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"All is full of Love..."

bekays Filmtagebuch




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As, As, As, As



Ich habe mich auf das schlimmste vorbereitet, nachdem ich die Stimmen zur Komplexität und Kaumverständlichkeit der Handlung von DAME, KÖNIG, AS, SPION vernahm. Jeden Namen einer neuen Figur habe ich während der Kinovorstellung im Kopf ein paar Mal wiederholt und mit dem Gesicht zu verknüpfen versucht. Am Ende war es gar nicht so schlimm und ich meine das Verwirrspiel in seinen Grundzügen entwirrt zu haben. Doch, ich war der Handlung gewachsen! Ehrlich gesagt hat es mir höllisch Spaß gemacht, mich ganz dem multidimensionalen Erzählspiel hinzugeben und die sich kreuzenden Handungsbögen und Zeitebenen zu einem homogenen Ganzen zu verschweißen. Fraglos, der Film ist herausfordernd, aber ein Teil seines ungemeinen Reizes ist es, sich dieser erzählerischen Herausforderung zu stellen und alle Figuren und Ereignisse halbwegs unter einen chronologischen und kausalen Hut zu kriegen. Denn DAME, KÖNIG, AS, SPION ist nun einmal famoses Erzählkino, welches trotz vieler Worte sehr effizient und komprimiert über Bilder kommuniziert. Hat man aber tatsächlich den Faden der Handlung verloren, kann man sich noch ein ganzes Leben lang mit anderen Dingen beschäftigen, darunter:

- das reduzierte und trotzdem äußerst präsente Spiel Gary Oldmans bewundern.
- sich im Netz der visuellen Andeutungen verlieren; in der nächsten Einstellung ist plötzlich wieder alles ganz anders.
- die bedrohlichen Atmosphären, die der Film andauernd durch gekonnte Details evoziert, aufsaugen und pur genießen.
- die bitteren und traurigen Schicksale und die eigentlich einsamen Seelen, die der Film nur ganz leicht, ganz zart im Hintergrund lamentiert, betrauern.
- die fast bewegungslose und starre Inszenierung als erholsamen Modus der Erzählung wiederentdecken.
- usf.

Ich bin hin und weg, falls es noch nicht aufgefallen ist... :love:




Ups! Wie peinlich! Ich dachte doch tatsächlich, hier ginge es um einen Guy Ritchie-Film. Und das ohne Ankholol. :blush:

Vergiss meinen Kommentar einfach!
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Ich habe den Text nicht mit "Gras, Gras, Gras, Gras" überschrieben und bitte darum, mich nicht mit diesem Ritchie-Typen in ein Kino zu setzen.

Das wollte ich noch gestern schreiben, weil ich deinen Kommentar dann doch sehr zynisch fand. :D Den meisterlichen Alfredson mit dem niederträchtigen Ritchie zu vergleichen, sowas Fieses! Du siehst: Bei dir gehe ich immer von boshafter Bewusstheit aus. :kork: Aber dem war ja dann glücklicherweise nicht so.
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Ich muss zugeben, tatsächlich eine Schwäche für Guy Ritchie zu haben. Und als ich dein Lob am frühen Morgen las, freute ich mich tatsächlich über eine verwandte Seele. Dabei stosse ich überall auf begeisterte Kommentare zu "Dame, König, As, Spion". Eines Tages werde ich beweisen, dass "Guilty Pleasures" für mich nicht existieren - und "Keinohrhasen" besprechen. ;)
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Ich habe mich aktiv gar nicht mit Ritchies Gaunerkomödien beschäftigt, nimm mein Gebrabbel darüber also besser nicht zur Kenntnis... ich habe hier irgendwo eine Snatch DVD von einem vergangenen Forenwichteln rumliegen. Soll ich die dir zu Liebe mal einlegen?

Im Großen und Ganzen finde ich das Konzept des guilty pleasures auch ziemlich fad und obendrein scheinheilig.

