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"I've seen things you people wouldn't believe..."

Kunkel's Filmtagebuch




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THE GIRL WITH THE DRAGON TATTOO - USA/SWE 2011, David Fincher



Ist ja immer so ne merkwürdige Sache, wenn sich die Amis daran machen, europäische Stoffe für das synchron- und untertitelfaule heimische Publikum nochmal neuaufzulegen und unter dem Strich sicherlich auch schon häufiger in die Hose gegangen als geglückt. Als ich vor (wahrscheinlich etwa) eineinhalb Jahren nach dem Konsum der drei schwedischen Originalverfilmungen von Stieg Larssons sogenannter 'Milleniumtrilogie' davon zum ersten Mal gehört habe, hat das zunächst mal eher zu Kopfschütteln geführt, zumal die schwedischen Filme - vor allem wegen ihrer genialen Hauptdarstellerin Noomi Rapace - schon extrem gut gelungen waren. Den Umstand, dass es David Fincher (Seven, Fight Club) sein sollte, der sich dieses Stoffes annehmen würde, fand ich dann aber schon wieder recht spannend und vielversprechend.

Ist das Ergebnis denn nun gelungen? Sagen wir mal: ja und nein. Gelungen ist Finchers Film einerseits, weil er nicht versucht hat, die Geschichte auf amerikanische Verhältnisse zu trimmen, er hat die Story da gelassen, wo sie hergekommen ist und auch vor Ort gedreht. Und das ist auch sehr stimmungsvoll und atmosphärisch dicht gelungen. Das höhere handwerkliche Niveau, die Kamera, der Schnitt, teils auch die Musik (Trent Reznor) kontrastieren da die eher etwas biedere Fernsehoptik (die Filme waren da ja auch ursprünglich fürs Fernsehen gedacht) vor allem des zweiten und dritten Teils der schwedischen Verfilmung. Fincher hat zudem inhaltlich auch kaum Kompromisse machen müssen, was für amerikanische Verhältnisse besonders im Hinblick auf die schon bei den schwedischen Filmen sexuell sehr expliziten Sequenzen erstaunlich ist. Man hört auch (ich hab die Bücher selbst leider nicht gelesen), dass der US-Film in einigen Details und auch im Aufbau der Geschichte etwas näher an der Buchvorlage dran sein soll.

Das Problem ist aber: all diese Vorzüge und positiven Seiten des Films sind immer noch kein wirklicher Grund dafür, dass man ihn unbedingt sehen müsste, wenn man die schwedische Adaption schon kennt. Der Film gewinnt der Geschichte an sich einfach nichts wesentlich neues ab und ist nur in ein paar Nebendisziplinen klar besser. Eher schwach fand ich auch die amerikanische 'Lisbeth', Rooney Mara. Das ist zwar für sich gesehen immer noch eine respektable Leistung, die Tiefe und die fast schon verstörende Glaubwürdigkeit von Noomi Rapace' Darstellung erreicht Mara aber bei weitem nicht. Da bleibt so manches einfach nur 'Behauptung' und stylishe Maskerade.

Der Film ist leider wirklich nur das, was Jochen Werner von schnitt.de als reinen "Gebrauchsfilm" für den amerikanischen Markt bezeichnet, eine rezeptfreie Krücke für den amerikanischen Durchschnittskinogänger. Und damit leider alles in allem doch eher egal.

--> 7 von 10 Golfschlägern :otto:

--> Trailer

David Fincher Verblendung Stieg Larsson



Ich stimme ja zu, was die Stärken und Schwächen angeht, stehe dem Film aber mit weniger Milde und Gnade gegenüber als Du es mit Deinem Text tust..
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Wobei ich mich nach deinem 'übellaunigen' Verriß natürlich frage, warum Du dir den Film überhaupt angesehen hast, sollte Dir doch halbwegs klar gewesen sein, was da auf dich zu kommt, oder...?

Die Geschichte fand ich aber nu so kompliziert auch wieder nicht, als dass man da nicht hätte durchsteigen können. Hab jetzt beim Remake allerdings auf Plausibilität nicht so geachtet, da ich das ja schon noch halbwegs aus dem Original kannte. 'wie zum ersten Mal' hab ich den Film damit eben nicht mehr so ganz gesehen.

