Der Begriff "fontaneisierend" wird vor allem von Professoren benutzt, die das Erzählen des 19. Jahrhunderts von der (sich vielfältig zeigenden) Moderne abgrenzen möchten. Selbstverständlich lässt sich auch mit einem Fontana so ziemlich alles falsch machen. Ich möchte dich aber - solltest du ihn noch nicht kennen - auf den Fernseh-Dreiteiler "Der Stechlin" hinweisen, den der NDR 1975 produzierte. Die mustergülttge Verfilmung eines Romans, in dem bekanntlich nichts passiert (oder passieren soll). - Und falls es dir als Ansporn dient: Musils "Törless" ist wirklich ein ganz dünnes Büchlein. ;) Ich nahm dieses Jahr an einem Projekt teil, das als "Aktion deutschsprachiger Film" bezeichnet wurde. Sie endet in ein paar Tagen. Trotzdem fühle ich mich verpflichtet und bin auch daran interessiert, weitere Filme aus unserem Sprachraum zu besprechen. "Der junge Törless" ist schon deshalb fest einprogrammiert, weil ich die 60er Jahre bislang sträflich vernachlässigt habe. Und ich möchte in diesem Zusammenhang auch ein wenig auf die Problematik von Literaturverfilmungen eingehen. - Allerdings kann ich noch nicht sagen, wann das Ding an der Reihe ist: Man muss sich in solchen Dingen ein wenig von seiner (oft bedenklich lustlosen) Muse lenken lassen.
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Antoine Doinel sagte am 06. Dezember 2011, 18:20:

Ohne die Romanvorlage zu kennen, halte ich "Elementarteilchen" nach Houellebeqc noch für die weit größere Sünde Eichingers als der Name der Rose. Der Film ist auf alle Fälle brunzdumm, und Freunde die den Roman schätzen, und den Film gesehen haben, waren geradezu außer sich vor Empörung.

In einem Interview für die Wochenzeitschrift Falter (www.falter.at)
erzählt Haneke, dass ihm Elementarteilchen angeboten wurde,
er aber ablehnte, weil er das Buch nicht für eine Verfilmung
geeignet hält. Den Film bezeichnet er als einen riesigen Schmarrn. Haneke hat den selben Agenten wie Houllebeqc, dessen Werk er
sehr schätzt. Dadurch bekommt er Houllebeqcs Bücher schon vor dem Erscheinen zum lesen, um herauszufinden ob sie für eine Verfilmung geeignet sind. Aber bis jetzt war nichts dabei.
"Es ist halt schwer mit guten Büchern. Entweder hält man sich
an die Vorlage, und der Film wird schlecht, oder man macht
einen guten Film und der Autor ist zu Recht beleidigt", meint
Haneke.
"Im Kino fungiert die Romanvorlage als geistiger Steinbruch
für den Regisseur. So habe ich das auch bei der Klavierspielerin
gehalten", so Haneke weiters.
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Soll heißen, eine Verfilmung eines guten Buches kann nur gut sein, wenn der Film sich möglichst weit vom Buch entfernt? Ich spitze das jetzt mal ein wenig zu, aber darauf scheint mir Hanekes Meinung ja hinauszulaufen.
Das halte ich so pauschal nicht für richtig. Ein paar Beispiele, in denen gute Bücher sehr werkgetreu verfilmt wurden und gute Filme dabei herauskamen, habe ich ja schon in meinem Nikolausbeitrag des letzten Jahres genannt, Polanskis "Tess" etwa. Ich verstehe ganz einfach diese Position nicht, die es als Vorzug eines Films ansieht, wenn er möglichst wenig mit dem zugrundeliegenden Buch zu tun hat.
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Ich bin überzeugt, dass Haneke da bewusst übertreibt. So
ist auch die Jelinek wegen des Filmes nicht beleidigt, und
der Film hat sehr wohl Ähnlichkeiten zum Buch
Außerdem hat Haneke für das Fernsehen viele Literatur=
verfilmungen gedreht, wo er sich bewusst zurückgenommen
hat(nach eigener Aussage in diesem Interview).
Ich kenne zwei davon. Der eine, das Schloss nach
Kafka ist furchtbar, während der andere, das Versprechen nach
Joseph Roth, grandios ist.
Aber ich denke, dass seine Aussage sich tendenziell mit
jenen vieler anderer bedeutender Filmemacher deckt,
die einfach künstlerische Freiheit einfordern. Man muss bedenken,
dass ein weiterer Autor mit seiner spezifischen Sicht ins Spiel kommt,
und manchmal bleibt vom Buchautor wenig über.

Und ich bin auch überzeugt, das Bestsellerverfilmungen deswegen
oft schlecht sind, weil die Regisseure/Drehbuchautoren zur
Werktreue verdammt sind.

The Hobbit, ein Buch, dass ich mal angelesen habe, wird zu drei
Filmen verarbeitet. Ob da was gescheites rauskommen kann?
Aber das ist eine andere Geschichte...
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Aber ist nicht schlechthin jeder Film, der ein Drehbuch besitzt (also 99,4%) strenggenommen eine Literaturverfilmung...

