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One Night Stands und wahre Liebe





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FALLING DOWN



FALLING DOWN FALLING DOWN (DVD: Warner, Deutschland)
(OT: Falling Down | Frankreich/Großbritannien/USA 1993 | Regie: Joel Schumacher)

Infos zum Film:
IMDB
OFDB


William Foster (Michael Douglas) ist ein absoluter Durchschnittsamerikaner und möchte eigentlich nur zum Geburtstag seiner kleinen Tochter gelangen. Als er sich in der Hitze von Los Angeles jedoch mitten in einem Stau befindet und der Verkehr sich keinen Schritt weiterbewegt, drehen bei Foster alle Sicherungen durch. Er verlässt seinen Wagen und entschließt sich dazu, seine Tochter - zu der er nach seiner Scheidung eigentlich gar keinen Kontakt haben dürfte - zu Fuß aufzusuchen. Auf seinem Weg dorthin startet Foster einen regelrechten Rachefeldzug gegen alles was ihn nervt und in die Quere zu kommen droht und gerät so ins Visier des kurz vor dem Ruhestand stehenden Polizisten Prendergast (Robert Duvall)...

Für mich persönlich ist Falling Down einer der beeindruckendsten Filme der 90er Jahre und wahrscheinlich der beste Streifen in der Filmographie von Regisseur Joel Schumacher, der ja ein gewisse Vorliebe für Filme mit Selbstjustizbezug hat (die später entstandenen Die Jury und 8MM kommen beim Namen Schumacher sofort in den Sinn).
Falling Down ist in erster Linie ganz großes Schauspielerkino und vereint mit Michael Douglas und Robert Duvall zwei regelrechte Meister ihres Fachs vor der Kamera, die hier auf beeindruckende Art und Weise ihr ganzes Können unter Beweis stellen. Kameramann Andrzej Bartkowiak liefert dazu eindrucksvolle Bilder von Los Angeles, die den Zuschauer die dort herrschende Hitze regelrecht am eigenen Körper spüren lassen und neben den überzeugend agierenden Schauspielern einen großen Anteil daran haben, dass Falling Down ein extrem spannender und atmosphärisch dichter Film geworden ist. Allein die Anfangssequenz im Stau ist einfach nur grandios gefilmt und wirft einen als Zuschauer mitten ins Geschehen. Mit Leichtigkeit kann man sich in die Lage von Douglas' Figur versetzen und zwar ohne dass man diesen als Sympathieträger anerkennen müsste. Das Problem der meisten Vigilantenfilme, nämlich die Tatsache, dass die sich über Recht und Ordnung setzenden Hauptfiguren mit ihrer fragwürdigen Einstellung dem Zuschauer als alleinige Identifikationsfiguren angeboten werden, ist in Falling Down somit praktisch nicht vorhanden und mit dem von Duvall gespielten Cop bekommt man außerdem einen echten Sympathieträger geboten. Die handelnden Charaktere sind hier keine stereotypen Abziehbilder, sondern werden als echte Menschen mit allen Ecken und Kanten gezeichnet. Das verleiht Falling Down eine Glaubwürdigkeit, die ähnlichen Genrefilmen meist vollkommen abgeht.
Schumachers Streifen ist tatsächlich einer der außergewöhnlichsten Selbstjustizfilme die ich je gesehen habe und man kann es kaum glauben, dass der selbe Regisseur ein paar Jahre später erzreaktionären Rotz der Marke 8MM auf die Zuschauer loslassen sollte.

TRAILER:


Joel Schumacher Michael Douglas Robert Duvall Tuesday Weld 1990er Los Angeles



"Falling Down" galt übrigens in den 90en, als er ins Kino kam, als absolutes "NoGo" (nach dem Motto: Diese widerlichen Selbstjustiz-Thriller hatten wir doch schon in den 70ern. Pfui! Pfui!). Ich sah mir die VHS-Kassette tatsächlich nur ein einziges Mal mit schlechtem Gewissen an (Zodi, der Folgsame). Mittlerweile habe ich den Film regelrecht vergessen. Müsste mal feststellen, wie er heute auf mich wirkt. :)
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Mach mal. Von den berühmt-berüchtigten Selbstjustiz-Filmen aus den 70ern und frühen 80ern unterscheidet der sich doch deutlich. :)
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Für mich ist FALLING DOWN das typische Beispiel eines Filmes aus den 1990er Jahren, der sich nicht wirklich traut, sein Thema in letzter Konsequenz zu Ende zu denken. Das an gesellschaftliche Missstände, oder zumindest so empfundene, angelegte Gleichnis gibt jeglichen kritischen Ansatz dadurch auf, dass das Verhalten der Hauptfigur an eine Pathologie gekoppelt wird. Das ist die konservative Lösung, ähnlich das Zerbrechen von Wirklichkeiten einfach nur als Traum oder sonstige Irrung der Hauptfigur zu erklären, wie es in den 1990ern auch sehr beliebt bzw. immer verbreiteter wurde. Über das komplexe Bedürfnis nach Ausgleich, Rache und Vergeltung (eines der schwierigsten Themen in der Sozial-und Rechtspsychologie) welches jeder Mensch kennt, erfahren wir letztlich nichts bzw. brauchen nicht darüber zu reflektieren/meditieren, weil die Hauptfigur ja eh nicht alle Murmeln im Gehirn hat.