Warum hast Du dir den schwedischen ersten Teil nicht angesehen, wenn du die weiteren Teile gesehen hast? Fandest Du die genau so panne?
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Ich habe den angesehen, weil ich Fincher für einen weit überdurchschnittlichen Filmemacher halte, der neuerdings vielleicht nicht mehr so geil auf die Kacke haut wie früher, aber mit "Social Network" jüngst einen tollen Film gemacht hat, der mich den unsäglichen "Tedious Case of Benjamin Button" fast vergessen ließ.

"Kompliziert" ist relativ. Ich schalte mein Hirn generell auf Durchzug, wenn ein Film mir verbal zu viel erklären will. Das mag ich gar nicht. Fincher beweist in diesem Film wieder mal Können und Stilsicherheit. Aber warum er so eifrig das auf Leinwand kopieren will, was nur in Schriftform funktioniert, weiß ich nicht. Da hätte ich doch mehr erwartet. Man muss die Romanvorlage nicht gelesen haben, um zu merken dass der Film viel zu sehr an ihr klebt bzw. sie nicht so recht in Filmsprache übersetzen kann. "Wer mit wem und warum" will ich nicht erklärt bekommen, sondern es erleben; darin scheitert der Film und verschwurbelt sich m. E. fürchterlich.

Dass ich nur den zweiten und dritten Teil der schwedischen Trilogie gesehen habe, war rein zeitlichen Umständen geschuldet (der Hype nach dem ersten Teil war groß, also habe ich den zweiten im Kino gesehen, irgenwann dann den dritten Teil gesehen).
Natürlich hätte ich mir danach noch den ersten Teil nachträglich ansehen können, aber irgendwie sah ich keinen Sinn darin, hatte keine Motivation dazu, weil: Genug war mir halt irgendwann genug.


P.S.:

Dass ich den zweiten Teil der schwedischen Trilogie interessant und spannend fand, lag auch daran dass ich den ersten Teil nicht kannte und der zweite Teil deshalb für mich sowohl herausfordernd als auch mysteriös war :D
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ja, also mir ist das mit der verschwurbelung nicht so negativ aufgestossen, aber grundlegend kann ich das nachvollziehen.

hab mir erlaubt, deinen eintrag an einer stelle ein wenig zu überarbeiten, ist glaub ich in deinem eigenen interesse 'besser' so :gorleben:;)
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Ach Gottchen, ja nun, jeder hier weiß dass ich das ab und an mache, und ich weiß wie man sich im Internetz vor Verfolgung schützt. ;) In meinem Interesse war die Editierung also nicht unbedingt, aber Danke dass Du Dir Gedanken über mich machst. :cheers: Und es ist ja auch egal, ob es in meinem letzten Posting hier zu lesen ist oder nicht; von daher: no harm done, lan :)
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:immo:
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:kotz:
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warum kotzt du ihn jetzt an?
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Da ist man nur um das Wohlergehen seiner Mitmenschen besorgt und so wird's einem gedankt :kramo:
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Dexter Morgan sagte am 30. Mai 2012, 17:43:

warum kotzt du ihn jetzt an?

siehst Du doch: weil er mich direkt zuvor mit seinem Smiley abwertend angekaspert hat, der gemeine Sack. So, und jetzt renn ich zu Mama.
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Also ich muß sagen, dass, nachdem ich die Romane gelesen hatte, mir die schwedischen Verfilmungen von der schauspielerischen Leistung her unglaublich gut gefallen haben.
Manko war für mich ganz klar auch, die TV-mäßige Inszenierung, die mehr in Richtung "Kommissarin Lund" oder "Der Adler" ging. Beides durchaus gute skandinavische Thriller Serien.
Als ich dann hörte das Fincher den ersten Teil für den internationalen Markt verfilmen soll, fand ich ihn geradezu prädestiniert und es ist ja auch ein optisch und soundmäßig durchaus gelungener Film.
Allerdings hätt ich nicht gedacht, dass ich im nachhinein sagen muss, das mir das schwedische Original dann doch besser gefällt.
Der Fincher ist viel zu glatt. Das Spektakel àla svenska ist wesentlich schroffer und wie ich finde auch düsterer und brutaler, was dem Stoff auch besser steht. Dazu kommt noch, die Charakterzeichnung sowie Storyline, die Beziehung zwischen Lisbeth und Mikael in einem und die Verflechtung der Geschichte um Henrik Vanger im anderen.

