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The Cronicles of D.C.L. - Reloaded

Immer noch uninteressante Gedanken rund ums Thema Kino, häufig gestört durch geschwätzige Anekdoten und müde Kalauer




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The Dark Knight Rises...



...ist kurz und spoilerfrei gesagt in allen Belangen schlechter als sein direkter Vorgänger und in allen Belangen besser als das Allermeiste, was einem derzeit als Blockbusterkino verkauft wird.

MIT LEICHTEN SPOILERN UND ETWAS LÄNGER:
Die Exposition ist ziemlicher Murks. Zu lange, zu viel erklärt, und während Nolans sprunghafter Erzählstil in meinen Augen wunderbar zu "The Dark Knight" gepasst hat, weil dort von Anfang an im wahrsten Sinne der Punk abging und das Ganze so noch mal nervöser, spannender anmutete, wirkt es hier, wo er sich eigentlich langsam in die Geschichte eingrooven will, deplaziert und ungekonnt. Wenn der Film aber dann mal an Fahrt aufgenommen hat, dann läuft der Laden, weil halt der Nolan immer wieder zwei große Trümpfe in der Hand hat, die essentiell für episches Krawummkino sind:
1. er hat formidable Darsteller. Michael Caine kann selbst die abgenudeltsten Allgemeinplätze noch verkaufen, als enstammten sie einem Königsdrama, Christian Bale ist und bleibt der zweitbeste Batman, Tom Hardy darf als Fleischberg mit - erstaunlicherweise überhaupt nicht lächerlich anmutender - Märchenonkelstimme einmal mehr zeigen, dass man schon deutlich mehr von ihm verdecken müsste, um ihm die Präsenz zu nehmen, Joseph Gordon-Levitt gefällt mir mit jedem Film besser, Marion Cottilard ist eine der bezauberndsten Frauen der Welt, Anne Hathaway macht den letzten Catwoman-Kack mit Halle Berry schnell vergessen, man wünscht sich zum x-ten Mal, Morgan Freeman als Patenonkel zu haben und allein schon die kurze Sequenz am Ende, in welcher Gary Oldman eine eigentlich 08/15-Actionsequenz absolviert, als würde die ganze Last der Welt auf seinen Schultern lasten, zeigt (wie verdammt nochmal immer), dass hier ein Schauspieler am Werk ist, wie sie nur ganz selten gebaut werden.
2., und ich werde nicht müde, es zu betonen: ich kenne KEINEN Blockbuster-Regisseur, der derart vernünftig mit dem Computer umgeht wie Nolan, der ein derart traumwandlerisches Gespür dafür hat, was echt sein muss und was CGI sein darf (häufig, um es dann trotzdem echt zu machen, wie auch die erstaunlich geringe Zahl an Programmierern im Abspann verrät), bei welchem man nie - ja, wirklich nie - den PC spürt, was mich leider immer aus jedem noch so guten Film raushaut (ich scheine da aber auch ein wenig überempfindlich zu sein...). Außerdem: 2D!!! Bilder, die man betrachten, die man auf sich wirken lassen kann!!! Eine Wahnsinnstechnik!!!
Insofern spielt "DTKR" als Actionfilm mal wieder in einer ganz eigenen Liga, wenn auch, und hier beginnen die Wehrmutstropfen zu tröppeln, nicht ein einziges Mal ein WTF-Moment erreicht wird wie derjenige im Vorgängerfilm, als Nolan mal eben in Chicago einen Laster hinten umkippen hat lassen (und man spürtspürtspürt einfach, dass das echt war!). Die Sprengung des Stadions ist nett anzusehen, wurde aber leider im Trailer schon verheizt (was interessanterweise viel mehr ausmacht als bei besagter Laster-Szene, die man auch aus dem Trailer kannte, die aber trotzdem im Kino den Atem stocken ließ). So geht es auch mit allem anderen: dem Vollchaoten Joker, bei welchem man nie wusste, wann er auftaucht und was er dann macht und dem Heath Ledger eine Performance schenkte, die bis zum Äußersten ging, weswegen seine Figur wie ein leiser Zahnschmerz auch immer dann noch präsent war, wenn sie gar nicht im Bild war, steht nun der klobige Bane gegenüber, der alle paar Minuten ein paar Leute zu Brei kloppt, den man als Zuschauer respektiert - was vor allem an Hardys oben erwähntem Spiel liegt - aber im Gegensatz zum Nihilisten-Clown nicht eine Sekunde fürchtet, weil sein Plan, so grausam und massenmörderisch er auch sein mag, eben klar nachvollziehbar ist und man die Dinge die man begreifen, fassen kann, weniger fürchtet als blablabla...
Während "The Dark Knight" gefühlt alle 10 Minuten einen Haken schlug und dem Zuschauer eine Schelle verpasste, die sich gewaschen hatte, außerdem viel düsterer, abgründiger, dabei aber auch schneller und wendiger war, marschiert hier ein ungelenker Handlungskoloss los, der eine ganze Weile braucht, um in Fahrt zu kommen, dann aber natürlich doch wieder eine echte Wucht ist. Ich für meinen Teil habe das Kino gestern trotz aller berechtigten Kritik sehr zufrieden und versöhnt verlassen.

D.C.L.




Wenn du schreibst, der ist schlechter als der Vorgänger, den ich schon kacke fand und wenn ich die Kritikenübersicht auf http://www.film-zeit...T-RISES/Kritik/ so lese (was sich mit Deiner Bezeichnung "ungelenker Handlungskoloss" deckt, komme ich zu dem Schluss dass ich -- Anne Hathaway und Marion Cotilard hin oder her -- am Sonntag lieber in die Vorpremiere von LE PRENOM gehe.

Stimmt es eigentlich dass man jetzt im Kino durchsucht wird?!?
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Witzig ist, das mein Arbeitskollege die Premiere so ähnlich beschrieben hat. Und dann hat er noch gessagt, es wär ne Mischung aus Begins und Dark Knight und ich somit, da ich Begins besser finde als Dark Knight, den dritten doch besser finden wuerde als den zweitem.
Ich bin jedenfalls mal (ein bissi) gespannt.

Ich muss aber noch sagen, das ich die eher realistsiche atmo von Nolans Batman nicht so toll finde, sie dennoch zu schätzen weiß.
Wie zB in der Szene wo der Joker das Hospital sprengt.

Aber wie war das, die Cotillard, wo wo?
;)
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@Ubaldo: Im Kino durchsucht? Nö, das wäre dann auch für mich ein Grund nicht mehr hinzugehen...

D.C.L.
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Puh, ja, stimme zu. Fand die Exposition aber recht gelungen und die mit großer Vorfreude erwarteten Szenen etwas zu schwach. Damit meine ich gerade den ersten Kampf zwischen Bane und Batman, von dem ich mir viel mehr erhofft habe.
Hatte auch irgendwie (noch) mehr von Bane erwartet, aber nicht darstellerisch - Tom Hardy ist eine Wucht - sondern mehr inhaltlich.

Im Endeffekt ein verdammt gutes Actiondrama, das aber den kleinen Schritt am Ende nicht gehen kann und somit mir emotional fremd ist. Da war der Vorgänger stärker.
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