Aber ernsthaft: Der Begriff Literaturverfilmung wird meiner Ansicht nach doch immer auf die Verfilmung von bekannten, klassischen Werken einerseits (Shakespeare, Kafka, Tolkien...) oder auf die Verfilmung von aktuellen Bestsellern andererseits (Stephen King, Dan Brown...) bezogen.

Nehmen wir aber z.B. Hitchcocks Psycho, der eine Verfilmung des Romans von Robert Bloch ist (der aber wohl relativ unbekannt ist, habe ihn auch nicht gelesen). Der Film wurde kurz nach erscheinen des Buchs gedreht, wird aber in der Rezeption, so denke ich zumindest, als genuine Schöpfung von Hitchcock angesehen. Oder Anders gesprochen: Den Film kennt jeder, das Buch aber kaum jemand.
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Dafür bin ich wiederum der Auffassung, daß viele Literaturverfilmungen gerade unter den Abweichungen zu leiden haben. Häufig werden Bücher entschärft, um sie dem Publikum schmackhafter zu machen. Oder es wird eine Liebesgeschichte eingefügt, weil das Publikum so etwas mag, bzw. eine in der Vorlage zwar vorhandene, aber unbedeutende Liebesgeschichte wird gewaltig aufgebläht etc. etc.. Ich habe im Laufe der Jahre diverse Verfilmungen von Büchern Mark Twains gesehen, "Tom Sawyer", zwei Versionen von "Huckleberry Finn", "Prinz und Bettelknabe" - bei all diesen Filmen waren es immer die Abweichungen von der Vorlage, die geschadet haben, niemals das, was getreu übernommen wurde.
Natürlich gibt es auch Beispiele von Filmen, die von den Literaturvorlagen abweichen, mir aber trotzdem gefallen. Truffauts Verfilmung von "Fahrenheit 451", die in der Diskussion schon mal irgendwann erwähnt wurde, hat einen ganz anderen Schluß, aber Bradburys Schluß habe ich ohnehin immer für den Schwachpunkt des ansonsten großartigen Romans gehalten. "Solaris" ist ein ganz schwieriger Fall: einerseits hatte Lem durchaus das Recht, Tarkowskis Film nicht zu mögen, weil er den erkenntnistheoretischen Problemen, die Lem interessierten, nicht wirklich gerecht wird: andererseits mag ich aber den Stil von Tarkowskis Film eigentlich mehr als den etwas trockenen, akademischen Stil des Romans. Doch letztlich stelle ich fest, daß ich die größeren Abweichungen zumeist dann gutheiße, wenn mir irgend etwas am Buch nicht so richtig gefallen hat. Doch dafür, daß ein Film von einer wirklich großartigen Vorlage in wichtigen Punkten abweicht und trotzdem gleich gut ist, fällt mir eigentlich nur ein Beispiel ein: Viscontis "Tod in Venedig". Dort ist die Aschenbach-Figur ziemlich verändert, aber Aschenbachs Neigung zu Tadzio und die morbide Atmosphäre der Stadt sind wiederum perfekt getroffen und entsprechen genau der Novelle, und daher funktioniert das ganze. Dem gegenüber steht aber eine viel größere Zahl von Filmen, bei denen ich mich über willkürliche Veränderungen geärgert habe. (Und nochmal: es ist nicht so, daß ich jede Veränderung ablehne - manche Sachen funktionieren auf der Leinwand nicht - aber ich finde eben schon, daß man, wenn das Buch gut ist, nicht mehr verändern sollte, als unbedingt nötig ist. Wenn ein Roman nicht mit den Vorstellungen des Regisseurs XY zusammenpaßt - ja, dann soll er doch ein Originaldrehbuch schreiben!)

Aber ehrlich gesagt bezweifle ich, daß es sehr sinnvoll ist, diese Diskussion weiterzuführen, seit zwei Jahren drehen uns dabei im Kreis, nennen Beispiele und Gegenbeispiele, zitieren irgendwelche Leute, und heraus kommt dabei am Ende - nichts.
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ich würde nicht sagen nichts- warum sollte man das unbedingt auf einen letzen gemeinsamen Nenner herunterbrechen wollen?

Ich denke, hier ist echter Pluralismus angebracht - Bücher inspirieren Filme, Opern inspirieren Filme, historische Ereignisse inspirieren Filme, Filme inspirieren Filme, Filme inspirieren Bücher, Filme inspirieren Opern, Filme inspirieren historische Ereignisse (?)...
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Ach, sieh da, Noruberutos ersten Beitrag von heute habe ich am Vormittag glatt übersehen...
Es stimmt, der Roman von Robert Bloch ist längst nicht so berühmt wie Hitchcocks Film, und viele von denen, die ihn gelesen haben, hielten ihn auch für nicht wirklich gut (Truffaut meinte gar, der Roman arbeitete mit lauter "miesen Tricks"). Ich selbst habe nur mal darin geblättert, ihn aber nicht richtig gelesen, hatte aber auch nicht den Eindruck, ein Meisterstück in den Händen zu halten. Die Figur der Mary Crane etwa wird bei Bloch nur wenige Seiten nach ihrem Auftauchen ins Jenseits befördert, bevor man sie interessant finden konnte - daher ist der Mord dann zwar auch überraschend, aber längst nicht so schockierend. Insofern scheint dieser Roman eher meine These zu bestätigen, daß mittelmäßige oder schlechte Romane, die aber irgend etwas interessantes enthalten, viel geeignetere Vorlagen für Filme sind als gute Bücher.