Achja und ich bin anscheinend nicht der einzige dem das Spiel von Rooney Mara zu schwach und wie ich auch finde zu aufgesetzt war.

Noomi Rapace dagegen ist ne Napalmbombe ! Für mich eine der Ultraleistungen der letzten Jahre !
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Short Cut, lan, dann schau Dir noch BABYCALL an. Da spielt Noomi ebenfalls allesüberragend. :bart:
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have it on my list :)

Hab bisher sonst nur "Svinalängorna" mit ihr gesehen, den ich auch ziemlich gelungen fand und auch fast ausschließlich von ihr getragen wird.
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Ubaldo Terzani sagte am 30. Mai 2012, 19:35:

siehst Du doch: weil er mich direkt zuvor mit seinem Smiley abwertend angekaspert hat, der gemeine Sack
nienicht, ich hab dich doch nur aufmunternd angetrötet :o
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Short Cut sagte am 30. Mai 2012, 21:26:

Also ich muß sagen, dass, nachdem ich die Romane gelesen hatte, mir die schwedischen Verfilmungen von der schauspielerischen Leistung her unglaublich gut gefallen haben.Manko war für mich ganz klar auch, die TV-mäßige Inszenierung, die mehr in Richtung "Kommissarin Lund" oder "Der Adler" ging.
wobei ich ja finde, dass der fernsehlook erst mit den teilen zwei und drei und dem wechsel des regisseurs zum tragen kam, der erste film von niels arden oplev sah imo schon noch 'besser' aus.

muss mir persönlich auch noch mal die langfassungen angucken, obwohl ich die kinofassungen schon sehr 'rund' fand.
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Uli Kunkel sagte am 30. Mai 2012, 23:43:

nienicht, ich hab dich doch nur aufmunternd angetrötet :o

Dafür ist dieser Smiley aber nicht da, sondern für was anderes :doc:

Nun gut, ich hab Dich wieder lieb, lan. :kiss:
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Zitat

wobei ich ja finde, dass der fernsehlook erst mit den teilen zwei und drei und dem wechsel des regisseurs zum tragen kam, der erste film von niels arden oplev sah imo schon noch 'besser' aus.
Findest Du ?
Also ich kann da, wenn ich mich recht erinnere, keinen so großen Unterschied ausmachen. Die Langfassungen sind insofern gut, da sie nochmal wirklich inhaltlich absolut alle Lücken stopfen.
Ist aber auch mehr ein Zusatz, denn die fürs Kino bereiteten Fassungen sind, wie Du schon sagtest, absolut rund und schlüssig.
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Short Cut sagte am 31. Mai 2012, 00:24:

Findest Du ?Also ich kann da, wenn ich mich recht erinnere, keinen so großen Unterschied ausmachen. Die Langfassungen sind insofern gut, da sie nochmal wirklich inhaltlich absolut alle Lücken stopfen.Ist aber auch mehr ein Zusatz, denn die fürs Kino bereiteten Fassungen sind, wie Du schon sagtest, absolut rund und schlüssig.

war mein eindruck, werd' ich aber sicher bei ansicht der langfassungen noch mal überprüfen können. auffällig war ja auch, dass der erste film der einzige der drei war, der im scope format vorgeführt wurd, wobei das alleine natürlich nicht den unterschied macht.
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Ubaldo Terzani sagte am 31. Mai 2012, 00:10:

Dafür ist dieser Smiley aber nicht da, sondern für was anderes :doc:Nun gut, ich hab Dich wieder lieb, lan. :kiss:
dahabbichabbanommaglückgehabt :el_schwitzo: :))
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