Vielleicht aber ist ja DAME, KÖNIG, AS, SPION auch ein solches, denn ich habe grade auf der IMDb das Diskussionsthema "Worst movie ever. PERIOD" gefunden...
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Ernst gemeinte Frage:

Wenn man der handlung und dem figurenwirrwarr aufmerksam folgt und es versteht, gewinnt man dann irgendwelche bereichernden erkenntnisse, oder kann man sich als zuschauer einfach nur selbst auf die schulter klopfen, weil man es kapiert hat?
oder anders gefragt: dient die komplexität der handlung einem höheren ziel oder nur dem selbstzweck?

ich weiß übrigend nicht ob ich den film sehen will. "girl with a dragon tattoo" ging mir schon auf den zeiger mit zig figuren und verflechtungen, die mich nicht interessierten, weshalb ich schnell unaufmerksam wurde
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ich fand das ja gar nicht so kompliziert, klar, mit den Figuren am Anfang, aber die Handlung war dann ja doch relativ straight
http://www.filmforen...-as-spion-2011/
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@Ubaldo: Also meine persönliche Einstellung ist ja, dass jedes eher erzählerisch geprägte Werk auch selbstzweckhaft auf seine Konstruktion verweist und die Zerstückelung seiner kausalen Chronologie in eine erzählte und perspektivierte Reihenfolge, welches den Blick auf das Ganze stets vernebelt, ist für mich ein bewunderswerter Wert an sich. Das gilt für das Genre des Spionage- und Kriminalfilms natürlich besonders und ist dort ein stilprägendes Merkmal. Nun habe ich aber ja in meinem Text bereits angedeutet, dass der Film diese Erzählkonstruktion keinesfalls nur um seiner selbst Willen aufspannt - nein, sie ist ganz eng mit einer fast monotonen Paranoia und Spannung verbunden, die die Atmo des kompletten Films bestimmt. Es gibt Momente, in denen meint man, jeder könnte der gesuchte Maulwurf sein - vielleicht sind es alle gleichzeitig oder es gibt gar keinen. Ich glaube schon, dass diese Stimmungen, die vielleicht den Kalten Krieg und Geheimdienstarbeit im Allgemeinen geprägt haben, im Mittelpunkt stehen. Insofern hat KarlAbundzu in seinem Text schon recht, wenn er sagt, wer am Ende letztendlich ertappt wird, ist in gewisser Weise zweitrangig. Aber der Film funktioniert m.E. auch bestens als ein solcher, wo dies erstrangig ist und man sich ganz den diffizilen Erzählsträngen hingeben kann. Er ist eben das, was ein richtig guter Film ist: Multifunktional verstehbar.

@KarlAbundzu: Der Film ist erzählerisch m.E. für normale Sehgewohnheiten auf jeden Fall eine Herausforderung und so straight empfand ich jedenfalls die Flashbacks und die vielen Figuren nicht. Ich denke zudem, dass die Nicht-Straightness hier durchaus Methode ist, wie ich eben schrieb.
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Danke. Die Antwort hilft mir weiter. Ich stimme zu dass es manchmal entscheidend ist, wie etwas erzählt wird. Besonders in Krimis und Spionagefilmen muss vielleicht auch vernebelt werden und mit dem Vorenthalten von Informationen (dem Zuschauer gegenüber gearbeitet werden.
Aber: Meiner Erfahrung nach geht es mir in Krimis und so meistens am Arsch vorbei, wer der Mörder ist (deshalb gucke ich kaum Krimis, weil ich diesen Ratespielchen nichts abgewinnen kann).

Was Du über die paranoide Stimmung des Kalten Kriegs schreibst, lässt mich dann wieder hellhörig werden. In dem Fall hätte die komplizierte Erzählung ja einen höheren Zweck -- nämlich ein Stimmungsbild des Kalten Krieges zu zeichnen bzw. eine Atmosphäre der Unsicherheit und Paranoia zu kreieren.

Ich denke, ich werde den Film doch noch sehen. :)
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@ubaldo ich finde ja, dass genau diese paranoide, düstere "kalte krieg"-stimmung mehr im Vordergrund steht, als die eigentliche krimihandlung. Hinweise darauf sind nicht nur die eventuelle Namensverwirrung im ersten Teil des Films, sondern die fast wie beiläufig erzählte Auflösung, die ja sonst wie ein Höhepunkt inszeniert worden wär. Also: Geh rein! ;-)
@bekay mit den Namen seh ich es ja genauso, aber da die Rückblenden immer deutlich als solche zu erkennen sind, empfand ich das als nicht so kompliziert. aber da der allgemeine mainstream-trend ja immer mehr zu einer glatten Erzählweise tendiert, hast du vielleicht recht.
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bekay

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