Was meine Anmerkung zur Diskussion betrifft: ein gemeinsamer Nenner muß zwar nicht unbedingt sein, aber wenn eine Diskussion anderthalb (nicht zwei, wie ich heute vormittag irrtümlich schrieb) Jahre praktisch nicht vom Fleck kommt, dann ist es nach meiner Einschätzung das beste, sich darauf einigen, daß man sich eben nicht einigen kann.

Eine Anekdote zum Thema muß ich dann aber noch loswerden, die ich heute früh vergessen habe: Ingrid Bergman erzählt in ihren Memoiren, wie sie mit Hemingway über die Verfilmung von seinem "Wem die Stunde schlägt" sprach. Als Hemingway ihr sagte, er habe den Film fünfmal gesehen, war sie verständlicherweise erst mal sehr erfreut. Das legte sich aber schnell, als er erklärte, wie und warum er den Film fünfmal gesehen habe. Hemingway meinte dann nämlich, beim ersten Mal wäre er nach fünf Minuten gegangen, weil er sich darüber geärgert habe, wie etwas gutes, das er am Anfang geschrieben hatte, im Film verloren ging. Also unternahm er einen neuen Anlauf, ärgerte sich beim nächsten Mal aber an einer anderen Stelle wieder so, daß er ging, und erst im fünften Anlauf schaffte er es, den ganzen Film zu sehen, den er aber natürlich auch weiterhin furchtbar fand.

Wenn ich mir jedenfalls so die Verfilmungen meiner Lieblingsbücher anschaue, die ich kenne, dann war ich am zufriedensten mit der 2005er Verfilmung von "Stolz und Vorurteil" und mit der Filmversion von "Die Brüder Löwenherz", die sich beide sehr eng an ihre Vorlagen halten. In beiden Fällen finde ich die Bücher noch besser, bin aber mit den Filmen, wie gesagt, zufrieden. Bei der Filmvversion von "Der Name der Rose" hingegen graust es mich.
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Neben Literaturverfilmungen gibt es dann ja auch noch die Literaturadaptionen (allein das Wort drückt schon eine gewisse Wertigkeit aus). Allen voran fallen mir hier natürlich die beiden Kurosawa-Klassiker Kumonosu-jo (Das Schloss im Spinnwebwald) und Ran ein. Adaptieren kann man aber wohl nur Stoffe, die im kollektiven Gedächtnis der Menschheit verankert sind (also eben Shakespeare oder die Bibel). Verfilmen kann man natürlich alles mögliche (Stichwort...würg...Rosamunde Pilcher).

Die Verfilmung von Ecos Roman ist tatsächlich schrecklich, da kann auch Qualtinger nichts mehr retten.
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Die beiden Kurosawa-Filme sind natürlich besonders interessante Beispiele, weil beide ja kein Wort der Shakespeare-Stücke übernehmen, sondern nur das Grundgerüst der jeweiligen Plots - und trotzdem dem Geist Shakespeares viel näher kommen als die große Mehrzahl der "echten" Shakespeare-Verfilmungen.
Wobei ich bisher ja sowieso von epischen Werken, in erster Linie Romanen gesprochen hatte - der Sprung vom Theater ins Kino ist wohl generell der leichter und auf natürlichere Weise zu vollziehende, würde ich sagen (was natürlich nicht heißt, daß es dabei nicht auch gravierende Probleme geben kann). Ein Bühnenstück ähnelt ja in seiner Notation schon einem Drehbuch, viel mehr jedenfalls als ein Roman.

Wenn übrigens schon die Bibel genannt wird: da finde ich - Pasolinis "Das erste Evangelium - Matthäus" ausgenommen - auch praktisch alles schrecklich, besonders DeMilles "Die zehn Gebote" und natürlich Mel Gibsons Auspeitschungs- und Kreuzigungsfilm. (Scorseses "Die letzte Versuchung Christi" ist hingegen zwar sehr gut, aber ja keine Bibelverfilmung im eigentlichen Sinne).
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Mir ist bewusst, dass uns dazu wohl nichts neues mehr dazu einfällt, aber als ich das Haneke-Interview las, konnte ich der Versuchung einfach nicht widerstehen...
Außerdem übt diese Thema eine große Faszination auf mich aus.

Zu Noruberutos Feststellung, dass auch Drehbücher Literatur
sind, fällt mir ein, dass die Filme für die Drehbuchautoren oft ähnlich frustrierend sind, wie für Romanautoren. So erklärt
auch Billie Wilder, warum er Regisseur wurde.
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