Das macht jeder Selbstjustizfilm der 70/80er Jahre besser.
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Goddamn right. Trotzdem habe ich das dringende Bedürfnis, den auch mal wieder zu schauen :)
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:cheers:
Habe ihn vor 5 Jahren oder so zuletzt gesehen und da hat er richtig gut gezündet. So gut wie nie, eigentlich.
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Am besten läuft "Falling Down" wohl rein, wenn man diese ohnehin völlig hilflose und letzten Endes auch unsinnige Kategorisierung als Vigilanten- oder Selbstjustizfilm mal komplett ad acta legt und ihn als Großstadt/L.A.-Panopticon genießt. Da wird er dann nämlich auf einmal richtig toll und wirkt auch weit weniger unbehende als unter o.g. Perspektive.
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Erst mal besten Dank für eure interessanten Ergänzungen. Ist immer wieder schön, wenn man durch solche Kommentare eine weitere Sichtweise aufgezeigt bekommt. :cheers:

Ich mag FALLING DOWN eigentlich genau wegen der von Aussi genannten Schwächen und Inkonsequenz so gerne, weil er dadurch einfach - ich kategorisiere doch noch mal - ein Selbstjustizfilm der ungewöhnlicheren Sorte ist. Klar macht es FALLING DOWN dem Zuschauer "leichter" als ein DEATH WISH, ich finde das zur Abwechslung aber einfach sympathisch und "angenehm".

Ansonsten möchte ich noch kurz anmerken, wie nachhaltig sich FALLING DOWN mit seinen Bildern in meinem Kopf festgesetzt hat. Habe den nun zum ersten Mal seit dem Kinobesuch damals wiedergesehen und hatte sehr viele Einstellungen noch genau so in Erinnerung wie sie dann tatsächlich im Film vorgekommen sind.

Und als Großstadtfilm, da bin ich voll bei Dir, Funxton, ist der natürlich absolut toll. :love:
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"Ist immer wieder schön, wenn man durch solche Kommentare eine weitere Sichtweise aufgezeigt bekommt."

Und ich finde es immer wieder schön, dass Du an so etwas Interesse hast. :cheers:

Zu dem Thema Selbstjustiz als fehlbar und in Verbindung mit einer Pathologie zu setzen fand ich auch immer YOUNG WARRIORS (1983) sehr interessant. Vor allem, weil es doch eher ein B-Movie ist und dadurch die Reflexion noch unerwarteter kommt.
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ich weiß gar nicht, wieso ihr den film als selbstjustizfilm bezeichnet. ist michael douglas irgendwie ungerecht behandelt worden? er will doch einfach nur zu seiner familie, weil seine tochter geburtstag hat oder so was. und ich glaube, er wurde gerade gefeuert und ist deswegen ein bisschen gereizt. wen interessiert denn irgendeine langweilige relexionsebene, wenn man michael douglas sehen kann, der mit einem raketenwerfer in eine straße schießt oder einen asialaden kaputt schlägt, weil auf irgendeiner colabüchse ein falsches preisschild dran klebt.
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Der Außenseiter sagte am 01. Juni 2012, 16:11:

"Ist immer wieder schön, wenn man durch solche Kommentare eine weitere Sichtweise aufgezeigt bekommt."Und ich finde es immer wieder schön, dass Du an so etwas Interesse hast. :cheers:Zu dem Thema Selbstjustiz als fehlbar und in Verbindung mit einer Pathologie zu setzen fand ich auch immer YOUNG WARRIORS (1983) sehr interessant. Vor allem, weil es doch eher ein B-Movie ist und dadurch die Reflexion noch unerwarteter kommt.

Ich freue mich immer, andere Meinungen zu meinen Eindrücken zu bekommen. Man lernt ja nie aus. Vor allem Dich bewundere ich absolut was Deinen messerscharfen und analytischen Blick auf Filme und Dein riesiges Hintergrundwissen angeht. Das geht mir leider immer noch ab (wobei ich meine, mich da in den letzten Jahren auch schon etwas gebessert zu haben). :)

YOUNG WARRIORS kenne ich glaube ich noch von früher aus seeligen Videothekenzeiten. Das Cover in der OFDB kommt mir auf jeden Fall sehr bekannt vor. Kann mich leider nicht mehr wirklich an den Film erinnern. Schade, dass es keine DVD zu geben scheint.
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Tja, also, vielen Dank. Berührt mich jetzt etwas peinlich, aber lieb von Dir. :)

Finde übrigens Deinen Filmgeschmack ganz toll. :cheers:
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Dankeschön. :blush:
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