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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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HIGH NOON (Fred Zinnemann/USA 1952)



"I've got to, that's the whole thing."

High Noon (12 Uhr Mittags) ~ USA 1952
Directed By: Fred Zinnemann

Marshal Will Kane (Gary Cooper) hat soeben seine bezaubernde Braut, die Quäkerin Amy (Grace Kelly) geehelicht, da erreicht ihn die Nachricht, dass sein alter Erzfeind Frank Miller (Ian MacDonald) aus dem Gefängnis entlassen wurde und sich im Mittagszug nach Hadleyville befindet. Kane hatte den gewissenlosen Miller einst dingfest gemacht und seine Bande zerschlagen. Um Punkt 12 wird der Zug einfahren, in 80 Minuten. Jedermann rät Will, mit seiner Frau das Weite zu suchen, doch für den Gerechtigkeitsfanatiker Kane kommt Flucht bloß purer Feigheit gleich und damit nicht in Frage. Andererseits findet er unter den Einwohnern der Stadt jedoch auch keinerlei Unterstützung; alle sind zu ängstlich oder haben andere, fadenscheinige Gründe, ihn im Stich zu lassen. Darüberhinaus gefällt der pazifistischen Amy Wills Verhalten überhaupt nicht. Schließlich steht Kane alleine gegen Miller, seinen Bruder (Sheb Wooley) und zwei weitere Ganoven (Lee Van Cleef, Robert Wilke).

"High Noon" ist ja irgendwann zu einem Meta- und Schulfilm geworden, der wohl nicht selten fast schon zu Tode analysiert worden wäre wegen seiner Montage, seiner crane shots und Leitmotivik umfassenden Kamerafahrten und blablabla. Joe Hembus konstatierte, Zinnemanns Film halte "zuallererst mal sehr viel von seinen eigenen Qualitäten", was nicht eben sonderlich charmant formuliert ist. Der tregisseur selbst frohlockte in einem von Charlotte Kerr geführten Filminterview, "High Noon" sei im Grunde gar kein Western, er könne sich im Prinzip vor jedem Milieu ereignen und trüge nur der äußeren Simplifikation halber dieses Gewand. Das ist natürlich völliger Mumpitz, ebenso wie die besonders gern von Laien vertretene Aussage, erst dieser Film habe die Psychologie und gesellschaftspolitische Implikationen in den Filmwestern gebracht.
Selbstverständlich ist diese kraftvolle, kernige Geschichte einzig und allein in dieser Form, nämlich als Western, denkbar, angesiedelt in einer staubigen Kleinstadt voller bigotter Kirch- und Saloongänger, in der irgendwo Pferde im Stall stehen, Stetsons und Heftsterne getragen werden und Patronengurts am Haken hängen; kurz: in der Gary Cooper Marshall ist, wenn auch - kein Wunder - nicht mehr lange. Man sollte wirklich auf nichts und niemanden hören betreffs "High Noon", es entginge einem die pure, unverderbbare Magie jenes Films, der mit Sicherheit nicht der beste und tollste Western aller Zeiten ist, aber zusammen mit vielen, vielen anderen trotzdem aufs Siegertreppchen gehört.

10/10

Fred Zinnemann Echtzeit Rache



Schöner Text zu diesem Klassiker, dem ich in vielem zustimmen kann. Der beste Western ist "High Noon" auch nicht (wohl auch nicht der zweit- oder drittbeste, wenn man überhaupt von solchen Platzierungen sprechen kann), aber doch ein Genrehöhepunkt. Mir sagen besonders drei Punkte zu: 1. der Sheriff wirkt müde, ist auch nicht mehr der jüngste, er ist jedenfalls kein strahlender Held
2. die Schlußszene mit dem Sheriffstern
3. die Musik: da gefällt mir auch, wie sich die gesamte Filmmusik aus dem Titelsong entwickelt.
Eine Schwachstelle ist für mich vielleicht Grace Kelly, die Quäkerin im Gewissenskonflikt habe ich ihr nie so ganz abgenommen.
Auf alle Fälle ein toller Film, wenn auch bestimmt nicht "der erste Western für Erwachsene", wie irgend jemand, der vom Genre offenbar keine Ahnung hatte, mal geschrieben hat.
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Funxton

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